Volltext: Die Armee, die es nicht geben durfte

vereitelt. Nur in Einzelfällen entstanden unabhängige russische Einhei- 
ten. Auch Himmlers Initiative kam zu spät. So blieben denn die russi- 
schen Generale und ihre Soldaten bis zuletzt Männer ohne Fahne, 
Kämpfer ohne Vaterland, Hiwis der Nazis — Opfer einer Hybris. 
Liechtenstein stand außerhalb dieser Querelen. Doch der Leser muß 
wissen, wie uneinsichtig die deutsche politische Führung war.(...) Wlas- 
sow war ein Patriot, ein Soldat, der nationalrussisch dachte. Das 
bescheinigen ihm sogar seine Feinde. Er liebte sein Vaterland. Himmler, 
der unersättliche Sammler von Macht, wollte sich dieses Wlassows in 
später Stunde bemächtigen. Jahrelang hatte er ihn als Untermenschen 
beschimpft, im Februar 1945 wollte er ihn ausnutzen. Dem russischen 
General blieb gar keine andere Wahl, als in dem auseinanderbrechenden 
Reich mit dem zu verhandeln, der ihm scheinbar die letzte Chance bot. 
Wlassow verbündete sich mit Himmler in würdiger Form, ebenso sou- 
verän wie Holmston-Smyslowsky, der wenige Wochen vor dem Unter- 
gang seine Selbständigkeit vom OKH erzwang.“ 
An einer Grenze, von der in jenen Tagen niemand sprach, die militärisch 
völlig uninteressant war — und das war ja 1945 zentrales Thema —, hat 
sich das in diesem Buch geschilderte Geschehen abgespielt, und zwar 
aller Skepsis zum Trotz so und nicht anders. Dennoch sind die damali- 
gen Ereignisse bis heute beinahe vergessen geblieben ... 
Die Geschichte endete in einer dunklen Nacht bei heftigem Schneetrei- 
ben an einem winzigen Grenzübergang zwischen dem Fürstentum 
Liechtenstein und dem damals zum Deutschen Reich gehörenden Öster- 
reich. Wenn wir uns diesem Geschehen zuwenden, so geschieht dies 
zwar, weil der Schlußstrich der vorausgegangenen Ereignisse so spekta- 
kulär gezogen wurde, angefangen hat alles aber bereits viel früher. 
Gesamthaft betrachtet haben wir damit eine sehr ungewöhnliche und 
faszinierende Episode des an sich an Ungewöhnlichem ja nicht armen 
Zweiten Weltkrieges vor Augen. Das neutrale Liechtenstein hatte sich 
an den Grenzen zu Österreich bzw. Deutschland eingeigelt: Stachel- 
drahtverhaue, Spanische Reiter, entlang der Grenze patrouillierende 
liechtensteinische Hilfspolizisten und Schweizer Grenzwächter sowie
	        

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