Volltext: Die Armee, die es nicht geben durfte

Tschungusen, Usbeken, Kalmücken, Türken, Mordwiner, Baschirken, 
Marijer, Engländer, Schweizer und Polen. 
Die 1. Russische Nationalarmee war zwar infolge kriegerischer Ereig- 
nisse erheblich dezimiert worden, aber ihr hatten sich, besonders, als 
jetzt klar wurde, welches Ziel sie anstrebte, verschiedene andere Men- 
schen angeschlossen, die hofften, das Kriegsende ebenfalls im Schutz 
der Neutralität eines unbeteiligten Staates erleben zu können. Ihnen 
wurde, soweit es als vertretbar angesehen wurde und es möglich war, 
das Verbleiben bei der Truppe gestattet, allerdings war dies mit keinen 
Garantien verbunden. Tatsächlich erhielten sie auch kein Asyl in Liech- 
tenstein, weil sie ebenso wie die anderen an der Grenze sich stauenden 
Personen keinen besonderen Status geltend machen konnten, nach dem 
sie als unmittelbar gefährdet eingestuft werden mussten. Das kleine 
Land konnte nicht zum Auffanglager für Abertausende von Menschen 
werden, dazu fehlte es an Unterkünften und Lebensmitteln. Außerdem 
hätte bis Ende des Krieges ein Öffnen der liechtensteinischen Grenze 
den Einbezug des neutralen Landes ins Kriegsgeschehen bedeutet. Den- 
noch wurden die an der Grenze wartenden Flüchtlinge täglich trotz 
großer Schwierigkeiten durch das soeben gegründete Liechtensteinische 
Rote Kreuz mit Fürstin Gina persönlich an der Spitze, durch die Regie- 
rung und viele Freiwillige, vor allem Pfadfinder, versorgt. Politisch 
hatte sich das Land’ seit Beginn des Dritten Reiches ohnehin schwer 
hüten müssen, diesem einen Anlaß zum Eingreifen zu geben, wie ande- 
re Beispiele mahnend verdeutlichten. Daß es soweit gar nicht erst kam, 
ist nicht nur der Kleinheit Liechtensteins und seiner strategischen 
Bedeutungslosigkeit zu verdanken, sondern auch der engen Partner- 
schaft mit der Schweiz, die ja von Hitler bewußt ausgeklammert wurde 
(spätere Pläne einmal dahingestellt); aber auch einem sehr heiklen, 
diplomatisch jedoch äußerst geschickt geführten Gespräch des Fürsten, 
der zu einem offiziellen Besuch nach Berlin gereist war und dort per- 
sönlich bei Reichskanzler Adolf Hitler vorsprach. Man kann sich vor- 
stellen, wie groß die Befürchtungen im Land waren, daß nun in den letz- 
ten Tagen des Krieges, während sich das Dritte Reich für jedermann 
ersichtlich in Todeskämpfen wand, alles aufs Spiel gesetzt, der Krieg ins 
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