Volltext: Die Armee, die es nicht geben durfte

besser sagen müßte: bekommen haben — denn damals dachte man nicht 
lange nach, man handelte. So kommt es, daß die ganze Sache bislang in 
Liechtenstein kaum besonderer Erwähnung für wert gehalten, höchstens 
mit wenigen Sätzen abgetan wurde. Trotzdem erkannte man, daß die 
damaligen Geschehnisse festgehalten werden mußten, da Zeitzeugen 
noch zur Verfügung standen und die Hauptperson, General Holmston- 
Smyslowsky, ebenso wie sein damaliger Adjutant, ihren Lebensabend in 
Liechtenstein verbrachte. In einem Buch mit begrenztem Raum kann 
natürlich nicht jedes Detail verzeichnet werden, vieles muß daher uner- 
wähnt bleiben, manches muß als bekannt vorausgesetzt werden. Wie 
auch immer: Schellenberg im Fürstentum Liechtenstein ist der einzige 
Ort auf der Welt, wo ein Gedenkstein solcher Begründung zu finden ist. 
Für manche eine 
schmerzlich-unangenehme Erinnerung 
Die Bewohner der damaligen Siegerstaaten wissen in der Regel um das 
düstere Kapitel der Auslieferung von zweieinhalb Millionen antikom- 
munistischer Russen und Kosaken, die nach dem Abkommen von Jalta 
an die Sowjetunion übergeben wurden. Die Trauer darüber kommt auch 
aus der Erkenntnis des Versagens. Und vielleicht war es in den kleinen. 
überschaubareren Verhältnissen Liechtensteins durchaus etwas leichter. 
Widerstand gegen Auslieferungspläne von außen und innen zu formie- 
ren, der Druck allerdings blieb der gleiche: er war nicht nur durch eige- 
ne materielle Not und Enge, sondern auch durch das Bewußtsein gege- 
ben, daß man sich da mit einem mächtigen und siegreichen Land in eine 
äußerst gefährliche Sache einlassen würde, wenn sich der Widerstand 
als allzu hartnäckig und lästig erweisen sollte. Es hätte in der Tat etliche 
Möglichkeiten für Moskau gegeben, dem kleinen Liechtenstein erhebli- 
che Probleme zu schaffen; daß dies nicht geschah, ist unerklärlich und 
6
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.