Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

I SAMSTAG, 19. NOVEMBER 2005 Sfiffl WIRTSCHAFT 
21 SCHWEIZ Regionalpiloten der Swiss drohen mit Eskalation BASSERSDORF - Die Gewerkschaft Swiss Pilots der Regionalpiloten der Swiss will ihre Basis im Streit um einen neuen Gesamtar­ beitsvertrag (GAV) auf eine Eskalation des Konflikts vorbereiten. Die Gewerkschaft rea­ giert damit laut ihren Angaben vom Freitag auf die Absicht von Swiss European, der neu­ en Europa-Tochter der von Lufthansa über­ nommenen Swiss, die Arbeitsbedingungen der Europapiloten auf Anfang April 2006 oh­ ne GAV zu massiv schlechteren Bedingungen zu regeln. Die Geschäftsleitung der Swiss Eu­ ropean habe die Verhandlungen zum Ab- schluss eines neuen GAV als gescheitert er­ klärt, bevor sie überhaupt aufgenommen wor­ den seien. Die Gewerkschaft ist nach eigenen Angaben unverändert bestrebt, die Zukunft ihrer Mitglieder mit einem mehrheitsfahigen Gesamtarbeitsvertrag in einem sozialpartner­ schaftlich korrekten Umfeld zu sichern. In die neu gegründete Swiss European Air Lines sind per 1. November 2005 die noch verblei­ benden 400 Pilotinnen und Piloten der ehe­ maligen Crossair ausgelagert worden. (AP) Swissmetal: Erneut Demonstration gegen Abbau RECONVILDER - Rund 500 Personen ha­ ben am Freitagabend in Reconvilier im Ber­ ner Jura auf der Strasse gegen den Abbau bei Swissmetal protestiert. Sie forderten die Buntmetallherstellerin erneut auf, auf die an­ gekündigte Schliessung der Giesserei im lo­ kalen Werk Boillat zu verzichten. Davon sind 35 Stellen betroffen. An der neuerlichen 
Mit Sicherheit die Grösste Swiss Re kauft Rückversicherungsgeschäft von GE für 6,8 Mrd. Dollar Kundgebung nahmen Angestellte sowie Ein­ wohner von Reconvilier und der weiteren Re­ gion teil. Zu ihnen gesellten sich Gewerk­ schafter und Politiker. Trotz der Kälte waren zahlreiche Familien an der halbstündigen Protestaktion auszumachen. Tausende Ar­ beitsplätze und 300 Unternehmen seien von Boillat abhängig, sagte der jurassische CVP- Nationalrat Pierre Kohler an der Kundge­ bung. Auf Transparenten waren Slogans wie «Retten wir unsere Region» und «Vive la Boillat» zu lesen. (sda) Dow verlagert Jobs nach Deutschland HORGEN/FREIENBACH - Der Chemie- und Industriekonzern Dow streicht in seiner Automobilsparte im schwyzerischen Freien­ bach 162 Stellen. Die Produktion soll bis 2008 nach Schkopau in Deutschland verlagert werden, wie Virginie Wengler, Pressespreche­ rin von Dow Europe mit Sitz in Horgen (ZH), zu einem Bericht des «Tages-Anzeigers» be­ stätigte. In Freienbach verlieren bis 2008 162 von derzeit rund 270 Mitarbeitende ihre Jobs, wie Wengler am Freitag auf Anfrage sagte. Sie produzierten vor allem Klebestoffe für die Automobilindustrie. Diese Sparte soll bis in drei Jahren nach Deutschland verlegt werden. Ein Sozialplan für die betroffenen Mitarbeiter wurde bereits ausgearbeitet. Dow beschäftigt weltweit rund 43 000 Mitarbeitende und weist einen Umsatz von 40 Milliarden US- Dollar aus. Das Unternehmen beliefert Kun­ den in 175 Ländern und produziert unter an­ derem Chemikalien und Kunststoffe für die Industrie sowie Produkte für die Landwirt­ schaft. 
