Im Durchschnitt 90 Öchslegrad
durch immer wieder die Aufforderung, da und dort
Hand anzulegen. Mittels Laufkatze werden die
Bottiche aus Aluminium von den Fahrzeugen geho-
en. Bevor das Traubengut in die Abbeermaschine
zur Weiterverarbeitung kommt, entnimmt eine Fach-
kraft der Hofkellerei mit einer Metallsonde aus
Chromstahl eine Probe und bestimmt anschliessend
die Öchslegrade: Jeder Winzer erfährt so individuell
seinen eigenen Wert. Der Öchsle-Durchschnittswert
des “Vaduzer Beerli Jahrgang 1992” wird kurze Zeit
später von Kellermeister Gerry Büchel ermittelt. Er
beläuft sich heuer auf 88 und 90 Grad.
Innerhalb von wenigen Stunden ist das Trauben-
gut der Freizeitwinzer angeliefert. Halt, auch Berufs-
winzer sind dabei. Karl Verling und sein Sohn Markus
gehören ebenfalls zur Genossenschaft. Sie steuern
aus ihren Rebbergen einen Anteil von 600 kg bei.
“Ich kann mich nicht erinnern”, sagt ein älterer
Genossenschafter, “je eine so grosse Schlange von
Traktoren, Jeeps und Autos mit Anhängern gleichzei-
üg vor der Hofkellerei gesehen zu haben.” Das ist
auch kein Wunder: Es steht ja auch nur ein Tag zur
Verfügung. Die Zeit ist knapp. Rechtzeitig am frühen
Abend ist die Maische aber in den Tanks. Zufrieden
fachsimpeln die zahlreichen Hobbywinzer bei einem
guten Schluck “9ler Beerli”, wie der “92er” wohl wer-
den wird.53
1993
Für die Vaduzer Weinbauern war auch das heurige
Jahr wiederum ein Glücksfall. Die Witterungsverhält-
nisse in den Sommermonaten und ersten Herbst-
tagen waren optimal, und der Föhn setzte gerade zur
rechten Zeit ein. Dadurch reiften die Trauben in
“Windeseile”. Die Winzer dürfen mit dem heurigen
Ergebnis mehr als zufrieden sein: Auf einer Fläche
von rund 2 bis 3 ha fiel ein Rekordertrag von mehr
als 20’000 kg Blauburgunder-Irauben an. In den
ietzten Tagen sind auch die Öchslegrade geradezu
in die Höhe geschnellt. Die Winzergenossenschaft
hat schon vorher einen Durchschnittswert festgelegt:
wenn der Öchslewert die 80 Grad-Marke erreicht hat,
soll der Termin für die “Wimmelte” fixiert werden.
Vergangene Woche war es soweit. Eigentlich hätte mit
der Wimmelte ja schon am Mittwoch begonnen wer-
den sollen. Doch an diesem Tag regnete es in Strö-
men. “Wir müssen auf besseres Wetter warten” sagte
Kellermeister Gerry Büchel scherzhaft, als der Ter-
min verschoben wurde, “denn schliesslich wollen wir
kein Wasser im Wein!”
Zahltag in bar
Die Winzergenossenschaft Vaduz ist eine reine
Verwertungsgenossenschaft. Alljährlich werden rund
J0 Prozent des Ertrages der fürstlichen Domäne ver-
kauft. Die Mitglieder können dann entweder einen
Rückbehalt anmelden oder später den Beerli günstig
einkaufen. Ansonsten erhalten die Winzer von der
(ürstlichen Domäne eine Entschädigung. Die beträgt
gegenwärtig 6 bis 7 Franken pro Liter und einem
Durchschnittswert von 80 Öchslegrad. Liegt der Wert
aöher, gibt es pro Grad und Liter mehr: umgekehrt
erfolgt ein Abzug. Der Zahltag wird jeweils am
3. Dezember in bar ausgehändigt.
30. Juni 1993
Erinnerungen an den “Suuser-Sunntig”
Die Interessengemeinschaft “Hoi Vadoz” und die
Winzergenossenschaft luden ihre Mitglieder am
Donnerstag, 30. Juni, um 20.00 Uhr in die Hofkellerei
ein. Zweck der gut besuchten Zusammenkunft war
die Vorführung eines Films, der letztes Jahr vom
Umzug gemacht wurde. Die schönen Gespanne und
9 Ospelt, Bernhard: Weinbau: Der Berg hat einen Igel geboren.
In: LVaterland, 8. August 1992, Nr. 176.
Während Stunden herrschte am Donnerstag an der Se a September 1992.00: 210:
- . n z x ‚ Signatur Nr. .
Annahmestelle der fürstlichen Domäne eine hekti- 552 Volkabları, 7. Oktober 1992, Nr. 224.
sche Betriebsamkeit. Rufe, Gelächter und zwischen- 3 LVolksblatt, 14. Oktober 1992, Nr. 230.
Hektische Betriebsamkeit
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