Volltext: Vor Vätterlischual zum Kindergarta

und Poppa. Am liebsten mochte sie Fohis (Fang- 
spiel), bei dem sie stets flinker war als sämtliche Buben. 
Triesen einen Besuch abstattete. Auch der Text ist ihr 
teilweise haften geblieben: «Kommt der Fürst ins 
Land, nehmt das Fesigewand, eilt zum Vater hin, 
gebt die Früchte ihm.» Ausserdem weiss Maria 
noch, dass man im Kindergarten viel, viel betete so- 
wie mit Blätzboppba und Holztierchen spielte. 
Maria (Jg. 1915) erinnert sich an ein Holzwägili, 
das sie im Kirchhof herumzog, an das Spielen mit 
Puppen, die sie bekleidete und kämmte. Sie meint, 
dass es nur solche Spielsachen gab, die der Väterli- 
schual von Eltern bereits grösserer Kinder geschenkt 
wurden. 
Oskar (Jg. 1929) hat heute den Eindruck, dass man 
in der (Ägilischual, wie der Kindergarten damals 
‘äufig genannt wurde, eher 
streng beaufsichtigt wurde, 
als dass man spielen durfte. 
Man musste beispielsweise 
oft längere Zeit ruhig im 
Bank sitzen und das Reden 
war zeitweise auch nicht er- 
laubt, so dass dann der Über- 
gang zur Schule für ihn 
kaum einen Unterschied be- 
deutete. Man durfte auch 
nicht immer dann auf den 
Abort, wenn man «musste», 
sondern nur dann, wenn es 
die Schwester für richtig 
hielt. Etwas mehr Freiheit 
genoss man im schönen Hof 
‚mit dem grossen Kastanien- 
Daum. Eines weiss er sicher: 
Gerne ist er nicht in die G4- 
gilischual gegangen, aber 
als folgsamer Buab hat er sich gefügt. Dann war da 
noch die Angst vor dem Übertritt in die Schule, weil 
es damals allgemein hiess, man müsse in eine feuri 
ge Kette beissen, wenn man in die Schule eintrete. 
Die Erleichterung war gross, als sich dies als Gerücht 
2erausstellte, sowohl bei Oskar als sicher auch bei 
vielen anderen. Sein Jahrgang besuchte übrigens als 
letzter die alte Värterlischual beim Kirchhof; das 
Haus wurde unmittelbar nachher abgebrochen. 
Egon (Jg. 1915) imponierte 
die «Rechenmaschine», ein 
grosser Rahmenzähler, wo 
die Kugeln mit einem 
Stecken hin- und hergescho- 
ben werden konnten. Das 
Spiel mit bemalten Holzwür 
feln ist ihm ebenfalls im Ge 
dächtnis geblieben. 
Das Philippa-Marili (Jg. 
1922) war auf dem 
Vädchen-Abort, als es auf 
der Buben-Seite jammern 
hörte. Sie ging hin, um 
nachzusehen. Der Boscetto- 
Toni konnte die Hose nicht 
mehr zuknöpfen und Marili 
half ihm dabei, In diesem 
Augenblick wurden sie von 
der Klosterfrau überrascht. Das Marili bekam ganz 
furchtbare Schläge auf den Kopf, mit einem Riesen- 
schlüssel und das Verhör, was die beiden auf dem Ab- 
tritt denn getrieben hätten. wollte kein Ende nehmen. 
Inton Marogg, (Boscetto-Toni). Weil ihm das Phillipa 
Marili einmal half, seine Hose zuzuknöpfen, wurde 
os hart bestraft 
Maria (Jg. 1922) führt heute noch zum Spass den 
Reigen mit vielen Knicksen vor, den sie {ir Vätterli- 
schual einstudierte, um ihn voll Stolz dem Fürst und 
der Fürstin vorzuführen. als das Durchlauchte Paar 
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