Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

SAMSTAG, 3. DEZEMBER 2005 blâII INLAND 
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20 JAHRE WALDBRAND «Ich hatte wirklich Angst» BALZERS - So er­ innert sich der heuti­ ge Vorsteher 
Anton Eberle an die Brand­ nacht vor 20 Jahren: «Meine Kinder wa­ ren damals 8 bzw. 10 Jahre alt. Ich ver­ brachte die ganze Nacht auf der Ge­ meindekanzlei und konnte von dort sehen, wie Glutstücke be­ drohlich nahe an mein Haus an der Palduin- strasse herangetragen wurden. Ich hatte wirk­ lich Angst um meine junge Familie. Ich denke, dass niemand aus der Gemeinde jemals so was erlebt hat. Die Leute waren am Telefon meist sehr aufgebracht, voller Angst und Wut. Unser Land stand am Rande einer riesigen Katastrophe. Wenn das Feuer damals über das Balzner Tobel Richtung Triesen ge­ sprungen wäre, hätte es passieren können, dass bis Richtung Vaduz alles in Brand gera­ ten wäre. Niemand wäre mehr in der Lage gewesen, das Feuer unter Kontrolle zu brin­ gen, da die umliegenden Feuerwehren bereits im Einsatz standen.» «Nur noch Steinwüste» Der heutige Balzner Gemeindeförster Gerhard Wille stand damals im zweiten Forstwart-Lehrjahr, als der Brand aus­ brach: «Ich weiss noch, dass ein sehr starker Föhn gegan­ gen ist. Es hat uns fast umgehauen, als wir aus dem Auto ausge­ stiegen sind. Wir waren in dieser Nacht im Dauereinsatz: Zuerst haben wir der Feuer­ wehr geholfen zu löschen, vor altem aber hat­ ten wir danach mit den Aufräumarbeiten zu tun. Es war nur noch eine Steinwüste übrig und alles war voller Asche. Angst habe ich keine gehabt, wir waren aber sehr besorgt, dass das Feuer sich ausbreitet könnte. Und es regte uns schon sehr auf, dass eine Fläche, die wir jahrelang gepflegt haben, in einer Nacht einfach abgebrannt ist.» «Wie ein Feuerwerk» Ruth Vogt erinnert sich an den Wald­ brand noch sehr ge­ nau: «Ich kehrte ge­ rade vom Einkaufen in Sargans zurück, als ich die Rauch­ wolken sah. Als es dann dunkel wurde, konnte man die Aus­ masse des Brandes erkennen und sehen, wie schlimm es war. Es war zwar schön anzu­ schauen, wie ein Feuerwerk, aber das ist ei­ nem schnell vergangen, wenn man an die Fol­ gen 
dachte. Persönlich habe ich vor allem um den Wald Angst gehabt, denn-unser Haus stand nicht im gefährdeten Gebiet.» «Zorn aufs Militär» Edi Vogt war damals 23 Jahre alt und er­ innert sich folgender- massen 
an den Brand: «Ich war ge­ meinsam mit meiner Familie vor Ort und half der Feuerwehr, die Schläuche zu tra­ gen. Unser Haus war unmittelbar in der Nähe des Waldbrandes und da 
hatte man schon Angst um sein Eigentum. Ich selbst war etwa die halbe Nacht dort und hatte das Gefühl, dass einfach alles brennt. Glühende Baumstämme kamen uns von oben entgegen. Es sind viele ansässige Balzner Fa­ milien vor Ort gewesen und haben mitgehol­ fen. Vor allem hatte man einen grossen Zorn auf das Militär, das unvorsichtigerweise bei Föhn Schiessübungen durchgeführt hat. Die Feuerwehr hat auf jeden Fall irrsinnig gut ge­ arbeitet.» 
