Heimat. Dazu gehören auch jene, die aus von der Sowjetunion okku-
pierten ehemals freien Ländern stammen und die keineswegs dorhin
zurückwollen, solange dort die Sowjets herrschen, selbst, wenn sie dies
nicht mehr erleben sollten. Zumal sie ja befürchten müssen, aufgrund
von Gesetzen, die erst nach ihrem Weggang entstanden sind, verurteilt
zu werden. Interessant ist dieses Thema deshalb, weil die sojetische
Kommission, die nach Liechtenstein kam, zwar von der Schweiz geru-
fen wurde — indirekt —, dies aber von den Sowjets sorgfältig geplant
gewesen war. Denn weil die Schweiz selber Russen — unter anderen —
interniert hatte, deren Ausreise in die UdSSR aber nicht erzwingen woll-
te, wenn sie dies auch sicher als für die Schweiz problemloseste Lösung
ansehen würde, drängte sich eine Lösung auf. Die Sowjets hatten näm-
lich behauptet, die Schweiz behandele die Russen schlecht. Was lag also
für die Schweiz näher, als die Sowjets aufzufordern, dieses zu beweisen
oder sich selber vom Gegenteil zu überzeugen? Eine solche Kommissi-
on kommt nun also auch nach Liechtenstein. Und sie hat, wie dies schon
in der Schweiz geschah, auf diese Weise die beste Gelegenheit, genau
festzustellen, wer da alles noch existiert und wem sie ihr besonderes
Interesse schenken könnte. Und damit der Schweizer Wunsch nach dem
Besuch einer sowjetischen Kommission auch nachdrücklich genug als
wichtig erscheinen möge, hatte Moskau „Gegenmaßnahmen” gegen
Schweizer Bürger in der UdSSR angekündigt, wenn nicht bewiesen
werden könne, daß es den „festgehaltenen”, von der Schweiz angeblich
schlecht behandelten Landsleuten gut gehe. Die Schweiz hätte gemäß
einem beiderseitigen Abkommen mit Liechtenstein die Russen auch
übernehmen können, vertrat aber die Ansicht, daß in diesem Fall Liech-
tenstein durchaus selber damit fertigwerden könne, und diese Meinung
wurde auch vom souveränen Liechtenstein selbst vertreten.
So lädt also nun die liechtensteinische Regierung ebenfalls eine solche
Kommission ein. Diese erscheint Mitte August 1945 und fordert
bekanntlich die zwangsweise Auslieferung aller, die vor dem 20. 2.
1941 in Rußland gewohnt haben. Offensichtlich wendet sie hier bereits
gemachte Erfahrungen bezüglich der Erfolgsaussichten für weiterge-
hende Forderungen an. Die Situation ist sehr gespannt, wie auch schon
JA