Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

mmm SAMSTAG, 15. OKTOBER 2005 
Ei?? UNLAND WAS JETZT BLÜHT DI«m 
Mtoche: Kleiner Storchschnabel 
KOPF DER WOCHE SCHAAN - Die goldenen Herbsttage tun äen Blauburgunderbeeren gut. In der kommenden Woche werden sie wohl in den meisten Wein­ bergen unseres Landes gewimmelt. Wohl kaum jemand achtet dann auf die spezielle Weinbergflora. Im Grünstreifen zwischen den Rebzeilen blühen jetzt noch einige Pflanzen. Eine davon ist der Kleine Storchschnabel (Geranium pusillum). Er kommt zerstreut von Schaan bis Baizers in den Rebbergen vor. An Wegrändern und auf Schuttplätzen blüht auch noch im Herbst das kleinblütige Ruprechtskraut (Geranium robertianum), und auf Wiesen finden wir einzelne Blüten des Wald-Storchschnabels (Geranium sylvati- cum). In der Flora des Fürstentums Liechten­ stein sind 12 Arten aus der Familie der Storchschnabelgewäche (Geraniaceae) doku­ mentiert. Der Kleine Storchschnabel bevor­ zugt vom Menschen beeinflusste Lebensräu­ me und kommt auch auf Äckern und Schutt­ plätzen vor. |£jÖie Stängel sind niederliegend oder aufstei- ; gend und werden bis 30 cm lang. Sie sind wie | die Blattstiele sehr kurz abstehend, behaart. Die meist gegenständigen, handförmigen Blätter haben eine bis über die Mitte fünf bis siebenlappig geteilte Blattspreite. Meistens sind es zwei Blüten, die das nächststehende Blatt nur wenig Uberragen. Ihre Kelchblätter haben eine 0,5 mm lange, aufgesetzte Spitze. Die blass lilafarbigen, vorrie ausgerandeten Kronblätter sind bis vier Millimeter lang. Die Blüten besitzen meist zehn Staubblätter. Der Fruchtschnabel biegt sich aufwärts und bildet im Herbst ange­ drückt behaart Früchte. Sowohl der wissenschaftliche Gattungsna­ me «Geranium» als auch der deutsche Name Storchschnabel bezieht sich auf die Form der lang gestielten Frucht, in der man den ge­ streckten Hals eines Storchs erkennen kann. Das Ruprechtskraut wurde von Hildegard von Bingen und von Paracelsus als Heilpflan­ ze erwähnt. Vermengt mit Weinraute und Minze solle es das Herz stärken und fröhlich machen. Die verbreitete einheimische Gera- nium-Art wird aufgrund ihres Gerbstoffe-Ge­ halts auch heute noch als Heilpflanze ver­ wendet, als Tee zum Spülen und Gurgeln bei Entzündungen im Rachenraum. Seit mehreren Jahrhunderten werden ver­ schiedene Storchschnabel-Arten als Garten­ pflanzen geschätzt. Kreuzungen mit exoti­ schen Geranium-Arten führten zu den be­ kannten, auch heute noch beliebten Balkon- und Fenster-Schmuckpflanzen. Josef Biedermann Diese Volksblatt-Rubrik wird vom Biolo­ gen Josef Biedermann betreut Rückfragen per E-Mail an: josef.biedermann@LG-vaduz.li VORTRAG Homöopathische Heilmethode TRIESENBERG - Am Donnerstag, 20. Oktober, um 20 Uhr, findet im Bärensaal, im Hotel Kulm, in Triesenberg, ein Vortrag über Homöopathie von der Homöopatin Helen Banzer statt. Der Eintritt beträgt 10 Franken. Der Frauenverein Triesenberg freut sich auf zahlreiche Interessierte. (PD) 
Mister Miss Leo Gassner, Triesenberg - Landwirt und erfolgreicher Braunviehzüchter Eine grosse Nummer bei den Braunvlehziichtern im Land: Der «Füffzger» vor seinem Stall im «Forscht" In Triesenberg. TRIESENBERG - Wohin man ge­ lotst wird, wenn man in Trie­ senberg nach dem «Füffzger» fragt, beziehungsweise wo in der Walser Gemeinde ein «Star» wohnt? «Martin Mic h Er ist ein «Bärger» durch und durch und würde für nichts in der Welt wo anders hinziehen. Sein Heim steht am äusseren, nörd­ lichen Dorfteil von Triesenberg, dort wo die engen Kurven begin­ nen, die sich Richtung Schloss hin­ unter schlängeln. Wer nicht weiss wo, frage ganz einfach nach dem «Füffzger», den kennt hier oben je­ der. Seit dem vergangenen Wochen­ ende ist er auch im Unterland eine bekannte Nummer. Leo Gassner (46), verheiratet, Vater von drei Buben und mit Leib und Seele Landwirt. «Füffzger», lacht Gassner bei der Begrüssung, nenne man ihn nach der Hausnummer seines Vaterhau­ ses. Solche Verkürzungen waren früher üblich. Die erste «Miss Liechtenstein» in THesenberg Wer sein Haus betritt, ist sofort im Bilde. Die Auszeichnungen für seine Leidenschaft, die Viehzucht zieren das Treppenhaus. Es sind reich verzierte Kuhglocken, die Gassner mit seinen erfolgreichen Braunviehzüchtungen errungen hat. Die letzte Auszeichnung erhielt er an der diesjährigen Prämierung vor einer Woche. Am Prämien­ markt im Unterland wurden im Ring über 480 Stück Braunvieh be­ gutachtet, darunter die neun ran­ gierten Kühe, je drei aus Steg, Oberland und Unterland. Gassners Züchtungen rangierten sich auf Platz eins und vier. Als erster Trie- senberger holte er damit den 
