Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

MITTWOCH, 21. DEZEMBER 2005 VOLKS | 
INLAND NACHRICHTEN Brandursache ungeklärt SCHAAN - Die Ursache des Brandfalls am 9. Dezember bei der Firma Bodycote Rhein­ tal Wärmebehandlung AG in Schaan ist noch nicht abschliessend geklärt. Laut Geschäfts­ leitung finden derzeit detaillierte Untersu­ chungen statt. Der Brand war in der Schutz­ gas* Abteilung im Bereich der Luftfilteranlage mit integrierter Wärmerückgewinnung ausge­ brochen, wie die Unternehmung in einer Prcsseaussendung mitteilt. Beim Ereignis sind die aus Vliesmaterial bestehenden Luft­ filtermatten verbrannt. Dabei wurden die Luftfilteranlage der Schutzgas-Abteilung und ein Teil der Räumlichkeiten der Abteilung in Mitleidenschaft gezogen. Der entstandene Schaden wird auf mehrer hunderttausende Franken geschätzt. Personen sind bei dem Ereignis nicht zu Schaden gekommen. Für die Betriebsmitar- beitcr habe laut Mitteilung nie eine Gefahr bestanden. Aktuell wird die zerstörte Luft­ filteranlage durch eine neue Anlage, wiede­ rum mit integrierter Wärmerückgewinnung, und Kooperation. 
Folgen für Liechtenstein? Botschafter Norbert Frick zu den Auswirkungen der WTO-Ministertkonferenz ersetzt. Diese wird als Konsequenz des ; Brandfalls mit einer automatischen Lösch- i anlage ausgerüstet. Die Bodycote-Ge- schäftsleitung bedankt sich in ihrer Presse- j aussendung besonders bei den Feuerwehren j Schaan und Vaduz für ihren raschen und l professionellen Einsatz sowie den Nachbarn im Industriegebiet und den Einwohnern der : Gemeinde Schaan für die rasche Reaktion j (mr) 
GENF - Was bedeutet das Resul­ tat der soeben zu Ende gegan­ genen WTO-Minlsterkonferenz von Hongkong für Liechten­ steins Wirtschaft und Landwirt­ schaft? Das Volksblatt befragte Botschafter Norbert Frick, Stän­ diger Vertreter Liechtensteins bei der WTO in Genf, der bis zur Verabschiedung der Schlusser- klärung der WTO-Minlsterkon­ ferenz in Hongkong war, ges­ tern nach seiner Rückkehr. «Martin Fromim H Volksblatt: Wie beurteilen Sie das Resultat der Hongkonger Konferenz generell? Norbert Frick: Positiv ist ein­ mal, dass die Konferenz nicht ge­ scheitert ist. Lange hat es nämlich danach ausgesehen. Die meisten WTO-Mitglieder sind mit den be­ reits in Genf eingenommenen Posi­ tionen, die dort nicht angenähert werden konnten, in die Verhandlun­ gen gegangen. Einzelne haben diese noch maximiert. Letztlich konnten aber doch einige Fortschritte und ein Minimalkonscns erzielt werden und mit der Verabschiedung des Schlussdokuments haben sich alle WTO-Mitglieder zum Multilatera­ lismus bekannt. Die Basis für wei­ tere Verhandlungen ist intakt. Wie ist das Schlussdokument aus liechtensteinischer Sicht zu beur­ teilen? Für Liechtenstein ist der im Schlussdokument gesteckte Ver- handlungsrahmen positiv zu beur­ teilen. In keinem einzigen 
Verhand- Für Liechtenstein positiv zu beurteilen lungsbereich ist eine im liechten­ steinischen Interesse liegende und von Liechtenstein unterstützte Vcr- handlungsposition herausgefallen. Im Gegenteil konnten einige für uns wichtige Positionen durch de­ ren Verankerung im Schlussdoku­ ment gestärkt werden. Obwohl in den weiteren Verhandlungen noch viele Details geklärt werden müs­ sen, hat sich unsere Ausgangslage jedenfalls nicht verschlechtert. 
