Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

SAMSTAG, 19. NOVEMBER 2005 B?at?I REGION 
34 FORUM 
LESERMEINUNGEN Ich gehe, also bin ich! Am Mittwoch, den 23. November, Findet in der Aula der Primarschule Balzers um 20 Uhr i eine für Eltern und Erzieher gleichsam inter- j essante Veranstaltung statt. Oer anerkannte Experte Marco Hüttenmoser hat die Schul- weg-Zeichnungen der Kinder analysiert; er berichtet über seine Erkenntnisse. Die Schul­ weg-Zeichnungen sind ausgestellt. Im Rah­ men des EU Interreg III B Projekts «ViaNo- va» leistet der VCL - zusammen mit den Pro- jektpartnem von Balzers (Kindergärten, Pri­ marschule, Elternvereinigung) - einen wichti­ gen Beitrag zum gesunden Aufwachsen der Kinder in unserem Land. He Bedeutung der Schulweg« Schulwegerlebnisse gehören zu den am tiefsten verankerten Erfahrungen des Men­ schen. Der Schulweg ist ein wichtiges Stück Lebensweg. Auf dem Schulweg werden Er­ fahrungen gesammelt, Freundschaften ge­ schlossen, Konflikte untereinander selbst­ ständig ausgetragen. Die Bnschrinkung der IQnder Mit dem wachsenden Motorfahrzeugver­ kehr und der damit zunehmenden Gefährdung hat sich in den letzten Jahrzehnten auch der Schulweg verändert. Die Kinder können sich vielerorts nicht mehr so unbeschwert und frei wie 
früher bewegen. Überall wird von ihnen Konzentration verlangt: in der Schule, zuhau­ se und auf der Strasse. Die kindliche Bewe­ gungsfreude wird immer mehr eingeschränkt. Solche Einschränkungen behindern die moto­ rische, intellektuelle und soziale Entwicklung der Kinder. Die Ängste der Btera Damit die Kinder sicher zur Schule gelan­ gen, werden sie manchmal mit dem Auto zur Schule gebracht; auch dort, wo es gar nicht nötig wäre. Falsche Sicherheitsüberlegungen, Bequemlichkeit, ein zu enges Zeitprogramm führen damit zu neuen Gefährdungen auf dem Schulweg. Kinder werden um die Erfahrung : «Schulweg» gebracht. Erlebnisse und Sicher- i heit auf dem Schulweg bedingen sich gegen­ seitig. Ohne Sicherheitsgefühl sind keine Er­ lebnisse möglich. Und ohne Erlebnismöglich­ keiten können Kinder nicht jene körperlichen Fähigkeiten entwickeln, die sie brauchen, um sich im Verkehr sicher zu bewegen. Das gemeinsame Ziel: sichere und erleb ni sre iche Schulwege Die Eltern erkennen die Bedeutung eines selbstständigen Schulwegs für die motorische, intellektuelle und soziale Entwicklung der Kinder. Die berechtigten Ängste der Eltern werden ernst genommen. Die Behörden ver­ bessern die Verkehrssicherheit - speziell für Kinder - durch bauliche und verkehrslenken­ de Massnahmen. Ein Miteinander im Stras­ senverkehr erfordert die Rücksichtnahme al­ ler. Besondere Berücksichtigung verdienen die Kinder und älteren Menschen. Wir alle sind gefordert! Georg Sele, für den VCL Unter der Rubrik «Forum» veröffentlichen wir Zuschriften und Beiträge von Verbänden, Vereinen, Aktionen und Institutionen. Auf vielfältigen Wunsch der Leserschaft, veröf­ fentlichen wir Forumseinsendungen nur noch mi t dem Namen des Präsidenten / der Präsi­ dentin des betreffenden Vereines. Die Forumsbeiträge sollten eine maximale Lünge von 2300 Zeichen (inkl. Leerzeichen) nicht überschreiten. (Red.) 
