Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

DIE WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN FÜR LIECHTENSTEIN DIENSTAG, 13. DEZEMBER 2005 SEITE 9 UMSTRITTEN Wofür die WTO-Minis- terkonferenz in Hong­ kong ein Test ist und was für ein Schritt si* ist. g 
TRADITIONELL Wie Familien in der Schweiz Erwerbs- und Familienarbeit auftei­ len und wer die Haus­ arbeit erledigt. "| Q 
POSITIV Wie viele Millionen Lo­ giernächte im Oktober in der Schweiz generiert wurden und was sich so verstärkte. 
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AUSGEPRÄGT Aktien, Devisen und Obligationen: Wie sich die Kurse gestern an der Börse in Zürich verhielten. 
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NEWS Kartell wird Fördermengen konstant halten KUWAIT CITY - Die Opec wird ihre offi­ ziellen Förderquoten angesichts steigender Ölpreise und des Wintereinbruchs in den USA vorerst nicht senken. Allerdings wollen die Ölminister der Organisation Erdöl expor­ tierender Länder (Opec) auf einer ausseror­ dentlichen Konferenz am 31. Januar in Wien erneut über Lage auf dem Weltmarkt beraten. Dies sagte OPEC-Sprecher Omar Ibrahim am Montag nach einer Konferenz der Opec-Mi- nister in Kuwait City. Der Durchschnittspreis für Opec-Rohöl war vor der Kuwait-Konfe- renz erneut auf knapp 54 Dollar je Barrel ge­ stiegen. An den internationalen Märkten hielt sich der US-Rohölpreis am Montag im Han­ delsverlauf bei knapp unter 60 Dollar je Bar­ rel (159 Liter). Nach Angaben von Opec-Prä- sident Ahmed Fahd el-Sabah wird das Kartell seine Förderkapazität bis 2010 von bisher rund 30 Millionen Barrel auf 38 Millionen Barrel ausweiten, um die Versorgung des Marktes sicherzustellen. (sda) * > ' China vor USA grösster Expor­ teur von Informationstechnik PARIS - China hat die USA im letzten Jahr als grösster Exporteur von Informations- und Kommunikationstechnologie abgelöst. China habe für 180 Milliarden Dollar Handys und Laptops, Digitalkameras und ähnliche Produk­ te 
exportiert, wie die OECD feststellt. Das seien 31 Milliarden Dollar mehr als die ent­ sprechenden US-Exporte. 2003 hatten die USA mit 137 gegen 123 Milliarden Dollar noch vor China gelegen, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent­ wicklung (OECD) gestern weiter mit. (sda) 
Wirtschaft bleibt robust Konjunkturprognose: Liechtensteins Wirtschaft wächst weiter überdurchschnittlich ranz - Massive PoüzelprSsenz HONGKONG- Die WTO-Minister wollen ab Dienstag in Hongkong Uber die weitete,Li" bcralisiening des Welthandels beraten. Vor al T lern die Öffnung derAgrarmärkte ist unter den 149 Mitgliedsstaaten der Welthandelsorgani­ sation (WTO) umstritten. Die sechstägige Ministerkonferenz in Hongkong ist laut Han­ delsexperten der entscheidende Test, ob der Weg zu einer Einigung Uberhaupt frei gemacht werden kann oder ob das Abkommfen aufge~ geben werden muss. Viele Experten äussern sich ausgesprochen skeptisch Iibereinen Er- folg.der WTC^Konferenz; «Es ist eioSfhritt,. der uns näher an unsere Ziellinie imnfclisten Jahr l)ridgbfi tum», sagte WTO-Generalse- kretär Pascal Lapiy gestern. Konkret sollten Zölle und müliardengchwere Subventionen zugunsten der Entwicklungslänäer g^enkt werden. 
