Volltext: Der Bodenmarkt in Liechtenstein

ist daher im Durchschnitt von einem relativ hohen Qualitätsniveau aus­ zugehen, was global gesehen freilich auch seinen Niederschlag in einer entsprechend gesteigerten Wertigkeit der Grundstücke finden dürfte. Von den ökonomischen Rahmengrössen wirken ferner indirekt wohl noch die in Liechtenstein sehr spezifisch ausgeprägten Beschäftigungs­ verhältnisse auf den Bodenmarkt massgeblich zurück. Aus der - schon mehrfach angesprochenen und in vielerlei Weise in Erscheinung treten­ den Kleinheit des Landes resultiert nämlich eine Limitierung am Ar­ beitsmarkt. Das heisst, die hier tätigen Unternehmen können nicht ohne weiteres von einer ausreichenden Verfügbarkeit geeigneter Arbeitskräfte ausgehen. Denn weder die Zahl noch das Ausbildungsniveau der liech­ tensteinischen Arbeitskräfte vermochte vorerst mit der rasanten Wirt­ schaftsentwicklung Schritt zu halten. Obwohl laut letztverfügbaren Zahlen aus dem Jahre 1992 etwa die Hälfte der Landesbewohner (genau waren es 14.528 Personen) als Erwerbstätige gelten, gibt es hier in Summe 20.037 Beschäftigte, wovon 12.041 (oder rund 60 %) Ausländer sind; in diesen Werten sind somit mehr als 5.500 Einpendler (sogenannte "Grenzgänger") aus der Schweiz und aus Vorarlberg eingeschlossen,29 deren Zahl allerdings in allerletzter Zeit abgenommen hat.30 Die Spär­ lichkeit des Reservoirs an ansässigen Arbeitskräften verleiht dem Lohn­ niveau (inklusive Lohnnebenkosten und Sozialleistungen) Auftrieb. Schliesslich schafft erst ein Einkommensniveau, das über dem in der 29 Der massive Rückgriff auf schweizerische und österreichische Grenzgänger erschien den Regierungen in der jüngsten Vergangenheit gegenüber der Erteilung von Aufent­ haltsbewilligungen - angesichts der "Uberfremdungsängste" innerhalb der Bevölkerung - als kleineres Übel. Allerdings gilt die volkswirtschaftliche Sinnhaftigkeit eines allzu forcierten Grenzgängerwesens als fraglich. So hat das St. Galler Zentrum für Zukunfts­ forschung schon 1982 darauf verwiesen, dass die liechtensteinische Wirtschaft zwar von der Arbeit dieser Einpendler profitiere, weil sie eine erhöhte Produktion von Gütern und Dienstleistungen erlaube, doch würde die daraus entstandene Wertschöpfung (in Form von Einkommen) grösstenteils nicht im Inland, sondern im Ausland ausgegeben. Recht drastisch formulierten die Zukunftsforscher damals den Begriff vom "volkswirt­ schaftlichen Leerlauf" und fügten in einer Anschlussstudie die Frage an, ob der hohe Grenzgängeranteil an der Gesamtzahl der Beschäftigten eine auf Dauer genügend gefe­ stigte Grundlage für eine gedeihliche Weiterentwicklung der liechtensteinischen Volks­ wirtschaft bilden könne oder ob es nicht sinnvoller wäre, den wirtschaftlichen, sozialen und auch politischen Assimilationsprozess im Fürstentum zu beschleunigen. vgl. dazu Meier: Liechtenstein von Schweizern "überfremdet", 1994, S. 35. sowie Kneschaurek und Pallich: Analysen und Perspektiven der Liechtensteinischen Wirtschaft, 1982. und Kneschaurek und Graf: Entwicklungsperspektiven für das Fürstentum, 1982. 30 vgl. Amt für Volkswirtschaft: Statistisches Jahrbuch 1993. 116
	        

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