Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

DIE WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN FÜR LIECHTENSTEIN DOMNERSTAG, 11. AUGUST 2005 SEITE 9 ÜBERRASCHT Mit welchem Ergebnis für das erste Halbjahr 2005 die Swisscom gestern die Analysten überrascht hat. f Q 
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AUSGELASTET Warum der vergangene Monat Juli in die Ge­ schichtsbücher der Fluggesellschaft Swiss eingehen wird. <| £ 
UNTERBROCHEN Aus welchem Grund der zuletzt rasante An­ stieg des ölpreises ges­ tern vorerst unterbro­ chen wurde. 
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:o ' H o , GEHANDELT Aktien, Devisen und Obligationen: Wie sich die Kurse an der Börse in Zürich gestern ent­ wickelt haben. 4 VOLKS BLATT 
News 
Mundfunk für Kaffee-Joghurt Studie: Wlrtsdiaftskriminalltät boomt In der Schweiz BERN - Dunkle Machenschaften in Schweizer Unternehmen: Drei Viertel aller Unternehmen in der Schweiz sind von Wirtschaftskri­ minalität betroffen. Die Schadenssum­ me ist beträchtlich. Von 250 befragten Unternehmen gaben 73 
Prozent an, Op­ fer von wirtschafts­ kriminellen Hand­ lungen geworden zu sein, wie das Beratungs­ unternehmen KPMG gestern bekannt gab. Ge­ mäss der Umfrage kommen wirtschaftskrimi­ nelle Handlungen in allen Branchen und bei Unternehmen aller Grössen vor. Mit 42 Prozent stellen betrügerische Delikte das grösste Prob­ lem dar. Auf Platz zwei folgen Bestechung und Korruption mit 12 Prozent. Datendiebstahl so­ wie die Verletzung von Urheberrechten sind mit 10 Prozent die am dritthäufigsten genann­ ten Straftaten. Die interne und externe Revi­ sion spielen bei 20 Prozent der Befragten eine zentrale Rolle bei der Aufdeckung von Fehl- verhalten. Ebenfalls in 20 Prozent der Fälle werden deliktische Vorgänge zufällig aufge­ deckt, wie es weiter heisst. (sda) Lufthansa verachtfacht operativen Gewinn FRANKFURT - Die Lufthansa hat im ersten Halbjahr ihren operativen Gewinn nahezu verachtfacht. Nach der überraschend guten Halbjahresbilanz betrachtet das Unternehmen seine 
mehrjährige Krise als überwunden. Nach Jahren der Restaurierung, der Umposi- tionierung und der Anpassung an geänderte Umstände habe Lufthansa wieder Kurs aufge­ nommen, sagte Finanzchef Karl-Ludwig Kley gestern in Frankfurt. «Lufthansa ist wie­ der zurück auf der Bühne.» Der operative Ge­ winn von Europas zweitgrösster Fluggesell­ schaft stieg im ersten Halbjahr trotz der ho­ hen Ölpreise von 33 auf 253 Millionen Euro an. Der Umsatz erhöhte sich von 8,3 auf 8,5 Milliarden Euro. (sda) Sicherheitslücken im Betriebssystem Windows SAN FRANCISCO - Der US-Softwarekon- zem Microsoft hat vor neuen Sicherheits­ lücken in seinem Be­ triebssystem Windows und dem Programm Internet Explorer ge­ warnt. Im schlimms­ ten Fall könnten An­ greifer vollständige Kontrolle über einen betroffenen Computer erlangen. Das Unternehmen warnte vor drei als kritisch eingestufte Lücken. Eine weitere Lücke stufte es als wichtig ein, der zweit­ höchsten Stufe. Auf seiner Internetseite bot Microsoft Korrekturmöglichkeiten an - so genannte Patches. Experten riefen Microsoft- Kunden dazu auf, diese zu installieren. «An­ wender sollten diese Verbesserungen so rasch wie möglich nutzen», sagte Oliver Friedrichs vom amerikanischen Sicherheitssoftware- Hersteller Symantec. Mehr als 90 Prozent der PCs werden weltweit mit einer Software von Microsoft betrieben. (sda) 
