VOLKS
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BLATT
DIE WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN FÜR LIECHTENSTEIN
donnerstag, 30. juni 2005
SEITE 11
hllti top
Welche Liechtenstei
ner Firma zu den Swiss
Top 500 zählt und um
wie viele Plätze sie sich
verbessert hat. -j ^
blotINEWS
6 Liechtensteiner
unter Swiss Top 500
SCHAAN - Der Konjunkturhimmel hat sich
filr die grössten Schweizer Industrie-, Han
dels- und Dienstleistungsfirmen aufgehellt,
schrieb die «HandelsZeitung» am Mittwoch.
Zu den Swiss Top 500 zählen auch sechs
mittelständische Unternehmen mit Sitz in
Liechtenstein. Allen voran belegt die Hilti
Gruppe Rang 39 mit einem konsolidierten
Umsatz im Jahr 2004 von 3,3 Milliarden
Franken, was ein Plus von 9,5 Prozent be
deutet.
Der Konzern verbesserte sich gleich um
fünf Plätze. Zugleich gehört Hilti zu den 30
Firmen mit dem höchsten Betriebsergebnis,
das 2004 um 8,1 Prozent auf 295 Millionen
Franken stieg (2003: 273 Mio. Fr.). Die Hilti
Gruppe liegt auch auf Platz 24 unter den 30
Firmen mit dem höchsten Personalbestand
im In- und Ausland. Der stieg 2004 um 5,7
Prozent auf 15 537 (2003: 14 697).
Die Unaxis Holding, zu der Unaxis Bal
zers gehört, rangiert auf der Liste der gröss
ten 500 mit 1,85 Milliarden Franken konsoli
diertem Umsatz auf Platz 75. ThyssenKrupp
Presta in Eschen machte mit 1,5 Milliarden
Franken einen Riesensprung auf Rang 94
(2003: Rang 134) und gehört damit zu den
30 Firmen, die 2004 am stärksten wuchsen.
Ivoclar Vivadent in Schaan landete mit 509
Millionen Franken auf Rang 227. Hilcona in
Schaan rutschte mit 306 Millionen Franken
von Rang 322 auf Platz 351 ab und die Ho-
val Gruppe Vaduz mit 243 Millionen von
Rang 403 auf Rang 411.
Nach den schwachen Jahren 2001 und
2002 Ubertraf die Schweizer - ebenso die
Liechtensteiner - Wirtschaft das Jahr 2003
deutlich, entsprechend den verbesserten kon
junkturellen Rahmenbedingungen. Die Spar
ten Chemie/Pharma, die Medizinaltechnik
sowie die Energieverteilung erwirtschafteten
dabei sehr gute Erträge, schreibt die Wochen
zeitung. Grösse allein sei nicht immer mass
gebend für die höchsten Betriebsergebnisse.
Tiefe Zinsen und eine starke Nachfrage aus
dem Ausland hätten die Ertragslage beflügelt.
Insgesamt erzielten 315 von 500 im ver
gangenen Jahr einen höheren Umsatz als
2003. Spitzenreiter ist zum ersten Mal die
Rohstoffhandelsfirma Glencore International
in Baar mit einem Umsatzplus von 21,5 Pro
zent auf 89,4 Milliarden Franken. Die welt
weite Preishausse bei öl und Metallen Hess
die Umsätze stark ansteigen. Auf den weite
ren Spitzenplätzen finden sich die Grossun
ternehmen Nestld, Novartis, Roche, Adecco,
ABB, Migros, Cargill International, Coop,
Holcim. (köpf)
Verwaist
Wie sich ein Tag nach
der ausserordentlichen
GV bei Unaxis die
Konzernführung prä
sentiert. 14
Unterbruch
Was beim Energiekon
zern Axpo Spuren
hinterlassen hat und
wie sich dies in Zahlen
äussert. 14
Ruhig
Wie der gestrige Han
del an der Schweizer
Börse verlaufen ist
und wie der SMI ge
schlossen hat. 16
Nutzen heiligt die Mittel
Dritte EU-Geldwäscherei-Richtlinie: Sorgfaltspflicht zieht sieh durch die Wirtschaft
VADUZ - Liechtenstein tut viel
zur Bekämpfung dar Mdwü-
scherel. Im Mal hat das ElHPar-
lament nun dar Dritten Bahtwä-
scherel-RIchtllnle zugestimmt.
Die aber stlisst auf Kritik. Sta
phan Ochsner und Dunja SUssll,
Hnanzmarktaufslcht Liechten
stein, arbeiten auf eine praxis
nahe Umsetzung hin.
Volksblatt: Herr Ochsner, wer
teure Juwelen bar bezahlt - läuft
der ab 2008 Gefahr der Geldwä
scherei verdächtigt zu werden?
Stephan Ochsner, Vorsitzender
der Geschäftsleitung der Finanz
marktaufsicht (FMA); Das ist
nun wirklich übertrieben. Wer teure
Waren bar bezahlt, gilt in Europa
nicht gleich als Geldwäscher. Aller
dings unterstehen «Händler mit
wertvollen Gütern» schon seit 1.
Februar 2005 dem Sorgfaltspflicht
gesetz. Damit setzt Liechtenstein
die Zweite EU-Geldwäscherei-
Richtlinie um. Juweliere oder
Goldschmiede, um zwei Beispiele
zu geben, müssen ihre Kunden also
identifizieren, wenn diese einen
Betrag Uber 25 000 Franken bar be
zahlen.
