blatt WIRTSCHAFT
DIE WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN FÜR LIECHTENSTEIN
samstag, 2. juli 2005
SEITE 11
Befreit
Was die Eidgenössische
Bankenkommission im
Bezug auf die Beteili
gungsfirma Victory ent
schieden hat. 12
SNEWS
LLB übernimmt die Jura Ihist AG
VADUZ - Die Liechtenstei
nische Landesbank (LLB)
erwirbt eine Mehrheitsbetei
ligung an der Jura Trust AG
in Vaduz. Damit bekräftige
die Bank ihr Ziel, die Markt
position zu festigen und aus
zubauen, teilte die LLB am
Freitag mit. Die Landesbank
wird die Jura Trust AG, die seit 1978 besteht,
als unabhängige Firma unter eigenem Na
men weiterführen. Über den Kaufpreis wur
de Stillschweigen vereinbart. (sda)
Arbeitslosigkeit In der Eurozone
leicht rückläufig
LUXEMBURG - Die Arbeitslosigkeit in der
Eurozone ist im Mai leicht zurückgegangen.
Die Arbeitslosenquote sank auf 8,8 Prozent,
wie das europäische Statistikamt Eurostat am
Freitag in Luxemburg mitteilte. Im April hat
te sie bei 8,9 Prozent gelegen. Für die EU der
25 Mitgliedsstaaten zeigte sich das gleiche
Bild: Die Quote lag im Mai bei 8,8 Prozent,
im April waren es 8,9 Prozent gewesen. Die
niedrigste Arbeitslosigkeit verzeichneten Ir
land (4,2 Prozent), Österreich und Grossbri
tannien (jeweils 4,6 Prozent) sowie Luxem
burg (4,7 Prozent). Die höchsten Quoten hat
ten Polen (17,8 Prozent), die Slowakei (15,5
Prozent), Griechenland (10,2 Prozent) und
Spanien (9,9 Prozent). Die Arbeitslosenquote
in Deutschland lag bei 9,6 Prozent, (sda/dpa)
Saia-Burgess: Angebot
von Sumida abgelehnt
MURTEN - Der Murtner Schrittmotoren-
Hersteller Saia-Burgess lehnt eine Übernah
me durch die japanische Sumida kategorisch
ab. Das Angebot des Tokioter Konzerns, der
950 Franken pro Saia-Aktie zahlen will, ent
spreche nicht dem Wert des Unternehmens.
Der Verwaltungsrat sei zur Überzeugung ge
langt, dass der Alleingang des Unternehmens
vorzuziehen sei, teilte Saia-Burgess am Frei
tag mit. Eine Übernahme durch Sumida sei
für Aktionäre, Angestellte und Kunden keine
valabie Alternative. Zwischen Saia-Burgess
und Sumida seien keine «nachhaltigen Syn
ergiepotenziale» zu erkennen. Die beiden
Unternehmen hätten keine Gemeinsamkei
ten, teilte Saia-Burgess mit. Bei einer Über
nahme durch Sumida wäre zudem die
Wachstumsstrategie in Frage gestellt.) (sda)
Wirtschaft und Kunst
In der lockeren Serie «Wirtschaft und Kunst»
beantworten prominente Vertreter der In
dustrie und des Finanzplatzes Fragen zu Ver
bindungen zwischen Kunstwelt und Wirt
schaftsleben.
Samstag, 19. Februar: Michael Hilti zur
Ausstellung der Hilti Art Foundation im
Kunstmuseum Liechtenstein
Samstag, 9. April: Peter und Renate Marxer
zur selbstbewussten Architektur der Centrum
Bank in Vaduz
Samstag, 23. April: Joseph Fehr zur Förde
rung regionaler Kunst der Liechtensteini
schen Luuiesbank und zur emotionalen Kraft
der Kunst (köpf)
Stottert
Warum die Schweizer
Wirtschaft nicht auf ei
ne rasche Rückkehr des
Aufschwungs hoffen
kann. ^ £
A
H
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Konjunktur
Wer an seinen Kon
junkturprognosen für
die Schweizer Wirt
schaft trotz Seco-Stu-
die festhält. «| g
Mehr
Welche Personen nach
den Verwaltungsräten
der Banken auch mehr
für ihre Dienste erhal
ten. 13
Tugenden verbinden
Wirtschaft und Kunst: LGT signalisiert mit fürstlicher Kunst Vermögenskultur
VADUZ - DI« Sammlung
Hintan von LtoditamM
grtfssts Privatsammlung Euro
pas und als ordantüdiar Batzan
Im fürstlichen PortfoOo. Was die
Kunstwalt In Wien bestaunt,
kennt die Finanzwelt als Marke.
