Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

MONTAG, 
7. NOVEMBER 
2005 VOLKS | 
INLAND NACHRICHTEN Viel los im Mütteraentrum Rapunzel SCHAAN - Das Betreuungsteam freut sich S auf viele Mütter, Väter und Kinder, die ein ! paar ungezwungene Stunden verbringen I möchten. I Geöffnet von Montag bis Donnerstag von 14.30 bis 17 Uhr sowie Freitag und Mittwoch ) von 9 bis 11 Uhr. Cafdteriabetrieb mit kosten- | loser Kinderbetreuung. Adresse: Schmcd- gässli 6, (Pfadiheim) Schaan, Telefon 00423/233 33 03. I Babytreff (bis anderthalb Jahre) | Jeden Dienstag treffen sich junge Mütter j 
zum Reden, Erfahrungen austauschen oder einfach zum dabei sein ab 14.30 Uhr. Ohne Voranmeldung. | Laternen basteln [ Wir basteln eine Laterne mit Kindern ab 3 Jahren, am Mittwoch, 9. 11. 05; Beginn: 15 ' Uhr - mit Voranmeldung Latemenumzug Am Donnerstag, 10.11. treffen wir uns um 17 Uhr vor dem Müze zu einer kleinen Wan­ derung, danach gibts dann Tee und Guezli, dazu sind alle Kinder und Eltern herzlich ein­ geladen. Familien-Frühstück am Freitag Auch Väter sind zum Familienfrühstück am Freitag herzlich dazu eingeladen - von 9 bis 1 Uhr Familien-Frühstück am Mittwoch Breakfast for english speaking mothers with babies or young children: We offer an | opportunity to get to know other (local) En- | glish speaking mothers in order to exchange view and news. Also suitable for mothers who i wish to practice their English. S 
Every Wednesday from 9 to 1 am. | Vorschau: Kranzbinden am 21. 11. - es sind j noch Plätze frei; Vortrag: Gut und Geld in ' Partnerschaft und Ehe am 23. 11. (PD) 3. Nationaler Kongress Elektrosmog-Betroffener ÖLTEN - Bereits zum dritten Mal findet am Samstag, den 19. November im Stadt­ theater Ölten (Frohburgstrasse 3) von 9.30 bis 17.30 Uhr der Nationale Kongress Elektrosmog-Betroffener statt. «GIGA- HERZ.CH», die Schweizerische Interessen­ gemeinschaft Elektrosmog-Betroffener hat namhafte Referenten aus ganz Europa ein­ geladen: • Prof. Dr. Sianette Kwee (Uni Aarhus, Dä­ nemark) - Mögliche Wirkungen von ausge- i 
dehnter Exposition in elektromagnetischer Strahlung auf das Zellwachstum • Prof. Dr. Yuri Grigoriev (Vorsitzender des ; russischen nationalen Komitees zum Schutz ! vor nichtionisierender Strahlung, Moskau) - Biologische Wirkungen von EMF / RF in | niedriger Intensität und die Bewertung für die Gesundheit der Bevölkerung • Dr. med. Barbara Dohmen (praktizierende Ärztin für Umweltmedizin, Deutschland) - ! Elektrosensible sind ständig auf der Flucht, j Aus dem Praxisalltag einer Umweltärztin. • Prof. Dr. Karl Hecht (Center für bioelektro­ magnetische Verträglichkeit, Berlin) - Ein- j 
lluss und Wirkung athermischer nichtionisie- | render Strahlung als Stressoreffekt auf das j 
Regulationssystem und den Schlaf des Men- | sehen. | • Dr. Imre Fejes (Gynäkologie und Männer­ heilkunde, Uni Szeged, Ungarn) - Kann länger dauernder Gebrauch von Mobiltele­ fonen die männliche Fruchtbarkeit beein­ flussen? • Franz Inauen (Landwirt, Schweiz) - Wie war es früher? Was hat sich geändert? Was sa­ gen die Tierärzte? Aktueller Stand. Mit Simultanübersetzung D/F/E. Kosten: Einzeleintritt Fr. 80.-, Paare Fr. 150.-. Im Preis inbegriffen sind Begrüssungskaffee mit Gipfeli, Mittagessen, Nachmittagskaffee oder Fruchtsaft und Getränke im Saal. Anmeldung beim Kassier: Erwin Bär, Hauptstrasse 14, 8274 Tagerwilen, Tel. 071 / 669 1494, Fax 071 / 669 34 54. Weitere In­ formationen finden Sie unter www.giga- herz.ch. (PD) 
Zurückhaltende Flüchtlingspolitik Liechtenstein und die Flüchtlinge zur Zeit des Nationalsozialismus Ursina Jud referierte iibpr die Situation der Flüchtlinge in Liechtenstein. 