Die Dritte Geldwäscherei-Richt-
linie geht nun noch einen Schritt
weiter. Alle Personen, die mit Gü
tern handeln oder Dienstleistungen
erbringen, sollen Sorgfaltspflicht
ausüben, also den Vertragspartner
identifizieren und feststellen, wer
der wirtschaftlich Berechtigte ist,
sobald ein Kunde 25 000 Franken
bar bezahlt.
Frau Sttssli, ursprünglich war
Geldwäscherei das Einschleusen
von «dreckigem» Geld aus Dro
gengeschäften, Menschenhandel,
Raub oder Betrug in den Wirt
schaftskreislauf. Die EU will je
doch eine breite Sicht umgesetzt
sehen. Welchen Schaden richtet
der Missbrauch des Finanzsys
tems weltweit an?
Dui^ja Süssli, Leiterin Bereich
Andere Finanzintermediäre,
FMA: Man schätzt, dass weltweit
jährlich zwischen 500 und 1000
Milliarden US-Dollar gewaschen
Ow^a iMI, Stephan Odtsnar: NfcM
zu Ragtki vw'plliclrtet wavrien, dto
werden. Genaue Zahlen liegen aber
im Dunkeln.
Was hat sich geändert, dass die
EU «Händler mit wertvollen Gü
tern» in die Zweite Geldwäsche-
rei-Richtlinie aufgenommen hat?
Auf internationaler Ebene ist of
fensichtlich ein Trend zur zuneh
menden Nutzung von Nicht-Fi
nanzunternehmen durch Geldwä
scher festgestellt worden. Ganz
nach dem Motto «Der Zweck hei
ligt die Mittel» haben die interna
tionalen Standardsetter befunden,
dass nun auch Händler mit wertvol
len Gütern unter das Sorgfalts
pflicht-Regime zu stellen sind.
Lange Zeit war der Kampf gegen
Geldwäscherei eine Domäne der
Banken. Nun werden breite Krei
se der Wirtschaft miteinbezogen.
Sieht die EU Europa als Konti
nent der potenziellen Geldwä
scher?
Stephan Ochsner: Das nicht, je
doch sind eben gewisse Geldwä
scher auf andere Wirtschaftsberei-
che ausgewichen, seit der Finanz
sektor so gut überwacht wird. Ich
persönlich sehe die Entwicklung
kritisch, den Nicht-Finanzsektor zu
regulieren. Für mich stellt sich die
Frage, wie verhältnismässig Auf
wand und Ertrag noch sind.
Wenn die Dritte Geldwäscherei-
Richtlinie ins liechtensteinische
Sorgfaltspflichtgesetz einfliesst,
gehört Liechtenstein dann inter
national zu den Musterschülern?
Musterschüler will Liechtenstein
ganz und gar nicht sein. Wichtig für
den Wirtschaftsstandort ist aber,
internationale Standards massge-
schneidert und praxisnah auf das
kleine Land zu Ubertragen. In die
sem Sinn wurde das Sorgfalts
pflichtgesetz neu angepasst. Und
ich finde, das ist gut gelungen.
Regulierung verursacht Kosten.
Wird diese Richtlinie kleinere In
stitute aus dem Markt drängen?
Duqja Süssli: Das ist nicht anzu
nehmen, denn die Änderungen mit
der Dritten Geldwäscherei-Richtli-
nie werden sich im Rahmen halten.
Liechtenstein hat, was die Sorg
faltspflicht betrifft, in den letzten
fUnf Jahren ein hohes Niveau ent
wickelt. Andere Staaten müssen
nun nachziehen.
Die «Vortaten» der Geldwäsche
rei sind ein springender Punkt
Wie viel der bisherigen Unsicher
heit kann die neue Richtlinie dem
Finanzsektor nehmen?
Ob und wie gross die Unsicher
heit war, ist schlecht auszumachen.
Die Richtlinie wild den Vortatenka
talog auf jeden Fall erheblich aus
weiten.
Der Finanzplatz Liechtenstein
hat eher das Problem, das schon
gewaschenes Geld angelegt wird.
Mit der Gefahr des Missbrauchs
von Stiftungen und Trusts?
Stiftungen und Trusts weisen
nicht generell ein höheres Miss
brauchspotenzial auf, solange grif
fige Sorgfaltspflichten bestehen.
Das ist in Liechtenstein der Fall.
Die Schwierigkeit besteht für den
gesamten Finanzdienstleistungs-
sektor darin, rechtzeitig zu erken
nen, wann und ob es sich um gewa
schenes Geld handelt. Da muss
man oftmals sein Bauchgefiihl mit
entscheiden lassen.
Sorgfalt, die gewissenhafte Iden
tifikation der Kunden und der
wirtschaftlich Berechtigten, ist
für den Finanzplatz lebenswich
tig. Tendiert die Dritte Geldwä
scherei-Richtlinie nicht trotzdem
zur Überregulierung?
Stephan Ochsner: Soweit Per
sonen ausserhalb des Finanzsektors
betroffen sind, gebe ich Ihnen
recht. Hier kann man von Überre-
gulierung sprechen. Was aber den
Finanzsektor betrifft, so bin ich gar
nicht so unglücklich, wenn auch
andere Staaten Uber Standards zu
Regeln verpflichtet werden, die
Liechtenstein schon hat.
Die Schweiz bleibt da skepti
scher, spricht von einer marktna-
hen Regulierung und gönnt sich
eine Denkpause?
Auch wir machen uns die Über
legungen, die in der Schweiz dis
kutiert werden. Auch wir werden
uns für eine markt- und praxisnahe
Regulierung stark machen. Dazu
werden wir den Dialog mit den
Betroffenen suchen. Das ist in
Liechtenstein ja längst gelebte
Praxis.
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