Volksrnüsik aus
Liechtenstein
CC
Vorwort
zierens und den Aufgabenbereich der damaligen Musikanten
ergaben. Ein Heft mit Tänzen für Gitarre fand sich in Triesen,
ein Zitherheft in Vaduz und ein Stimmbüchlein der «Streich-
musick» des Maurermeisters Fidel Negele (1884 bis 1937),
Triesen, erhielt ich von dessen Sohn Gabriel, Bis heute brachte
ich rund 200 Tänze, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun-
derts aufgeschrieben wurden, teils jedoch wesentlich älter
sind, zusammen.
Die in der vorliegenden Ausgabe enthaltenen Tänze entstam-
men hauptsächlich dem «Neuhüsler» Tanzbüchlein und den
Handschriften von Florian Kindle. Ich habe unleserliche
Stellen und Lücken nach Stil- und Melodievergleichen ergänzt
and die Tänze nach der Besetzung der ursprünglichen
«Streichmusik» für zwei Violinen, Klarinette und Bass bear-
zeitet. Die Bass-Stimme ist für Fagott oder Cello geschrieben.
Bei Verwendung eines Kontrabasses müsste sie in manchen
Tänzen wesentlich vereinfacht werden. Selbstverständlich sind
meine Bearbeitungen nur als Vorschlag aufzufassen und
können nach der Tradition der Volksmusik geändert und auch
:ür andere Besetzungen verwendet werden.
Für die finanzielle Unterstützung, durch die die Herausgabe
dieses ersten Heftes der geplanten Reihe «Volksmusik aus
Liechtenstein» ermöglicht wurde, danke ich dem Liechtenstei-
nischen Organisationskomitee für das Europäische Jahr der
Musik 1985 in Liechtenstein, den Gemeinden Triesen und
Triesenberg, Herrn Adulf Peter Goop, Vaduz, und der Carl-
Mayer-Stiftung, Triesen. Herzlichen Dank auch der «Tresner
Husmosig» für die Korrekturarbeiten.
Als ich 1964 meine Berufstätigkeit in Liechtenstein aufnahm,
erhielt ich auf meine Fragen nach alten Volksliedern, Volkstän-
zen, Noten und Instrumenten überall die resignierte Antwort:
Das ist alles verloren und vergessen.
Es stellte sich in der Tat heraus, dass keine Musikgruppen die
Wirren des Ersten Weltkrieges und der Zwischenkriegszeit
überlebt hatten. Nur die Musikvereine und Chöre hatten sich
mit Mühe behaupten können. Der kulturblinden Euphorie des
wirtschaftlichen Aufschwunges nach dem Zweiten Weltkrieg
fielen manche schöne Häuser und mit ihnen auch viele Instru-
mente und Notenbüchlein zum Opfer. Nicht weniger zerstö-
rerisch wirkte sich die «EeuÜmpelnnsewalles aus.
Vom Triesenberger Künstler Rudolf Schädler erhielt ich 1966
Kopien eines Klarinettenbüchleins der 1853 in Triesenberg
gegründeten «Neuhüsler-Musik». Im Artikel «Musik in Trie-
senbergs vergangenen Tagen» von Prof, Gustav Schädler, der
am 12. Juni 1932 im Sonderheft des Vorarlberger Tagblattes
aus Anlass des zweiten Liechtensteinischen Verbandsmusik-
festes erschienen war, sowie in der 1953 erschienenen Fest-
schrift «100 Jahre Musik am Triesenberg» von Dekan Engel-
bert Bucher erfuhr ich genau Schilderungen der Entstehung,
Entwicklung, Instrumentierung und Spielpraxis dieser
Gruppe.
In Ahlosen fand ich einige Stimmbüchlein der 1862 gegründe-
:en «Triesner Musikgesellschaft» und die vom Theologiestu-
denten Florian Kindle (1838—1909) in Partitur geschriebenen
Tänze, Kirchenlieder und kleinen Konzertstücke, die viele
wichtige und interessante Aufschlüsse über die Art des Musi-
Triesen. Sammer 1986