Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

MONTAG, 17. OKTOBER 2005 
buttI INLAND 6 VERANSTALTUNGEN Kirchenglocken läuten in IHesen zum Wimmettbeglnn TRDESEN - Morgen werden in Triesen die Kirchenglocken zum Start der diesjährigen Weinernte läuten. Dank der rigorosen Ertragsbeschränkung beim Blauburgunder auf 600 Gramm Trauben pro Quadratmeter Parzellenfläche zeigt sich das Traubengut überall in bester Qualität. An der Traubenschau vom Samstag konnten die Weinbauern hohe Zuckergehalte von über 90 bis 100 Grad Oechsle mit entsprechenden idealen Säureverhältnissen messen. Die Weinbauern in Triesen freuen sich auf den neuen Weinjahrgang. (PD) Meine Seele lobpreist den Herrn • Die Rhtlntrargar-Orgal In dar Vaduzer Ptarr- ' klreha. VADUZ - Im Alter von 19 Jahren hat Josef Gabriel Rheinberger die Vesper in Es-Dur komponiert. Das weitgehend unbekannte Werk des Vaduzer Komponisten bildet einen Programmpunkt des Konzertes anlässlich des Jubiläums «200 Jahre kirchenmusikalische Tradition in Vaduz» am 29. Oktober 2005 in der Vaduzer Pfarrkirche. Die Vesper ist Bestandteil des kirchlichen Stundengebets. Da die so genannte Abendho- re auch den Laien zur Andacht empfohlen wurde, ist sie früher an Sonntagen, besonders an hohen Festtagen, öffentlich gebetet wor­ den. Der bekannteste Teil aus der Vesper ist das Magnifikat (Meine Seele lobpreist den Herrn), das Gebet Mariens, als sie ihrer schwangeren Base Elisabeth begegnete. Die Feier der Vesper hat viele Komponisten angeregt, die einzelnen Teile, besonders aber die Psalmen und das Magnifikat, zu vertonen. Auch Josef Gabriel Rheinberger hat sich die­ ser Aufgabe gestellt. Als er sich bereits zum Musikstudium in München befand, hat er die Vesper in Es-Dur komponiert. Dieses Jugend­ werk des Vaduzer Komponisten ist weitge­ hend unbekannt und wurde kaum aufgeführt. Die Rheinberger'sche Vesper wurde für vier Singstimmen und Orgel komponiert. Die so­ listische Ausgestaltung einzelner Partien ist freigestellt. Im Hinblick auf das Konzert an­ lässlich des Jubiläums «200 Jahre kirchenmu­ sikalische Tradition in Vaduz» hat der Leiter des Kirchenchors zu St. Florin, William Max- field, die Vesper für Streichorchester instru­ mentiert. In dieser Fassung erlebt die Vesper in Es-Dur beim Jubiläumskonzert am Samstag, den 29. Oktober 2005, um 20 Uhr, in der Vaduzer Pfarrkirche eine Uraufführung. Unter der Leitung von William Maxfield bringen das Instrumentalensemble Raetiana, der Kirchenchor zu St. Florin und die Solisten Ute Ziemer (Sopran), Martina Gmeinder (Alt), Karl Jerolitsch (Tenor) und Christian Büchel (Bass) Werke von Josef Gabriel Rheinbeiger, Cfsar Franck, Georges Bizet und Charles Gounod zur Aufführung. Der Pint ritt zum Konzert ist frei. Es wird 
empfoh­ len, sich frühzeitig einen Sitzplatz zu sichern. Weitere Informationen unter www.kirchen- chor.li. (PD) 
Spielerische Leichtigkeit Das RSB mit Julia Fischer unter Marek Janowski zu Gast im Vaduzer Saal VADUZ - Spätestens satt Freitag dürfte dar alte Gagensatz zwi­ schen Brahmlnan und Wagneri­ anern, zumindest In Liechten­ stein, endgültig Uberwunden sein. An dam wundervollen Kon­ zert mit der Jungen Stargeigerin Julia Fischer und dem Rundfunk- Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung von Marek Janowski hatten alle Musikfreunde ihre wahre, ungetrübte Freude. •*mn UWII w Absolute Musik gegen Programm­ musik, Brahms gegen Wagner, die­ se Frontstellung galt zu Lebzeiten der beiden Tonsetzer im 19. Jh. Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung seines brillanten Chefdirigenten Marek Janowski und die Weltklassegeigerin Julia Fi­ scher bestritten ihren Vaduzer Gast- auftritt mit Werken der beiden, an­ geblich so widersprüchlichen Kom­ ponisten, 
und siehe, alles passte wunderbar. Schillerndes Ganzes Mit makelloser Virtuosität und sensibler Phrasierung interpretierte Fischer Brahmsens Violinkonzert D-Dur op. 77. Mit spielerischer Leichtigkeit durcheilte sie die ver­ tracktesten Läufe und fand zwischen ihren Einsätzen immer noch Zeit für ein verschmitztes Lächeln in Rich­ tung ihrer Kollegen im Orchester. Die ausgedehnte Kadenz im ersten Satz geriet Fischer zu einer einzigar­ tigen Verbindung von kühler, analy­ tischer Sachlichkeit und tief emp­ fundener Verinnerlichung der voran­ gegangenen Themen. Im perfekten Zusammenspielt mit dem Orchester 
N 1 v m Die Münchner Galgenvirtuosin Julia Fischer bewies im Vaduzer Saal, dass sie zu Recht trotz Ihres Jugendlichen Alten schon zu den ganz Grossen ihres Fachs gerechnet wird. und insbesondere im Wechselspiel mit der Solooboistin Clara Dent, na­ mentlich im zweiten Satz, entstand ein faszinierend schillerndes Gan­ zes, das das Publikum mit stürmi­ schen Beifallsbekundungen quittier­ te. 
