Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

SAMSTAG. 27. AUGUST 2005 BLATT 
IKULTUR 
33 TAKINO Seres queridos - Only Human 18»- -*t - m»- ' - 
J ' * >• \ Leni Dalinsky und ihr Verlobter Rafi sehen , aufgeregt dem ersten Zusammentreffen Rafis mit Lenis Familie (Bild) entgegen. Ein an sich harmloses Unterfangen, wäre da nicht der er­ wähnenswerte Umstand, dass Leni Jüdin und Rafi Palästinenser ist. Es nützt alles nichts, die Wahrheit muss auf den Tisch und das geplan­ te harmonische Essen im Familienkreis nimmt schnell alptraumhafte Züge an. Nicht zuletzt, weil sich die Dalinskys als Individuen mit aus­ geprägtem Hang zur Exzentrik entpuppen. Bruder David durchläuft gerade eine intensive Phase der Bekehrung zum orthodoxen Juden­ tum, auch die nymphomanisch veranlagte Schwester Tania wohnt mit Tochter Paula noch im Haus der Eltern. Mutter Gloria hin­ gegen, die neurotische Beschützerin der Fami­ lie, pflegt ihr Selbstbild als Märtyrerin. Vollends ausser Kontrolle gerät das Fami­ lienfest jedoch, als Rafi einen Block mit tief­ gefrorener Suppe aus dem Fenster des Hoch­ hauses fallen lässt - und damit auch noch ei­ nen Passanten trifft. Erst spät entpuppt sich das Suppenopfer als das bislang noch fehlen­ de Familienoberhaupt Ernesto, und der Ver­ such von Leni und Rafi, den Vorfall zu vertu­ schen, ist der Beginn einer langen Kette von höchst amüsanten Verstrickungen ... «Seres queridos - Only Human» ist eine po­ litisch völlig unkorrekte, aber äusserst vergnüg­ lich Burleske um ein ernstes Thema und zu­ gleich eine erfrischende Komödie über kultu­ relle Differenzen und das Menschliche und All­ zumenschliche im täglichen Zusammenleben. «Seres queridos - Only Human» ist von heute Samstag bis kommenden Montag täg­ lich um 20 Uhr itn Takino zu sehen. v Mondwino - Watt des Weiras Die Wein welt als Schauplatz der Globalisie­ rung: Da ist einerseits die Erfolgssaga milli­ ardenschwerer Weinuntemehmen aus dem ka­ lifornischen Napa Valley (Robert Mondavi Winery, Harlan Estate, Staglin Family Viney- ard) und die Rivalität zweier aristokratischer Weindynastien in Florenz (die Geschlechter der Frescobaldi und der Antinori). Ausserdem: Eine Familie aus Burgund (Do- maine Hubert de Montille), für die die tradi­ tionelle Kultivierung ihrer acht Hektar Wein­ bergbesitz seit Generationen eine Angelegen­ heit ist, worin sich ihr Leben, ihre Kultur und ihre Geschichte spiegelt. Des Weiteren: Ein Sturkopf aus dem Languedoc (Aimf Gui­ bert), der seit Jahren einen konservativen Anti-Globalisierungskampf ficht. Und schliesslich: Das zufällig erscheinende Zu­ sammenspiel zwischen der ebenso lächelnden wie impertinenten Dynamik eines Jet-Set- Önologen aus Bordeaux (Michel Rolland) und der ebenso naiven wie raffinierten Macht eines multinational agierenden Weinkritikers aus Maryland/ USA (Robert Parker). Diese Menschen und ein Dutzend weitere sind die Hauptdarsteller von «Mondovino». Sie erzählen von den Erschütterungen, die den Weinanbau des vergangenen Jahrzehnts gravierender verändert haben, als die Ge­ schichte von sechs voran gegangenen Jahr­ hunderten zusammen. Jahrtausende hindurch ist Wein ein Symbol von Zivilisation gewe­ sen. Noch nie ist der Kampf um seine Seele, sowie die Seele derer, die für ihn, mit ihm und durch ihn leben so vehement geführt worden wie derzeit. Noch nie stand so viel Geld - und Stolz - auf dem Spiel. Aber der Frontverlauf schlägt Haken, er ist nie so, wie man es erwartet: regional gegen global, einfache Bauern gegen mächtige In­ dustriebosse, Traditionalisten gegen Moderne - das können nur erste Orientierungen auf dem langen Weg durch die Welt des Weins sein. «Mondovino» geht diesen Weg: so inves- tigativ wie genussfreudig, so unterhaltend wie faktenreich, so gründlich wie rasant. «Mondovino» ist heute Samstag und morgen Sonntag, um 18 Uhr, sowie am kommenden Dienstag, um 20', Uhr im Takino zu sehen.(PD) 
