Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

DIENSTAG, 20. DEZEMBER 2005 23£l WIRTSCHAFT 
14 INTERNATIONAL lenopttk verkauft Konzerntoctiter JENA/STUTTGART - Der deutsche Tech­ nologiekonzern Jenoptik verkauft sein milliar­ denschweres Geschäft mit Anlagenbau und Reinraumtechnik sowie mit Gebäudedienst­ leistungen. Käuferin ist das Beteiligungs­ unternehmen Springwater Capital. Ein Vertrag sehe die Übernahme der knapp 73 Prozent von Jenoptik gehaltenen Anteile an der M+W Zan­ der Holding AG (Stuttgart) vor, teilte Jenoptik am Montag in Jena mit. Nach der Expansions- strategie der vergangenen Jahre will sich der grösste börsennotierte Konzern in Ostdeutsch­ land auf sein Optik-Geschäft beschränken und die Schulden zurückfahren. (sda) KPMG steigert Jahresumsatz auf 15,7 Milliarden Dollar LONDON - Die Unternehmensberatung KPMG hat ihren Umsatz deutlich gesteigert. Im abgelaufenen Geschäftsjahr (per Ende September) habe es einen Zuwachs von 16,7 Prozent auf 15,7 
Milliarden Dollar gegeben, teilte das Unternehmen am Montag in Lon­ don mit. (AP) In Japan nähert sich Ende der Deflation TOKIO - Die japanische Regierung erwartet im kommenden Fiskaljahr erstmals seit acht Jahren wieder einen Anstieg der Konsumen­ tenpreise. Eine Ende der sieben Jahre andau­ ernden Deflation 
werde sich in dem Jahr bis März 2007 wahrscheinlich abzeichnen, heisst es in einer am Montag vorgelegten 
Konjunk­ turprognose der Regierung. Es sei aber noch zu früh, um ein Ende der Deflation zu ver­ künden. Die Regierung rechnet in dem Be- : richtszeitraum mit einem Anstieg der Konsu- j mentenpreise im Vergleich zum Vorjahr um 0,5 Prozent. (sda) , 
Freisprüche auf der Kippe Mannesmann-Prozess - Bundesgerichtshof verkündet Urteil Deutsche Wirtschaft wächst 2006dtank Aufschwung MÜNCHEN - Die deutsche Wirtschaft befin­ det sich nach Ansicht des Münchner Ifo-Insti- tuts derzeit im Aufschwung und wird im kom­ menden Jahr um 1,7 Prozent zulegen, «Zug­ pferd ist die Auslandsnachfrage», heisst es in der am Montag vorgelegten Konjunktur­ prognose des Münchner Instituts für Wirt- schaftsforschung (Ifo). «Auch der Investi­ tion»^^ ist nach gliche» ÎhjzUiMiungen endlich angesprungen.» Im kommendem Jahr würden die Firmen auch wegen der,verbesser­ ten Abschreibungsbedingungen deutlich mehr ijiVe^ieren. Die Aussicht auf die 2007 geplan­ te Nfchwertsteuejreriiöhung werde zudem den prfyften Konsum vorübergehend beleben, wenn die Forscher -hier noch keine r^yQhgreifende Erholung sehen. «Die Loge de^ Aibeitsrnarkt wird sich nur zögernd jä den.Wmtenjionaten wird die Ar- ^voraussichtlich erneut die 5- »WiUberscbreiten», schranken allerdings ein/Noch vor zwei die sechs führenden Institute Outachten prognosti- ^ .hstum vonknapp ein Jahr 2006 auf lediglich 1,2 (sda) 
KARLSRUHE - Auf vorweih­ nachtliche Milde kann Jotaf Ackermann wohl nicht bäum: In Karlsruhe verkündet der deutsche Bundesgerichtshof (BGH) morgen Mittwoch die Urteile im Mannesmann-Revi- sionsverfahren. Sollte sich bei der Urteilsverkün­ dung bewahrheiten, was sich in der Verhandlung im Oktober angedeu­ tet 
hatte, kommen der Chef der Deutschen Bank und seine fünf Mitangeklagten erneut auf die An­ klagebank. Und das kann für einen Spitzenbanker 
schlimmer sein als die eigentliche Strafe. Prämien In Höhe von 57 Mio. Euro Nach der milliardenschweren Übernahme des deutschen Mannes- mann-Konzerns durch den briti­ schen Mobilfunkkonzern Vodafone, wurden im Jahr 2000 Prämien von 57 Mio. Euro an Manager und Ex­ Vorstände gezahlt. Allein der mitangcklagte Ex- Mannesmann-Chef Klaus Esser er­ hielt -"zusätzlich zu einer Abfin­ dung von 15 Mio. Euro-einen Bo­ nus von fast 16 Mio. Euro. Das Oberlandesgericht Düsseldorf hielt das zwar für aktienrechtlich an­ greifbar. Eine strafbare Untreue sah es aber nicht und sprach die Ange­ klagten im 
Juli 2004 frei. Image-Schaden für Deutsche Bank Sollte der Freispruch in Karlsru­ he nun gekippt werden, dürfte das ohnehin angeschlagene Image der Deutschen Bank erneut Schaden nehmen. Dabei hat die Bank gerade eben mit der Schliessung eines Im­ mobilienfonds den Zorn der Anle­ ger auf sich gezogen. 
