SAMSTAG, 31. DEZEMBER 2005
BLATT I INLAND
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Lesermeinungen
Geplanter Landwirtschafts
betrieb auf Gnalp, Triesenberg
In letzter Zeit sind zum geplanten Landwirt
schaftsbetrieb auf Gnalp einige (kritische)
Stellungnahmen in den Landeszeitungen und
im FL-lnfo erschienen. Als direkt betroffener
Landwirt sehe ich mich nun veranlasst, die
Situation einmal aus meiner Sicht darzulegen:
Ich bin gelernter Landwirt und habe im Jah
re 2000 von meinem Vater den Landwirt
schaftsbetrieb in Triesenberg übernommen.
Der Betrieb befindet sich mitten im heute
dicht bebauten Wohngebiet. Wegen der da
durch erschwerten Arbeitsbedingungen und
der Emissionen wird es nicht möglich sein,
den Landwirtschaftsbetrieb auf die Dauer
weiterzuführen. Ich bin daher gezwungen, ei
nen neuen Betriebsstandort ausserhalb des
Wohngebietes zu finden, und habe deshalb das
Gespräch mit der Gemeinde aufgenommen.
Die Gemeinde ist bereit, mir Boden fiir einen
Bauemhof am Rand der Gnalper Ebene im Bau
recht zur Verfugung zu stellen. Der Standort ist
aufgrund der von der Gemeinde nach verschie
denen Kriterien gemachten Untersuchung sehr
geeignet Wenn ich später einmal den Betrieb
aufgebe, wird der Bauernhof an die Gemeinde
übergehen, damit ihn ein anderer Landwirt
weiterführen kann.
Betriebsgrösse und Bewirtschaftungsart: Der
zeit halte ich 35 Grossvieheinheiten und bewirt
schafte 30 Hektaren Boden - vor allem Hangla
gen. Vom Frühjahr bis Herbst ist mein ganzer
Tierbestand auf den Alpen beziehungsweise
dem Maiensäss. Das Vieh wird zu 95 Prozent
aus betriebseigenem Futter gefüttert. Die rest
lichen 5 Prozent des Futtere werden in Form von
Silomais zugekauft (als Ausgleich zum jungen
Silogras). Seit 1995 führe ich den Betrieb nach
den Richtlinien des Biolandbaus, und zwar aus
Überzeugung!
Geplant ist ein Boxenlaufstall für 39 Einhei
ten. Aus Rücksicht auf das Landschaftsbild sol
len sämtliche Einrichtungen wie Futtersilo, Ma
schinen, Geräte etc. im Gebäude untergebracht
werden können, weshalb der Stall eine entspre
chende Grösse haben muss.
Ich weiss, dass das Gebiet Gnalp ebenso wie
Silum, Mascscha usw. ein beliebtes Naherho
lungsgebiet ist. Durch den Bau des Bauernhofes
soll sich dies nicht ändern. Trotz eines Bauern
hofes am Rande von Gnalp wird noch ein gros
ses Gebiet zum Spazieren und Schütteln zur Ver
fügung stehen. Ich beabsichtige, den Erholungs-
suchenden sogar etwas zu bieten. Gross und
Klein soll den Tieren im Auslauf zuschauen und
sich mit einem Getränk und mit Wurst oder Kä
se von meinem Bauemhof stärken können.
Schliesslich möchte ich noch zu bedenken ge
ben, dass in unserem Berggebiet zirka 350 Hek
taren Land zu bewirtschaften sind. Diese Be
wirtschaftung und die damit einhergehende
Landschaftsptlegc, auf welche sonst so viel Wert
gelegt wird, bedingt aber auch, dass es Landwir
te und Bauernhöfe gibt.
Gabriel Beck, Landwirt,
Täscherloch 252, Triesenberg
Kopf der Woche
Ist Friede möglich?
Der l. Januar ist seit langem der Weltfriedeastag.
