lung der Traube zu hemmen vermag. Dies ist durch-
aus nicht der Fall. Eine bereits erkrankte Traube wird
trotz des Schwefels krank bleiben, denn das Schwefel-
oulver kann nur auf einem gesunden Blatte oder
einer gesunden Traube das Auftreten des Pilzes ver
hindern. Deshalb ist es ganz zwecklos, mit dem
Schwefeln erst dann zu beginnen, wenn einzelne
Organe bereits von der Krankheit befallen sind, was ja
übrigens mit freiem Auge gar nicht wahrnehmbar ist.
Aus diesem Grunde soll insbesondere in solchen
Gegenden, in welchen schon im vorigen Jahre das
Didium*° aufgetreten ist, die erste Bestäubung schon
vor der Blüte des Weinstockes geschehen. Das Bestäu-
ben soll nur bei ruhigem und sonnigem Wetter und
zwar während der Mittagsstunden vorgenommen wer-
den. Bei Tau oder unmittelbar nach einem Regen-
wetter darf nicht geschwefelt werden. Wird durch
seinen nachfolgenden Regen der Schwefelstaub abge-
waschen, so muss die Bestäubung wiederholt werden.
Zur Bestäubung soll nur ausserordentlich fein ge-
mahlener Schwefel, auf keinen Fall die sogenannte
“Schwefelblüte” verwendet werden.
Die “deutsch-schweizerische Versuchsanstalt und
Schule für Obst-, Wein- und Gartenbau” in Wädenswil
beschäftigt sich ebenfalls mit dem echten Mehltau
oder Oidium und empfiehlt die Anwendung des
feinst gemahlenen Schwefels dagegen; sie schreibt
u.a. in ihren “Mitteilungen”: “Der Erfolg des Schwe-
fels hängt auch wesentlich davon ab, dass man vor-
beugend wirkt, d. h., die Reben schwefelt, bevor die
Krankheit sich bemerkbar macht. Wo schon letztes
Jahr das Oidium aufgetreten ist und in den angren-
zenden Rebstücken, sollte schon vor der Blütezeit
zum ersten Mal geschwefelt werden; an andern
Stellen jedenfalls sofort, wenn man das erste Auftre-
ten der Krankheit beobachtet. Gewöhnlich ist nach
vier Wochen ein zweites Schwefeln angezeigt.®1
Weinlese
26. Oktober 1900
Die Weinlese ist in allen Gemeinden Liechtensteins
vollendet, und es ist dort, wo die Reben richtig in
Stand gehalten wurden, ein unerwartet gutes Ergeb-
nis zu verzeichnen. In Vaduz ergaben die Weinpro-
ben einen Zuckergehalt von durchschnittlich 85°. Auf
kommenden Sonntag dürfte es “Suser” geben.??
2. November 1900
Vaduz. Ergebnis der Weinlese
Das Ergebnis der Weinlese hat alle Erwartungen
übertroffen sowohl in Quantum als Qualität. Die
Winzer hatten Mühe, die nötigen Gebinde aufzutrei-
ben, um das köstliche Nass unterzubringen. Täglich
wird Wein ins Ausland abgeführt. Sauser im Sta-
dium.®
1901
3. Mai 1901
Vaduz. Zur Rebenbespritzung
In der letzten Ausschussitzung des landwirtschaft-
lichen Vereins wurde u.a. auch die Rebenbespritzung
besprochen und dabei konstatiert, dass viele Miss-
erfolge auf die mangelhafte Zubereitung der Besprit-
zungsmittel zurückzuführen seien. Der Ausschuss be-
schloss deshalb, noch einmal die empfehlenswerten
Bespritzungsmittel und die Zubereitung derselben
öffentlich mitzuteilen.
Nach den bisherigen Erfahrungen werden emp-
fohlen: Die Kupfersodamischung, die Bordeauzx-
arühe und das Bordeauxpulver.
Zur Herstellung der Kupfersodamischung werden
2 Kilo Kupfervitriol in etwa 10 Liter heissen Wassers
gelöst, indem man das Vitriol in einem leicht durch-
lassenden Säckchen in das Gefäss hineinhängt. Diese
Lösung wird mit 80 Liter kalten Wassers verdünnt.
Dann werden 3 Kilo Soda in 10 Liter lauwarmen
* LVolksblatt, 20. Oktober 1899, Nr. 42.
5 LVolksblatt, 3. November 1899, Nr. 44.
% Gulden; vgl. Ospelt, Alois; Geldeinheiten, S. 27ff. in diesem Buch,
” Kreuzer; vgl. Ospelt, Alois; Geldeinheiten, S. 27ff. in diesem Buch,
3 LVolksblatt, 5. Januar 1900, Nr. 1.
9 LVolksblatt, 16. März 1900, Nr. 11.
© Echter Mehltau.
“7 LVolksblatt, 1. Juni 1900, Nr. 22.
2 LVolksblatt, 26. Oktober 1900, Nr. 43.
3 LVolksblatt, 2. November 1900. Nr. 44
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