Epilog
Bei seinem ersten Besuch in Liechtenstein, der vor der Öffentlichkeit
und Presse geheimgehalten worden war, war der russische Dissident
Alexander Solschenizyn Gast von Fürst Franz Josef II. und besuchte
anschliessend seinen Landsmann Graf Smyslowsky, der als General
Holmston nun in Vaduz lebte. Bei diesem Besuch brachte Solschenizyn
Holmston Familienfotos, vor allem von seinen Eltern, mit. Das waren
Stücke aus Solschenizyns Archiv, das er erstaunlicherweise mitnehmen
konnte, als er die UdSSR verlassen musste. Und weil er in seinem Buch
«August 1914» Grossvater und Vater Smyslowskys als positiv heraus-
ragende Persönlichkeiten im zaristischen Offizierkorps erwähnt hat,
besass er auch dieses Material. Holmston war tief bewegt über diese
Überraschung. Immerhin hatte er ja seinerzeit seine Heimat in einfacher
Soldatenuniform und ohne etwas mitnehmen zu können, verlassen müs-
sen, was nur dank der als österreichische Rotkreuzdelegierte arbeiten-
den Nora Gräfin Kinsky, Mutter der späteren Gattin des Fürsten Franz
Josef II. von Liechtenstein, Fürstin Gina, möglich gelesen war. Beim
Treffen in der Wohnung des Generals war auch der einzige neben ihm
in Liechtenstein lebende Adjutant des Generals, Michail Sochin, anwe-
send. Solschenizyn konnte sich aber sprachlich mit ihm nicht mehr ver-
ständigen, denn Sochin, ein charaktervoller und gewissenhafter Mann,
der in Liechtenstein eine neue Heimat gefunden und eine Familie
gegründet hatte, beherrschte, seit Beginn der Internierung um die
unmöglich gewordene Rückkehr in die Heimat wissend, seine einstige
Muttersprache nicht mehr ausreichend. Das macht zweifellos auch die
grosse Tragik des Krieges deutlich, in dem Menschen dazu gezwungen
werden, sich eine neue Identität zu suchen. Solschenizyn hat dieses
Erlebnis sehr betroffen gemacht. Er konnte es zunächst gar nicht fassen,
die Kenntnis der näheren Umstände nur liess ihn verstehen.
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