Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

DIE WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN FÜR LIECHTENSTEIN MITT WOCH. 21. DEZEMBER 2005 SEITE 9 DIALOG Wie der Arbeitstitel für den 3. Liechtenstein Dialog im kommenden Jahr 
lautet und was man sich erhofft. 
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LIHGA Wann die Lihga im Jahr 2006 stattfinden wird und welche Hö­ hepunkt schon festste­ hen. i o 
FONDSVERBAND Wie sich die Kurse der Mitglieder des Liech­ tensteinischen Anlage­ fondsverbandes präsen­ tieren. 11 
BÖRSE Aktien, Devisen, Obli­ gationen. Wie sich die Kurse an der Börse in Zürich entwickelt ha­ ben. 12 sas IN EWS EU sieht Binnennachfrage gestärkt - Konjunktur zieht an BRÜSSEL - Die Wirtschaft in der Eurozone hat sich nach Einschätzung der EU-Kommis- sion im zweiten Halbjahr 2005 positiv ent­ wickelt. Die Konjunkturerholung gewinnt an • Fahrt. Die Komponenten des Wachstums wa­ ren dabei nach Kommissionsangaben vom Dienstag ausgewogener als zuvor: Die Binnennachfrage habe sich dank verstärkter Investitionen gefestigt, während die Ausfuh­ ren weiterhin eine dynamische Entwicklung zeigten. Die Auswirkungen der gestiegenen Energiepreise auf die .Konsumentenpreise bleiben nach Einschätzung der Brüsseler Be­ hörde noch moderat. Das sei auch auf eine günstige Entwicklung der Arbeitskosten zu­ rückzuführen. Für 2005 erwartet die Kommis­ sion ein 
Wachstum von 1.3 Prozent, das sich 2(X)6 auf 1,9 Prozent beschleunigen dürfte. Die Kommission erwartet zudem für das lau­ fende vierte Quartal 2(X)5 und das erste Quar­ tal 2(X)6 nunmehr ein Plus von jeweils 0,6 Prozent gegenüber den Vorquartalen. (sda) Unternehmen lagern Forschung und Entwicklung vermehrt aus ZÜRICH - Die Schweizer Privatwirtschaft lagert immer häufiger Forschung und Ent­ wicklung (F+E) an andere Unternehmen aus. Die Aufwendungen an Dritte haben sich von 2(XX) bis 2004 mehr als verdoppelt. Auch in der eigenen Firma ist F+E wichtiger gewor­ den. Die Kosten für Forschung und Entwick­ lung im eigenen Unternehmen haben von 7,89 Mrd. auf 9,66 Mrd. Fr. zugenommen, wie eine am Dienstag veröffentlichte Erhe­ bung des Bundesamtes Tür Statistik (BFS) zeigt. Die Steigerung entspricht einem realen Plus von 18 Prozent. (sda) Schweizer Auslandsvermögen stieg 2004 leicht an ZÜRICH - Das Vermögen der Schweiz im Ausland hat 2004 leicht zugenommen. Dazu beigetragen haben die gestiegenen Direktin­ vestitionen von Schweizer Unternehmen und höhere Aktienkurse, die den Bestand der Portfolioinvestitionen anhoben. Mit 531 Mrd. Fr. lag das Netto-Auslandsvermögen der Schweiz nur um 1,1 Prozent über dem Wert von 2003. In Prozent des Bfultöinlandpro- dukts betrug es 119,1 Prozent, wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Dienstag mitteilte. (sda) Teuerstes Katastrophenjahr aller Zeiten für Versicherer ZÜRICH - Für die Versicherungen wird das Jahr 2005 das teuerste Katastrophenjahr aller Zeiten. Der finanzielle Schaden durch Ka­ tastrophen wird vom Rückversicherungskon­ zern Swiss Re auf rund 225 Milliarden Dollar beziffert, schätzungsweise 80 Milliarden Dol­ lar davon waren versichert. Der Trend zu sehr hohen Schäden dürfte anhalten. Gemäss der am Dienstag in Zürich veröffentlichten vor­ läufigen sigma-Katastrophenbilanz starben im laufenden Jahr mehr als 112 000 Men­ schen bei Natur- und so genannten Man- made-Katastrophen. Allein das Erdbeben in Pakistan forderte 87 000 Menschenleben. Mehr als 90 Prozent der weltweiten Katastro­ phenopfer kamen in Asien ums Leben. (AP) 