DautsclM-Baiik-ClMf Josef Ackermann lacht am 21. Januar 2004 im Landgericht in Düsseldorf. Kurz vor Weihnach­ ten könnte für Ihn ein Albtraum wahr werden: Die Wiederaufnahme des spektakulären Mannesmann-Prozesses. Müsste sich Ackermann «wegen der von ihm mitverantworteten Millionenprämien erneut einem mo­ natelangen Untreucprozess stellen, würde in der Öffentlichkeit Uber ei­ ne von Raffgier und Masslosigkcit getriebene Manager-Elite debattiert. Geschenk statt einer Vergütung Dass der Bundesgerichtshof dem Urteil der unteren Instanz äusserst skeptisch gegenüber steht, war in der aufwändigen Revisionsver­ handlung am 20. und 21. Oktober immer wieder zu hören. Esser, der - im Unterschied zu Ackermann und dem früheren Chef der Gewerkschaft JG-Melall, Klaus Zwickel - persönlich im Gerichts­ saal war, musstc sich vom Vorsit­ zenden wiederholt anhören, dass er womöglich 
ein «Geschenk» erhal­ten 
habe - und nicht etwa eine ange­ messene Vergütung seiner Leistung. Damit spielte der Richter nicht etwa auf die in der deutschen Wirt­ schaftsgeschichte einzigartige Hö­ he der Prämie an. Ob Zahlungen in solcher Höhe moralisch zu recht­ fertigen seien, spiele für die straf­ rechtliche Beurteilung keine Rolle. Wäre von vornherein vereinbart gewesen, dass bei besonderem Er­ folg ein Bonus ausgeschüttet wer­ de, «dann hätten wir damit keine Schwierigkeiten», machte der Vor­ sitzende deutlich. Doch so sehr die Riege der hoch­ karätigen Starverteidiger auch ver­ suchte, die Prämie in «Ermesscns- tantiemc» oder «nachträgliche Sonderzahlung» umzutaufen: Der Richter beharrte darauf, dass es sich um ein Geschenk handle. 
Weil das dafür zuständige Präsi­ dium mit Ackermann, Zwickel und dem damaligen Verwaltungsratsprä- sidenten Joachim Funk damit über fremdes Geld verfügte - jenes der Mannesmann-Aktionäre -, ist der Untreuevorwurf aus Sicht des Rich­ ters nicht aus der Luft gegriffen. Welten prallten aufeinander Hier prallten zwei Welten aufein­ ander. Die Juristen argumentierten in Kategorien von Aktienrecht und Vertragsklauseln, die auch fürs Spit­ zenmanagement zu gelten hätten. Die Anwälte der Wirtschaftsbos­ se dagegen schienen diese Regeln für kleinlich zu halten. Immer wie­ der fiel der Hinweis auf den Corpo- rate-Governance-Kodex, an den man sich in der globalisierten Wirt­ schaftswelt halte. (sda) LAFV-GASTBEITRAG Das vorherrschende Paradigma Gastbeitrag von Richard A. Werner, Verwaltungsrat von ProfitFundCom AG, Vaduz Teil 6 der Serialisierung des dem­ nächst auf Deutsch erscheinenden Werkes «New Paradigm in Macroeconomics» von Professor Richard A. Werner, Lehrstuhl für Internationale Bankwissenschaft an der University of Southampton. Die japanische Herausforderung an die Ökonomie Die neoklassische Makroökono­ mie kann vielerlei empirische Tat­ bestände nicht erklären, und die grösste Konzentration von «Rät­ seln» und «Anomalien» liefert der Fall Japan. Statt geringer zu werden im Laufe der japanischen Rezes­ sion, sind die Herausforderungen, der sich die neoklassische Makro­ ökonomie gegenüber sieht, während des langen Abschwungs in Japan noch grösser geworden. Da Japan die zweitgrösste Wirtschaft der Welt darstellt, kann sich die konventio­ nelle Ökonomie diesen Herausfor­ derungen nicht leicht entziehen. Nachdem Japan die neoklassi­ schen Ökonomen in den früheren Jahrzehnten durch sein enormes Wachstum frappierte, ist das Land in den 90er-Jahren in eine gleich­ falls unerklärliche Rezession ge­ sunken. Die Arbeitslosigkeit stieg auf Rckordzahlcn für die Nach­ kriegszeit an, und erreichte über 3,8 Millionen offiziell registrierter Er­ werbsloser in den späten 90er-Jah- ren. Seit 1990 sind über 210 000 
