Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

VOLKS BLATT DIE WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN FÜR LIECHTENSTEIN DONNERSTAG, 27. OKTOBER 2005 SEITE 13 SCHWUNGVOLL Wie der erste Handels­ tag an der SWX-Börse für den schwedischen Hexagon-Konzem ver­ laufen ist. i 4 B?AT?INEWS | China Construction Bank, grösster Börsengang seit Jahren PEKING - Mit 8 Mrd. Dollar wird es der weltweit grösste Börsengang seit vier Jahren: Als erste der vier grossen staatlichen chinesi­ schen Banken wird die China Construction Bank (CCB) am Donnerstag an der Hongkon­ ger Börse notiert. Die Nachfrage ist so gross, dass die Aktien am oberen Ende der Preisspan­ ne bei 2.35 Hongkong Dollar platziert werden konnten. Die Begeisterung ist so gross, dass nicht einmal die Diskussionen über faule Kre­ dite, Korruptionsvorwürfe gegen zwei entlas­ sene CCB-Präsidenten, mangelnde Wettbe­ werbsfähigkeit und ein schwaches Manage­ ment abschrecken konnten. (sda/dpa) DaimlerChrysler untersucht schwarze Kassen in den USA STUTTGART - Der deutsch-amerikanische Autokonzern DaimlerChrysler ist auf der Su­ che nach verdächtigen Konten in den USA fündig geworden. DaimlerChrysler habe be­ stimmte Konten, Transaktionen und Zahlun­ gen identifiziert, die besonders untersucht und der US-Börsenaufsicht SEC sowie dem US-Justizministerium offen gelegt würden, teilte der Konzern in seinem Quartalsbericht mit. SEC und das Ministerium gehen nach dem anonymen Hinweis eines früheren Daimler Chrysler-Mitarbeiters 
seit dem vergangenen Jahr dem Verdacht nach, dass der Automobil­ bauer schwarze Kassen unterhalten hat, um ausländische Regierungen zu bestechen. Die SEC, das Ministerium und die Vereinten Na­ tionen prüfen zudem, ob DaimlerChrysler mit Fahrzeuglieferungcn Vorschriften des «Öl- für-Lebensmittel-Programms» der Uno im Irak verletzt hat. Der Konzern arbeite mit den Behörden zusammen, teilte DaimlerChrysler mit. (sda/reuters) Sony zieht sich von SWX und acht weiteren Börsen zurück TOKIO - Das japanische Elektronikunter­ nehmen Sony zieht sich weltweit von neun Börsen zurück, darunter von der Schweizer Börse SWX. Als Grund gibt das Unternehmen «extrem schwache» Handelsumsätze seiner Aktien an. Neben der Börse in Zürich gibt So­ ny auch seine Notierungen in Frankfurt, Düs­ seldorf, Paris, Zürich, Brüssel, Wien, San Francisco, Chicago und Toronto auf, wie das Unternehmen am Mittwoch in Tokio mitteilte. Der Rückzug der Aktien soll binnen eines Jah­ res abgeschlossen sein. Die Sony-Aktien kön­ nen weiterhin in Japan an den Börsen in Tokio und Osaka gehandelt werden. Auch in London und New York bleiben die Japaner auf den dortigen Aktienmärkten. (sdaydpa-AFX) 
UNRUHE Was heuer beim «Vor­ arlberger Wirtschafts- forum» als Erfolgskon­ zept zur Diskussion 14 
stehen wird. 