Eine junge italienische Ärztin sagte vor etwa 30
Jahren: «Solange wir im Mutterleib morden, kann
kein Friede werden.» Wir ASC haben uns 1983
vorgenommen, «Anbeterinnen für den Frieden» zu
sein. Heute ist das noch aktueller Gewalt in der Fa
milie, in der Schule, auf der Strasse, in der Wirt
schaft ... im Krieg sind Symptome, dass unsere
Welt aas den Fugen geraten ist Was ist Friede? Er
hat viele Namen. Die meisten wünschen den
Frieden und fragen sich vielleicht: Was kann ich
dafür tun? Friede ist eine Gabe Gottes, aber Gott
braucht Menschen, die Raum schaffen für sein
Geschenk. «Gib uns Frieden jeden Tag ...», be
tet ein Kirchenlied. Genügt das? Nur wenn es
mich anspornt mit Gott den Boden für den Frie
den zu bereiten. Wie? Johannes Paul II. nannte in
seiner Weltfriedensbotschaft jedes Jahr eine an
dere Voraussetzung: «Versöhnung, Gerechtig
keit, Solidarität, Liebe ...» Das Evangelium for
muliert es in der Bergpredigt die im Ruf zur
Feindesliebe gipfelt. Ganz knapp fasste es Jesus
in der «goldenen Regel» zusammen: «Alles,
was ihr von den anderen erwartet das tut auch
ihr ihnen!» (Mt 7,12). Das heisst: Als Christ
muss ich den 1. Schritt tun! Wer wagt gewinnt!
Ein mit Frieden gesegnetes 2006 wünscht allen
Sr. Alma Pia, ASC,
Kloster St. Elisabeth, Schaan
Der Glücksbringer
Manfred Büchel, Balzers, über seinen Beruf, Fussball und die «Holländer»
SCHAÄft* - Glück kann man
nicht erzwingen, Glück muss
man haben oder aber man be
rührt einen Kaminfeger. Oer
pechschwarz gekleidete Mann
bringt laut Volksmund. Glück.
Ein guter Grund, sich zum Jah
reswechsel mit einem «Kemmi-
fäger» zu treffen.
1 Martin Rlsch
So ein Pech, Manfred Büchel er
scheint in Zivil zu unserem Treffen.
Der gelernte Kaminfeger aus Bal
zers geniesst zurzeit seine Ferien.
Berühren könnte ich ihn trotzdem,
aber ob das auch Glück bringt?
Nun, ich bin schon froh, dass wir
uns überhaupt treffen, denn zum
Jahreswechsel sind die Herren in
Schwarz bekanntlich begehrte
Kontaktpersonen.
«Mich freut es, wenn ich als
Glücksbringer begrüsst werde»,
sagt Büchel. Dadurch sei man will
kommen, was früher rviebt immer
der Fall war. Damals habe man,mit
Kaminfegen vor allem Dreck und
Staub in Verbindung gebracht. Ent
sprechend ungern habe die Dame
des Hauses Einlass gewährt. Heute
achten die Kaminfeger darauf, wie
sie ihren Auftragsort verlassen.
Überhaupt hat sich der Beruf des
Kaminfegers gewandelt. Er ist viel
fältiger geworden. Nicht zuletzt
durch den Wandel der Heiztechnik
beinhaltet der Beruf heute vor allem
auch eine Beratcrfunktion. Jährlich
müssen alle Feuerungen einer Kon
trolle unterzogen werden. Diese
Aufgabe wird Büchel wie allen an
deren Kaminfegern des Landes von
der Gemeinde zugewiesen. Büchel
hat somit das Monopol lur Balzers.
Rund I2(X) Abgasanlagen, wie die
Kamine künftig technisch korrekt
genannt werden, sind mindestens
einmal pro Jahr zu besichtigen.
Kontrollierte Kaminbrände
Wo ein Kamin ist, ist meist auch
Feuer. Ist er als «Insider» bei der
Feuerwehr? «Nein», dazu fehle ihm
schlichtweg die Zeit. Aber er arbei
te ab und zu mit der Feuerwehr zu
sammen, «man kennt sich gut».
Dass es wegen einer Heizung in den
letzten Jahren einmal zu einem
Brand gekommen wäre, daran kann
Büchel sich nicht erinnern. Aber
kontrollierte Kaminbrände, die gibt
es. Vor allem bei Metzgereien, die
noch selber Fleisch räuchern, sei es
von Zeil zu Zeit nötig, die. Rück
stände, den so genannten Glanzruss
Zur Person
Name: Manfred Büchel
Alter: Jahrgang 1961
Zivilst«od: Verheiratet, drei
Kinder
Wohnort: Balzen .
Beruf: Kaminfeger
Hobbys: Kaninchenzucht,
Pussball, Spazieren
Stärken: «Bin nicht leicht aus
der Ruhe zti bringen.»
Schwachen: Manchmal etwas
ZU-
Wunsch für die Zukunft:
Gesundheit und Zufriedenheit
Manfred Büchel: «Nur Jemand, der zufrieden ist, kann auch glücklich werden.»
im Kamin kontrolliert abzubrennen.
Dazu biete er meist einen Feuer
wehrmann als Sicherheit auf.