Atta Meister machen die LGT ein
zigartig, sagt Prinz Philipp, Vor
sitzender der Gnippenieitung.
Volksblatt: Durchlaucht, wenn
Sie inmitten der römischen
Grandezza der Sala Terrena im
Liechtenstein-Museum in Wien
stehen, was geht Ihnen durch den
Kopf?
S. D. Prinz Philipp von und zu
Liechtenstein: Ein Gefühl, in ei
nem harmonischen, sehr gelunge
nen Kunstwerk zu sein. Ganz an
ders sah das in den 50er-Jahren aus.
Als meine Brüder und ich in Wien
in die Schule gingen, haben wir ja
oft im Park des damals verstaubten
Gartenpalais Liechtenstein gespielt.
Die LGT Gruppe nutzt die Kunst
alter Meister zur Markenpflege.
Mit Rubens als Corporate-Iden-
tity-Tool - fragen Ihre Privat
kunden in Singapur, Frankfurt,
Vaduz nun nach Kunstanlagen?
Vieles ist ja in der heutigen
Spassgesellschaft beliebig aus
tauschbar. Die Bilder alter Meister
hingegen machen die LGT Gruppe
in der Welt der Finanzdienstleister
international unverwechselbar.
Auch tritt die Eignerfamilie, das
Fürstenhaus, damit stärker in den
Vordergrund. Aber nicht Kunst-
sachverstand zu transportieren, ist
unser Ziel, sondern mit Bildern zu
vermitteln, dass die LGT Gruppe
eine «Vermögenskultur der blei
benden Werte» pflegt.
Es sind ja die gleichen legenden,
die Kunstsammler und Vermögens
experten verbinden. Beide wählen
aus, erhalten, mehren, hegen und
pflegen. Wenn gelegentlich Kunden
nach Kunstanlagen fragen, so kann
ein kleines Team in der Schweiz,
die LGT Fine Art Services, Kunden
beim Kauf oder Verkauf von Kunst
werken beraten.
Neben dem Internet bestimmt die
Mobiltelefonie den Lebensstil
und die Gefühle der Menschen.
Rembrandts «Amor» auf dem
Handy jedes Anlageberaters -
oder womit überrascht die LGT
im Markt um Werbebotschaften?
Wichtig wäre, dass der «Amor»
auf dem Handy langfristig seinen
Platz hätte. Werbebotschaften müs
sen mit Feingefühl gesetzt werden.
Die Fürstlichen Sammlungen sind
einzigartig und mit ihrer Bilderwelt
hebt sich die LGT als Unternehmen
bewusst ab. Denken über Genera
tionen ist unsere Werbebotschaft.
Andere Banken und Finanzinstitute
Prinz PhHIpp (2. von rechts): Kirnst steht für Vermögeoskiiltur der Met-
benden Werte.
werben allzu oft mit zeitgenössi
scher Kunst, die nicht den Charak
ter der Einmaligkeit hat.
Seit der Druck in der Wirtschaft
zunimmt, stürzen sich Konzern
vorstände auf den Aufbau von
Corporate Coilections. Wie funk
tioniert die Verbindung zwischen
Wirtschaft und Kunst?
Das Fürstenhaus sammelt seit
über 400 Jahren, nicht die LGT.
Natürlich aber besteht eine Kette:
Profite aus dem Unternehmen flies-
sen in die Fürst von Liechtenstein
Stiftung. Damit beteiligt sich die
LGT sozusagen indirekt am weite
ren Ausbau der Sammlungen. Zu
gleich unterhält die Gruppe eine ei
gene Kunststiftung, über die sie
sich für Ausstellungen, Kataloge,
Expertisen, Schriftenreihen, Künst
ler engagieren.
Fürstenfamilie und LGT fühlen
sich Kunst und Kultur eng verbun
den, animiert beides doch, über Ge
schichte, das Jetzt und sich selbst
nachzudenken. Natürlich spielen
auch Prestige und Image eine Rol
le. Die Verbindung zwischen Kunst
und Wirtschaft hat jedoch schon ei
ne lange Tradition, die bis in die
italienische Renaissance zurück
reicht.
