Kindergarten errichtet. Einige Jahre später, 1887,
‘olgte Balzers, wo Laut mündlicher Überlieferung der
Kindergarten nicht zuletzt wegen einem Kind eröff-
net werden konnte, welches einmal länger als zwei
Tage vermisst war, ehe es wiedergefunden wurde.
Nach dem glücklichen Ende der Odyssee dieses
Kindes, sollen sich auch die zahlreichen Balznetr
Kindergarten-Gegner nicht mehr gewehrt haben, die
finanziellen Opfer für den Betrieb einer solchen An-
stalt aufzubringen. Der dritte Kindergarten des Lan-
des öffnete seine Tore im Jahre 1894 in Vaduz. Hier
zeht die Gründung auf eine Initiative von 33 Vaduzer
3ürgern zurück, die bei der Gemeinde schriftlich
ım «Errichtung einer Kleinkinderbewahranstalt»
ansuchten. Als vierte Gemeinde folgte schliesslich
Triesen bald nach den Vaduzern im Jahre 1895. Be-
denkt man, dass in Triesen und Vaduz zu dieser Zeit
lie einzigen Fabriken des Landes standen, So er-
staunt es, dass hier die Kindergartengründungen erst
nach Schaan und Balzers erfolgten, wo ja keinerlei
{ndustriebetriebe ansässig waren.
Noch vor der Jahrhundertwende gab es somit Zwar
bereits vier Kindergärten in Liechtenstein, doch diese
5lieben für längere Zeit die einzigen. Erst 1912 konn-
ie in Mauren die erste Anstalt des Unterlandes eröff-
net werden, und es dauerte danach gar bis 1972 ehe
zu guter Letzt auch die Schaanwälder Kinder zu
ihrem Kindergarten kamen.
Eröffnung der Kindergärten
in Liechtenstein
Schaan
Balzers
Vaduz
Triesen
Mauren
Eschen
1881
1887
1894
1895
1912
19233
Ruggell 1952
Nendeln 1953
Triesenberg 1963
Gamprin 1968
Planken 1969
Schellenberg 1970
Schaanwald 1972
Die Betreuung der Kinder in allen Kindergärten des
Landes übernahmen von Anfang an ausschliesslich
Lehrschwestern aus dem Kloster Zams in Tirol. Erst
in den sechziger Jahren wurden die Barmherzigen
Schwestern allmählich durch weltliche Kindergärt-
nerinnen unterstützt und sind mittlerweile praktisch
von diesen ersetzt worden. In Triesen war Schwester
Anna als letzte Zamser Kindergärtnerin bis 1976
tätig.
Entstehung des Triesner
Kindergartens
Die Geschichte des Triesner Kindergartens hängt eng
zusammen mit dem grössten Arbeitgeber Triesens,
der Weberei. Nach dem Tod von Fabrikbesitzer Cas-
par Jenny-Dinner teilten seine Söhne Fritz und Cas-
par im März 1894 der Verwaltung des Armenhauses
schriftlich mit, dass ihr verstorbener Vater zur Stif-
tung einer Kleinkinderschule den Betrag von 2’000.-
Gulden zur Verfügung stelle. Aus dem Brief geht
deutlich hervor, dass die Gemeinde damit ein Start-
kapital erhalten sollte, um eine bleibende Einrich
tung zum Wohle der Kinder zu schaffen. Es wird aber
ebenso ersichtlich, dass auch Firmeninteressen mit-
spielten, denn der Firmenleitung lag daran, dass alle
Arbeiter, ob Triesner oder nicht, ihre Kinder tagsüber
in den Kindergarten schicken konnten und sich so-
mit nicht um sie kümmern mussten.
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