Volltext: Der Bodenmarkt in Liechtenstein

den auf Korrekturen und Eingriffe in die Bodenallokation und in die Dis­ tribution des Grundeigentums verzichten und sie würden die bestehen­ den bodenordnerischen Bestimmungen gar nicht oder nur sehr lax und schleppend vollziehen. Weiters wird unterstellt, es käme zur Freigabe des Bodenmarktes und zusehends zur Aufweichung der Raumplanung. Aufgrund dieser Annahmen ist hinsichtlich der Weiterentwicklung der Raumstruktur mit einem Wildwucher der Bautätigkeit zu rechnen, weil nach dem gänzlichen Wegfall planerischer Restriktionen wohl jeder dort zu bauen begänne, wo es ihm gerade gefällt. Wenn man überall leicht Häuser errichten kann, wird die Freifläche in erhöhtem Masse verloren gehen, was für den Naturschutz Verluste an Lebensräumen und Artenschwund bedeutet. Für die Menschen bringen die Freiflächenver­ luste eine Beeinträchtigung des Erholungswertes der Landschaft mit sich und es stellt sich eine sukzessive Suburbanisierung bzw. Urbanisie­ rung ein - ein Trend, für den sich das Schlagwort vom "Stadtstaat Liechtenstein" eingebürgert hat. Was die wirtschaftlichen Konsequenzen einer bodenpolitischen Ent­ haltsamkeit anlangt, so könnte eine Deregulierung des Bodenmarktes die Grundstückspreise und die Mieten ansteigen lassen, weil ja dann je­ der ohne Beschränkungen Nachfrage ausüben dürfte. Aus der ausufern­ den Bautätigkeit ergäbe sich quasi zwangsläufig die Notwendigkeit zum Ausbau der Infrastruktur, was mit zusätzlichen Belastungen der öffent­ lichen Haushalte einherginge. Dabei würden die budgetären Hand­ lungsspielräume gar nicht so sehr durch die einmaligen Errichtungsko­ sten als vielmehr durch die laufenden Erhaltungs- und Betriebskosten langfristig eingeengt. Wegen der fehlenden Baurestriktionen stünden dem einschlägigen Gewerbe hohe Umsätze in Aussicht, was mit Blick in die fernere Zukunft den Aufbau von Uberkapazitäten in diesen Sparten nach sich zöge. Hand in Hand mit der Ausdehnung der Bauflächen würde die autarke Ernährungsbasis weiter geschmälert. Das heisst, die ohnedies schon sehr geringe Selbstversorgung in Krisenzeiten würde noch zweifelhafter und die Landwirtschaft würde immer mehr an den Rand gedrängt. Dafür wären für die Industrie und den Dienstleistungs­ sektor zumindest einige Zeit Expansionsmöglichkeiten gegeben und kaum Einschränkungen für ein quantitatives Wachstum zu gewärtigen. Die sich abzeichnende wirtschaftliche Lage fände ihr Gegenstück in der sozialen Situation. Es wären Polarisierungen in der Gesellschaft zu erwarten, weil die Diskrepanzen zwischen Bodeneigentümern und 235
	        

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