FL-STATISTIK Wie sich die Beschäfti- gungs- und Arbeits­ platzsituation in Liech­ tenstein laut Statistik präsentiert. -j g 
AUSBAU Wo der Technologie­ konzern Unaxis sein Geschäft mit Be- schichtung ausbauen will. 15 «Stärkere Arbeitsteilung» Liechtenstein-Dialog: Richtige Politik erkennt man an idealen Standortbedingungen BRÜSSEL/VADUZ - «Oer Wettbe­ werb zwischen den internatio­ nalen Finanzzentren ist kein Null-Summen-Spiel», sagt Silva­ na Koch-Mehrin. Die Vorsitzen­ de der FDP-Gruppe Im Europa­ parlament diskutiert bei der Po­ diumsdiskussion des Liechten­ stein Dialogs mit. *Kornella Pfeiffe r Volksblatt: Frau Koch-Mehrin, die Dynamik des Wettbewerbs regt neue Ideen und Leistungsbe­ reitschaft an. Was heisst dieser Satz übertragen auf den EU- Binnenmarkt für Finanzdienst­ leistungen? Silvana Koch-Mehrin: Natür­ lich profitiert auch dieser Bereich von Wettbewerb, keine Frage. Wichtig ist, dass aber auch hier ein gemeinsamer Markt entsteht. Das würde die Wettbewerbsfähigkeit der EU weiter steigern, den Binnen­ markt vervollständigen und insge­ samt für eine positive Dynamik sor­ gen. 
Mit der Dienstleistungsrichtli­ nie sind wir auf dem richtigen Weg. Sie wird den Markt liberalisieren und alle bestehenden Wettbewerbs­ hindernisse beseitigen. Unterneh­ men werden ihre Dienstleistungen dann EU-weit ungehindert anbieten können und dabei nur den gesetz­ lichen Regelungen ihres Heimatlan­ des 
unterworfen sein. Neue Jobs könnten entstehen, Preise sinken und Löhne sogar steigen. Sie sprechen als Liberale gegen starre Regeldichte. Wie wettbe­ werbsfähig sind die Finanzzen­ tren Europas auf internationaler Ebene? Der Wettbewerb zwischen den internationalen Finanzzentren ist kein Null-Summen-Spiel. Unter­ schiedliche Faktoren beeinflussen die Relevanz der einzelnen Städte. Wenn man zum Beispiel allein das verwaltete Aktienvermögen institu­ tioneller Investoren vergleicht, schneidet ein Standort wie Frankfurt neben 
New York oder London schlechter ab. Auch die Deutsche Börse spielt, verglichen mit der New York Stock Exchange, eine unterge­ ordnete Rolle. Wenn es aber zum Beispiel um den Handel mit osteu­ ropäischen Aktien geht, hat Frank­ furt einen eindeutigen Standortvor­ teil. Im Zuge der Osterweiterung der EU wird Frankfurt seine Rolle als Brückenkopf sogar noch ausbauen können. Und zumindest solange Grossbritannien den Euro ver­ schmäht, wird der wichtigste Euro- Finanzplatz am Main und nicht an der Themse liegen. London ^ird seinen Stellenwert als wichtigstes Finanzzentrum neben New York gleichwohl halten, ohne dabei Frankfurt zu schaden. Ein ver­ schärfter Wettbewerb der beiden 
Silvana Koch-Mehrln: Anti-GeMwäscha-Richtlbiie auf europäischer Ebene - erster Schritt in die richtige Richtung. Metropolen untereinander ist nicht erkennbar. Kaum jemand bestreitet, wie wichtig internationale Standards im 
Kampf gegen Terrorismusfi­ nanzierung und Geldwäscherei sind. Wie beeinflusst der Trend zur «Überregulierungen» die Wettbewerbsfähigkeit? In meinen Augen werden unter dem Deckmantel, etwas gegen «den Terror» zu tun, viele Regeln geschaf­ fen und Freiheiten begrenzt, ohne dass dabei ein Plus an Sicherheit zu verzeichnen wäre. Nehmen Sie zum Beispiel das Thema der Vorratsda­ tenspeicherung, die im Augenblick in der EU diskutiert wird. Alle Daten von Telefonen und Mobilfunkgerä­ ten inklusive der SMS sollen für 24 Monate gespeichert werden, der Da­ tenschutz scheint völlig irrelevant. Nach den Kosten für die Wirtschaft