Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

VOLKS BLATT DIE WIRTSCHAFTS NACH RICHTE IM FÜR LIECHTENSTEIN DONNERSTAG, 6. OKTOBER 2005 SEITE 11 GEFRAGT Mit wie vielen Studen­ ten die Hochschule Liechtenstein in Vaduz ins neue Semester ge­ startet ist. 
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NEWS Teuerung auf 1,4 Prozent gestiegen VADUZ - Der Landesindex der Konsumen­ tenpreise verzeichnete in Liechtenstein einen Anstieg um 0,4 Prozent gegenüber dem Vor­ monat und erreichte den Stand von 104,7 Punkten. Innert Jahresfrist betrug die Teue­ rung 1,4 Prozent. Die anziehenden Preise für Erdölprodukte waren ausschlaggebend für die Monatsteuerung von 0,4 Prozent. Sie wurden am 1. September erhoben. (tf) EU hält sich Berufung gegen Urteil doch offen BRÜSSEL - Die EU-Kommission hält sich doch noch die Möglichkeit offen, die Sen­ kung eines Bussgeldes gegen DaimlerChrys­ ler juristisch anzufechten. Sie habe noch kei­ ne Entscheidung darüber gefällt, sagte ein Sprecher gestern. Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes hatte zuvor auf einer Medien­ konferenz den Eindruck erweckt, die Kom­ mission werde gegen das Urteil von Mitte September keine Berufung einlegen. (sda) «Katrina»-Schäden auf 34,4 Milliarden Dollar geschätzt JERSEY CITY - Der Hurrikan «Katrina» dürfte die Versicherungen etwa 34,4 Milliar­ den Dollar kosten. Er ist damit die mit Abstand teuerste Naturkatastrophe in der Geschichte der USA. 1992 hatte Hurrikan •«Andrew» Kosten von 20,8 Milliarden Dollar verursacht. Die Gesellschaften erwarteten, dass rund 1,6 Millionen Versicherte Ansprü­ che geltend machen werden. Das ergab eine Umfrage der auf Risikomanagement speziali­ sierten US-Firma ISO (Insurance Services Office), die am Dienstagabend (Ortszeit) ver­ öffentlicht wurde. 
(sda) Google Google will Microsoft-Konkurrent fördern MOUNTAIN VIEW - Das US-Internetunter- nehmen Google will Alternativen zu Program­ men des dominierenden Softwarekonzerns Microsoft unterstützen. Google will unter an­ derem die für die Konsumenten kostenlose Bürosoftware OpenÖffipe von Sun Micrpsys- tems fördern. Das teilten die beiden Unterneh­ men im Silicon Valley mit. Die Office Suite enthält wie Microsofts Pendant Programme zur Textverarbeitung und TbbeUenkaikulation. Im Gegenzug werde Sun die Google-Symbol­ leiste für Internet-Browser als Option beim Herunterladen seiner Software Java Desktop anbieten. Dazu hätten die Unternehmen eitlen mehrjährigen Vfertrag geschlossen. (AP) 
JUBILÄUMS 
VIELFÄLTIG Wie der Sarganser Ge­ werbeverein seinen 70. Geburtstag feiern wird und was die Besucher erwartet. 
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TRENDIG Um wie viel Prozent IKEA in der Schweiz seinen Umsatz steigern konnte und wo neue Fi­ lialen geplant sind. 
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GARANTIERT Was sich Marketing- Fachleute einfallen lassen, um neue Kun­ den anzuwerben und wie legal das ist. 
