Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

MONTAG, 4. JULI 2005 
volks| imi AlVin interview 
BLATTI INILMIVl/ LIGITA-VORSCHAU 
6 
Ligita 
KomimntlBrtBS Konzert 
ESCHEN - Gestern 
wurde ein neues Ka 
pitel in der Geschich 
te der Ligita aufge 
schlagen, als Carlo 
Domeniconi (Bild) im 
Musikschulzentrum 
im Rahmen eines 
kommentierten Kon 
zerts ein neues Stück 
präsentierte, an dem er über 20 Jahre gear 
beitet hatte. Da das Stück namens «Gita», 
abgeleitet von Bhagavad Gita, dem Lied des 
Herrn aus dem altindischen Mahabharata- 
Epos, ungefähr 80 Minuten dauert, konnte 
der Komponist und Gitarrist nur exemplari 
sche Ausschnitte spielen, die er seiner begie 
rigen Zuhörerschaft, in der Mehrheit Gitar 
rendozenten und -Studenten, jeweils erklärte. 
FUr ihn sei es sehr wichtig, neue Wege zu 
finden, die Gitarre zu spielen, so Domeniconi, 
dem der genuine Klang der Gitarre besonders 
am Herzen liegt Die dritte Saite in Cis ge 
stimmt, da die Inder glaubten, dass die Erde 
sich mit einer Geschwindigkeit drehe, die ei 
nen Klang erzeuge, der dem Cis entspreche. 
Zunächst spielte er einen etwa 30 Minuten vor 
dem Ende des Stückes beginnenden Aus 
schnitt «Es schaut einfach aus, und es ist ein 
fach, aber ich brauchte Jahre, um diesen 
Wohlklang zu finden». Detailliert setzte er die 
Verknüpfung von normalen Tönen, Obertönen 
und Perkussion in der demonstrierten Passage 
auseinander und wie dies spieltechnisch zu er 
reichen sei. Dabei werden die verschiedenarti 
gen Klänge unmittelbar nacheinander mit der 
gleichen Saite erzeugt. Das Studium der 
Obertöne sei für die Gitarre besonders wich 
tig, betonte er, denn die Obertöne gäben der 
Gitarre erst ihre charakteristische Faibigkeit. 
Nach zwei weiteren, kürzeren Stellen und de 
ren detaillierter Analyse spielte Domeniconi 
das Stück einige Minuten von Anfang an. (al) 
Vortrag und 
Kommerraerras mmuevit 
ESCHEN - Der Zürcher Gitarrenbauer Er- 
manno Chiavi hat sich als Spezialist flir In 
strumente hervorgetan, die mehr als die üb 
lichen sechs Saiten haben. Seine Gitarren 
werden durch die ausgewogene klangliche 
Balance, einen transparenten Klang sowie ei 
ne aussergewöhnliche breite Dynamik charak 
terisiert. Aus der Sicht des Gitarrenbauers be 
richtet Ermanno Chiavi um 16.15 Uhr im Mu 
sikschulzentrum Eschen bei freiem Eintritt. 
Malin und die 13-sattige Gltarra 
Anders Miolin 
schloss seine Stu 
dien in Kopenhagen, 
Malmö und Basel 
mit vier Diplomen 
ab, davon zwei 
Solistendiplome. In 
der Folge hat Miolin 
zahlreiche nationale 
und internationale 
Preise und Auszeichnungen erhalten. Anden 
Miolin hat sich durch sein charakteristisches 
Repertoire und einzigartige Instrumente als 
ein herausragender Solist auf dem internatio 
nalen Parkett etabliert. Er wird sein Konzert 
mit einer 13-saitigen Gitarre von Ermanno 
Chiavi spielen und auf Literatur und Spiel 
möglichkeiten hinweisen. Freier Eintritt - 
Kollekte. (PD) 
Medienpartner 
volksblatt 
Phantastische Qualität 
Der Gitarrist Alvaro Pierri im Gespräch 
B6NEK- SMt satnem elften le- 
fcensjahr ritant Araro Pierri al 
le raneaMalerten Preise ab. Der 
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und Mantrtel, Ist Mit vielen 
Jahren Stammgast dar UaNa. 
Bat VaNcsMatt sprach mit dam 
frischgebackenen musikali 
schen Berater 
das Fastivals. 
