Volltext: Der Bodenmarkt in Liechtenstein

Nichtbesitzenden noch grösser würden, was soziale Spannungen zuneh­ men Hesse. Der Wildwucher der Bautätigkeit würde ausserdem vermut­ lich in der Bevölkerungsentwicklung Spuren hinterlassen, denn es dürfte sich eine Zuwanderungsdynamik einstellen. Wenn nämlich einmal Woh­ nungsüberkapazitäten geschaffen sind, existiert bei den Eigentümern an­ sonsten leer stehender Objekte ein gewisses Interesse, auf die Auslän­ derpolitik dahingehend einzuwirken, dass anhin restriktiv gehandhabte Zuwanderungsbestimmungen gelockert werden, was wiederum zu ver­ mehrten Konflikten führen dürfte. Demographisches Wachstum leistet ferner einer Anonymisierung der Gesellschaft Vorschub, was im übrigen auch ein typisches Kennzeichen der Verstädterung darstellt. Schliesslich würde ein völlig freier, liberaler Bodenmarkt zur Individualisierung und zur ausschliesslichen Verfolgung von Eigeninteressen sowie letztlich zu sozialdarwinistischen Erscheinungen führen. Gleichsam als Gegenbild versteht sich nun das Szenario von der "bo­ denpolitischen Insistenz", das in Übersicht 4 schlagwortartig umrissen ist. Es fusst auf der Unterstellung rigider politischer Eingriffe; diese rei­ chen von einer restriktiven Raumordnung, die womöglich den Grund­ satz der "Freiflächenerhaltung" (Was noch unverbaut ist, muss unbe­ baut bleiben!) praktiziert, über massive Grundverkehrsbeschränkungen und staatliche Marktinterventionen bis zu Massnahmen zur Durchset­ zung von Sozialpflichtigkeiten des Grundeigentums und bis zur ausgie­ bigen Nutzung fiskalischer Instrumente. Unter solchen Bedingungen müsste eine verdichtetere Bebauung und eine intensivere Nutzung der Bauflächen zu erreichen sein, zumal es zum Einfrieren der Freiflächenstruktur käme, was wiederum die Vor­ aussetzungen für die Wahrung einer naturnäheren Umwelt schaffen würde. Es wäre also mit einer Landschaftsschonung zu rechnen, die al­ lerdings von einer Verprovinzialisierung begleitet wäre, weil man sich die eigenen Entwicklungsmöglichkeiten abschnitte. Auf wirtschaftlicher Ebene könnten die staatlichen Regulative eine Stagnation der Bodenpreise bewirken und es käme zu einer Budgetent­ lastung bei Land und Gemeinden, einerseits weil durch verdichtetere Bauweisen die Infrastrukturkosten eher eingebremst werden können und andererseits weil bei der Anwendung fiskalischer Instrumente höhere Steuereinnahmen flössen. Das stramme bodenpolitische Korsett könnte ein Nachlassen der Bautätigkeit und damit ein Schrumpfen des Bausektors induzieren. Andererseits liesse sich wegen der Freiflächener­ 236
	        

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