Zeugnissen zu suchen. Der Umstand, dass in den
Urkunden romanische Flurnamen wie Maree/Marina
und Raditsch im Zusammenhang mit Weinbau belegt
sind, bekräftigt diese Annahme. Hier darf auch der
sagenhafte Weinberg an der Parahalda ob Vaduz Er-
wähnung finden, den die Herren von Schalun nach
einer alten Überlieferung angelegt haben sollen.“
Der Weinbau bildete für die damals kleine Zahl
von Hausstätten in Vaduz sicher eine Haupteinnah-
mequelle. Geistliche und weltliche Grundherren hat-
ten den grössten Teil des Rebgeländes in den besten
Lagen inne. Dorfbewohner als abhängige Winzer be-
wirtschafteten die herrschaftlichen Weingüter. Die
Grundherrschaft und Weinberglehen spielten bei der
Entwicklung der Ortschaft eine bedeutende Rolle.
Winzer im Dienst der Landesherrschaft
Das Brandisische Urbar als Quelle der
Wirtschaftsgeschichte
Eine bedeutende Quelle für die mittelalterliche Wirt-
schafts- und Sozialgeschichte unseres Landes bildet
das Brandisische Urbar. Es hält die obrigkeitlichen
Rechte beim Übergang der Grafschaft Vaduz von den
Freiherren von Brandis an die Grafen von Sulz fest
und verzeichnet die landesherrlichen Güter und Ein-
künfte. Dabei scheint auch der herrschaftliche Torkel
in Vaduz auf. Das Urbar, zwischen 1505 und 1510 ent-
standen, lässt uns die Umrisse älterer wirtschaftlicher
Zustände erkennen. %
Arbeit im herrschaftlichen Bockwingert
Der als Fragment erhaltenen Handschrift beige-
schlossen ist die älteste Weinbauordnung unseres
Landes, Statuten für die Winzer,* welche die herr-
schaftlichen Weingärten in Vaduz und Triesen bear-
veiteten. Der herrschaftliche Weingarten in Vaduz ist
der Bockwingert, verzeichnet mit einem Durchschnitts-
ertrag von 40 Fudern Wein (etwa 33’000 Liter), in
Triesen ist es der St. Wolfgangswingert mit drei Fudern
Ertrag (etwa 2’500 Liter). Der Bockwingert bestand aus
elf Beeten, “in ainem Infang gelegen”. Das vorderste,
dem Dorf zu liegende Beet, war dem jeweiligen
[nhaber der unteren Hofkaplaneipfründe überlassen.
Wenn das Beet vom Landesherrn selbst in Anspruch
genommen wurde, musste dieser dem Hofkaplan “ain
fuder win ungevarlich jn den wingart betten gewach-
sen, Järlich, jm wimmet, under der rinnen jm torggel
antwurten und geben”. Diese Regelung, die auf den
Stiftbrief aus dem Jahr 1395 für die untere Kaplanei
zu St. Florin zurückging, sollte “jn die ewigkait gehal-
ten werden”. Die weiteren zehn Beete waren “zue
buwen” an “Baumänner” vergeben. Als Bauleute sind
ım Urbar verzeichnet: Ulrich Hilti, Wolf und Diez
‚Diethelm) Winzürli, Ulrich Wanger (baut das dritte
und zehnte Beet), Ulrich Brunhart (baut zwei Beete,
das vierte und fünfte), Thys (Mathias) Hilti, Hans
Mörli, Jacob Brendli und Ulrich zur Aich.®
Hinweis für frühen Weinbau in Vaduz gelten. Spätere Belege für
den Familiennamen Weinzierl (Winzürli) u. a. im Brandisischen
Urbar. —- Als Weinbergname 1803: “Ein detto (Weingarten) der
Weinzierler genannt.” (Namenbuch, Ortsnamen historisch)
Namenbuch, Ortsnamen historisch (1737): “. . . ein Weingartten
‘n der Clauss stost . . . berghalb an den Schorschischen Wein-
garten...”
Namenbuch, Ortsnamen historisch (1664): “Ein weingarth
zu Vaduz im dorff, stost zu 3 seiten an St. Florins altars weingar-
‚en ...”
Namenbuch, Ortsnamen historisch (1666): “. . . Pfandt ein wein-
garthen im alten Bach gelegen stost abwert an Pfruendt Win-
garth ...”
Namenbuch, Ortsnamen historisch (1726): “. .. die halbe Maren
an Mesner Weingarten ...”.— Der Mesner war wohl nicht Eigen-
ümer, sondern nur Nutzniesser dieses Weingartens (zugeteiltes
Gut als Entgelt für den Mesnerdienst).
Namenbuch, Ortsnamen historisch (1618): “zwey beth des
Cossmanns Weingarten genant”. — Es handelt sich hier um zwei
Beete des gemäss Sulzisch-Hohenemsischen Urbars in zwölf
Beete eingeteilten Bockwingerts. Cossmann dürfte ein Nutz-
aiesser (Inhaber der Kaplaneipfründe zu St. Florin?) oder ein
„‚angjähriger “Baumann” geheissen haben.
Bilgeri, Feldkirch, Bd. 1, S.157£.; Zeller.
Vgl. Namenbuch, Ortsnamen historisch. - Die Namen Maree,
Marem, Marina und Raditsch, Rätisch kommen im Sulzisch-
Hohenemsischen Urbar verschiedentlich vor, so LUB 1/4, S. 420
ınd 5. 425.
7? Freundliche Mitteilung von Rudolf Rheinberger, Vaduz.
38 LUB 1/4, S.247-317. Büchel (1906), S. 19-67.
9 LUB 1/4, 5. 276-278.
9 LUB I/4, S. 266f. Büchel (1906), S. 44-46. Gemäss Büchel
‘1906), S. 59 entsprach der Lohn pro Beet 4 Gulden 35 Kreuzern.
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