Kleinstaat muss networken Serie Wirtschaft 2005: Bankplatz Liechtenstein spielt Trümpfe zu leise VADUZ - Wer Kunden gläsern macht und Know-how durch Checklisten ersetzt, schafft Un­ sicherheit. Thomas Piske und Michael Lauber, Präsident und Geschäftsführer des Banken­ verbandes, setzen sich für eine lokal sinnvolle Kontrolle der R- nanzmärkte ein. • Konwlla Pfaltti r Volksblatt: Herr Piske, Sie kom­ men gerade aus Deutschland zu­ rück. Wo steht der Finanzplatz Liechtenstein im Wettbewerb? Thomas Piske: Liechtenstein braucht sich nicht zu verstecken, es muss nur stärker seine Trümpfe spielen: Tradition, Erfahrung im Private Banking, politische Stabi­ lität. Auch Gefühle der Nähe und Vertrautheit spielen eine Rolle. Nicht jeder europäische Kunde ist gewillt, sein Geld im fernen Singa­ pur anzulegen, das übrigens seinen Finanzplatz sehr selbstbewusst und auch aggressiv verkauft. Gleichzeitig darf Liechtenstein seine Botschaften klarer ausspre­ chen: Als Finapzplatz unterstützen wir alle Massnahmen gegen Geld­ wäscherei unu Terrorismusfinan­ zierung. Doch wir halten fest am Schutz der Privatsphäre und damit am Bankkundengeheimnis. Auf meinen Reisen erfahre ich immer wieder, dass Deutsche Gelder ins Ausland verlagern, weil sie als glä­ serne Kunden verunsichert sind. Herr Lauber, Sie haben für den Bankpiatz Liechtenstein ein Netzwerk und ein Frühwarnsys­ tem aufgebaut? Michael Lauber: Networking muss die Menschen dort abholen, wo sie stehen. In den letzten beiden Jahren habe ich erlebt, dass zuerst immer «der Kropf geleert» werden muss gegenüber einem Gesicht, das den Finanzplatz vertritt. Danach aber gestehen viele Deutsche ein, dass auch sie dem Schutz der Pri­ vatsphäre und einem liberalen Wirtschaftsdenken zustimmen. Aber je kleiner ein Lancl ist, umso aktiver muss es mit anderen kom­ munizieren. Erbprinz Alois warnte in der HandelsZeitung vor weiterem Druck der Hochsteuerländer, auf das Bankgeheimnis. Wo zeigt sich Druck? Informationsaustausch wird for­ ciert aus Angst, den Terrorismus nicht global in den Griff zu bekom­ men. So erlaubt ein neues Gesetz in Frankreich, im Kampf gegen Terro­ rismusfinanzierung E-Mails oder Filme von Überwachungskameras zu speichern. Dies ist das strengste Gesetz Europas. Nach den An­ schlägen auf das Londoner U- Bahn-Netz initiierte Grossbritan­ nien für Transaktionen ausserhalb 
Michael Lauber, Thomas Piske: Zu viele Checklisten und Regulierungen schatten das 6espür der Menschen aus. des EU-Raumes einen Austausch von Informationen, die in die Pri­ vatsphäre gehören. Gleichzeitig will die EU einen Finanzbinnen­ markt schaffen, wozu der Informa­ tionsaustausch zu 
Steuerfragen ge­ hört. Die OECD sieht das ähnlich. In all dem wird für mich ein Mega- trend erkennbar: Die internationale Staatenwelt will versuchen; die Globalisierung der Finanzströme zu kontrollieren. Die grösseren Liechtensteiner Banken sind verstärkt in den Boomregionen präsent. Welche Rolle spielt Deutschland für den Finanzplatz Liechtenstein? Thomas Piske: Deutschland spielt immer eine wichtige Rolle, weil es zu den Treibern innerhalb der Europäischen Union gehört, aber auch der grösste Markt in Eu­ ropa ist. Das wissen nicht nur Liechtensteiner, sondern auch Schweizer Banken. Aber es zeich­ net sich auch ein Trend zu den vier grossen Wachstumsmärkten ab, sprich Asien, Lateinamerika, die Golfregion, sowie Zentral- und Osteuropa. Diese Märkte sind wichtig für Wachstum und Diversi­ fikation, um nicht von einem Markt abhängig zu sein. Wie geht es dem Bankplatz Liechtenstein 2005? Die Zeichen stehen gut. Aus Sicht der Kunden ist die Krise von 2001/02 überwunden. Grosse, mitt­ lere und kleinere Banken verzeich­ nen erfreuliche Neugeldzuflüsse. Vieles spricht dafür, dass wir uns wieder zu den attraktiven Finanz­ plätzen der Welt zählen dürfen. 