Liechtensteiner Milchhof bleibt innovativ auf Kurs als Nischenplayer SCHAAN - Dar Mllchmarkt mau- sart sicli zum libaralan Markt. Als Klelnar im Wsttbawarb zwi­ schen Grossen gaht dar Milch- hof In Schaan aigana Wege. Für sich im Sttllan. Zusamman mit dar Marita Chicco d'ora bringt ar die erste Kaffee-Joghurtllnie auf den Markt. Otto Gerner isst viel Joghurt. Nicht nur die eigenen, sondern auch die der Konkurrenz. «Ich will wissen, wo wir stehen», sagt der Geschäfts­ führer des Liechtensteiner Milch­ verbandes. Acht Monate haben sei­ ne Milchtechnologen unter der Re­ gie von Betriebsleiter Gerhard El- kuch in Schaan getüftelt und getes­ tet, bis die erste Kaffee-Joghurtlinie stand. Für den «Cappuccino»-Joghurt entwickelte der Milchhof eine eige­ ne Abfülltechnik: damit 
das «Sahne­ häubchen» hält. Beim starken «Espresso» wehrte sich Otto Gerner gegen kritische Stimmen: Das Eti­ kett bleibt schwarz und damit basta, konterte er und behielt Recht. Wer trotzdem lieber Milchkaffee mag, der kann zu «Caflfö Latte»-Joghurt greifen. Hämische Seitenhiebe, der Milchhof kopiere Emmi, pariert der Chef sachlich: «Wir produzieren Kaffee-Joghurt, Emmi produziert Kaffee-Drinks.» Kaln Budget für TV-Wertung In kleinen Schritten plant der Milchhof die erste Kaffee-Joghurtli­ nie 
mit Italo-Touch auf dem Schweizer Markt zu platzieren. Seit Ostern beliefert der Nischenplayer Detailhändler in Liechtenstein, der Region und Verteilzentralen in der Schweiz. Das ist bescheiden, ver­ glichen mit dem Innerschweizer Milchkonzern Emmi, der zig bunt mit Kühen bemalte Kühlwagen mit Mixgetränken aus Milch und Kaffee nach Deutschland schickt. Dagegen fungiert der Chef des Milchhofs auch schon mal selbst als Lieferant für seine Nachbarn. «Auch mit einem Budget für 
Fem- haf ta 
Otto Sarner: «Suisse Garantie» für die erste Jeghurtlinie mlt ttale-Toudi aus Liechtenstein. sehwerbung können wir nicht auf­ warten», sagt er. «Wir setzen auf Anzeigen, Plakate und direkte Ak­ tionen.» Ausserdem funktioniere die Mund-zu-Mund-Werbung ganz gut. In KUNregaien Ist kafai Platz Eine Tatsache lässt sich jedoch selbst mit dem besten Service und dem besten Mundfunk nicht ab­ schütteln. Will Otto Gerner mit der Kaffeelinie in die Kühlregale der Schweiz, muss er in verzweigten Vertriebskanälen agieren und die verschiedensten Vertriebsnetze nut­ zen. Die grossen Schweizer Joghurt­ hersteller halten grosse Marktanteile besetzt 
und viele Detailhändler haben in ihren Regalen schlicht kei­ nen Platz für zusätzliche Produkte. Bei der vornehm verpackten Kaf- fee-Joghurtlinie zog dann aber doch 
das Argument, dass der Milchhof mit Chicco-d'oro-Joghurt ein neuar­ tiges Premiumprodukt anbietet. Und zwar 
für eine Wachsende Kunden­ gruppe, die frische, natürliche Nah­ rungsmittel will. Wie es der Tessiner Qualitäts-Kaffeemarke entspricht, hält Gemer dabei entschieden am Joghurt-Preis von 1.05 Franken fest. «frisch und natiirVch» Nicht nur das goldene Etikett von Chicco d'oro auf den Joghurtbe­ chern signalisiert Qualität. Ebenso das Schweizer Kreuz, das flir «Suisse Garantie» steht. Dies garantiert, dass die zu Joghurt verarbeitete Milch von Bauernhöfen stammt mit ökolo­ gischem 
Leistungsnachweis. Rund 70 Milchbauem produzieren rund 13 Millionen Kilo Milch im Jahr in Liechtenstein, alle nach den 1993 als die Grossvetteiler Coop und Migros noch (Iber Biolimrn nachdachten, stieg der Liechten­ steiner Milchhof als einer der Ers­ ten in die Btomilch-Nische ein, bis die Gross« die Nische Über­ nahmen. Mittlerweile umfasst je­ des Grossverteilersortiment eine Biolinie und der Konkurrenz­ kampf tobt Allerdings tut sich da­ mit für kleinere Molkerei«» wie-EINE 
NISCHE GEHT, EINE NISCHE KOMMT der eine neue Nische auf. 