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VADUZ - 
Trtfz hoher Ölpreise Ist die Wettwirtschaft 2005 solide gewachsen. Die Konjunkturaus­ sichten bleiben robust. Für Liechtenstein geht die Konjunk- turforschungsstelle Liechten­ stein (Kofi) von einem realen Wachstum von 3,7 Prozent für 2005 und von kräftigen 5,9 Pro­ zent für 2006 aus. • Kanwll« Pfifflt r Carsten-Henning Schlag musste seine Prognose nach unten korri­ gieren. Im Winter 2004 ging der Leiter der Kofi für Liechtenstein noch von einem realen Wachstum des Bruttoinlandproduktes (Bip) von 4,6 Prozent für 2005 aus. Mit einer massigen wirtschaftlichen Dynamik in der EU und hohen Öl- preisen pendelte sich das reale Bip- Wachstum auf 3,7 Prozent ein. Ein Grund dafiir ist, dass die liechten­ steinischen Direktexporte 2005 «nur» um 3,5 Prozent gestiegen sind. Das ist zwar im internationa­ len Vergleich sehr hoch, doch die Kofi-Hochrechnung hatte ur­ sprünglich 9,1 Prozent prognosti­ ziert. Deutschland ist grösster Handelspartner Schlag stellte am Montag an der Hochschule in Vaduz seine zweite Konjunktur- und Wirtschaftsanaly­ se für Liechtenstein vor. Der Kofi- Chef rechnet mit einer wieder et­ was beschleunigten Weltkonjunk­ tur im Winter 2005/2006 und einen Zuwachs bei den liechtensteini­ schen Direktexporten für 2006 von 5,5 Prozent. Die gesamtwirtschaft­ liche Produktionsleistung, das Bip, dürfte dann 2006 bei 5,9 Prozent liegen. Die Exportquote Liechten­ steins betrug im vergangenen Jahr 73 Prozent ohne die Ausfuhren in die Schweiz und ohne die Dienst­ leistungsimporte. Die tatsächliche Ausfuhrquote im Exportland Liechtenstein dürfte also wesent­ lich höher sein. Deutlich mehr Beschäftigte 2006 63,5 Prozent der Exporte gingen 2004 nach Westeuropa: 23 Prozent nach Deutschland, 11,2 Prozent nach Frankreich, 7,3 Prozent nach Italien, 9,3 Prozent nach Öster­ reich. In die USA gingen 16,6 Pro­ zent der Ausfuhren, nach Japan nur 2 Prozent. Der Aussenhandel Liechtensteins erreichte im Jahr 2004 einen Wert von rund 3,2 Millionen Franken. Die Ausfuhr in die Schweiz stagniert seit mehreren Jahren. Eine herausragende Bedeu­ tung für die Wirtschaft haben zwei von für Liechtenstein wichtigen sieben Warenarten: einmal Maschi­ nen, Apparate, Elektronik, 
zum an­ deren Metalle. Der Anteil beider Gruppen am gesamten Export be­ trug stolze 28 Prozent. 
Carsten-Henning Schlag: Aussenhandel wichst 2008 wieder kräftig. Seit 1980 hat sich die liechten­ steinische Exportindustrie rasant entwickelt. Seit Anfang der 1990er Jahre ist auch die Beschäftigung stark gewachsen. Mit einem gros­ sen Strom von Zupendlern aus Vor­ arlberg und der Ostschweiz. 2002 jedoch ging aufgrund der schwa­ chen internationalen Wirtschaftsla­ ge die Beschäftigung in Liechten­ stein zum ersten Mal seit 1992 zu­ rück. 2003 nahm die Beschäftigung nur um 0,8 Prozent, 2004 jedoch wieder um 1,7 Prozent zu und über­ traf die Kofi-Prognose, die im De­ zember 2004 bei 1,3 Prozent lag. Carsten-Henning Schlag sieht posi­ tive 
Anzeichen, er erwartet für 2005 eine Zunahme der Beschäf­ tigten von 0,9 Prozent und für 2006 von 2,1 
Prozent. Im Oktober 2005 lag die Ar­ beitslosenquote bei 2,4 Prozent nach dem Inlandskonzept, wonach Zupendler, 
die im Ausland woh­ nen und in Liechtenstein arbeiten, mitgezählt werden. Nach dem In­ länderkonzept, das international angewandt wird, läge die Arbeits­ losigkeit bei 4,4 Prozent. Denn die Zahl der in 