Fischer bedankte sich mit einer atemberaubenden Zugabe in Form des dritten Satzes aus Hindemiths Solosonate g-Moll. Opulente Tongemälde Personell erheblich verstärkt 
ging das RSB nach der Pause Wag­ ners «Tannhäuser»-Ouvertüre und das Venusberg-Bacchanal in der Pariser Fassung an. Der Berliner Klangkörper bewies neben einer beachtlichen Pianissimokultur prägnante Trennschärfe und über­ raschte mit dem ganz leicht hinge­ hauchten, unwirklichen Schluss auch Kenner des Stücks. Mit dem kammermusikalisch besetzten 
 1 Siegfried-Idyll nahmen die Berliner die im Raum schwebende Stim­mung 
auf und zauberten ein im­ pressionistisch zartes, in zahlrei­ chen Valeurs schillerndes Tonge­ mälde. Mit einem opulenten Tongemäl­ de ganz anderen Charakters verab­ schiedete sich das RSB: Beim Vor­ spiel zu «Die Meistersinger von Nürnberg» gelang Janowski mit den Rundfunksinfonikern eine letz­ te, ganz grosse, den Tiefgang der Musik Wagners erfahrbar machen­ de Steigerung. Abseits ausgetretener Pfade The Fonda/Stevens Group zu Gast in der Tangente ESCHEN - Mit dem Ensemble um Michael Jefry Stevens und loa Fonda war am Samstag eine der bedeutendsten Formationen dar gegenwärtigen New Yorker Szene zum wiederholten Male In der Tangente zu Gast. Ste­ vens verneigte sich In Richtung Karl Gassner, Indem ar betonte, dieser sal einer der Ersten ge­ wesen, der sie international eingeladen habe. »Arno 
Liffl w Ab 1997 waren Michael Jefry Ste­ vens (Klavier), Joe Fonda (Kontra- bass), Herb Robertson (Kornett, Trompete) und Harvey Sorgen (Schlagzeug) regelmässig in der Tangente zu Gast. Am Samstag ka­ men sie nach fünfjähriger Pause wieder nach Eschen und präsen­ tierten sich als brillantes dynami­ sches Ensemble von enormer Spiel- und Experimentierfreude. Gerade mal acht Stücke, ein­ schliesslich der Zugabe, brachten die New Yorker Improvisations- künstler im Verlaufe des weit über zwei Stunden dauernden Konzerts zum Vortrag. Von einem von Ste­ vens gelieferten und ständig wiederholten Motiv ausgehend, entwickelten er und seine Mitstrei­ ter hochkomplexe Strukturen, lö­ sten sie auf, bis das Thema, in sei­ ne Bestandteile aufgebrochen, zwi­ schen 
Bass und Klavier hin- und hergeschaukelnd wieder zum Vor­ schein kam, um schlussendlich wieder im Klavier zu landen. Der­ artige Entwicklungen brauchen 
Joe Fonda hatte am Konzert in der Tangente sieht- und härbar seinen Spass. Zeit, und die nehmen sich die vier New Yorker für ihre Musik. Ungeahnte Effekte In ihren ausgedehnten, raffinier­ ten Improvisationen wandeln sie spieltechnisch abseits ausgetretener Pfade: 
Sorgen bearbeitet sein Schlagzeug mit blossen Händen oder stampft singend mit den Füs­ sen, Fonda wechselt ständig zwi­ schen gestrichenen und gezupften Tönen, beidseits des Stegs, und er­ reicht ungeahnte Effekte durch ex­ tremes Verschieben der Saiten quer 
zum Griffbrett. Und auch Robert­ son, bekannt als einer der innova- tivsten Trompeten-Improvisatoren der Gegenwart, ist in Sachen un­ konventionelle Klänge nichts fremd. Aber auch das Schwelgen in himmlischen Harmonien kam nicht zu kurz, etwa bei dem vom Klavier dominierten «For My Brother», das zum Schluss hin immer öffnete und steigerte. New Yoik - Memphis Gesanglich taten sich übrigens alle Musiker hervor: Fonda singt 
sowieso immer mit, wenn er vol­ ler Inbrunst und unter Aufbietung seiner gesamten körperlichen Kräfte Bass spielt; im Duett mit Robertson und verstärkt durch ge­ legentliche Einwürfe der beiden übrigen Kollegen besang er ohne Mikrophon in gaudihaft unkoordi- nierter und krächzender Manier den Umzug von Pianist Stevens von New York nach Memphis, ein Stück, in dem der tiefe Süden in Gestalt eines schleppenden Grooves seine Färbung hinterlas­ sen hatte.
	        

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