Weinlese
23. Oktober 1926
In Balzers hat bereits vor einigen Tagen ein Teil der
Weinlese stattgefunden. In Vaduz wurden am Mitt-
woch Mostproben mit der Öchslin’schen Mostwaage
gemacht, und zwar mit Trauben aus den verschiede-
nen Vaduzer Lagen. Diese Proben fielen sehr zufrie-
denstellend aus, so dass man heuer wieder mit einer
sehr guten Qualität rechnen kann, die der letztjähri-
gen noch über sein wird. Die Quantität wird aller-
dings ziemlich hinter der letztjährigen zurückblei-
ben 164
27. Oktober 1926
Vom Vaduzer Weinbau
Letzten Freitag wurde in Vaduz mit der allgemeinen
Weinlese begonnen. Ihr Ergebnis bringt hinsichtlich
Menge nicht viel mehr als ein Drittel der letztjährigen
Ernte. Was dagegen die Güte betrifft, so wird der heu-
rige Vaduzer dem letztjährigen ziemlich überlegen
werden, wobei aber betont werden muss, dass auch
der letztjährige eine sehr gute Sorte war. Heuer kann
man, alles in allem gerechnet, mit einem Durch-
schnittszuckergehalt von 88 bis 90 Grad (nach der
Öchslin’schen Mostwaage) rechnen. Die Nachfrage
ist sehr lebhaft und kann leider nicht zur Gänze be-
friedigt werden.
Der Ausfall in der Ernte ist zur Hauptsache dem
schlechten Wetter während der Blütezeit und dem
nassen Vor- und Hochsommer zuzuschreiben. Das
schlechte Wetter verhinderte vielfach eine rasche und
volle Entwicklung der Blüte, so dass viele Beeren un-
befruchtet blieben. Dagegen hat heuer der Heuwurm
und auch der Sauerwurm keinen nennenswerten
Schaden verursacht. Immerhin wurde während der
Flugzeit des Heuwurms beobachtet, dass Schmetter-
linge dieses Schädlings in grösserer Zahl sich im
Pfaffenkäpple”-Strauch aufhielten, weshalb sich
empfehlen würde, diese sonst sehr schönen Sträu-
cher, die allerdings vor gänzlicher Ausrottung ge-
schützt werden sollten, wenigstens in der unmittelba-
ren Nähe von Weinbergen zu entfernen.
Die weisse Rebe hat namentlich in einzelnen
Lagen unter dem echten Mehltau furchtbar gelitten
and zum Teil diese Krankheit auch auf das rote Ge-
wächs übertragen. In einzelnen Lagen waren die
weissen Trauben völlig zerstört. Hier gibt es nichts an-
deres, als die Bekämpfung des echten Mehltaus mit
Schwefel, sei es Schwefel in Pulverform oder flüssig,
schon recht frühzeitig aufzunehmen und nachdrück-
ıich durchzuführen. Es sollte schon 1 bis 2 Mal vor
der Blüte geschwefelt werden, wenn man der Sache
äicher sein will. Die Wirkung des Schwefels gegen ech-
ten Mehltau steht aber unzweifelhaft fest. Der Schrei-
ber hat dies wiederholt beobachtet, wie die starke
Bestäubung der Trauben mit Schwefel die bereits vor-
handene Krankheit zum Stillstande brachte, natür-
ich im Anfangsstadium.165
Weinlese- und Torkelergebnis 1926166
Blaues Gewächs
Torkel Trauben kg Wein Liter Ausbeute
[. Ospelt 3’604 2’526.5 70.1%
B. Risch 1’434 1’032 71.9%
A. Verling 1’610 1’177 73.1%
Geschw. Wachter 1’662 1’132 68.1%
Total 8’310 5’867.5 70.6%
1927
16. März 1927
Weinbergdüngung
Das Resultat der Bodenuntersuchung von Vaduz er-
gab nach Einholung von Fachurteilen die Tatsache,
dass unsere Weinbergböden einer rationellen Dün-
59 LVolksblatt, 17. März 1926, Nr. 28.
60 J Volksblatt, 5. Mai 1926, Nr. 39.
61 LVolksblatt, 8. Mai 1926, Nr. 40; s. auch LVolksblatt, 22. Mai
1926, Nr. 44; 29. Mai 1926, Nr. 46: 14. Juli 1926, Nr. 59; 4. August
(926, Nr. 65.
62 [Volksblatt, 16. Oktober 1926, Nr. 86.
63 [ Volksblatt, 20. Oktober 1926, Nr. 87
5t [Volksblatt, 23. Oktober 1926, Nr. 88.
6 [ Volksblatt, 27. Oktober 1926, Nr. 89.
® GAV. Sienatur Nr. 725.
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