Volltext: Der Bodenmarkt in Liechtenstein

Grundbesitz teilen muss. In solchen Situationen stellt die marktmässi- ge Verwertung der Flächen und die anschliessende Aufteilung des Ver- äusserungserlöses häufig die einzig praktikable Möglichkeit dar, die Teilung des Nachlass-vermögens tatsächlich durchzuführen. Dass Auseinandersetzungen um Grundeigentum bisweilen mit ei­ ner für Aussenstehende irrational anmutenden Heftigkeit geführt werden, mag unter anderem damit zu tun haben, dass in manchen Ge­ sellschaften bzw. in manchen Schichten der Sozialstatus des Einzel­ nen eng mit dessen Verfügungsbefugnissen über Grund und Boden korreliert. Mit anderen Worten: Dem Grundeigentum kommt biswei­ len eine Sozialstatus vermittelnde Funktion zu. Geht man nämlich davon aus, dass die gesamtgesellschaftliche Stellung und der Rang innerhalb der örtlichen Gemeinschaft unter anderem von der Ver­ fügungsmacht über Produktionsfaktoren abhängt, wird es durch Flächenerwerb möglich, das soziale Ansehen zu mehren.49 "In einer Gesellschaft, die Privateigentum zulässt, verschafft Eigentum Ach­ tung. Bewegt sich der Bodeneigentümer in Schichten oder Gruppen mit anderen Bodeneigentümern, kann Bodeneigentum einen beson­ deren Wert haben und mehr Achtung und Prestige verschaffen als an­ deres Eigentum. In solchen Gruppen können sich die Mitglieder ge­ genseitig in der Meinung von der besonderen Sicherheit des Boden­ eigentums bestätigen."50 Das Bodeneigentum bringt dann zusätzlich zum Einkommen, das mit ihm erzielt werden kann, weiteren Nutzen für den Eigentümer, der grösser ist als der psychologische Nutzen an­ derer Vermögensarten. Dieser Nutzen ist aber abhängig von der Um­ welt des Eigentümers. Jedenfalls machen solche Konstellationen für Neunachfrager den Immobilienerwerb zu einem besonders prestigeträchtigen Unterfan­ gen und umgekehrt führt in einer solchen Atmosphäre die Veräusse- rung von Grundstücken zu Ansehensschwund und Abstieg. Aus die­ ser sozialen Perspektive resultiert folglich für den Markt höchstwahr­ scheinlich auf der einen Seite ein Aufheizen der Nachfrage und auf der anderen Seite eine Schmälerung der Angebotsbereitschaft, weil die meisten Bodeneigentümer den Spiessrutenlauf eines Imageverlu­ stes zu vermeiden trachten dürften. 49 vgl. Plank und Ziehe: Land- und Agrarsoziologie, 1979, S. 183. 50 Winter: Bodenmarkt und einzelbetriebliches Wachstum, 1982, S. 24f. 84
	        

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