Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

MONTAG, 1. AUGUST 2005 SS£I INLAND 
3 NATIONALFEIERTAG Die Ursprünge - Das Mahnen - Europa BERN - «Der 1. August gibt uns Gelegen­ heit, eine Brücke zu schlagen zwischen der Schweiz der Vergangenheit und der Schweiz von morgen.» So stieg Bundespräsident Pierre Aubert 1987 in seine Ansprache ein, und nach dieser Vorgabe verfuhren in ihren j 
offiziellen Reden fast alle seiner Kollegen in den letzten 20 Jahren. Die Lektüre der Reden des Bundespräsi­ denten zum Nationalfeiertag lässt auf folgen­ des Drehbuch schliessen: Ganz auf den «Frei­ heitskampf der Altvorderen» (Kurt Furgler 1985) zu verzichten, ist zwar möglich, aber selten. Otto Stich brachte das 1988 fertig: er analysierte den Zustand und die Fortent­ wicklung des schweizerischen Staatswesens. Auch Ruth Dreifuss beschränkte 1999 den Rückblick aufs 20. Jahrhundert. Sie erwähnte dafür die an Winkelried erinnernde Devise «Einer für alle - alle für einen». Neben der positiven Wertung des Freiheits­ kampfs, der kulturellen Vielfalt, der Solida­ rität und der Demokratie sind mahnende Wor­ te ein fester Bestandteil der präsidialen Worte zur Bundesfeier. Dabei steht oft die Aktualität im Vordergrund. Alphons Egli machte im Tschernobyl-Jahr 1986 auf die Gefahren der I Technologie aufmerksam. Kaspar Villiger be­ klagte 1995 das mangelnde Verständnis zwi- I sehen den Landesteilen, und Adolf Ogi bedau­ erte 1993 «einen gewissen Griesgram». (AP) ; fewenweffc Mrgt Geffslwi 
 m Tipps zur ilnfalt-und BrandveiliUtung BERN - Heute werden in der Schweiz wieder tausende Feuerwerkskörper in den Himmel steigen. Dieses farbenfrohe Ereignis birgt aber Gefahren, die oft unterschätzt werden. Weiden einige Regeln eingehalten, bleibt der Natio­ nalfeiertag unfallfrei. «Wer Feuerwerk abfeu­ ert, muss Vorsichtsmassnahmen treffen, damit niemand gefährdet wird», schreibt die Bera­ tungsstelle für Brandverhütung (BfB). Die BfB rät daher, sich beim Kauf von Feuerwerk zu informieren und die Gebrauchsanweisung zu studieren. Tmunmtmium 
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mmwmn wem n MI00VNMM Kleine Kinder können die Brand- und Un- fallgefahren noch nicht einschätzen. Sie sollen sich nicht in der Nähe von Feuerwerksköipera aufhalten und müssen beim Abfeuern von Feuerwerk beaufsichtigt werden. Laut BfB ist es wichtig, dass grössere Kinder und Jugend­ liche den richtigen Umgang mit Feuerwerks­ körpern zusammen mit Erwachsenen lernen. Beim Abfeuern - stets aus gut verankerten Flaschen und Rohren - sei auf genügend Ab­ stand zu Gebäuden und Wäldern zu achten, schreibt die BfB weiter. Zudem seien im Haus Fenster und Türen zu schliessen. Rugar mg «an Bflndgiingoni Eine hohe Gefahr geht von Raketen und Knallkörpern aus, die nach dem Anzünden nicht abbrennen, sondern wieder erlöschen. Die BfB rät, keinen NachzUndeversuch zu unternehmen, sondern sich dem defekten Feu­ erwerkskörper erst nach fünf Minuten zu nä­ hern, diesen mit Wasser zu Ubergiessen und anschliessend in einen mit Wasser gefüllten Kübel zu stellen. Rund 1500 Tonnen Feuer- werieskörper werden in der Schweiz pro Jahr abgefeuert, ein Grossteil davon heute. Der fal­ sche Umgang mit Raketen und anderen pyro­ technischen Artikeln führt jährlich zu (Hinder­ ten von Unfällen 
und Bränden. In den vergan­ genen zehn Jahren haben Feuerwerkskörper laut BfB Brandschaden in der Höhe von rund 36 Millionen Franken verursacht (sda) 
