Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

SAMSTAG, 17. SEPTEMBER 2008 BLATT 
UNLAND 
3 DENKMALTAG Haute auf Burg Gutentorg BALZERS - Wahrend des Mittelaltermark- tes, der heute von 10 bis 18 Uhr auf Burg Gu­ tenberg stattfindet, können die Besucher ver­ schiedenen Handwerkern bei der Arbeit über die Schulter schauen. Gin Schmied, ein Schuhmacher, eine Töpferin, ein Korbflech­ ter, ein Ziegler, Münzpräger, Steinmetze der Basler MUnsterbauhUttc und viele andere zei­ gen und erklären Arbeitstechniken, die schon im Mittelalter angewendet wurden. Mittelal­ terliche Kost, Schwertkämpfer und Spielleute runden das Bild und die Eindrücke ab. Konzert am Abend Einen würdigen Schlusspunkt setzt am 
Abend um 19.30 Uhr das Konzert des Salz­ burger Ensembles für alte Musik «Dulamans Vröu- denton» (Bild). Bei guter Witte­ rung findet es im Innenhof der Burg statt, ansonsten in der nahe gelege­ nen Pfarrkirche von Balzers. Ausstattung Prafaktidoon Im Rahmen der Veranstaltung soll auch die Erhaltung und Weiterentwicklung der Burg Gutenberg angesprochen werden. Wissen­ schaftliche Vorträge, Führungen in der Burg selbst und Rahmenveranstaltungen zum The­ ma, wie etwa die Ausstellung der Entwurfsar­ beiten der Studierenden der Hochschule Liechtenstein zum Ausbau der Burg als Wein­ gut, ergänzen den Europatag des Denkmals 2005 im Fürstentum Liechtenstein. Organ ta at wlsches *4. 
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% Freier Eintritt für den Mittelaltermarkt und das Konzert. Rauchverbot in der gesamten Burganlage. Die Besucher werden gebeten, mit den öf­ fentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Die öffentlichen Parkplätze beim Gemeindesaal (Unaxis Balzers AG) sind ausgeschildert. Ein Fussweg führt zur Burg Gutenberg. (haka) 
Pflegen, schützen, schätzen Offizielle Eröffnung 13. Europatag des Denkmals im Landesmuseum VADUZ - «Ziel de« Denkmalta- ges Ist es nach wie ver, die breite Öffentlichkeit für die Be­ deutung de« kulturellen Erbe« 2u «ensiWHsiertn» se Kulturmh nistsrtn Rita IQeber-Beck an- UssMch der ErVffnung des 13. iwipatagos das Denkmal«, ge­ stern Abend In Uechtensteini- 'torta «Man kann nur pflegen und schüt­ zen, was man auch kennt - respek­ tive in gewissem Sinne auch schätzt und ehrt. Zum Verständnis der Kul­ turlandschaft und der eigenen Iden­ tität gehört daher das Kennen und Verstehen der eigenen Geschichte»», so Kulturministerin Rita Kieber- Beck in ihrer Ansprache. 700 Jahr« -100 Jahre Rita Kieber-Beck blickte zurück auf die Geschichte der Burg Guten­ berg, die am heutigen Europatag des Denkmals im Zentrum des Ge­ schehens steht. Zwei Jahreszahlen der Burg Gutenberg, die sich heuer jähren, hob sie besonders hervor. Einerseits erwähnte sie, dass vor genau 700 Jahren, im Jahr 1305, die aus Graubünden stammenden Herren von Frauenberg als Besitzer der Burg Gutenberg genannt wur­ den. Auf einer der Miniaturen der 
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der efdzMea I Grossen Heidelberger Lieder­ schrift, dem so genannten «Codex Manesse», ist der Minnesänger Freiherr Heinrich II. von Frauen­ berg, dessen Leben um 1284 bis 1305 bezeugt ist, beim Turnier­ kampf dargestellt. Dieses Bild ziert das Plakat des diesjährigen Europa­ tags des Denkmals und bildet somit den eigentlichen Aufhänger für das Mittelalterspektakel auf der Burg Gutenberg. Andererseits wies sie 
auf ein weiteres Ereignis hin, dass sich dieses Jahr jährt. Nämlich, dass im Jahr 1905, also vor genau 100 Jahren, Bildhauer Egon Rhein­ berger die Burg Gutenberg gekauft und mit viel Aufwand renoviert hat. Mit dem Wiederaufbau der Burg habe Rheinberger ein Zeitdoku­ ment historisierender Denkmal­ pflege für Balzers und Liechten­ stein geschaffen. Diesen beiden Ju­ biläen soll anlässlich vom 
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|Hb) and tag des Denkmals ebenso gedacht werden, wie der Tatsache, dass Rheinberger mit Fug und Recht als beherzter und wahrscheinlich erster Denkmalpfleger in Liechtenstein bezeichnet werden kann. Abschliessend bedankte sich Rita Kieber-Beck recht herzlich bei al­ len Beteiligten für ihren Einsatz für den 13. Europatag des Denkmals und wünschte allen einen erlebnis- und lehrreichen Tag. Ein nichteuropäischer Schweizer Heinrich Boxler entführte auf eine historische Reise von 