Neben dem Fegen der Anlagen
muss ein Kaminfeger die Besitzer
informieren, beraten und dabei
auch auf Mängel hinweisen. «Das
ist nicht immer einfach», so Bü
chel. «Polizist» spielen hat so seine
Tücken. Was ihm bei solchen Situ
ationen zugute komme, sei seine
ruhige Art. «Mich bringt eigentlich
fast gar nichts aus der Ruhe», sagt
Büchel.
Wo gefällt es ihm am besten?
Apropos Ruhe, wie erholt sich
der Kaminfeger nach getaner Ar
beit? Sehr gerne geniesse er die Ru
he in der Natur bei einem Spazier
gang in seiner Heimatgemeinde.
Nebenbei gesagt, dort gefällt es ihm
am besten im Land. Dort ist er auf
gewachsen, hat nach einer Schnup
perlehre beim damaligen Kaminfe
ger die Lehre absolviert und nach
einiger Zeit auch dessen Nachfolge
angetreten. Sein Lehrmeister habe
im Alter von Mitte fünfzig noch ein
mal eine Veränderung gesucht und
wurde Messner in Balzers. «Im Mo
ment kann ich mir keinen anderen
Beruf vorstellen», meint Büchel. Er
habe die Berufswahl bis heute nicht
bereut. Und seine drei Kinder? «Die
sind, glaube ich, auch etwas stolz
auf ihren Vater», so Büchel. Jedes
Kind habe jedenfalls schon einmal
einen Vortrag über den Kaminfeger
beruf gehalten. «Der Kaminfeger ist
heutzutage zum Glück nicht mehr
der böse schwarze Mann», lacht
Büchel.
Was heisst hier Mann: Büchel hat
in den letzten Jahren zwei Lehrlin
ge ausgebildet, einer von diesen
war eine Lehrtochter. Sie wird
künftig auch in Balzers tätig sein,
als Aushilfe für Büchel, wie er sagt.
Fussbalier des Jahres,
Juniorencoach und Veteran
Ausgebildet hat Büchel schon
viel mehr als nur zwei Jugendliche.
Heute ist er «Jugend und Sport»-
Coach und somit das Bindeglied,
zwischen «Jugend und Sport
Liechtenstein» uhd der Fussballju
gend des FC Balzers. Bis vor zwei
Jahren war er als Trainer beim FC
Balzers tätig und hat so manchen
jungen Ballkünstler über den Rasen
gejagt, unter anderem auch Mario
Frick, der heute bekanntlich in der
italienischen Serie B bei Ternana
dem Ball nachjagt.
Büchel .spielte selber, lange Jahre
aktiv als Libero beim FC Balzers
und wurde gleich zweimal in Folge
zum «FussbaJJer des Jahres» in
Liechtenstein gewählt (1987/88
und 1988/89). Klar also, dass er in
der Auswahl spielte und auch im
Dress der Nationalmannschaft auf
lief. Einmal auch gegen Malta, wie
er sich mit einem Schmunzeln er
innert. «Damals verloren wir aus
wärts und zuhause je drei zu null.»
Auch gegen die Schweiz setzte es
zu seiner Zeit bei der olympischen
Ausscheidung noch ein «Stengele».
«Ich verfolge den Kurs der Nati im
mer noch und finde es gut, was die
se zurzeit leistet.»
Ein «Holländer-Fan»
Gegen Holländer spielte er zwar
nur zweimal Fassball, dennoch be
schäftigen ihn diese heute immer
noch sehr. «Holländer» nennt sich
die Kaninchenrasse, deren Zucht
Büchel schon seit Jahren betreibt
und überaus fasziniert. Die
schwarzweiss gefleckten Langoh
ren haben es ihm angetan.,Momen
tan überwintert er rund 15 Tiere, die
sich im Frühling auf bis zu 60 Stück
vermehren. In den Wintermonaten,
dann tragen die Kaninchen das
schönste Fell, finden Zücht
wettbewerbe statt, an denen Büchel
teilnimmt. «Auszeichnungen erhält
man nur für Tiere, die in erster Linie
gesund sind», betont Büchel. Was
die spezifischen Fellflecken anbe
langt, brauche es neben langjähriger
Zuchtauswahl auch Glück. Das hat
er offenbar, er durfte schon Medail
len mit nach Hause nehmen.
Was für ihn, den Glücksbringer,
persönlich Glück bedeutet? «Glück
ist, wenn man jeden Morgen ge
sund aufstehen kann. Und ich glau
be, nur jemand, der zufrieden ist.
kann auch glücklich werden.»
ANZI'Kil-
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