1 km UWBf 
Volksblatt: Warum kommen Sie 
als weltberühmter Konzertgitar 
rist an die Ligita? 
Alvaro Pierri: Um zu spielen und 
zu lernen. Wenn man Studenten trifft 
und Kollegen, Gitarristen, Komponis 
ten, bedeutet das lernen und wach 
sen. Ein Ereignis wie dieses ist sehr 
wichtig. Es ist der perfekte Moment 
um sich auszutauschen, anderen 
Leuten zuzuschauen und zu lernen. 
Unterscheiden sich die Ligita in 
dieser Hinsicht von anderen Fes 
tivals? 
Jedes Festival ist da ganz anders. 
Viele Leute treffen sich sehr oft an 
verschiedenen Festivals. Was hier 
phantastisch ist, ist der Ort, die 
Mentalität, die Berge. Die Menta 
lität hier ist einerseits sehr seriös 
und sehr ordentlich, im positiven 
Sinne. Andererseits geht es hier frei 
und kreativ zu. Ich bin hier seit 
sechs, sieben Jahren jeden Som 
mer, und schon beim ersten Mal ha 
be ich bemerkt, dass die Leute hier 
sehr offen sind. Und jeder versucht, 
es immer npch besser zu machen. 
Die Leute haben oft ein Schema 
Staifltanrlst Ahrara Harri: «Bn sa affanas FasUval gibt as nickt Ubarall.» 
und stellen dann keine Fragen 
mehr. Das ist hier nicht so. 
Neu ist z. B. die Idee mit den 
kommentierten Konzerten... 
Das ist an sich nicht neu. Aber in 
der Gitarrenwelt hat man oft hier 
die Konzerte und dort die Kurse, 
und das wars. Kommentierte Kon 
zerte sind meiner Meinung nach 
sehr wichtig, besonders von einem 
wichtigen Komponisten wie Carlo 
Domeniconi. Der kommt spielt 
und spricht Uber seine Kompositio 
nen. Das ist phantastisch. 
Was bedeutet Ihre neue Aufgabe 
als musikalischer Berater des 
Festivals für Sie? 
Leon Koudelak hat mich sehr oft 
gefragt. Normalerweise fungiere ich 
nie als künstlerischer Leiter oder Be 
rater. FUr mich bedeutet es, mit Ideen 
zu helfen. Ausserdem kenne ich vie 
le Kollegen und kann helfen, Kon 
takte zu machen. Ich helfe gerne, 
weil die Leute hier so nett sind und 
es so freundschaftlich zugeht. Ein so 
offenes Festival gibt es nicht überall. 
Hier haben wir eine phantastische 
Qualität. Viele haben mir gesagt: 
Ach, Liechtenstein war so phantas 
tisch! FUr mich ist das sehr wichtig. 
Haben Sie irgendwelche 
Iingsgitarristen, die Sie gerne 
hier sehen oder hören würden? 
Alle! So viele wie möglich. Jeder 
Mensch hat etwas zu sagen. Gitar 
risten brauchen einen offenen Hori 
zont. Gitarristen, Pianisten, Sän 
gern und anderen Künstlern pas 
siert es, wenn sie etwas kultivieren 
möchten, sehr leicht dassi sie sich 
zu sehr eingrenzen. Das ist ein 
grosses Problem. Geiger, Bratschi 
sten, Cellisten spielen immer im 
Orchester oder machen Kammer 
musik. Sie haben viele Möglichkei 
ten des Austauschs. 
Weil die Gitarre ein Soloinstru- 
ment ist, muss man das erst etab 
lieren? 
Genau. Die Gitarristen haben 
oft die Tendenz, ein bisschen zu 
autistisch zu sein. Das liegt auch 
in der Natur des Instruments: Es 
ist leise und tragbar. Man kann 
Uberall mit der Gitarre hingehen, 
man ist nicht zu laut und stört nie 
manden. Aber es führt auch zu ei 
ner gewissen Einsamkeit. Es 
braucht mehr Austauschmöglich 
keiten, wo die Leute lernen, was 
und wie zu hören. 
Wie sehen Sie die Zukunft der 
Ligita? 