Kitt für das Land Bundesrat Merz preist die verbindenden Werte der Schweiz BERN - Bundesrat Hans-Rudolf Merz pralst zur diesjährigen Bundesfeier die verbindenden Werte der Schweiz. Für ihn sind die Meinungsvielfalt, hand­ lungsfähige Behörden, Respekt und Patriotismus nicht «Wischi­ waschi», sondern Kitt für das Land. Als Gründe für den Wohlstand der Schweiz würden immer wieder die bekannten Trümpfe aufgeführt: die Chancengleichheit, die leistungs­ orientierte Wirtschaft, die gute In­ frastruktur und der flexible Arbeits­ markt. Merz veröffentlichte seine Gedanken zur Bundesfeier am Sonntag im Internet. Es braucht noch mehr Der Erfolg der Schweiz hänge zweifellos von diesen so genannten harten Fakten ab, schreibt er weiter. Diese Trümpfe seien zwar eine not­ wendige, aber keine hinreichende Bedingung für das Gedeihen der Schweiz. Dafür brauche es unter anderem auch noch Arbeitsfrieden, Frei willigenarbeit, Meinungsviel­ falt und Respekt. 
Doch einige dieser Werte hätten an Inhalt verloren. Die Verhand­ lungskultur werde geradezu verteu­ felt, die Meinungsvielfalt sei in den Parteien zusehends verpönt, und die Staatsverdrossenheit nehme zu. Doch nicht der Spaltpilz mache die Schweiz aus, sondern der Hand­ schlag für das gemeinsame Ziel. Mehr Respekt Bundesrat Hans-Rudolf Merz vartiffantHclita seine Gedanken im Internet. 
Merz ruft dazu auf, den Staat nicht zu verteufeln. Die spürbare Verunsicherung und die politische Blockade seien ernsthafte Zeichen dafür, dass die Schweiz etwas ver­ liere. Der Finanzminister plädiert deshalb vor allem für mehr Respekt gegenüber den 
Minderheiten. Auch den Patriotismus wertet er als ver­ bindenden Wert. Merz ruft zudem dazu auf, bei der Abstimmung vom 25. Septem­ ber der Ausdehnung der Personen- freizügigkeit zuzustimmen. Damit werde den Trümpfen der Schweiz Sorge getragen, womit schon viel für das Bewahren des Wohlstands getan sei. (sda) c<Trittst im Morgenrot daher...» Zwischen Ergriffenheit und Lachanfall BERN - Ihr Erklingen ruft die unterschiedlichsten Reaktionen hervor. Bei dem einen weckt sie Ergriffenheit, Nationalstolz und Gefühle der Natur- und Bottvar- bundenhelt, andere empfinden sie als bedeutungslos, zum La­ chen oder gar unangenehm: die Landeshymne. 1961 provisorisch, 1981 definitiv als Landeshymne eingeführt, hat der «Schweizerpsalm» bisher alle Änderungs- oder Abschaffungsver- suche überlebt. Nach Ansicht des Bundesrats hat gerade der patheti­ sche Charakter der Hymne ein identitätsstiftendes Moment. Unmodern, männerbezogen Unmodern, nationalistisch, schwülstig, pathetisch, realitäts­ fremd, männer- und ichbezogen - der Kritiken sind viele, denen die Nationalhymne immer wieder aus­ gesetzt ist. Der jüngste Vorstoss auf politischer Ebene, sie durch eine zeitgemässere Landeshymne zu er­ setzen, ist im eidgenössischen Par­ lament noch hängig. Der Bundesrat hat aber bereits klar gemacht: Er ist für die Beibe­ haltung des Schweizerpsalms, auch wenn er Mängel in Text und Melo­ die einräumt. Der Schweizerpsalm sei dank seiner Bekanntheit eine würdige Landeshymne, schrieb er auf eine Motion der Berner SP-Na- tionalrätin Margret Kiener Nellen. Für viele habe gerade ihr patheti­ scher und religiöser Charakter ein identitätsstiftendes Moment. Die Landesregierung empfiehlt dem Parlament deshalb Ablehnung der Motion. Wann sie behandelt wird, ist noch offen. 