«Jetzt gehts ums Dorf» 20 Jahre Waldbrand Balzers am 5. Dezember: Dramatisches Einsatz-Protokoll BALZERS - RheinhellpHot meidet: «Ich kann nicht mehr fliegen, zu starker Wind»; Ich melde: «Du musst fliegen, Jetzt gehts ums Dorf». Das vom seinenreltigen Balzner Feuerwehrkommandan­ ten Ferdinand Vogt vsrfasste Protokoll widerspiegelt die Dra­ matik Jener Nacht vom 5. auf den 6. Dezember 1985. • Martin hwi H Ausgelöst wurde der Brand, der sich am kommenden Montag zum 20. Mal jährt, durch eine Militär-Schiess­ übung auf der Luziensteig, die vom Föhn geschürt und von weiteren un­ günstigen Umständen begünstigt wurde. Der verantwortliche Offizier war ortsunkundig und hatte die herr­ schende Föhnstimmung völlig unterschätzt. Nachstehend Auszüge aus dem Einsatz-Protokoll von Feu­ erwehrkommandant Ferdinand Vogt: 15.15 Uhr: Alarmeingang beim Kommandanten von Balzers durch eine Privatperson. 15.25 Uhr: Kommandant und Feuerwehr Balzers treffen am Brandherd ein. Erkenntnis: Das Feuer in den Guschaköpfen ist nicht mehr unter Kontrolle zu brin­ gen, da es durch Sturmböen gegen Norden getragen wurde. 15.27 Uhr: Alarmieren der be­ nachbarten Feuerwehren und der Rheinheli. «Befreiung aus Hexenkessel» 16.02 Uhr 
-. Überspringen des Feuers von den Guschaköpfen zur Kracharüfe 300 Meter und zur Wissrüfe 600 Meter: Durch diese Feuersprünge wurde die erstellte Wassergasse um 300 Meer über­ sprungen, dadurch befanden wir uns in einer sehr schwierigen Situ­ ation. Der Fluchtweg war durch das Feuer abgeschnitten. Durch Zu­ rücklassen der Zubringerleitung konnten wir uns mit sehr viel Glück aus diesem Hexenkessel befreien. 16.28 Uhr: Grossalarm aller liechtensteinischen Feuerwehren mit Funk Uber die Polizei Vaduz. «... sonst Ist alles umsonst» 19.10 Uhr: Es stellt sich die Fra­ ge, ob das Dorf Balzers evakuiert 
Feuerwalze im Schutzwald: Am kommenden Montag jährt sich der Waldbrand von Balzers zum 20. Mal. werden soll. Dorf nicht in Gefahr, Schutz ist gewährleistet, bestätigt das Kommando. 20 Uhr: Etwa 500 Mann im Ein­ satz. Wasserbedarf pro Minute etwa 21 (XX) Liter. Rheinheli fliegt pau­ senlos. Helipilot meldet: «Unter den Felswänden starker Fallwind, fliegen wird immer schwieriger.» Kommandant: «Es muss geflogen werden, sonst ist alles umsonst.» 21 Uhr: Sitzung Kaserne Luzi- steig. Kommandant Balzers gibt Grosseinsatz bekannt, bedauert, dass keine weiteren Helipiloten be­ reit sind zu fliegen. 24 Uhr: Wind dreht, starker Fall­ wind, Rheinheli stellt Flüge ein. Feuer vor Wohngebiet 3.12 Uhr: Feuer noch 30 Meter von Wohnhäusern entfernt. 3.13 Uhr: Kommandant verstän­ digt Rheinhelipilot, er meldet: «Ich kann nicht" mehr fliegen, zu starker Wind», ich melde: «Du musst flie­ gen, jetzt gehts ums Dorf». Heli fliegt pausenlos bis Tagesanbruch. 7 Uhr: Feuer unter Kontrolle. Entschluss, das Feuer auf der Kan­ te zwischen Hettabörgle und Zeh-neköptle 
zu halten, konnte verwirk­ licht werden. 12.30 Uhr: Nach etwa 20 Stun­ den hartem Einsatz werden die Feuerwehren durch die Luftschutz­ truppe abgelöst. Beginn des Rück­ zugs. Ganze Brandstelle wird weiterhin überwacht. Einsatzzen-traie 
bleibt rund um die Uhr be­ setzt, bis Gefahr gebannt ist. Einsatz bis 24. Dezember Feuerwehr Balzers muss immer wieder ausrücken, da trockenes Föhnwetter. Letzter Einsatz 24. De­ zember von 16.30 bis 23.00 Uhr. 20 Jahre danach: Oer heutige Balzner Gemelndeförster Gerhard Wille zeigt auf das damalige Waldbrandgebiet. VORSTEHER ANTON EBERLE ZUR AUFFORSTUNG AUS SICHT DER GEMEINDE BALZERS Douglasien; beim Laubbolz war es die Buche, der Bergahorn, Ulmen, Eichen, Birken, Linden, Kirschen, Eden sowie diverse Sträucher. Um die jungen Pflanzen vor dem Wüd- verbiss zu schützen, erstellte man .7 Kilometer Wildzäune. Die Flä­ chen werden regelmässig gepflegt. Inzwischen sind die Bäume dem Äser des Wildes entwachseil. Nun werden die Zäune Schritt für Schritt wieder abgebrochen und diese Flächen der Natur bzw. dem Wild zurück gegeben. Persönlich habe ich nie daran gezweifelt, dass diese Flache irgendwann in neuem Glanz er- strahlen wird. Waldbrandgebiete grösseren Ausmasses, die nicht be­ pflanzt werden, machen durch ihre neue Pflanzenvielfalt immer wie­ der auf sichaufmerksam. Beglei­ tend zur Wiederaufforstung wur­ den Massnahmen - Hydranten? netz, Wasserspeicher, Alanmerung usw. getroffen. Diese sollen hel­ fen, ähnliche Vorkommnisse wie den Waldbrand, erst gar nicht ent­ stehen zu lassen oder diese sofort wirksam bekämpfen zu können. 
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