Volltext: Berichtsjahr 2000 (2000)

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Handwerk und Gewerbe / Industrie / im 19. Jahrhundert 
\lois Ospelt 
Vorwort 
Die vorliegende Arbeit umfasst den Zeitraum von den 
-ranzosenkriegen bis zum Ersten Weltkrieg. Die Krie- 
ge im Gefolge der französischen Revolution stürzten 
das Land in tiefste wirtschaftliche Not. Die bereits mor- 
sche politische und wirtschaftliche Ordnung zerbrach 
Anter den ausserordentlichen Belastungen. Ausge- 
ı1end vom Zustand vor den Kriegsjahren sucht die Ab- 
ıandlung die darauffolgenden Umwälzungen in der 
Wirtschaftsordnung und die allmähliche wirtschaftli- 
z:he Gesundung des Landes im 19. Jahrhundert dar- 
zustellen. Mit dem Weltkrieg, der die Früchte einer Ar- 
Jeit von Generationen vernichtete und die alte wirt- 
schaftliche Bindung des Staates an Österreich löste, 
schliesst die Darstellung. 
1. Handwerk und Gewerbe 
a) Allgemeine Entwicklung 
Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein 
2oten sich für Handwerker und Gewerbsleute in Liech- 
tenstein nur sehr beschränkte Verdienstmöglichkei- 
ten. Im Inland waren nur sehr wenig Absatzmöglich- 
<eiten vorhanden, da sich die zum überwiegenden Teil 
n der Landwirtschaft tätige Bevölkerung weitgehend 
selbst versorgte. Die Leute lebten in bescheidensten 
Yerhältnissen und besassen allzu oft nicht einmal die 
SGeldmittel, um die dringendsten Bedürfnisse zu be- 
friedigen. Fand der liechtensteinische Gewerbsmann 
m Inland kaum Abnehmer für seine Produkte oder 
Dienstleistungen, so war ihm auch der Zugang zu den 
ausländischen Märkten bis zum Abschluss des Zoll- 
‚ertrages mit Österreich im Jahre 1852 durch Zoll- und 
Handelsschranken sehr erschwert, wenn nicht gar 
/erunmöglicht. 
Schuppiler gab 1815 folgende Beschreibung des liech- 
'‚ensteinischen Gewerbes: «Manufacturen, oder auf 
auswärtigen Absatz berechnete Gewerbe giebt es im 
Land gar keine. Der Handwerksmann ist nur auf den 
Yerdienst, den er sich im Lande erwirbt, beschränkt, 
Jnd weil dieser äusserst unbedeutend ist, so kann sich 
auch der Gewerbsmann blos mit seinem Handwerke 
nicht durchbringen, muss sich mehr auf den Feldbau 
verlegen und sieht jenes als eine Nebensache an. Dar- 
nn liegt der Grund, dass die hierländigen Profes- 
sionnisten nur bei den oberflächigen nothwendigsten 
<enntnissen stehen bleiben, und sich keineswegs 
durch Wandern, oder Arbeiten in besseren Werkstät- 
'jen zu ordentlichen Meistern qualifiziren. Sie sind im 
sigentlichen Sinne nur Pfuscher, und können nicht 
olos wegen Mangel an Kenntnissen, sondern auch 
Mangel an Arbeit nicht einmal Lehrjungen aufnehmen, 
Die, so ihr Handwerk erlernen wollen, müssen sich bei 
Meistern im Auslande verdingen wozu sie in der be- 
nachbarten Stadt Feldkirch die schönste Gelegenheit 
1aben, sich nach Beendigung ihrer Lehrjahre, und er- 
‘olgter Freysprechung durch Wandern in fremden Län- 
dern vervollkommern, auch dort wenn sie vom Hand- 
werke leben wollen, ihre Versoraung suchen. Zünfte. 
1. Handwerk und Gewerbe 
a) Allgemeine Entwicklung 
>) Gesetzgebung 
°) Die einzelnen Betriebszweige 
Nahrungsgewerbe 
Gastgewerbe und Fremdenverkehr 
Bekleidungs- und Textilgewerbe 
Holzverarbeitungsgewerbe 
Gewerbe der Steine und Erden - Baugewerbe 
Metallgewerbe 
Jandelsgewerbe 
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371 
33 
35 
3R 
30 
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2. Industrie 
a) Allgemeine Entwicklung 
b) Die einzelnen Betriebe 
Erste Ansätze einer Industrialisierung 
Baumwollweberei 
B3aumwollspinnerei 
Stickereiindustrie 
Andere Industriezweige 
Die sozialen Verhältnisse 
Fremdarbeiter 
Kinderarbeit 
Arbeitszeit 
Fabrikordnungen 
Arbeiterwohnungen und andere soziale 
Einrichtungen der Fabriken 
Arbeiterbewegungen 
Gewerbeinspektorat 
/ersicherungen und soziale Gesetzgebung 
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ind Innungen, die nur in Städten, und industriösen Ge- 
Jenden Vortheil gewähren, lassen sich wegen Unbe- 
Jdeutenheit des Landes das in seinem Bezirke nicht 
ainmal ein kleines Städtchen aufweisen kann; —- der 
Armuth der Einwohner; - und dem äusserst be- 
schränkten Absatze der Handwerkserzeugnisse nicht 
ainführen, und so übt jeder das, was er gelernt zu ha- 
en alaubt: ungehindert. In diesem Sinne aiebt es 
n enger Verbindung mit der früheren Landwirtschaft stand der Be- 
uf des Wagners, des Sattlers und des Schmiedes. Das Bild (um 
1935) zeigt drei Schmiede v.I.n.r. Josef Mittelberger (1901-1953), 
Alois Mittelberger (1866-1942) und Geselle Karl! Wohlwend (1914- 
1994) beim Aufziehen eines Radreifens 
Abkürzungen: # = Gulden, kr = Kreuzer. K - Kronen, h = Heller
	        

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