VADUZ - Wie ging Liechtenstein mit Flüchtlingen vor dem Natio­ nalsozialismus um? Welche Möglichkelten hatte die Regie­ rang? Das waren Fragen, die Ursina Jud Im Vortrag «Liech­ tenstein und die Flüchtlinge zur Zeit des Nationalsozialismus» im Landesmuseum stellte. In ihrer Antwort ging sie auf den historischen Hintergrund, Flucht über und nach Liechtenstein, Ge­ setzgebung, Aufnahme- und Grenz­ praxis, Akteure und die Situation in Liechtenstein ein. Die Referentin stieg mit einem Bezug auf die am 6. November 2005 abgeschlossene Landesmu- seum-Sonderausstellung «Die Welt der Iii Kronstein» in das Thema ein. Iii Kronstein war 1938 aus Wien nach Liechtenstein geflohen und eine der etwa 230 Juden und Jüdinnen, die 1933- 1945 als Flüchtlinge zeitweilig in Liechten­ stein lebten. Hintergrund der Flucht aus dem Dritten Reich war der seit 1933 wachsende antisemitische Druck auf die jüdische Bevölke­ rung. Die Fluchtbewegung schwoll 1938 an, antijüdische Politik und Terror verschärften sich. Jud skizzierte sodann die Lage in Liechtenstein: Wirtschaftskrise, Ar­ beitslosigkeit, innenpolitischer Streit, Grenze zum Deutschen Reich, frontistische und nationalso­ zialistische Agitation. Nach dem Anschluss Österreichs 1938 flohen Hunderte über Liechtenstein in die Schweiz. Gleichzeitig stellte die deutsche Polizei zuvor enteignete Juden über die Grenze. In Liech­tenstein 
sind 1938- 1940 etwa 200 Aufenthaltsgesuche belegt. Das Fürstentum war meist nicht das Zielland, sondern Durchgangssta­ tion. Die Flüchtlingspolitik war wegen des Fremdenpolizeiabkommens 1923 mit der Schweiz gebunden. An den Grenzen stand die Schwei­ zer Grenzwacht. Die 1935 von Liechtenstein eingeführten hohen Aufenthaltskautionen sollten die Lebenshaltungskosten der Flücht­ linge decken, die Aufenthaltsnach­ frage senken und die Liquidität der Landesbank verbessern. Regierung 
und Landtag traten 1938 für grösste Zurückhaltung bei der Erteilung von Aufenthaltsbewilligungcn ein. Die Mindestkaution betrug nun 50 000 Franken. Ab Dezember 1938 sollten keine Juden mehr auf­ genommen werden, wobei begüter­ te Bewerber mit einer Aufnahme rechnen konnten. Die Politik orien­ tierte sich an wirtschaftlichen Kri­ terien und an der Schweizer Praxis. Liechtenstein nahm 1933-1941 rund 210 Flüchtlinge auf und lehn­ te zahlreiche Aulcnthaltsgesuche ab. Seit dem neuen Fremdenpol i- zeiabkommen 1941 lag der Ent­scheid 
über eine Aufnahme von Flüchtlingen allein bei der Schweiz. Die Regierung setzte sich fallweise für Flüchtlinge ein, oft mit Erfolg. Verschiedene Liechtensteiner unterstützten Flüchtlinge bei ihrer Flucht. Anderseits stiess die Auf­ nahme von Flüchtlingen auch auf Widerstand: 1933-1935 des Liech­ tensteiner Heimatdienstes, ab 1938 der Volksdeutschen Bewegung in Liechtenstein. Auch opponierten der Gewerbeverband und das Ar­ beitsamt gegen den Zuzug von jü­ dischen Unternehmern oder Ar­ beitskräften. Die Situation der Flüchtlinge, die sich nach Liech­ tenstein und damit ihr Leben retten konnten, wird trotz antisemitisch motivierter Übergriffe als erträglich geschildert. Der Jüdische Hilfsver­ ein dankte der Regierung 1945 für die gewährte Aufnahme. In ihrem aufschlussreichen Vor­ trag führte Ursina Jud aus, dass es der Regierung in der Flüchtlings­ frage darum ging, der wirtschaft­ lich-gesellschaftlichen Situation Rechnung zu tragen und Konflikte zu vermeiden. Diese Politik rettete Personen, welche die restriktiven Bedingungen erlullen konnten, klammerte aber Mittellose und seit 1938 jüdische Flüchtlinge weitge­ hend aus. Ursina Jud: Liechtenstein und die Flüchtlinge zur Zeit des National­ sozialismus. Zürich/Vaduz 2005. (Veröffentlichungen der UHK, Stu­ die I). ISBN 3-906393-34-8 (His­ torischer Verein FL. Vaduz) oder 3-0340-0801-5 (Chronos Verlag, Zürich). (PD) Kaum Angebot und Nachfrage vorhanden Vortrag zum Thema «Liechtenstein und der internationale Kunstmarkt» 1933-1945 VADUZ - Im