14 Aufsicht folgt Markt Liechtenstein Dialogue: Netzwerk nationaler Aufsichtsbehörden ist unverzichtbar WIEN/VADUZ - Die Globalisie­ rung bringt Banken und Versi­ cherungen Chancen wie Risi­ ken. Um die Rlslkomanage- ment-Systeme zu stärken, setzt Heinrich Traumüller, Vorstand der Österreichischen Finanz­ marktaulsicht (FMA), auf ein internationales Netzwerk. »Kornella PfaHfa r  ' Volksblatt: Herr Traumüller, Österreich wird gelegentlich als wirtschaftliches Erfolgsmodell bezeichnet. Wie positioniert sich der Finanzmarkt Österreich im harten globalen Wettbewerb? Heinrich Traumüller: Öster­ reich ist schon als Volkswirtschaft für sich genommen ein sehr attrak­ tiver Finanzplatz, schliesslich zählt es gemessen am Bruttoinlandspro­ dukt pro Kopf zu den zehn reichs­ ten Ländern der Erde. Darüber hinaus haben die österreichischen Finanzdienstleister die Chancen, die der Fall des Eisernen Vorhangs mit sich gebracht hat, weit blickend erkannt und genutzt. Heute zählen österreichische Banken, Versiche­ rungen, Wertpapierdienstleister zu den führenden Anbietern in Zen­ tral- und Osteuropa. Darüber hinaus hat sich Österreich als idealer Brückenkopf einerseits in den Osten, andererseits in der Europäi­ schen Union profiliert. Wo ist das österreichische Fi­ nanzsystem verwundbar? Das österreichische Finanzsys­ tem ist äusserst stabil und schock- resistent. Das zeigen uns die Stress- Tests, die der Internationale Wäh­ rungsfonds (IWF) und wir selbst sowohl bei Banken als auch bei Versicherungsunternehmen regel­ mässig durchführen. Aber natürlich bergen die aussergewöhnlichen Chancen, die die österreichischen Finanzdienstleister im Osten ge­ nutzt haben, auch gewisse Risiken. Ein spezifisches österreichisches Problem sind die Fremdwährungs­ kredite, die einen im internationa­ len Vergleich aussergewöhnlich ho­ hen Anteil an den gesamten Auslei­ hungen 
haben. In einem liberali- sierten Markt kann es zwar nicht das Ziel der Aufsicht sein, be­ stimmte Produkte zu verbieten. Aber sie hat sehr wohl dafür zu sor­ gen, dass einerseits die Anbieter die ihnen daraus erwachsenden Risiken entsprechend managen, anderer­ seits den Kunden klar gemacht wird, welche Risiken sie mit einer derartigen Finanzierung eingehen. Daran arbeiten wir hart. österreichische Finanzkonzerne haben eine starke Marktstellung in Zentral- und Osteuropa. Rei­ chen die Richtlinien der EU aus, um den Missbrauch der Finanz­ märkte einzudämmen? 
Heinrich Traumüllsr: «Zu fairen Wettbewerbsbedingungen gehören glei­ che Aufsichtsregeln und gleiche Aufsichtspraxis.» Ja. Mit dem «Financial Services Action Plan» (FSAP) hat die Euro­ päische Union einen rechtlichen Rahmen geschaffen, der die Vor­ aussetzungen für einen offenen Binnenmarkt für Finanzdienstlei­ stungen geschaffen hat. Das grenz­ überschreitende Anbieten von Fi­ nanzdienstleistungen innerhalb der EU nimmt dementsprechend auch spürbar zu, vor allem die Vernet­ zung der Märkte und die Herausbil­ dung transnationaler Konzerne. Der FSAP zielte dabei vor allem auf faire Wettbewerbsbedingungen für alle Anbieter ab, egal aus wel­ chem EU-Staat er kommt und in 