Vencido d'amor Das Ensemble Le jardin des dälices im Kleinen Gemeindesaal IÄIZERS - Audi das vorletzte für die Burg fiutenlMqi 
vorgese- Imm Renzert dar Saison muaate aufgrund dar Witterung In dan Meinen fiameindasaal vertagt werden. Dort verzauberten die sechs Jungen Interpretinnen und Interpreten aus Frankreich mit Uedem der spanischen Re­ naissance. » Ann Ufflte f E- und U-Musik waren im 16. Jh. kaum getrennt. Im 1475-1516 am spanischen Königshof kompilierten Cancionero de Palacio, finden sich ungefähr 450 Musikstücke aus ver­ schiedensten Gattungen, in der Regel vierstimmig ausgeschrieben, entwe­ der für vier Singstimmen oder für ei­ ne Singstimme mit Instrumentalbe­ gleitung. Das Ensemble Le jardin des dl̂ices, bestehend aus sechs jungen Spezialisten für Alte Musik (Eugdnie De Mey, Sopran; Laurence Bussy, Marine Saboni&re, Flöten; Victor Aragon, Viola da gamba; Olivier Ca- melin, Cembalo, Orgel; Romdo Monteiro, Perkussion) liess Musik aus dieser Sammlung und ähnlichen Quellen von Diego Oitiz, Francisco Guerrero, Juan del Encinca, Pedro Escobar u. a. gestern Abend zu äus­ serst lebendigem Dasein erstehen. Ctiarma und BUhnanprüseiU Durchsetzt von einigen, wenigen Instrumentalstücken, wurden v. a. 
He ScpraaMle Eegiels De Mey beetoch sehen HITM Chanm. AmfraNna md BiÜNiHariaMU. Lieder dargeboten, deren Interpre­ tation allein schon durch die sensa­ tionelle, klare, natürliche Stimme der Sopranistin De Mey bestach so­ wie durch deren Charme, unglaub­ liche Ausstrahlung und Bühnenprä- senz. Die mehr traurig-sehnsuchts­ vollen Liebeslieder aus der höfi­ schen Welt erstrahlten in einem warmen Glanz, die exzellenten Musiker machten jeden einzelnen Ton der kleinen, polyphonen Gem­ men zu einem äusserst erfreulichen Klangerlebnis. Die, teils derben, 
Stücke ländlicher Provenienz, wie «Riu, riu, chiu», «Oy comamos y bebamos» oder «Rodrigo Martf- nes» gerieten trotz aller mitreissen­ den, herben Frische nie zu stamp­ fenden, die Wildheit ländlicher Gasthäuser vergangener Jahrhun­ derte evozieren wollenden Gutelau­ negesängen mit gemimter Alkohol­ seligkeit. Beim letztgenannten Lied, in dem ein Gänsehirt besun­ gen wird, der abends die Gänse heimruft, als wären sie Kühe, spiel­ te De Mey äusserst gekonnt auf der 
Klaviatur lautmalerischer Möglich­ keiten der menschlichen Stimme. Offenbar waren die Musikerin­ nen und Musiker von Le jardin des dölices auf den Überwältigenden Erfolg, der ihnen in Balzers be­ schieden war, gar nicht vorbereitet. So blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich in ihren zwei Zugaben zu wiederholen. Neben «Oy comamos y bebamos» gelangte so auch «Ro­ drigo Martfnes» ein zweites Mal zur mit anhaltendem Applaus be­ dachten Aufführung. Zwei Künstler, eine Ausstellung Tangente Eschen: Ausstellung mit Malerei von Thomas Kranz und Werner Marxer ESCHEN - Die Tangente Enden lädt ein zur Eröffnung dar Aus- stallung von Thomas Kranz und Werner Marxer am