«Miss-Liechtenstein»-Titel in die Walser Gemeinde. «Ja», sagt Gassner, er habe Glückwünsche von seinen Berufs­ kollegen erhalten. Übertriebener Stolz zeigt er nicht. Man spürt, dass die Auszeichnung ihn freut. Nicht nur ihn, auch seine Frau, eine ge­ bürtige Appenzellerin, die neben ihm am Küchentisch sitzt. Sie und der mittlere Sohn erklären begeis­ tert, auf was es bei der Züchtung ankommt: «Format, Fundament, Euter, absolute Grösse ...» Der Laie hört und versteht nicht viel. Vom «Stierastall» zum «Tora» «Wir sind noch ein richtiger Fa­ milienbetrieb», sagt Gassner, ge­ lernter Maurer. Seit 1986 arbeitet er nur noch als Landwirt. Damals baute er den Stall im «Forscht». Den Boden konnte er von seinem Onkel erwerben. Derzeit stehen 35 Grossvieh-Einheiten im Stall von Gassner. Er bewirtschaftet Boden zwischen 700 und 1700 Meter über Meer. Aufgewachsen ist er in der Gegend, wo heute der Triesenber- ger Sportplatz ist. Sein Vater war Pächter des so genannten «Stiera­ stall», der vor Jahren dem neuen Schulhaus Platz machen musste. Gassner blättert in einem Heft, «Toro», das Stiere aus aller Welt vorstellt. «Hier werden die Merk­ male der Tiere erklärt, nach denen man die Zuchtauswahl vornimmt.» Heute geht die Zucht künstlich von statten, auf Bestellung. «Ganz frü­ her war das noch anders», deshalb hiess der Stall, den sein Vater zur Pacht hatte, auch «Stierastall». Al­ le Bauern kamen mit ihren Kühen dorthin, wo die Fortpflanzung dann ihren natürlichen Verlauf nahm. Die Sorgen des Unternehmers Dazwischen liegen Welten. «Heute arbeiten Landwirte als 
Unternehmer», sagt Gassner. Der Kostendruck hat auch im Stall Ein­ zug gehalten. Um vom Land Di­ rektzahlungen zu erhalten, müssen die Bauern alles genau dokumen­ tieren, eine korrekte Buchhaltung führen. Vieles hat sich für die Landwirt­ schaft verändert, nicht alles zum Guten. «Das Verständnis der Bevöl­ kerung ist kaum mehr vorhanden», sagt Gassner. Wenn 
etwas landwirt­ schaftlicher Geruch in der Luft lie­ ge, würden umgehend Reklamatio­ nen laut.' «Aber die Hangwiesen sollen dann alle schön gehegt und gepflegt sein», betont Gassner den Widerspruch. Mehr Sorgen als die Geruchsver- stirpmungen macht Gassner der Milchpreis. Heute bekommt ein Liechtensteiner Bauer noch 65 Rappen. «Wenn der Preis noch tie­ fer sinkt, dann wirds langsam eng.» Für einen Arbeitstag von 5 Uhr morgens bis abends spät sollte un­ ter dem Strich doch noch etwas übrig bleiben. Trotz allem wiege die Freude an der Natur und der Umstand, dass er als Landwirt sein eigener Herr und Meister ist, mehr als alles andere. «Wenn man Tiere im Stall hat...» «Es bleibt halt keine Zeit für Freizeit», sagt Gassner, aber mit ei­ nem Lächeln. Zwar ist er seit gut 25 Jahren bei der Freiwilligen Feuer­ wehr Triesenberg, doch sonst gibt der strenge Tagesablauf keinen Freiraum. Doch er hat sein Hobby eigent­ lich zum Beruf gemacht oder um­ gekehrt. Als sein Vater noch lebte, arbeitete Gassner im Winter beim Vaduzer Lift in Malbun. Sein Vater schaute derweil zum Vieh. «Da­ mals bin ich so viel Ski gefahren, dass ich es heute eigentlich nicht vermisse», sagt Gassner. Und wenn 
er einmal aus dem Dorf gehe, dann sei er im Kopf bald schon wieder zuhause. «Wenn man Tiere im Stall hat, dann kann man nicht kommen und gehen wie man will.» Man stimmt ihm zu, vor allem auch, weil er ja derzeit die schönste Kuh des'Landes im Stall hat. Ihr Name: «Star». Nomen est omen. Sie trägt heuer auch den Titel «Miss Euter» und «Miss Steg». Falls das Tier gesund bleibt, will Gassner mit ihr auch nächstes Jahr wieder «in den Ring steigen». Haches Land und das Problem Am liebsten sei er im Steg, «dem schönsten Ort am Barg», sagt Gass­ ner. Liegt das vielleicht auch daran, dass er seine Frau dort kennen lern­ te, die damals in der Alp Valüna ar­ beitete? Die beiden schmunzeln. Die Son­ ne wärmt durchs Küchenfenster, das einen herrlichen Blick aufs Rheintal frei gibt. Auch ein schöner Fleck, um zu wohnen? «Ja, wir ha­ ben das Haus 2002 gebaut», sagt Gassner, fast wunschlos glücklich. Im Steg besitzt die Familie ein Maiensäss und dort verbringt Gass­ ner und seine Familie eigentlich auch den ganzen Sommer beim Heuen. «Die im Tal mähen und heuen in wenigen Tagen, was wir hier oben, in Wochen unterbrin­ gen», sagt Gassner. Die steilen Hänge fordern ein Mehr an Einsatz. Deshalb auch sein Wunsch, wenn er einen frei hätte: «Flaches Land, das wäre mein Wunsch.» Obwohl, dann müsste er ja von Triesenberg wegziehen ... ANZEIGE • 25<S O -W Für &!• da. Rund um dl« Uhr 
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