^welchem EU-Staat er seine Tätig­ keit entfaltet. Zu fairen Wettbe­ werbsbedingungen gehören vor al­ lem gleiche Aufsichtsregeln und gleiche Aufsichtspraxis. Daher ar­ beiten die nationalen Aufsichtsbe­ hörden innerhalb der EU eng zu­ sammen, auch koordiniert durch zentrale Komitees wie CEBS (Committee of European Banking Supervisors), CEIOPS (Committee of European Insurance and Occu- pational Pensions Committee) und CESR (Committee of European Supervisory Regulators). Der Ansatz eines Netzwerks na­ tionaler Aufsichtsbehörden bewährt PODIUMSDISKUSSION FÜR ALLE Beim Liechtenstein-Dialog zum Thema «Dynamik globalisierter Finanzmärkte» lädt die Regie­ rung die Bevölkerung zu einer hochkarätigen Podiumsdiskus­ sion ein. Nach Referaten von Vaira Vike-Freiberga, Präsidentin der Republik Lettland, und Hans Dieter Pötsch, Mitglied des Vorstands, Volkswagen AG diskutieren diese mit Otmar Hasler, Regierungschef Liechtensteins Silvana Koch-Mehrin, Vorsitzen­ de der FDP im Europaparlament Jean-Pierre Roth, Präsident des 
Direktoriums, Schweizerische Nationalbank Donnerstag, 27. Oktober 2005, 16.15 bis 18 Uhr, im Auditorium der Hochschule Liechtenstein, Eintritt ist frei. Aus Platzgründen bitten wir um Anmeldung, die nach Eingang berücksichtigt wer­ den:  office@dialogue.li . Informa­ tionen zum Liechtenstein-Dialog: www.dialogue.li . ANZEIGE 
sich, er sichert einerseits das erfor­ derliche regionale Know-how und andererseits die grenzüberschrei­ tende Zusammenarbeit und zentra­ le Zusammenschau. Im Juni hat Finanzminister Karl- Heinz Grasser für einen «tempo­ rären Regulierungsstopp» in der EU plädiert. Mit welchem Ziel? Der FSAP hat eine Welle neuer Regulierungen für die europäische Finanzindustrie aber auch ihre Auf­ seher gebracht. Jetzt geht es einmal darum, diese marktgerecht zu im­ plementieren und zu prüfen, ob die­ se ihre Ziele erfüllen und sie gege­ benenfalls zu verbessern. Erst wenn das erledigt ist, sollte gegebe­ nenfalls über neue Massnahmen nachgedacht werden. . Was sagen Sie zu der Devise: «better regulation» statt «more regulation»? Die kann ich nur voll unterstüt­ zen, sie ist auch Leitlinie der FMA. Wir haben selbst gerade in unserem Haus eine so genannte «Durchfors- tungsinitiative» laufen, bei der wir überprüfen, ob und wo sich im Laufe der Jahre regulatorischer Ballast angesammelt hat. Dabei geht es aber nicht nur um FMA- inteme Abläufe, sondern auch um externe Regelungen etwa in Geset­ zen und Verordnungen. Die Finanzmärkte werden immer volatiler und expandieren immer schneller. Mit dieser Marktdyna­ mik kann die Regulierungsdyna­ mik nicht Schritt halten. Spricht das für mehr Selbstregulierung der Finanzzentren? Jede Aufsicht wird dem Markt immer zumindest einen Schritt hinterherhinken. Und das ist gut so. Denn der Markt schafft die Dyna­ mik, die einer Volkswirtschaft Pro­ sperität bringt. Die FMA begrüsst Selbstregulierungen grundsätzlich, nur müssen diese effizient und effektiv sein. Vor allem aber, müs­ sen sie auch Durchsetzungskraft ha­ ben und für alle gelten und wirken. Finanzkonzerne müssen oft mit vielen verschiedenen nationalen Aufsichtsbehörden zusammenar­ beiten. Wäre eine europäische Aufsichtsbehörde eine Lösung? Nein. Der Ansatz eines Netzwer­ kes nationaler Aufsichtsbehörden sichert das erforderliche regionale Know-how, das bei zentralen Insti­ tutionen leicht verloren geht. Darü­ ber hinaus sichern gemeinsame zentrale Institutionen wie CEBS, CEIOPS und CESR gleichzeitig den zentralen Überblick. Dieses Modell bewährt sich. Es mag lang­ fristig eine Verschiebung hin zu ei­ ner Zentralinstitution geben, aber auf das regionale Know-how natio­ naler Strukturen wird man nie ver­ zichten können.
	        

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