Absolut gesundes Traubengut
Sämtliche massgebenden Weinbaubetriebe in Vaduz
haben letzte Woche ihre Traubenernte eingebracht.
Die 24 Winzer, die in der 1894 gegründeten Winzer-
genossenschaft Vaduz organisiert sind, wimmelten
insgesamt 11’000 kg. Diese Menge stammt von insge-
samt 2 ha Rebfläche. Die Winzergenossenschaft ist
eine reine Verwertungsgenossenschaft. Laut Angaben
von Genossenschaftssekretär Peter Amann werden
alljährlich rund 90 Prozent des Ertrages der fürst-
lichen Hofkellerei verkauft. Die Mitglieder können
dann den Vaduzer Beerli günstig einkaufen.?*
1991
Volksblatt-Serie über den Weinbau
[m Herbst 1991 berichtete das Liechtensteiner Volks-
blatt über den Weinbau in unserem Lande. An dieser
Stelle sei der Bericht über Peter Amann erwähnt.
Jede Rebe muss mit viel Gefühl behandelt werden
“Ich bin begeisterter Winzer aus Tradition, aber auch
grosser Einsatz und enorme Ausdauer sind bei die-
sem Hobby sehr wichtig”, bemerkt Peter Amann, alt-
eingesessener Winzer aus Vaduz. Vor einiger Zeit be
baute Peter Amann noch zirka 550 Klafter Weinberg,
verteilt auf sieben Parzellen. Von diesen Parzellen be-
sitzt Peter Amann deren fünf, die beiden anderen hat
er gepachtet. “Doch jetzt”, sagt der Vaduzer Winzer,
“kann ich altersbedingt nicht mehr die ganze Fläche
zusammen mit meiner Frau Marlies bewirtschaften,
so habe ich mich seit kurzer Zeit auf etwa die Hälfte
der Fläche beschränkt.”
Peter Amanns Weingüter sind der Lage nach rela-
tiv einfach auszumachen. Jede Weinbauparzelle ober-
halb des Roten Hauses wird von ihm oder seiner
Familie bewirtschaftet. Man spricht deshalb von den
“oberen Lagen” des Vaduzer Weingebiets.
Im gesamten hegt und pflegt Peter Amann, der
grossen Wert auf Qualität der Reben und auch des
Weins legt, ungefähr 900 Rebstöcke. Er sagt:
“Früher wendete man den in unseren Gebieten so-
genannten Stangenbau an, heute wurde diese Bewirt-
schaftungsart durch den sogenannten Wädenswiler
Halbhochbau ersetzt. Dieser Halbhochbau bedingt
eine relativ lockere Bepflanzung der Reben, so dass
auf ein Klafter Boden nur etwa 1.5 bis 1.6 Rebstöcke
entfallen.”
Peter Amann, der den Weinbau schon seit gut
40 Jahren betreibt und nebenbei noch Kassier und
Schriftführer der Vaduzer Winzergenossenschaft ist,
pflanzt auf seinem Weingut nur Blauburgunder-
trauben an. Er betreibt mit bestem Willen und nach
voller Überzeugung den Qualitätsbau nach schweize-
rischen Normen. So erwirtschaftet er pro Klafter etwa
drei Kilogramm Trauben. “Alles andere wäre Raub-
bau an den Reben und würde nur Schaden anrichten.
Man muss Qualitätsweine immer mehr fördern, nicht
versuchen, einen Riesenertrag zu erzielen, und damit
den Reben zu schaden.”
Dieses Jahr konnte er “nur” eine schwache Mittel
ernte erreichen, dafür waren gut 86 bis 87 Öchsle-
grade zu messen,
Nach den Prinzipien der Winzergenossenschaft
stellt auch Peter Amann die traditionellen Vaduzer
Weine her, die in der fürstlichen Domäne gekeltert
und abgefüllt werden. Es sind dies der bekannte
Vaduzer Beerli” und der Süssdruck, der auch als
“Kretzer” bekannt ist.
Der Beerliwein wird durch einen typischen Bur-
gunderton ausgezeichnet, der Süssdruck weist eine
spezielle Spritzigkeit auf.
Auf die Prinzipien des Qualitätsweinsbaus zurück-
kommend sagt Peter Amann: “Es ist grundfalsch, mit
irgendwelchen Ertragszahlen zu prahlen; nein, der
Ertrag muss mit den Öchslegraden in Übereinstim-
mung gebracht werden, nur so kann qualitätsbewuss
‘er Weinbau betrieben werden.”
Peter Amann meint, dass Weinbau eine Sache der
Erfahrung ist:
‘Jede Rebe muss mit viel Gefühl behandelt werden,
man muss die Gesetze des Weinbaus mit den Jahren
kennenlernen, nur so kann man den Idealismus auf-
bringen, einen Weinberg nach den Gesetzen der
Qualität zu betreuen. ”5%
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