Liechtensteinischen Landesmuseum läuft derzeit ei­ ne Vortragsreihe Uber Fragen zu Liechtenstein zur Zeit des Natio­ nalsozialismus. Grundlage sind die Studien, welche die Unab­ hängige Historlkerkommission Liechtenstein Zweiter Wettkrieg (UHK) erarbeiten Hess. Mit ei­ nem Vortrag zum Thema «Liech­ tenstein und der internationale Kunstmarkt 1933-1945» eröff­ nete Esther Tisa Francini den Vortragszyklus. Esther Tisa ist Historikerin und lebt im Kanton Zürich. Von 2001 bis 2005 arbeitete sie für die UHK. Im Vortrag ging sie auf verschiedene Aspekte ein. An Beispielen erklärte sie anhand des Katalogs der Aus­ stellung der Fürstlichen Sammlun­ gen 1948 in Luzern das methodi­ sche Vorgehen bei der Provenienz­ forschung, das heisst, der mög­ lichst lückenlosen Erforschung der Herkunft (Provenienz) von Bestän­ den und Objekten. Die Herkunft der in Liechtenstein liegenden Sammlungswerke wurde von Tisa für die Jahre 1933 bis 1945 unter­ sucht. Eingangs wies die Referentin auf das Paradox «Liechtenstein und Kunst» hin, weil es im ländlichen Fürstentum' der Dreissiger- und Vierzigerjahre zwar Bezüge zum internationalen Kunstmarkt, aber kaum einen eigenen Kunsthandel, weder Angebot noch Nachfrage und auch keine ausgeprägte Sam­ melkultur gab. Das Land, das erst nach 1945 für den internationalen Kunstmarkt interessant wurde, ist ein besonderes Forschungsfeld mit eigenen Herausforderungen. Die 
Esther Tisa widmete sich dem Thema «Liechtenstein und der internatio- naie Kunstmarkt 1933-1945». Bestände des Postmuseums, Lan­ desmuseums und der Staatlichen Kunstsammlungen - das Landes­ museum und die Staatlichen Kunstsammlungen sind lange nach 1945 entstanden - beruhen teil­ weise auf Schenkungen von Kunst­ werken, deren Provenienzen Tisa überprüfte. Während des Krieges existierte nur das Postmuseum, das mit dem deutschen Briefmarken­ händler Hermann E. Sieger auf das Engste verknüpft war. Sieger war seit 1928 Berater der Regierung, seit 1932 NSDAP-Mitglied und später «Leiter der Reichsorganisa­tion 
des deutschen Briefmarken­ handels». Privates Sammlungen gab es in beschränktem Ausmass bei einigen Neubürgern. Die Fürstlichen Sammlungen sind erst 1945 nach Liechtenstein gelangt. Die Nach­ forschungen ergaben, dass bei die­ sen Sammlungen zwei Ankäufe als Raubgut zu identifizieren sind, das bei namhaften Kunsthandlungen erworben worden ist. Zur Sprache kamen auch die Sammlungen von Kurt Herrmann, Rudolf Rusche- weyh, Josef Steegmann und Adolf Ratjen, in denen sich fragliche Pro­venienzen 
fanden. In Liechtenstein gab es jedoch kein Raubgut- oder Kunstgut-Restitutionsprozess. In einer längeren Diskussion ging Frau Tisa auf verschiedene Fragen aus dem Publikum ein, etwa nach der Sensibilität der Akteure, ob sie Kunst in gutem Glauben er­ worben hatten oder ob ihnen klar war, woher diese angekaufte Kunst stammte. Insgesamt erlebte die Zu­ hörerschaft dank der Kompetenz der Referentin, des anschaulichen Vortrages sowie der angeregten Diskussion einen überaus lohnen­ den Vortragsabend. Esther Tisa Francini: Liechten­ stein und der internationale Kunst­ markt 1933-1945. Sammlungen und ihre Provenienzen im Span­ nungsfeld von Flucht, Raub und Restitution. Zürich/Vaduz 2005. (Veröffentlichungen der UHK, Stu­ die 4). ISBN 3-906393-37-2 (Hi­ storischer Verein FL, Vaduz) oder 3-0340-0804-3 (Chronos Verlag, Zürich). Nächste Vorträge i m Landesmuseum • 10. November! 18 Uhr: Finanzbe­ ziehungen Liechtensteins zur Zeit des Nationalsozialismus (Hanspe­ ter Lussy) • 17. November 2005, 18 Uhr: Liechtensteinische Industriebetrie­ be und die Frage nach der Produk­ tion für den deutschen Kriegsbe­ darf 1939-1945 (Veronika Mar­ xer) • 1. Dezember 2005, 18 Uhr: Die Unabhängige Historikerkommis- sion Liechtenstein Zweiter Welt­ krieg: Gesamtfazit, zeitgenössi­ scher Kontext, internationaler Ver­ gleich (Peter Geiger). (PD)
	        

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