Liechtenstein beschäf­ tigten Einwohner geht zurück, 2005 um 1,3 Prozent, während die Zahl der Zupendler im August um 2,7 Prozent zunahm. Im Bauge­ werbe dürfte die Beschäftigung 2005 leicht zunehmen, in Metall­ industrie und -gewerbe zurückge­ hen. Auch in Liechtenstein hat sich die Sockelarbeitslosigkeit auf 750 Arbeitssuchende erhöht, zu­ rückzuführen nicht auf konjunktu­ relle, 
sondern auf strukturelle 
Probleme, die es noch näher zu untersuchen gilt. K0FL plant Konjunkturtarometer Noch beinhaltet jede Konjunktur­ prognose für Liechtenstein vor al­ lem viele bunte Grafiken. Die Kon­ junkturforschung stehe noch am Anfang, erklärte der Leiter des Kofi. Und sie müsse neue Wege be­ schreiten angesichts vieler regiona­ ler 
Spin-over-Effekte. Für 2006 plant Carsten-Henning Schlag ein Konjunkturbarometer ähnlich dem Kof-Barometer der Konjunkturfor­ schungsstelle der ETH Zürich. Ne­ ben dem Aufbau eines Frühindika- tors für den Wirtschaftsstandort Liechtenstein ist vorgesehen, den Strukturwandel in Liechtenstein auf Branchenebene genauer zu ana­ lysieren. Dies soll Anhaltspunkte liefern für die gesamtwirtschaftli­ che Entwicklung. Weil die liechtensteinische Wirt­ schaft stark von der Entwicklung der Handelspartner abhängt, ist für die Kofi in Vaduz die internationale Wirtschaftslage 
die Basis für alle Schätzungen. Die aktuellsten Prog­ nosen der OECD, des IMF, der EU- Kommission sowie die sechs deut­ schen Wirtschaftsforschungsinstitu­ te gehen von einem kräftigen Wachstum in den USA um 3,5 Pro­ zent flir 2005 und zwischen 3 und 3,5 Prozent im Jahr 2006 aus. Für Japan wird mit einem realen Bip- Wachstum von 2,3 Prozent gerech­ net. Im Euro-Raum erwartet man Zuwachsraten von 1,2 Prozent 2005 und 1,8 Prozent 2006. Die Preise sollen nicht wesentlich anziehen. 
die Inflation soll im Jahr 2006 in al­ len Ländern niedriger sein als 2005. Mit Ausnahme Japans. Alternde Gesellschaft muss Innovativ sein Für die Schweiz erwartet die Kofi für 2005 ein Wachstum des Bip von 1,5 Prozent gegenüber dem Voijahr. Der Schweizer Aussenhandel dürfte von der Belebung der weltwirt­ schaftlichen Dynamik 2005 profitie­ ren. Der private Konsum werde sich weiter robust entwickeln, die Inves­ titionen 
zunehmen. 2006 wird mit einem BIP-Wachstum von 1,6 Pro­ zent gerechnet, dann dürfte auch die Beschäftigung wieder leicht um 0,2 Prozent zunehmen, nach einer Stag­ nation im Jahr 2005. Auf dem Schweizer Arbeitsmarkt sicheint kei­ ne Entspannung in Sicht. Für 2005 und 2006 geht die Kofi von einer Arbeitslosenquote von 3,7 Prozent aus. Die Ursache der Schweizer Wachstumsschwäche sei im Rück­ gang der Erwerbsquote zu suchen, erklärte Bern Schips, scheidender Leiter der Konjunkturforschungs­ stelle der ETH Zürich. Angesichts der demographischen Entwicklung bis 
2010 sei die Wirtschaftspolitik aufgerufen, so Schips, in die Infra­ struktur, Bildung und Forschung zu investieren und Massnahmen zu er­ greifen, um die Zahl der Teilneh­ mer am Arbeitsmarkt zu erhöhen. Eine grosse Aufgabe der Politik sei zudem, die Bereitschaft zu Innova­ tionen zu fördern und in einer al­ ternden Gesellschaft die Aversion gegen Risiken abzubauen. i
	        

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