Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

IM GEDENKEN AN 1.0. FÜRSTIN GINA VON LIECHTENSTEIN Die wichtigste Rolle der Frau ist die Erhaltung und Weitergabe des Lebens Im Hinblick auf die bevorstehende Volksabstimmung ist die Ansprache I.D. Fürstin Gina sei. - die am 24. Oktober ihren Geburtstag gefeiert hätte - anlässlich einer Frauen- und Mütterwallfahrt, kennzeichnend, wie die Würde des Menschen im Zusammenhang mit der Rolle der Frau im Einklang steht. Nachdem die erwähnte Rede als Zeitdokument gilt, zitieren wir diese im vollen Wortlaut. Zwischen nachstehenden Ausführungen I. D. Fürstin Gina und heute lie­ gen Jahre. Dennoch erachten wir den Inhalt von höchster Aktualität und lesenswert in jedem Alter. 
bei Männern wie bei Frauen, und sich gegenseitig Fehler vorzuwerfen führt zu nichts. Bei allen berechtigten Bemühungen, der Frau zu einer ihr gemässen Stellung in der Welt zu verhelfen, dürfen wir aber eines nicht vergessen. Die erste und wichtigste Rolle der Frau, die ihr nie­ mand abnehmen kann, ist die Erhaltung und Weitergabe des Lebens. Aus dieser ergibt sich der grösste Wert und Sinn des Frauseins. Unter unserem Herzen begin­ nt die Entstehung jedes einzigartigen, unwiederholbaren Menschenlebens, dessen erste und wichtigste Schritte ins Leben wir ganz nah begleiten in der Ge­ ich möchte Sie einladen, mit mir darü­ ber nachzudenken, was es bedeutet, eine Frau und Mutter zu sein, denn ich glau­ be, dass manche von uns unsere Rolle falsch sehen. Die einen sehen sich nur als Mütter und Hausfrauen, auf der anderen Seite stehen streitbare Emanzipationsbe- fürworterinnen, die sich dafür einsetzen, dem Mann zu gleichen und sich damit von der Realität entfernen. Mann und Frau sind nun einmal verschieden. Das Wichtigste ist meines Erachtens, dass sie sich ergänzen und ein partnerschaftliches Verhältnis zueinander finden, in dem so­ wohl der Mann, wie die Frau, sich ihrer Natur nach 
verwirklichen können. Das geht wohl nur, indem sie sich gegensei­ tig voll anerkennen. Das setzt wiederum voraus, dass man lernen «nuss, sich selbst und seine Möglichkeiten zu kennen, und auch bereit ist, die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, selbständig zu werden. Wie viele Frauen gibt es, die sich, teils bewusst, teils unbewusst, hinter ih­ rer Hausfrauentätigkeit verstecken, jede grössere Entscheidung dem Mann über­ lassen und sich so in eine Abhängigkeit begeben, die für beide Teile schlecht ist. Unterstützt wird diese Haltung durch die Rollenverteilung, die, so glaube ich, durch die Industrialisierung im 19. und 20. Jahrhundert erstarrt ist. Davor arbei­ tete der Mann meist zu Hause, auf dem Bauernhof, in der Handwerkstatt oder dem Handelsbetrieb. Die Familie war ständig um ihn, und jeder hatte Anteil am gemeinsamen Schaffen. In der Industrie­ gesellschaft verlagerte sich das Arbeits­ feld des Mannes immer mehr ausserhalb des Hauses, und heute sehen die Fami­ lien ihre Väter meist nur am Abend, ohne wirklich an ihrem Leben teilnehmen zu können. Nun muss die Frau grösstenteils allein für den Haushalt, Kindererzie­ hung und Erhaltung des Zusammenle­ bens sorgen. Das bringt einerseits eine Überforderung ihrer Kräfte, andererseits ein Erlahmen ihrer Selbständigkeit, ihrer geistigen Fähigkeiten und ihrer Mög­ lichkeit, über den Rahmen ihres Hauses hinaus am Aufbau des Lebens teilzuneh­ men. Die Männer ihrerseits sehen gerne das Familienleben als etwas, für das sie ma­teriell 
zu sorgen haben, das aber sonst fast ausschliesslich Domäne der Frau ist. Dafür werden die Frauen am Arbeitsplatz nicht immer für voll genommen. Diese scharfe Trennung kann nicht gut sein, und es ist nicht verwunderlich, dass zunehmend mehr Stimmen laut werden, die nach einer Änderung rufen, die der Frau mehr Rechte und Möglichkeiten einräumt und den Mann mehr in das Ge­ schehen im Haus einbindet. Besonders in der jungen Generation tritt ein Wandel ein, glaube ich. Jeden­ falls sehe ich viel mehr junge Väter mit dem Kinderwagen unterwegs, und mein Sohn Hans Adam zum Beispiel war per­ fekt im Windelnwechseln und Füttern seiner Kinder, als sie noch klein waren. Viele junge Frauen setzen sich heute für eine grössere Anerkennung der Frau im öffentlichen und Berufsleben ein, und das halte ich für richtig. Frauen ha­ ben oft ein besseres Verständnis für das Zusammenleben der Menschen, einen direkteren Zugang zu sozialen Proble­ men und sind, so wage ich zu behaupten, weniger gefährdet, sich im Gestrüpp des Bürokratismus zu verlieren. Die Welt hat sich gewandelt, sie kann nicht auf unsere Mitarbeit in allen Bereichen verzichten. Nur möchte ich warnen vor einer Gleich­ macherei oder vor einem Kampf gegen­ einander. Quadratschädel gibt es sowohl 