Mittwoch, den 31. August 2005, um 19 Uhr. Die holden Liechtensteiner Künstler präsentieren in einer ersten gemeinsamen Ausstel­ lung Ihre neuesten malerischen Arbeiten aus dem Jahr 2005. Die Wiege der beiden stand zu unterschiedlichen Zeiten in Nen- deln. Zwischen gestern und heute liegt gelebtes Leben, liegen ihre privaten, beruflichen und künstleri­ schen Stationen. Bekanntes und weniger Bekanntes, das dem Neu­ gierigen interessant zu sein scheint, im Sinne beider KUnstler aber auch gerne im Hintergrund bleiben darf. Nur soviel sei gesagt: Werner Mar- xer hat sich 2002 seinen Traum vom eigenen Bahnhof, dem Sta­ tionsgebäude in Lütisburg/SG er­ füllt, wo er seitdem lebt und arbei­ tet. Thomas Kranz geniesst die Freiheit, zwei Lebensbereiche - Labor und Atelier - dicht beieinan­ der über den Dächern des Triesner Industriegebietes verbinden zu können. Frei lassen, was frei sein sollte Thomas Kranz und Werner Mar­ xer besuchten längere Zeit zusam­ men eine Klasse an der Liechten­ steinischen Kunstschule. Dort ha­ ben sie ihre Arbeiten gegenseitig schätzen gelernt. Hierin liegen Idee und Realisation der gemeinsamen Ausstellung in der Tangente be­ gründet. Wir dürfen gespannt sein, ob und wie sich ihre neuesten In­ spirationen räumlich mischen, nebeneinander und/oder einander gegenüber stehen werden: Malerei in Acryl, teils traditionell auf Keil­ rahmen gespannt, teils in veränder­ ten Dimensionen, ge- und beschnit­ten, 
in Kunststoffröhren gebogen. Alle Werke ohne Titel. In der Titel- losigkeit, da sind sich beide einig. Frei lassen, was frei sein sollte. Auch den Betrachter. Die Kernthemen, um die Werner Marxer kreist und die er so schnell nicht aufgeben kann, sind die 
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Ii mente des Seins, die er in seinen Bildern beschreibt und wie Ab­ drücke des Lebens mit malerischen Mitteln in klarer und einfacher For­ mensprache formuliert. Thomas Kranz präsentiert grossflächige ab­ strakte Arbeiten mit sichtbaren Schnittlinien zwischen den anein­ ander gereihten, mit Pinsel, Spach­ tel und Händen bearbeiteten Flä­chen. 
Durch das Zerschneiden fer­ tiger Bilder und deren neues Zu­ sammensetzen sind veränderte Strukturen und Reize entstanden. Die Einladungskarte zur Ausstel­ lung wurde spontan skizziert: Blick 1, Blick 2 und ein Fragezeichen. Werner Marxer hat drei unter­ schiedliche Blickwinkel, drei unter­ schiedliche Positionen der Betrach­ tung, des Verstehens und Besinnens angedeutet. Blick 1 und 2 stehen für die zwei unterschiedlichen KUns­ tler, ihren bestimmten Blick auf ein Thema, das Fragezeichen für Blick und Interpretation der Betrachterin und des Betrachters. Beide sind gerne mit ihrer Aus­ stellung in die Tangente gekom­ men, denn so Werner Marxer; «Man kennt sich und filhlt sich wohl. In der Ibngente macht man nicht nur eine Ausstellung. Die Tangente ist auch ein Ort der Be­gegnung.» 
So hoffen wir, nein wir sind sicher, dass dies auch dieses Mal der Fall sein wird. Tangente, Haldengasse 47, 9492 Eschen, Ventissage: am 31. August 2005, 19 Uhr, Ausstellungsdauer, bis zum 18. September 2005. Öff­ nungszeiten: Freitag: 17 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag: 14 bis 18 Uhr sowie Donnerstag, den 8. September 2005, von 14 bis 18 Uhr. Die Küns­ tler sind zu allen Öffnungszeiten an­ wesend. Mehr im Internet unter www.tangente.li .  (PD) I 
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