ZÜRICH - Bafantenhochzelt In dar Versicheningsbranche: DI« Swiss Rs kauft vom US-Mlsch- koiwrn 6eneral Electric den grtissten Teil das Verslche- rungsgeschiftes für 6,8 Mrd. Dollar. Damit wird die heutige Nummar zwal zum grüsstan Rückversicherer der Welt. Der bisherige Branchenprimus Münchener Rück wird von seinem Spitzenplatz verdrängt. «Grösse war in diesem Geschäft nie wichti­ ger als heute», sagte der auf Ende Jahr scheidende Swiss-Re-Chef John Coomber am Freitag vor den Medien in Zürich. Die Kunden der Rückversicherer, die Erstversicherer, seien in den vergangenen Jahren durch Zu­ sammenschlüsse grösser geworden. Daher müssten auch Rückversiche­ rer an Masse zulegen, um den An­ forderungen der Erstkunden und der Versicherungsvolumen gerecht zu werden. Denn die Risiken veränderten sich. Allein in diesem Jahr habe es fünf schwere Hurrikane gegeben, durunter «Katrina», die den gröss- ten Schaden der Versicherungsge­ schichte verursacht habe. Grösster Kaut der Geschichte Mit der Übernahme macht die Swiss Re einen Sprung nach vorne. GE Insurance Solutions ist der fünftgrösste Rückversicherer der Welt und nahm im letzten Jahr Net­ toprämien von 6,2 Mrd. Dollar ein. Die Swiss Re kam auf ein Netto- prämienvolumen von 25,8 Mrd. Dollar. Gemeinsam würden beide Versicherer die Münchener Rück überholen, die im letzten Jahr 28,9 Mrd. Dollar einnahm. Für die grösste Akquisition in der 142-jährigen Geschichte der Swiss Re sei ein Kaufpreis von 6,8 Mrd. Dollar vereinbart worden, sagte 
Swiss Re wird zum grüsstan Rückversicherer der Welt und übertiott damit die Münchener Rück. Coombers designierter Nachfolger Jacques Aigrain. Bis zum Abschluss der Transaktion Mitte nächsten Jah­ res 
werde General Electric noch Verpflichtungen des Versicherers beseitigen, so dass die Swiss Re dann eine Gesamtvergütung von 7,6 Mrd. 
Dollar bezahlen müsse, sagte Finanzchefin Ann Godbehere. Der Kaufpreis sei attraktiv, sag­ te Aigrain. Nicht eingeschlossen in den Deal sei das US-Leben- und Krankenversicherungsgeschäft von General Electric. Beide Rück­ versicherer würden sehr gut zu­ einander passen. Die Kundenbasis in den USA und Europa werde breiter. Die Überlappungen seien beschränkt. Bereits ab 2007 solle GE Insurance Solutions mit Sitz in 
Kansas zur Gewinnverdichtung beitragen. Hunderte Stellen weg Im nächsten Jahr werde die Rechnung von einmaligen Restruk- turierungskosten in Höhe von 250 Mio. Dollar (325 Mio. Fr.) belastet. Diese würden aber durch die Sy­ nergien wettgemacht, die jährlich 300 Mio. Dollar bringen sollen. Um diese zu erzielen, muss auch das Personal bluten: In den 
USA und mehreren europäischen Län­ dern würden einige hundert Stellen gestrichen, sagte Aigrain der sda, ohne eine genaue Zahl nennen zu wollen. Die Schweiz sei allerdings nicht betroffen. GE Insurance Solu­ tions 
beschäftigt 2500 Angestellte 
in 22 Ländern. Für die Finanzie­ rung der Transaktion werde Swiss Re bis zu 9,8 Mrd. Fr. neues Kapi­ tal aufnehmen. General Electric er­ halte 55 Prozent des Kaufpreise in bar und Anleihen. Der Rest werde mit Swiss-Re-Aktien abgegolten. Damit wird der US-Konzem 10 bis 13 Prozent der Aktien bekom­ men und zum grössten Aktionär des Schweizer Rückversicherers aufstei­ gen. Zudem zieht GE-Vizepräsident Dennis Dammerman in den Verwai- tungsrat von 
Swiss Re ein. Analys­ ten halten die Übernahme langfristig für sinnvoll. An der Börse brach die Aktie nach Wiederaufnahme des Handels zunächst ein, lag dann aber bis gegen 17 Uhr um 0,6 Prozent im Plus auf 93.40 Franken. (sda) Für mutige Reform EU-Zuckermarktreform BRÜSSEL/BERN - Dia landwirt- schaftsmlnlster der EU sollen kommende Woche eine Reduk­ tion der Zuckerpreise beschlles- sen. Die zuständige EU-Kommis­ sarin plädierte am Freitag für eine «mutige und verantwor­ tungsvolle» Reform. Die Bauernverbände demonstrier­ ten bereits am Freitag in Brüssel vor dem Gebäude des Ministerrats. Doch es gebe keine Alternative zu einer weitreichenden Reform, er­ klärte EU-Landwirtschaftskommis- sarin Mariann Fischer Boel in einer Mitteilung. Die derzeitige Zuckermarktord­ nung läuft kommenden Juli aus, ein Entscheid des Zuckerpanels der Welthandelsorganisation WTO ver­ pflichtet 
die Europäische Union ebenfalls zum Handeln. Während die Wende der EU-Landwirt­ schaftspolitik bereits vor Jahren be­ gonnen hatte, blieb der Zucker­ markt bis anhin ausgeklammert. Gemäss den bisherigen Vorschlä­ gen soll der Preis für Zuckerrüben und Zucker rund 40 Prozent ge­ senkt werden. Die Bauern sollen ei­ ne Ausgleichszahlung für 60 Pro­ zent der Preissenkung erhalten. Die Präsidentschaft will nach zahlrei­ chen Gesprächen mit den Mitglieds­ staaten auf das Treffen hin einen Kompromissvorschlag vorlegen. 