Den Menschen unter Zwang stellen «Im weltanschaulich neutralen Staat dürfen nur diejenigen politi­ schen Entscheidungen als legitim gelten, die im Lichte von allgemein gültigen Gründen überparteilich, also gleichermassen gegenüber reli­ giösen wie nicht religiösen Bürgern gerechtfertigt werden können. Die­ se Standards des öffentlichen Ver­ nunftgebrauchs sind eine zivilisato­ rische 
Errungenschaft der Aufklä­ rung, hinter die kein modemer libe­ raler Staat zurückfallen darf, will er nicht seine eigene Basis untermi­ nieren. Von Staates wegen verord­ nete religiöse Präferenzen wider­ sprechen demokratischen Grund­ rechten.» (Jürgen Habermas, Philo­ soph). Liechtenstein ist auf gutem We­ ge, in Zeiten und Zustände zurück­ zufallen, die wir in einer offenen demokratischen Gesellschaft als längst überwunden glaubten. Nach der politischen droht jetzt die reli­ giöse Entdemokratisierung! Die Initiative «Für das Leben» ist we­ der Zufall noch entspringt sie nur naivem Eifer gegen die Sünde. Sie ist die Konsequenz aus der Errich­ tung des Erzbistums und der Fürs­ tenabstimmung. Der Versuch, ein anachronistisches Weltbild festzu­ schreiben, trägt die gleiche Hand­ schrift. Er folgt der Logik einer fundamentalistisch orientierten re­ ligiösen Gesinnung mit der Ab­ sicht, den Staat für eine radikale Ideologie zu instrumentalisieren und die Menschen unter Zwang zu stellen. Die Initiative ist ein weite­ rer Angriff auf den in unserer Ver­ fassung ursprünglich angelegten Pluralismus. Wir müssen uns entscheiden: Pluralismus oder Zwarfg. Die Initi­ ative ist der Prüfstein. Adolf Ritter, Tobeleweg 9, Mauren «Zu tiefst schockiert» Lieber Edgar! Dein Leserbrief («Volksblatt» vom Oer Vorstand der Ärztekammer dankt Wenn das keine erfreuliche Nach­ richt ist: Die Prämien der Kranken­ kassen bleiben seit 2003 nun auch für 2006 im vierten Jahr unverän­ dert! Auch die Beiträge des Staates an die Kosten des Gesundheitswe­ sens bleiben seit vier Jahren stabil. Was heisst das konkret? Während sich die Regierung darüber freut, dass es ihr gelungen ist, die Steige­ rung der Ausgaben des Staates für den Personal- und Sachaufwand im nächsten Jahr auf drei Prozent zu senken, werden diese Bemühungen durch die stabilen Kosten des Ge­ sundheitswesens weit übertroffen. Nun schon im vierten Jahr sind die Prämien und die Staatsbeiträge für das Gesundheitswesen in Liechten­ stein nicht einmal im Rahmen der allgemeinen Teuerung gestiegen. Dies ist wohl europaweit einmalig. Während jeder weiss, dass die Fort­ schritte in der Medizin, die Einfüh­ rung von neuen Medikamenten, von neuen diagnostischen Metho­ den und die Entwicklung verfeiner­ ter Behandlungsmöglichkeiten für Krankheiten zu einer Zunahme der Kosten führt; während allgemein bekannt ist, dass die demographi- AN/.EIOF-Liechtensteinische Ärztekammer 
18. November) schockierte mich zu tiefst. Vergiss nicht, in was für einer intakten Familie du im Ober­ feld aufgewachsen bist. Wie du dein Leben lebst, ist jedem freige­ stellt. Über unsere Geistlichkeit zu urteilen ist mehr wie taktlos. Trotz­ dem 
wünsche ich dir Schutzengel, die auch deine Kinder täglich be­ gleiten. Unser gnädiger Gott ist gross. Er verzeiht auch jenen, die nicht wissen was sie tun. Ingeborg Kindle, Oberfeld 58, Triesen Die Qual der Wahl Je näher die Stunde der Wahrheit rückt, in Form der Abstimmung über «Leben und Tod», umso deut­ licher zeigt sich, dass es eigentlich nur zwei Alternativen gibt: Die we­ niger gute besteht darin, dass man der Wahlurne einfach fernbleibt. Lesermeinungen zur Volksabstimmung November 2005 VOLKSBLATT Die weitaus bessere Entscheidung wäre aber,, zwei dicke Kreuze auf dem Stimmzettel anzubringen, nämlich eines in der ersten Zeile rechts (Nein) und eines in der