und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen fragt dabei keiner. Ein anderes Negativ-Beispiel ist die Ab­ schaffung des Bankgeheimnisses in Deutschland. Wo kann, soll, darf die Politik eingreifen in den immer härteren globalen Wettbewerb? Sie sollte faire Voraussetzungen für den Wettbewerb schaffen. Das heisst, Hemmnisse abbauen und einheitliche Regeln schaffen. Die Globalisierung ist gewissermassen auch eine stärkere Arbeitsteilung. Politik sollte sich dessen bewusst sein und öffentliche Ausgaben sinnvoll steuern, in zukunftswei­ sende Bereiche lenken. Investitio­ nen in Forschung und Bildung zum Beispiel. Nicht wettbewerbsfähige Bereiche sollten dagegen nicht sub­ ventioniert und künstlich am Leben gehalten werden. Richtige Politik erkennt man an idealen Standortbe­dingungen, 
niedrigen Steuern und einem sicheren sozialen Klima. Der jüngste Anlagebetrug bei Phoenix bringt die deutsche Fi­ nanzmarktaufsicht an den Pran­ ger. Fairer Wettbewerb braucht gleiche Aufsichtsregeln und glei­ che Aufsichtspraxis. Was kann die Europapolitik beitragen? Dass Phoenix über Jahre hinweg ein betrügerisches Schneeballsystem unter der Aufsicht der Bundesanstalt für 
Finanzdienstleistungen betreiben konnte, verdeutlicht, wie notwendig eine effiziente europäische Aufsichts­ praxis ist. Die neue Anti-Geldwä- sche-Richtlinie auf europäischer Ebene kann als ein erster Schritt in die richtige Richtung angesehen wer­ den. Sie sieht vor, dass für bestimmte fiskalische Transaktionen Kontroll- mcchanismen zu installieren sind. Sinnvoll erscheint auch eine stärkere Sanktionierung von Fehlverhalten oder die persönliche Haftung von Geschäftsführung und Vorstand. 
Welche Rolle spielen nationale wie internationale politische Or­ ganisationen? Nationale wie internationale Or­ ganisationen können bei der Schaf­ fung gemeinsamer Regeln für einen faireren Wettbewerb sorgen. Stan­ dards und ein gemeinsames Regel­ werk 
sind in einer globalisierten Welt unabdingbar für eine stabile internationale Finanzordnung und damit wichtige Voraussetzungen für Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand. Organisationen wie die WTO, die Weltbank, der IWF oder die OECD müssen zukünftig noch mehr Auto­ rität besitzen, um auch wirtschaft­ lich mächtige Staaten an Regelwer­ ke zu binden. Diese internationalen Vertragswerke garantieren Rechts­ sicherheit. Werden sie verletzt, müssen Sanktionen folgen. Ein Beispiel ist hier das Streitbeile­ gungssystem der WTO, vor dem sich auch die USA und die EU zu rechtfertigen haben. PODIUMSDISKUSSION FÜR ALLE Beim Liechtenstein-Dialog zum Thema «Dynamik globalisierter Finanzmärkte» lädt die Regierung die Bevölkerung zu einer hochka­ rätigen Podiumsdiskussion ein. Nach Referaten von • Vaira Vike-Freiberga, Präsiden­ tin der Republik Lettland und • Hans Dieter Pötsch, Mitglied des Vorstands Volkswagen AG diskutieren diese mit • Otmar Hasler, Regierungschef Liechtensteins, • Silvana Koch-Mehrin, Vorsit­ zende der FDP im Europaparla­ ment, • Jean-Pierre Roth, Präsident des 
Direktoriums, Schweizerische Nationalbank. Heute Donnerstag, 16.15 bis 18 Uhr, im Auditorium der Hochschu­ le Liechtenstein. Eintritt ist frei. Aus Platzgründen bitten wir um Anmeldungen, die nach Eingang berücksichtigt werden: oflice@dia- logue.li. Informationen zum Liech­ tenstein-Dialog:  www.dialogue.li . AN/MCil: ia LIECHTENSTEIN DIALOGUE od the 
tiiUire uf fimd'oial markets
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.