Volltext: Der Bodenmarkt in Liechtenstein

Abbildung 6 versucht die Hintergründe der Differenzen zu erhellen, indem sie altersklassen- und geschlechtsspezifische Ausländerquoten visualisiert. Während die nicht allzu grossen Unterschiede beim Auslän­ deranteil zwischen Burschen und Mädchen in den untersten Altersklas­ sen wohl eher zufallsbedingt sein dürften, lässt sich das auffälligere Bild von Abweichungen bei mittleren Altersklassen plausibel deuten. Dass der Ausländeranteil bei Frauen der Gruppe der 15- bis 20jährigen - also ziemlich unmittelbar nach Ende einer Sekundarschulbildung - stärker zu- sowie von da an wieder abnimmt, könnte unter Umständen damit erklärt werden, dass weibliche Arbeitskräfte eher für weniger qualifi­ zierte Tätigkeiten geholt werden und daher früher in Liechtenstein Wohnsitz nehmen und offensichtlich auch rascher wieder weg ziehen. Dass dagegen bei Männern der Ausländeranteil zunächst abnimmt, könnte mit bildungsbedingter Landesabwesenheit zu tun haben. Wenn dann erst in der Altersklasse der 30- bis 35jährigen eine deutliche Zu­ nahme des Ausländeranteiles zu verzeichnen ist, dann könnte das mit dem Bedarf der liechtensteinischen Wirtschaft (die ja strukturell von Spezial- und High-Tech-Unternehmen massgeblich geprägt ist) nach höherqualifizierten Fremdarbeitskräften in Verbindung stehen.17 Die Prozentwerte in den hohen Altersklassen entziehen sich schliesslich allein deshalb einer sinnvollen Interpretation, weil es sich um ganz ge­ ringe absolute Zahlen handelt, die hinter den Anteilswerten stecken. Das Bild von der Altersstruktur der liechtensteinischen Bevölkerung weist eine deutlich erkennbare Urnenform, also eine längerfristig schrumpfende Bevölkerung auf. Unter der Voraussetzung, dass keine plötzlichen Wanderungsschübe und auch keine unvorhergesehenen Än­ derungen im generativen Verhalten auftreten, bedeutet dies, dass von den nachrückenden Jahrgängen am Bodenmarkt eher keine zusätzliche Ausweitung des Nachfragedruckes zu erwarten wäre. 17 Höhere Ausländeranteile in leitenden Positionen haben inzwischen in Liechtenstein ge- wissermassen Tradition: "Früher war Liechtenstein ein typisches Auswanderungsland. Es war ein Volk von Bauern, das bis 1862 feudal beherrscht war. Mitte des letzten Jahr­ hunderts siedelte sich dann die Textil- und Keramikindustrie an und bediente sich des billigen Arbeitskräftereservoirs. Der Ausbildungsstand im Land blieb enstsprechend gering. Im Tertiärsektor tätige Fachleute und Intellektuelle wurden entweder in der Schweiz oder in Osterreich angeworben. Auch heute noch ist ein beträchtlicher Teil der Führungsstellen und Spezialistenposten nicht von Einheimischen besetzt." Riederer: Neues Bauen im Fürstentum, 1994, S. 3. 105
	        

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