Ernte: Der Zackenübenpreis soll um 40 Prozent gesenkt serden. Auch in der Schweiz werden die Verhandlungen aufmerksam ver­ folgt. Denn als Folge der Bilatera­ len entspricht der Zuckerpreis für die Verarbeitungsindustrie in etwa dem in der EU, wie das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) im Be­ richt zur Agrarpolitik 2011 schreibt. Im Sommer hatte BLW-Direktor Manfred Bötsch angekündigt, der Bund wolle den Zuckerrübenbau- ern unter die Arme greifen, wenn die Preise in der Schweiz fallen sollten. Gemäss dem agrarpoliti- schen Bericht sind jedoch für die Kompensationen «im laufenden Zahlungsrahmen keine Mittel ein­ gestellt». (sda) 
Doppeltes Wachstum Wachstumsprognose für Deutschland BERLIN - Die Deutsche Bank hat ihre Prognose für das Wirt­ schaftswachstum In Deutsch­ land für das nächste Jahr nahe­ zu verdoppelt. Sie begründet dlas mit dem Regierungspro- gramm von Union und SPD. «Ein fiskalischer Impuls und die Erwartung zusätzlicher Belastun­ gen 2007 sollten helfen, dass Wachstum 2006 auf 1,7 Prozent im Jahresvergleich anzuheben», hiess es in einer am Freitag veröffent­ lichten Analyse der Bank. Bislang waren die Ökonomen von einem Anstieg des Bruttoinlandprodukts von 0,9 Prozent ausgegangen. Die Ökonomen betonen aber, dass die einmaligen Sondereffekte keinen selbsttragenden Auf­ schwung auslösen und die deutsche Wirtschaft im Jahr 2007 wegen der höheren Belastungen der Bürger in die Stagnation zurückfalle. Für das laufende Jahr rechnet die Bank mit einem Wachstum von etwa einem Prozent. Mehl we i Ul et w-Erhöhung Die neue Regierung hat Schritte wie die Erhöhung der Mehrwert­ steuer für das Jahr 2007 in der Hoffnung geplant, dass die Wirt­ schaft bis dahin ausreichend Tritt fasst, um die Belastungen zu ver­ kraften. Viele Ökonomen bezwei­feln 
aber, dass diese Rechnung auf­ geht, weil ihnen wichtige Reform­ schritte vor allem auf dem Arbeits­ markt und den sozialen Siche­ rungssystemen fehlen. Im Jahr 2006 werden nach An­ sicht der Deutschen Bank zunächst aber die günstigeren Abschrei­ bungsmöglichkeiten die Investitio­ nen ankurbeln. Auch die Bauinves­ titionen dürften zumindest im ers­ ten Halbjahr noch zulegen. Im zweiten Halbjahr dürften die Bür­ ger Anschaffungen mit Blick auf die Anhebung der Mehrwertsteuer vorziehen. Der Export bleibe eine wichtige Wachstumsstütze. «Schleppendes Wachstum» Anfang 2007 rechnen die Ökono­ men aber mit einem Einbruch, vor allem beim Konsum. Die Wirt­ schaftsleistung wird demnach im ersten Quartal um 1 Prozent im Vergleich zum Jahresschluss 2006 sinken. «Das Wachstum der Bionenwirt- schaft bleibt schleppend, und der Impuls vom Aussenhandel wird wegen der Abkühlung des Welthan­ dels schwächer», heisst es in der Analyse. Unter dem Strich werde die deutsche Wirtschaft in beiden Jahren zusammengenommen etwa mit demselben mässigen Tempo wachsen wie in den vergangenen Jahren. (sda/reuters)
	        

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