zweiten Zeile links (Ja). Eine andere Alternative hat sich wohl von selbst erledigt, denn wer fällt noch herein auf naive, gefühls­ duselige und realitätsfernc Argu­ mente aus längst vergangenen Zei­ ten (vor allem aus Balzers, wie zum Beispiel mit «Maler iortior» auf Seite 18 im «Volksblatt» vom 16. November) - und wer liisst sich hegte noch beeinflussen durch emotionalisierte tränendrüsen- dnickende Bildchen im ewig gest­ rigen «vobiscum»? Aber einige Leute scheinen die letzten Jahr­ zehnte verschlafen zu haben ... Martin Sommerlad, Meierhofstrasse 16, Triesen 
Offener Brief des Frauen­ netzes Liechtenstein Ein Ja zum parlamentarischen Gegenvorschlag! Am 
25.121. No­ vember 2005 stimmen wir über die Verfassungsinitiative «Für das Le­ ben» und den parlamentarischen Gegenvorschlag, ab. Das Frauennetz Liechtenstein •unterstützt den parlamentarischen Gegenvorschlag weil er: • die Türen offen hält, damit die komplexen und schwierigen The­ men offen und intensiv diskutiert werden können; • die Möglichkeit bietet für die einzelnen Themenbereiche diffe­ renzierte und verantwortungsvolle Lösungen zu finden wie Schwan­ gerschaftskonflikt, pränatale Diag­ nostik, aktive und passive Sterbe­ hilfe, Patienten/-innenverfügung, Selbstbestimmungsrecht und Men­ schenwürde; • der Bevölkerung eine Mitbestim­ mung in den einzelnen Fragstellun­ gen einräumt; • der Bevölkerung die Mündigkeit nicht abspricht, sich den schwieri­ gen Themen zu stellen, sie zu di­ skutieren und über Einzellösungen zu entscheiden. Wir wollen eine Ethikdiskussion und nicht eine Verfassungsausle- gungsdiskussion unter Richter/-in- nen. Wir empfehlen deshalb ein Ja für den parlamentarischen Gegen­ vorschlag und ein Nein für die Ini­ tiative. Für das Frauennetz Liechtenstein Arbeitsgruppe Frauen der Vater­ ländischen Union; BPW Business und Professional Women Club Rheintal; Eltern Kind Forum; Fachstelle für Sexuall'ragen und HIV-Prävention; Freie Liste; Infra Informations- und Kontaktstelle für Frauen; Kommission für die Gleichstellung von Frau und Mann; Liechtensteinischer Arbeit- nchmerlnnenvcrband LANV Sek­ tion Frauen; Stabsstelle für Chan­ cengleichheit; Verein Bildungsar­ beit Frauen: Verein Kindertages­ stätten Liechtenstein; Verein zum Schulz misshandelter Frauen und 
deren Kinder; Zonta Club Vaduz Area. FORUM sehe Entwicklung der Bevölkerung, dabei vor allem die zunehmende Lebenserwartung die Kosten im Gesundheitswesen ansteigen lässt; währen alle erwarten, dass die Zu­ nahme der Ärztedichte in unserem Land die Kosten im Gesundheits­ wesen explodieren lasse - während alle Medien und mancher Land­ tagsabgeordnete von einer Kosten­ explosion im Gesundheitswesen sprechen - bleiben in Liechtenstein die Ausgaben für das Gesundheits­ wesen penetrant stabil. 2004, im zweiten Jahr der Kos­ tenstabilität konnte man noch be­ haupten, die erhöhten Beiträge der Versicherten über Franchise und Selbstbehalt hätten die Prämien und Staatsbeiträge künstlich stabil gehalten. Für die Folgejahre ist die­ ses Argument hinfällig, denn auch diese Beiträge der Versicherten sind seither unverändert. Mag der Staat durch mancherlei Beiträge an die Sozialwerke belastet sein und sich überlegen, wo er sparen könne: Die Beiträge für das Gesundheits­ wesen sind seit Jahren unverändert. In diesem Bereich sind die Aussa­ gen der «Analyse Sozialstaat Liechtenstein» überholt. Das Gere­ de Uber die angebliche Kostenex- plosion im Gesundheitswesen fin­ det in Liechtenstein in den Fakten keine Grundlage! Bemerkenswert die Begründung des Presse- und Informationsamtes (pafl): Während Politiker bisher im­mer 