Inbrünstig: Bundesrat Christoph Stellt sich die Frage, ob der Bundesrat in Bezug auf die Be­ kanntheit des Schweizerpsalms nicht einer Illusion erliegt. Ver­ schiedene Umfragen der letzten Jahre haben nämlich gezeigt, dass mindestens ein Drittel der Befrag­ ten den Schweizerpsalm überhaupt nicht kennt und nur ein geringer Prozentsatz den Text kann. Gegenvorschläge und Neu- schöpfungen bisher diancenlos Ersatzvorschläge hatten bisher keine Chance. Wie das historische Lexikon der Schweiz schreibt, konnten sich Gegenvorschläge wie 
singt mit Frau Silvia (ganz links) die Laadesbynee. «O mein Heimatland» von Gott­ fried Keller und Wilhelm Baum­ gartner, «Heil dir, mein Schweizer­ land» aus Otto Barblans Calven- Festspiel oder «Vaterland, hoch und schön» von Hermann Suter nicht durchsetzen. Ebenfalls keine Chance hatte 1986 der Versuch des Zürcher Na­ tionalrats Fritz Meier (Nationale Aktion), den Schweizerpsalm - zwecks Reverenzerweisung an die französischsprachigen Eidgenossen - 
durch «Roulez tambours» von Henri-Fröddric Amiel zu ersetzen. Auch Neuschöpfungen schafften es bisher nicht, den Schweizer­psalm 
zu verdrängen. Dazu gehö­ ren etwa der Rütlischwur aus Schil­ lers «Wilhelm Teil» in der Verto­ nung von Robert Blum oder das «Schweizerlied» von Herbert Meier und Paul Burkhard. Mit dem Konkurs der Trägerstif­ tung endete 1999 auch der Versuch der Stiftung Pro CH 98, das Werk «Mit aller Kraft will ich dem Lande nützen» zur neuen Landeshymne emporzuhieven. Die Hymne war. im Oktober 1998 in Luzern uraufge­ führt worden. Als Komponist und Texter zeichnete der aus Wettingen AG stammende Christian Daniel Jakob. (sda) ANSPRACHE Persönlicher Beitrag jedes Einzelnen nötig BÜREN - Ständeratspräsident Bruno Frick (CVP/SZ) hat anläss­ lich des Nationalfeiertags die Schweizerinnen und Schweizer da­ zu aufgerufen, einen persönlichen Beitrag für die Gemeinschaft Schweiz zu leisten. Nur so könne diese funktionieren. 
Frick sprach am Sonntagabend in Büren in der Nidwaldner Ge­ meinde Oberdorf. Die Schweiz sei nicht nur eine Republik, son­ dern eine Eidgenossenschaft. Ei­ ne Genossenschaft bilden heisse persönlich für einander einstehen. «Wir stellen damit höhere An­ sprüche an uns selber», sagte der Ständeratspräsident gemäss Rede­ text. 
Die Gemeinschaft Schweiz funk­ tioniere aber nur, wenn alle einen persönlichen Beitrag leisteten, der Uber das blosse Steuerzahlen hin­ ausgehe, sagte Frick. Ohne ideellen Einsatz könne das kulturelle und soziale Leben nicht Bestand haben. Die Schweizer Bevölkerung kann laut Frick stolz sein auf ihr Land. Er warnte aber vor Selbstzu­ friedenheit. Es braucht auch die 
Bereitschaft zur Kritik und die Kraft zur Erneuerung. Frick sprach dabei die Zukunft der Sozialwerke an. Selbstkritisch müssten wir heute gestehen, dass es oft zu leicht geworden sei, die Probleme auf den Staat abzuschie­ ben, sagte er. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Schweiz diese Herausforderung meistern werde. (sda)
	        

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