borgenheit der Familie. Ist es da nicht von grösster Notwendigkeit, diesen ureigensten Bereich der Frau ernst zu nehmen und ihm den ersten Platz einzu­ räumen. Die Verantwortung, die Gott in unsere Hände gelegt hat, soll niemand gering achten. Deshalb ist es wichtig, dass wir der Fa­ milie und der Erziehung unserer Kinder grösstes Augenmerk schenken. Da haben wir unsere bedeutenste Aufgabe, auch in der heutigen Welt. Lassen Sie mich dazu ganz kurz einige Gedanken sagen. Wichtig scheint mir, unsere Kinder zu Partnerschaft zu erziehen. Sowohl Buben wie Mädchen sollen lernen, dass man sich gegenseitig ergänzen kann und soll. Die Eltern sollen die Eigenart ihrer Kin­ der respektieren; wenn ein Mädchen sich zu einem als männlich eingestuften Be­ ruf hingezogen fühlt, so soll es die glei­ che Unterstützung erhalten wie ein Bub, und die Buben müssen lernen, dass sie nicht bevorzugte Wesen der Schöpfung sind, sondern genau gleich gelten wie die Mädchen. Die Würde des Menschen liegt nicht an einer bestimmten Rolle, sondern darin, wie er sich und den Nächsten, egal ob Mann oder Frau, respektiert. Zum Schluss lassen Sie mich noch einen Punkt erwähnen, der eng mit der Würde des Menschen und der Rolle der Frau zusammenhängt und der mich ganz 
tief berührt. Ich denke an das Problem der Abtreibung. Ich weiss, dass dieses Problem auch in unserem Land viele beschäftigt und dass manche für eine, zumindest teilweise, Legalisierung der Abtreibung sind. Ich weiss auch, dass es manche bittere Härtefälle gibt und dass man die Abtreibung niemals ganz aus der Welt schaffen wird, ebenso we­ nig wie Raubmord, Vergewaltigung und Diebstahl. Wie der Fürst in seiner letzten Thronrede vor dem Landtag ausführte, ist es aber unverständlich, dass man einer­ seits für die Abschaffung der Todesstrafe sein kann und andererseits unschuldige, wehrlose Kinder dem Tod ausliefert, denn die Abtreibung bleibt Vernichtung eines menschlichen Lebens. Wie wir wissen, sind in der befruchteten Eizelle schon alle Merkmale und Anlagen des Menschen programmiert, nach drei Wo­ chen fängt das Herz zu schlagen an, und der Kreislauf funktioniert, und bereits nach sechs Wochen sind alle Organe so­ wie die äussere Gestalt des Menschleins deutlich sichtbar. Die Achtung vor dem werdenden Leben sollte daher eher zu- als abnehmen. Ich glaube, man sollte sich ehrlicher Rechenschaft geben übaf- das Kind und seine Entstehung und dem Wunder des werdenden Lebens grosse Ehrfurcht entgegenbringen. Die Feststellung von sozialen Nöti­ gen ist meines Erachtens keine ausrei­ chende Begründung für eine Abtreibung. Wir bringen ja auch nicht Behinderte oder alte Menschen um, obwohl auch hier grosse Schwierigkeiten entstehen können. Dass sich härteste Notlagen aus der Geburt eines Kindes ergeben kön­ nen, bleibt unbestritten, aber gerade hier sollte der Hebel angesetzt werden mit kindergerechten Wohnmöglichkeiten, mit finanzieller und seelsorglicher Unter­ stützung der Eltern oder der alleinstehen­ den Mutter, Ausbau des Adoptivrechtes und mit der Einstellung der Gesellschaft zum Kind schlechthin. Die Zahl der zum Tod verurteilten Kinder ist erschreckend hoch, und ich bin der Ansicht, dass wir Frauen und Mütter in erster Linie dazu aufgerufen sind, etwas dagegen zu un­ ternehmen. Lasst werdende Mütter nicht allein, steht ihnen bei in der Ratlosigkeit und Not, die sich aus einer unerwarteten und unerwünschten Schwangerschaft er­ geben können. Nun möchte ich Ihnen allen und mir selbst wünschen, dass dieser Tag und unsere Gebete uns und unserer sehr ge­ liebten Heimat helfen, den Weg durchs Leben gerade und ohne Furcht zu gehen im Vertrauen auf Gottes Hilfe. INITIATIVKOMITEE FÜR DAS LEBEN
	        

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