Meisterwerke aus vier Jahrhun
derten sind im barocken Gartenpa
lais des Fürstenhauses in der Ros
sau in Wien zu sehen. Im Kunst
handel aber scheint die Lust an al
ten Meistern abhanden gekommen.
Zeitgenössische Kunst lockt immer
mehr Publikum.
Das Publikum steht auch Schlan
ge für interessante alte Meister. Das
Musde du Louvre in Paris bleibt
mit jährlich über 5,7 Millionen Be
suchern das beliebteste Museum
Europas. Und das Liechtenstein-
Museum erwartet für die Ausstel
lung «Cavaggio und Europa» 2006
zusammen mit der Albertina bis zu
200 000 Besucher. Der Markt für
alte Meister ist kerngesund, Nach
frage und Interesse sind ungebro
chen.
Tatsächlich aber ist die zeitge
nössische Kunst zum Spekulations
feld geworden, das hat auch die
«Art Basel» kürzlich gezeigt. Vor
allem amerikanische Sammler in
vestieren in Grössenordnungen und
mit Risiken, die sicher ungesund
sind. Die langen Gesichter folgen
dann, wenn heute teuer eingekaufte
Kunstwerke morgen verkauft wer
den sollen. Doch vertraue ich auf
den Prozess der Läuterung und des
Siebens, wie er immer schon abge
laufen ist.
Ihre Vorfahren haben Künstlern
ihrer Zeit Aufträge erteilt. Ein
Beispiel sind die Skulpturen von
Giovanni Giuliani im Barockgar
ten, der zum Gartenpalais ge
hört. Wäre nicht Gegenwarts
kunst ein gutes Investment, um
das fürstliche Vermögen zu meh
ren?
Gegenwartskunst kommt fUr die
Fürstlichen Sammlungen nicht in
Frage. Der Fürst hat das letzte
Wort, wenn es um Zukäufe geht.
Auch ich aber halte die Entschei
dung für klug, die Sammlung in ih
rer Tiefe zu vervollständigen und
Lücken zu schliessen, statt sich zu
verzetteln. Sehen Sie sich grosse
staatliche Sammlungen an, die breit
angelegt sind für eine didaktische
Zielsetzung. Von vielem hängt et
was an den Wänden. Viel interes
santer sind Sammlungen, in denen
sich die Persönlichkeit des Samm
lers wiederfindet. Ein Beispiel sind
die vatikanischen Sammlungen, in
denen sich Uber Jahrhunderte
widerspiegelt, was welchen Papst
interessiert hat.
20 Millionen Euro hat das Fürs
tenhaus investiert, um der Kunst
welt die Kunstsammlungen des
Fürsten von Liechtenstein zu zei
gen. Ihr Kurator will «Wien und
Barock» zur Weltmarke machen.
Die wichtigste Privatsammlung
Europas vermarkten?
Ich bin da ja lediglich ein glück
licher Zuschauer, der gern durch
das Museum wandert oder Privat
kunden dazu einlädt. Das Bild, das
Museen bieten, hat sich in den letz
ten 25 Jahren aber völlig verändert.
Früher ging man durch Museen und
es hallte, weil man fast aliein war.
Heute tummeln sich tausende von
Menschen nicht nur im Louvre.
Museen haben sich zum Wirt
schaftszweig entwickelt und die öf
fentliche Hand investiert in Park
plätze, Zufahrten, Ausstellungen.
Jedes Museum wirbt um Besucher
und muss sich in einem Verdrän
gungswettbewerb durchzusetzen
versuchen. Kunst und Kultur sind
zugleich Teil der Tourismusindus-
trie. Marketing gehört heute ein
fach zum Betrieb eines Museums
dazu. Nur so ist es dem Liechten
stein-Museum gelungen, Barock
zur Marke zu machen.
Nur 15 Prozent der Fürstlichen
Sammlung werden seit März
2004 im Liechtenstein Museum
präsentiert Bekommt das Kunst
museum Liechtenstein in Vaduz
da etwas vom barocken Glanz
aus Wien ab?
Die Ausstellungstradition im
Kunstmuseum in Vaduz wird am
20. Oktober 200S wieder aufge
nommen. Zu sehen ist dann eine
Ausstellung zum Wiener Bieder
meier, wobei Neuankäufe und un
bekannte Werke gezeigt werden.
Die nächste Ausstellung mit Teilen
der Fürstlichen Sammlungen ist für
Herbst 2006 geplant. Das Kunst
museum ist weiterhin attraktiv.
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