Unternehmen insolvent geworden. Dies hat starke soziale Erschütte­ rungen bewirkt und einen Berg nicht bedienter Schulden hinterlas­ sen. Jedes Jahr haben sich etwa 30 000 Menschen das Leben ge­ nommen. Nach Angaben der Poli­ zei besteht ein direkter Zusammen­ hang zwischen dem Anstieg der Selbstmordrate, Unternehmensin­ solvenzen, Arbeitslosigkeit und den Schulden, die sich im Jahrzehnt des wirtschaftlichen Abschwungs auf­ getürmt haben. Unter den industri­ alisierten Ländern hält Japan zu­ dem den Nachkriegsrekord in Sa­ chen Deflation. Das, was man herkömmlicher­ weise unter einem zyklischen Ab- schwung versteht, hat in Japan ab­ norm lang angehalten. Vor allem aber scheint die japanische Wirt­ schaft auf keine der wirtschaftspo­ litischen 
Massnahmen wie erhofft reagiert zu haben. Die zentralen Empfehlungen ökonomischer Schulen konventioneller Prägung sind im vergangenen Jahrzehnt zur Anwendung gekommen, doch über Jahre schon, ohne nennenswerte Resultate zu zeitigen. Zinssenkungen, ein Standard-Re­ zept konventioneller Ökonomen, verliefen enttäuschend. Die meisten makroökonomischen Modelle beru­ hen auf der Annahme, dass niedri­ gere Zinsen ein erhöhtes Wirt­ schaftswachstum nach sich ziehen. 
Dies entspricht weltweit den Erwar­ tungen der Zentralbanken. In ihren zahlreichen Publikationen werden sie nicht müde zu betonen, dass das Zinsniveau die Schlüsselgrösse sei für die Beflügelung der Konjunktur, und dass eben Zinssenkungen Wachstum stimulieren. Diese Theo­ rie 
ist dermassen eingefleischt im modernen Journalismus, das die Medien sie als gut abgesicherte Tat­ sache darstellen. Schon 1991 begann die japani­ sche Zentralbank das Zinsniveau zu senken. Kurzfristige Zinssätze sind von 6 Prozent im Jahre 1991 bis auf 0,0001 Prozent Anfang 2004 gefal­ len. Langfristige Zinsen - im Sinne der Rendite einer Staatsanleihe mit zehnjähriger Laufzeit - sind von Uber 7 Prozent Anfang 2003 auf ein Rekordtief von 0,4 Prozent gesun­ ken. Das im Sinne der vorherr­ schenden Theorien wirkmächtigste Steuerungsinstrument hat sich im vergangenen Jahrzehnt völlig er­ schöpft, ohne einen merklichen Ef­ fekt auf die Wirtschaft auszuüben. Die Wirkungslosigkeit der Zins­ politik legte den Einsatz fiskalpoli­ tischer Stimulationsmassnahmen nahe. Zwischen 1992 und 1999 wurden mehr als ein Dutzend Initi­ ativen dieser Art in einem Volumen von über 120 Trillionen Yen durch­ geführt. 
Zusammen mit öffent­ lichen Ausgaben zur wirtschaft­ lichen Belebung trieben der «auto­matische 
Stabilisator», d.h. der re­ zessionsbedingte Anstieg von Aus­ gaben für die soziale Absicherung sowie Steuersenkungen in der Unternehmens-, Einkommens-, Ka­ pital- und Transaktionsbesteuerung die Staatsverschuldung im Jahre 2002 auf eine neue Rekordmarke in Höhe von 150 Prozent des jähr­ lichen Bruttosozialprodukts. Verfasser: Professor Richard A. Werner ist Verwaltungsrat von Pro­ fitFundCom AG, Vaduz (www.pro- fitfund.com)  und Berater des Glo­ bal Macro Fund. Er ist Autor von «Princes of the Yen» (M. E. Sharpe, New York), ein Bestseller in Japan. Die alleinige inhaltliche Verant­ wortung für diesen Beitrag liegt beim Verfasser. ANZI-Itil- PanAlpina Sicav Alpina V Preise vom 19. Dezember 2005 Kategorie A (thesaurierend) Ausgabepreis: € 65.62 Rücknahmepreis: € 64.33 Kategorie B (ausschüttend) Ausgabepreis: € 63.81 Rücknahmepreis: € 62.56 Zahlstelle in Liechtenstein: Swissfirst Bank (Liechtenstein) AG Austrasse 61, Postfach, FL-9490 Vaduz
	        

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