Mit der Strategie unter dem Motto aus der Region für die Region lassen Mig­ ros wie Coop Milch und Bio­ milch wieder regional produzie- ren. In Milchtüten, verziert mit den Bugen und Schlössern von Sargans Uber Vaduz 
bis St. Mar­ grethen, flillt der Liechtensteiner Milehhof in Schaan somit für Migröe die «Rheintal-Milch» ab. Die Qualität «made in Liechten­ stein» kann sich international sehen lassen. So hat die Deutsche Landwirtschaftegesellschaft, füh­ rend in der Qualitiftspritfimg in 
Richtlinien Integrierter Produktion, einige haben sich auf Biomilch spe­ zialisiert. Durch die Globalisierung hat sich der Milchmarkt stark verändert. Die liechtensteinische Milchwirtschaft sieht sich wie alle anderen von der immer stärkeren Liberalisierung der Agrarmärkte 
durch WTO, die EU und die Bilateralen Verträge Schweiz-EU betroffen. Die Konse­ quenz ist ein beschleunigter Preis­ zerfall. Seit dem Höchststand des Milchpreises pro Liter Anfang der 90er-Jahre von 1.07 Franken fiel der Preis auf rund 70 Rappen. Dem begegnete der liechtensteini­ sche Gesetzgeber mit der Milch­ marktreform 2005. Die Milchwirt­ schaft soll sich auf Qualitäts-Milch­ produkte spezialisieren und sich dem Wettbewerb stellen. Das will der Staat künftig fördern. Der Milchhof in 
Schaan geht bereits seit einigen Jahren diesen Weg. 1981 brachte er «Ländle»-Milch auf den Markt, die seit 2001 in einer Milch­ packung mit Margeriten in den KUhlregalen auffällt - ganz nach dem Motto «frisch und natürlich». Jadas siebte Produkt Rund 40 Joghuitsorten bringt der Liechtensteiner Milchhof auf den Markt. Darunter so spezielle wie ein Biojoghurt oder ein Joghurt mit kli­ nisch getesteten probiotischen Kul­ turen und die neue Kaffee-Joghurtli­ nie. Die Produktions- und Umsatz­ zahlen des Milchhofs, der abends im «Ländle» die Milch einsammelt, um morgens den Handel mit Frischpro­ dukten 
zu beliefern, will Otto Ger­ ner nicht in der Zeitung lesen. Was die Joghurtlinie «Cappucci- no», «Espresso», «Caffö Latte» an­ geht, gibt sich Gemer aber über­ zeugt, dass sie nicht nur in der Schweiz ein Renner werden könnte. Der 
Milchhof wolle versuchen, sie auch nach Deutschland zu exportie­ ren. Jedes siebte Produkt schafft den Durchbmch auf dem Markt, gilt als Faustregel. Kommt nur darauf an, wie viele Joghurt-Esser die erste Kaffeelinie auch ohne Fernsehwer­ bung entdecken. Europa, die «IJndl^Mjfcl» mit Gold prämiert, Dass der Milchhof-Joghurt «nur» Silber einbrachte, «rannte dasTeam um Geschüftafthrcr Otto Gemer arg. «Nur» der zweite Platz liess die Milchtechnologen und Betriebs­ leiter Gerbard Elkuch (Bild) im Milchhof nicht ruhen, bis sie eine eigene Lömmg fanden und die Textur verbessert hatten. Kritik spornt und stadielt en. So ist auch die lUefonsnmnm auf Packun­ gen ab Aufforderung an die Km- tumentea a»verstehen, sich frisch von der Leber weg zu melden.
	        

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