Volltext: Der Bodenmarkt in Liechtenstein

4. Politische Rahmenbedingungen für den liechtensteinischen Grundverkehr Obwohl die wirtschaftliche Wertschätzung des Bodens und die zuvor geschilderte, durch beinahe übersteigerte Achtung des Grundeigentums gekennzeichnete und in weiten Kreisen der Bevölkerung verankerte ge­ sellschaftliche Werthaltung, mit der man dem Boden im Fürstentum Liechtenstein begegnet, bislang eine beachtliche Persistenz aufzuweisen scheint, sind die Gepflogenheiten, wie die Leute Grund und Boden be­ handeln, sicher nicht als völlig unveränderbar zu betrachten. Vielmehr entwickelt praktisch jede Gesellschaft hinsichtlich der Art und Weise, wie sie die Aufteilung des Lebensraumes bewerkstelligt, beinahe ständig Gestaltungsaktivitäten. Wenn sie nämlich diesbezüglich schon nicht von sich aus vorausschauend tätig wird, so sieht sie sich zumindest unfrei­ willig getrieben, gilt es doch laufend den mehr oder minder kontinuier­ lichen Änderungen im ökonomischen Umfeld ebenso wie dem unauf­ hörlichen sozialen Wandel entsprechend Rechnung zu tragen, was letzt­ lich zu beinahe permanenten Reformdiskussionen Anlass gibt.39 All diese Adaptations- und Gestaltungsbemühungen lassen sich unter dem Oberbegriff der Bodenpolitik summarisch zusammenfassen. Ihnen ist mindestens eine indirekte Beeinflussung des Immobiliengeschäftes zu­ 39 Richtig augenfällig werden Neugestaltungen implizierende Sachzwänge vor allem bei Betrachtung sich über längere Zeiträume erstreckender, vielschichtig miteinander ver- wobener, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher, globaler Entwicklungsprozesse. Derar­ tige komplexe Umbrüche, welche letztlich auch die Bodenordnung trafen, waren bei­ spielsweise die Umstellung von der Agrar- zur Industriegesellschaft bzw. in weiterer Folge die Umformung zur Dienstleistungsgesellschaft. Schon die Ablösung einer weitgehend auf Autarkie gerichteten, von der Urproduktion dominierten Subsistenzwirtschaft durch eine auf den Markt orientierte, über zahlreiche Aussenbeziehungen international verflochtene und vom sekundären Sektor geprägte Volkswirtschaft verleiht der Bodenfrage neuartige Dimensionen. Denn dermalen er­ scheint die Sicherung sowie die gerechte Verteilung der Ernährungsbasis nicht mehr un­ mittelbar mit der Grundbesitzverteilung verkoppelt; dafür gewinnen Vorkehrungen zur Ausstattung mit Betriebsgelände und mit Verkehrswegen ebenso an Gewicht, wie Mass­ nahmen zur Befriedigung individueller Wohnbedürfnisse, vor allem der ausserhalb der Landwirtschaft Tätigen. Später fordern aber auch die Tertiärisierung und sodann die Herausbildung der Frei­ zeitgesellschaft wiederum zu adäquaten bodenpolitischen Reaktionen heraus, gewinnen doch in diesem Zusammenhang Fremdenverkehrs-, Sport- sowie Erholungsansprüche und damit neue Bodennutzungen respektvie bislang irrelevante Nutzungsüberlagerun­ gen einen anderen Stellenwert. Und schliesslich spricht die zuletzt wahrnehmbare Beto­ nung ökologischer Anliegen dafür, dass die Debatte um die Bodenordnung abermals eine - diesmal umweltpolitisch gefärbte - Belebung erfahren dürfte. 122
	        

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