Wie lange darf sich die liech­ tensteinische Finanzwirtschaft noch auf «natürliche» Standort­ vorteile verlassen? Aufgrund der Globalisierung und Harmonisierung werden sich Fi­ nanzplätze längerfristig keine gra­ vierenden Standortvorteile mehr si­ chern können. Liechtenstein muss seine Hausaufgaben machen: auf Veränderungen schnell reagieren, gute und erfolgversprechende Mo­ delle und Lösungen am Markt so früh wie möglich erkennen und schnell kopieren. Wie berechtigt sind wiederhol­ te Warnungen vor einer regulato­ rischen Lawine? Ein gesundes Mass an Regulie­ rung muss sein. Aber es ist ein Irr­ glaube, dass uns mehr Regulierung mehr Sicherheit vor Kriminalität und Terrorismus bringt. Zu viele Checklisten und Regulierungen scheinen mir sogar gefährlich. Da­ mit 
schalten wir etwas Wichtiges aus: das Gespür, ob eine Transak­ tion plausibel ist oder nicht. Erfah­ rung und Marktkenntnis sind un­ entbehrlich, um Reputationskrisen zu verhindern. Muss da zurückbuchstabiert werden? Michael Lauber: Man muss ver­ wesentlichen. Beispiel Geldwä­ schereibekämpfung: Vor gut zehn Jahren hat man begonnen, Stan­ dards in der globalisierten Finanz­ welt zu setzen. Das führte zu einer Eigendynamik, die in Überregulie­ rung mündet. Der neue Trend muss eine Verwesentlichung sein mit dem Ziel, nicht alle Details, son­dern 
Felder zu regeln und Codes of Conduct lokal zu interpretieren. Herr Piske, was stimmt Sie für 2006 positiv? Thomas Piske: Dass Liechten­ steins Banken mit ihrem Private Banking auch international erfolg­ reich sind. In Asien, in der Golfre­ gion, in Moskau, Deutschland, Südamerika. Diese Entwicklung stärkt den Finanzplatz und bringt neben Diversifikation viel Know- how ins Land. WIRTSCHAFT IM GESPRÄCH Die Finanzmärkte waren 2005 mit schwer ;einschätzbaren Er­ eignissen konfrontiert: der Ge­ fahr einerVogelgrippe-Pande- mie, den Hurrikanen «Katrina» und «jRita», den Terroranschlä­ gen in London, der Entwicklung des Irak-Konfliktes. Trotzdem reagierten die Anleger überra­ schend gelassen. Entsprechend gut verlief das Jahr für den Fi- nahzplatz Liechtenstein. Das Liechtensteiner Volksblatt hat für die Serie «Wirtschaft im Ge­ spräch» zum Jahresende 2005 bei den Meinungsführern der liechtensteinischen Wirtschaft nachgefragt Dienstag, 20. Dezember 2005: Regierungschef Otmar Hasler Wie ein moderner Fi­ nanzplatz vom «EU-Pfess» pro­ fitiert
	        

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