Ich denke, dass in der Zukunft 
nur Festivals wie dieses überleben 
und eine Entwicklung haben kön 
nen. Ich habe viele Festivals erlebt, 
mit denen es bergauf ging und die 
wieder in der Versenkung ver 
schwanden. Gitarristen wissen: 
Wenn sie hierher kommen, finden 
$ie höchste Qualität. Und jjgßMfes 
Jahr möglichst noch menr Und 
übernächstes Jahr noch mehr. 
Shin-ichi Fukuda: Zwei Epochen 
Ligita gastiert heute Abend im Gemeindesaal Gamprin 
6AMPRIN - Bai allan Konzerten 
dar Uglta bürgt der Name für 
Qualität. Se wird auch heute 
Abend um 20.15 Uhr der Japani 
sche Melstergltarrtst Shln- 
ichl Fukuda Im Bemelndeseel 
Gamprin aufzeigen, was für 
Migllclikelten die Btterrenmu- 
stk aus verschiedenen Epochen 
den Spielern gibt 
Die; aktuelle Tätigkeit Shin-ichi Fu- 
kudas umfasst die Erforschung der 
Gitarre des 19. Jahrhunderts, das Re 
pertoire und das Instrument zu der 
Zeit als die Musik komponiert wur 
de. Auch die Aufführung der moder 
nen Literatur und neuer Musik mit 
Verschmelzung mit Jazz. Seine Akti 
vitäten änderten das Erscheinungs 
bild von Gitarrenmusik und lenken 
weltweit Aufmeiksamkeit auf Fuku- 
das hervorragende Musikalität, 
Rhythmus- und Klanggefühl. 
li,l, ,|ll„ a .i- 
iNMiiI um Mnaganig 
Shin-ichi Fukuda begann im Alter 
von 12 Jahren unter Maestro Tat- 
suya Saitoh Gitarre zu studieren. Er 
studierte danach in Paris unter 
ShhHcM Fukuda spielt baute ton I 
I Bampria Werke aas zwei Epecfcan. 
der liglta 
Maestro Alberto Ponce, ein Teil sei 
nes Bildungswegs umfasste musika 
lische Analyse bei Maestro Narcis 
Bonet, der ein Assistent von Nadia 
Boulanger war. Fukuda schloss in 
Paris seine Studien 1978 mit dem 
Solistendiplom ab, an der Akademie 
Chigiana in Siena unter Maestro 
Oscar Ghiglia graduierte er 1980 
mit der höchsten Auszeichnung. 
Er gewann viele wichtige Preise 
auf der ganzen Welt wie den ersten 
Preis am 23. Internationalen Gitar- 
renwettbeweib in Paris. 
Seit den 80ern spielte Shin-ichi 
Fukuda viele Erstaufführungen 
wichtiger Gitarrenwerke in Japan 
wie z.B. «All in twilight» (1988) 
von Toru Takemitsu, «Histoire de 
Tango» (1983), «Concerto für Gui- 
tar und Bandoneon» (1994) von 
Astor Piazzolla, «Sonata» (1992) 
von Leo Brouwer oder das «Con 
certo Metis» (2001) von Roland 
Dyens. Er spielte auch die Weltur 
aufführungen von u.a. «HIKA» 
(1996/Fukuda gewidmet) von Leo 
Brouwer, «Sonata» (1999/Fukuda 
gewidmet) von Sergio Assad oder 
das «Concerto da Camera» (2002) 
von Atanas Ourkouzounov. 
Er ist auch begabter und enthusi 
astischer Lehrer und hat viele 
Schüler unterrichtet hat, die grosse 
Preise gewonnen haben, ein 
schliesslich junger japanischer Gi 
tarristen wie Akiko Saito, Kaori 
Muraji, Daisuke Suzuki oder Yasu- 
ji Ohag. 
Im Konzert der diesjährigen Ligi 
ta finden sich Werke von Mauro 
Giuliani - gespielt auf einer Gitarre 
von 1829 von Gaetano Guadanini - 
sowie seines Landsmannes Toshio 
Hosokawa, welche er auf einer Gi 
tarre von Masuki Sakruai (Baujahr 
2005) spielt. Shin-ichi Fukuda 
passt das Instrument der Epoche 
an, in welcher die Komposition ge 
schrieben wurde! (PD) 
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