behaupteten, das Gesundheits­ wesen sei ein Angebotsmarkt, wo die Ärzte mit ihrem überhöhten An­ gebot die Kosten in die Höhe trie­ ben, so wird jetzt amtlich festge­ stellt, die Versicherten hätten - im Nachfragemarkt Gesundheitswesen - durch ihre massvolle Nachfrage, dank ihrer durch die erhöhte Kos­ tenbeteiligung gesteigerten Eigen­ verantwortung diese Kostenstabi­ lität herbeigeführt. Die Politik mag den Krankenkassen dafür danken, dass sie ihrem gesetzlichen Auftrag nachkommen und durch die Anstrengungen zur Kostenkontrol­ le das Geschäftsergebnis positiv beeinflusst haben. Der Vorstand der Liechtensteinischen Ärztekammer möchte allen Mitgliedern danken, die in ihren Praxen eine qualitativ hoch stehende medizinische Be­ treuung der Patienten gewährleis­ ten und dabei den Arzttarif mit Augenmass anwenden. Kollegen, ihr habt nicht nur die Kosten in der ambulanten ärztlichen Versorgung stabil gehalten. Ihr habt drüber hin­ aus ganz offensichtlich die Kosten­ zunahme im Bereich der Spitäler und Medikamente kompensiert. Da­ für 
dankt euch der Vorstand ganz herzlich! Über Jahre massvoll und froh - Doktor, mache weiter so! Trotz allem ist die Kostenstabi­ lität im Gesundheitswesen ein zar­ tes Pflänzchen. Dass es mit dem Dünger des guten, gar nicht so al­ ten Liechtensteinischen Arzttarifs 
Das wär's! Haben Sie gehört oder gelesen, was Platzeck, der neue Chef der deutschen Sozialdemokraten, ih­ nen am Parteitag ans Herz gelegt hat? «Deutschland braucht Vertrau­ en und Selbstvertrauen!» Liechten­ stein wöhl auch! Als «Leitsterne» nannte er «Freiheit und Gleichheit» - wie die Väter der Französischen Revolution. Statt Brüderlichkeit - heute müsste es heissen Geschwis­ terlichkeit - wählte Platzeck «Ge­ rechtigkeit» als dritten «Leitstern» zum Glück. Er sprach von der «Kultur des Vertrauens», weil der «wirkliche Sinn des Lebens im Miteinander liegt». Würde uns auch nicht scha­ den, oder? Platzeck wünscht sich das Mitdenken der Basis, weil nur «zupackende Menschen zufriedene Menschen sind». Platzeck ist Rea­ list. Er weiss, dass es «nicht ge­ nügt, richtige Ziele zu haben» - das haben viele - aber nur Lernwil­ lige werden sie erreichen. «Die Zeiten des Wachstums sind vorbei», stellt Platzeck nüchtern fest, «darum muss der Staat» - und wohl auch die Kirche! - «mehr und Besseres schaffen». Bildung sei die «Gercchtigkeitsfrage» überhaupt. Nicht die «angebliche Überalte­ rung, sondern dass zu wenig Kin­ der geboren werden» sei das Prob­ lem - auch in der CH und im FL'.' Zudem wird Platzeck nachge­ sagt, er sei «charismatisch und in­ teger» - eine wertvolle «Mitgift». Am 16. November brachten die CH-Nachrichlen, wo das Ziel noch immer Wachstum der Wirtschaft ist. den Beschluss, die Renten emp­ findlich zu kürzen - nicht die Spit­ zenlöhne! Ist das «gerecht»? Könn­ ten Platzecks «Leitsterne» auch uns den Weg in eine glücklichere weil gerechtere Zukunft weisen in Kirche und Staat? Sr. Alma Pia. Kloster St. Elisabeth, Schaan über Jahre gedeihen konnte, ist be­ wiesen. Ob es den sauren Regen des Schweizerischen Tarifsystem Tarmed überstehen wird, ist äussert fraglich. Auch das Ziel der Ver­ gleichbarkeit und der Kostentrans­ parenz hängt nicht ab vom Tarif, sondern von der Qualität der Kran­ kenkassenstatistik. Der Vorstand der Ärztekammer hat die Verant­ wortlichen immer wieder mündlich und schriftlich auf die Gefahren hingewiesen und seine Warnung mit Argumenten belegt. Wenn die Kosten wegen der Einführung von Tarmed steigen werden, so lehnt die Liechtensteinische Ärztekam­ mer jede Verantwortung dafür mit Recht ab. Diesen Schuh werden wir uns nicht anziehen. Für den Vorstand der Liechtensteinischen Ärztekammer Dr. 
Marco Ospelt, Präsident AN/HIGH £\r^ 
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rbot Arbeitsgesetz Komitee für offene Bahnhöfe und Flughäfen Pf 8252, 3001 
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