Fundierte Analyse dar Auswirkungen der aktuellen WTO-Ministerkonfe- renz: Botschafter Norbert Frick. Konkret: Was bedeutet das Re­ sultat von Hongkong für unsere Wirtschaft und unsere Landwirt­ schaft? Beim Zollabbau für Industriegü­ ter wurde die so genannte «Schwei­ zer Formel» - trotz Widerstand ei­ niger aussereuropäischer Länder - aufgrund welcher höhere Zölle stärker abgebaut werden müssen, als Verhandlungsgrundlagc festge­ schrieben. In der Praxis heisst dies, dass auch die für unsere 
Exportin- Zollabbau für Industriegüter dustrie so wichtigen Schwellenlän- der in den Zollabbau eingebunden werden. Oft erheben diese, letztlich eher nicht zu ihrem eigenen Vorteil, noch sehr hohe Zölle, die gemäss der vorerwähnten Formel substan­ tiell abgebaut werden müssen. Die am wenigsten entwickelten Länder sind davon aber ausgenommen. Dann wollten viele WTO-Mitglie- der die Verhandlungen Uber den Marktzugang für Dienstleistungen wieder aus der Runde kippen. Die­ ser Versuch ist gescheitert. Weiter stand der Dienstleistungssektor aus Zeitgründen aber nicht zur Diskus­ sion. 
Im Agrarsektor wurde die 
Auflassung sämtlicher Exportsub­ ventionen bis 2013 beschlossen. Der Abbau der Agrar-Export- subventionen dürfte die liechten­ steinischen Bauern nicht schmer­ zen, 
aber wie steht es mit dem Zollabbau? Zur ersten Bemerkung: Liechten­ stein richtet effektiv keine Export­ subventionen aus. Trotzdem haben wir zusammen mit der Schweiz de­ ren Abschaffung als wichtige Massnahme zugunsten der Ent­ wicklungsländer ausdrücklich unterstützt. Das Schlüsselproblem ist effektiv der Zollabbau, und dies­ bezüglich gibt es etwas Positives 
zu berichten. Das Schlussdokument akzeptiert das Prinzip der sensiti­ ven Produkte, fiir welches die EU und die G-10-Staaten, denen wir angehören, gekämpft haben. Für Entwicklungsländer bestehen sepa'- rate Sonderbestimmungen. An ei­ nem an die Substanz gehenden Zollabbau wird letztlich wohl kein Weg vorbeiführen. Da nun aber ein gewisser, im Detail noch auszuhan­ delnder Prozentsatz der Produkte als sensitiv eingestuft werden kann, kann der Effekt des Zollabbaus ab­ gefedert werden. Auch für diese Produkte muss der Zoll abgebaut werden, aber weniger. Für den schweizerisch-liechtensteinischen 
Wirtschaftsraum ist für diese Ver­ handlungen die Schweiz zuständig. Die sensitiven Produkte sind aber die gleichen, beispielsweise die Milch. Weiter konnten wir beim Anliegen der Stärkung der geogra­ phischen Herkunftsangaben einen Erfolg buchen. Was meinen Sie mit geographi­ schen Herkunftsangaben? Die EU, die Schweiz und andere, darunter auch Entwicklungsländer, kämpfen um die Möglichkeit, Pro­ dukte mit geographischen Her­ kunftsangaben zu schützen. Liech­ tenstein unterstützt diese Bemühun­ gen, die wir als interessante flankie­ rende Massnahme für unsere Land­ wirtschaft sehen. Beispielsweise könntön wir den in Liechtenstein hergestellten Käse, Butter etc. unter einer geographi­ schen Herkunftsangabe, beispiels­ weise «Liechtensteiner Käse» ver­ markten. Obwohl dieses Anliegen von vielen Ländern stark bekämpft wurde, muss gemäss dem Schluss­ dokument darüber nun verhandelt werden. Auch der 
indi- Flankierende Massnah­ me für Landwirtschaft sehe Chefunterhändler hat für den Schutz geographischer Herkunfts­ angaben ein flammendes Plädoyer abgegeben. Können Sie uns noch kurz etwas Generelles zur Konferenz in Hongkong sagen? Die Konferenz war zweifelsohne ausgezeichnet organisiert und Hongkong hat keine Kosten ge­ scheut. Die Frage ist, ob solche Mammutveranstaltungen, mit mehr als 10 000 Teilnehmern, noch effi­ zient sein können - ganz abgesehen von den Kosten und den Demon­ strationen und Ausschreitungen, die sie anziehen. WTO-Minister- konferenzen werden im 2-Jahres- rhythmus abgehalten. Normaler­ weise wird bei Konferenze.nde der nächste Austragungsort bekannt gegeben. Dieses Mal konnte aber kein Kandidat gefunden werden, was mir doch ein gewisses Zeichen zu sein scheint.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.