Burg zu Burg VADUZ - Heinrich Boxler führte In Worten und anhand von Dias zu den mittelalterlichen Burgan im Land und verknüpfte seinen Rundgang mit Hinwelten auf die mittelalterliche Lebens- • Karte Kanter «Es ist mir als nichteuropäischem Schweizer ein besonderes Vergnü­ gen, dass ich in Ihrem Fürstentum den Europatag des Denkmals eröff­ nen darf», so Referent Boxler ein­ führend. Man sei sich in dieser Dreiländerecke schon im Mittelal­ ter gewohnt gewesen, mit den Gra­ fen von Montfort, Werdenberg-Sar­ gans und Werdenberg in Vaduz in grossen Zusammenhängen zu den­ ken. Genau so könne uns auch heu­ te der Rhein nicht trennen. Dies ha­ be er bei der Vorbereitung seines Referates einmal mehr erfahren. Denn er konnte auf die tatkräftige Unterstützung von Landesarchäo­ loge Hansjörg Frommelt zählen, der ihm mit Rat und Tat zur Seite stand und ihn mit Literatur versorgt habe. «So darf ich es wohl als Schweizer wagen, einen Gang durch die vielgestaltige Burgenwelt Liechtensteins anzutreten», so Bur- genkundler Heinrich Boxler. Bevor er in seinem Referat auf die einzel­ nen Burgen einging, gab er einen Überblick über die urgeschicht­ lichen, römischen und frühmittel­ alterlichen Anlagen im Land, wie beispielsweise die bekannten Fund­ orte Borscht und Lutzengüetlekopf, beides Erhebungen des Eschnerber­ ges. Als Zeuge der späten Römer­ zeit gelte das Schaaner Kastell. Von der Kirche zur Wehranlago Im Referat ergaben sich nach den Erkenntnissen der neuesten For­ schungen und archäologischen Untersuchungen manch spannende 
dauernd benutzten Sakralbereich einschlössen und öfters mit einem Begräbnisplatz verbunden waren, bezeichnet man als Kirchenkastel- le.» In Notzeiten dienten diese Kir­ chenkastelle der Bevölkerung als Fluchtburg. ein: d«r Schweizer Historiker und Fragestellungen. So stellt sich so­ wohl bei der Ausgrabungsstätte auf St. Mamerten als auch auf Burg Gutenberg die Frage - ob sich die­ se Anlagen im Wandel der Zeit von ursprünglichen Kirchen mit Fried­ höfen zu Wehranlagen gewandelt haben. Boxler zeigte im Fall von St. Mamerten auf, dass, wenn dort jemals eine Burg gestanden habe, diese vor dem Abgang geräumt worden sei. Weiters stellte er in Zu­ sammenhang mit St. Mamerten die Frage: «Nutzte man beim Bau eines später errichteten profanen Gebäu­ des die heutige Westwand der Ka­ pelle oder diente die Ostwand des verlassenen Gebäudes später als Abschluss des Kirchenschiffs?» Fragen, die nicht abschliessend beantwortet werden konnten, die aber bestehende Theorien in Frage stellen. Gesichert hingegen erschei­nen 
die Kenntnisse Uber die Bur­ gen, weil diese Zeitzeugen zum Teil als Schlösser, zumindest aber als Ruinen weitgehend erhalten sind. Dennoch bedürfe es für eine einigermassen sichere Aussage noch beträchtlicher Forschungsar­ beiten, weil «die Ausgrabungen zu einer Zeit getätigt worden sind, in der die Archäologie noch nicht den heutigen Wissensstand erreicht hatte». Boxler führte aus, dass bei der Burg Gutenberg aufgrund der Fun­ de davon ausgegangen werden kön­ ne, dass sie bereits um 4000 vor Christus als Kultstätte gedient habe und später Sitz einer Kapelle gewe­ sen sei. Dazu führte er aus: «Ver­ mutlich wurde die Anlage auf der Zugangsseite mit einer starken Mauer geschützt. Solche temporär besetzten Wehranlagen, die einen 
Bezüglich des sich in wilder Hö­ he oberhalb von Vaduz befind­ lichen Wildschlosses führte Boxler aus, dass es sich, seiner Meinung nach, entgegen einem festgefahre­ nen Klischee, nicht um den Sitz von Raubrittern, sondern vielmehr um einen repräsentativen Adelssitz gehandelt haben soll. Neue fragen zu ScMees Vaduz Im Rahmen der gegenwärtigen Restaurierung von Schloss Vaduz könnten neue Erkenntnisse Uber die Geschichte des Schlosses gewon­ nen werden. Wenn der Megalith- turm von Vaduz entgegen ähnlichen Türmen in der Ostschweiz erst um 1300 erbaut worden wäre, würde es sich um einen sehr späten Vertreter der Megalithbauweise handeln. Es könnte aber auch sein, dass er um 1250 oder früher erbaut wurde und zuerst allein an dieser Stelle stand. Und Boxler meint: «Zu welcher Zeit der palasähnliche Südwestbau errichtet wurde, wird vielleicht die Bauuntersuchung der Restaurie­ rung an den Tag bringen. Derzeit zeichnet sich auf alle Fälle ab, dass der Bau einmal auf hohen Rundbö­ gen gestanden hu.» k
	        

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