Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2005)

SAMSTAG, 25. ÜÜN. 200. VOLKS, WIRTSCHAFT SSKSKw» 15 
Kompakt 
Untersuchung 
Uber Unternehmensnachfolge 
vaduz - Rechtzeitige Nachfolgeplanung 
sichert den Weiterbestand von Unternehmen. 
Das Institut für Entrepreneurship der Hoch 
schule Liechtenstein führt eine breit angeleg 
te Untersuchung Uber die Unternehmens 
nachfolge bei KMUs durch. Damit sollen 
Handlungsfelder für die Zukunft ermittelt 
werden. 
Meine Meinung: von Tino Quaderer 
In Deutschland steht in den kommenden 
fünf Jahren in etwa 300 000 mittelständi 
schen Unternehmen der Wechsel in der 
Unternehmensführung an, wobei damit ge 
rechnet wird, dass ein Drittel dieser Betriebe 
stillgelegt wird, weil keine geeignete Nach 
folgeregelung existiert. In der Schweiz gehen 
Schätzungen von etwa 50 000 Kleinunter 
nehmen aus, die vor der Nachfolgeproblema 
tik stehen, wovon in mindestens jedem fünf 
ten Betrieb die Nachfolge unklar ist. 
Umfangreiches Forschungsproiekt 
Schlimm genug, dass diese Unternehmen 
aufgelöst werden müssen. Schlimmer noch, 
dass in der Schweiz mit dem Verlust von 
100 000 Arbeitsplätzen gerechnet wird, in 
Deutschland sogar mit dem Mehrfachen da 
von. In Liechtenstein liegen derzeit weder 
gesicherte Zahlen noch Schätzungen über 
die Nachfolgeprobleme vor. Das Institut für 
Entrepreneurship der Hochschule Liechten 
stein wird nun im Rahmen einer gross ange 
legten Untersuchung diesen Mangel behe 
ben. Ziel der Untersuchung ist die Erhebung 
von Nachfolgeüberlegungen und Aktivitäten 
auf diesem Gebiet sowie die Ermittlung von 
Problemfeldern und Beratungsbedarf. Die 
Untersuchung wird in Zusammenarbeit mit 
der Gewerbe- und Wirtschaftskammer sowie 
mit dem Schweizerischen Institut für Klein- 
und Mittelunternehmen an der Universität St. 
Gallen durchgeführt. Das Forschungspro 
jekt, das mit einer Umfrage im Juli beginnt, 
dauert rund ein halbes Jahr bis die Ab 
schlussberichte vorliegen. (PD) 
Wo Eigenverantwortung zählt 
Neue Balance zwischen sozialen und ökonomischen Ansprüchen ist nötig 
Tino Qudtrar vom ZukunftsMiro 
Liechtenstein. 
«Viele öffentliche Haushalte stehen 
unter wachsendem Spardruck, weil 
die Kosten bei den direkten und in 
direkten Folgen der Altersentwick 
lung unaufhaltsam steigen. Es gilt 
ein komplexes System der sozialen 
Sicherheit zu finanzieren, das zu ei 
ner Zeit entstand, als die demogra 
phischen und wirtschaftlichen Rah 
menbedingungen noch ganz anders 
waren. 
Die OECD geht für die west 
lichen Industrienationen, was di 
rekt altersbezogene Kostenfaktoren 
betrifft wie Gesundheit und soziale 
Sicherheit, von 5,5 Prozent Kosten 
wachstum pro Jahr bis 2050 aus. 
Sparmassnahmen bei den nicht-al- 
tersbezogenen Ausgabenpositionen 
wie etwa Allgemeine Verwaltung, 
Verteidigung und dergleichen rei 
chen laut einer aktuellen Untersu 
chung bei Weitem nicht aus, um 
diesen Kostendruck massgeblich zu 
reduzieren. Was soll der Staat da 
tun? 
Steuererhöhungen sind aus wirt 
schaftlicher Sicht langfristig kaum 
das geeignete Mittel, um strukturel 
le Fehlentwicklungen im Staats 
haushalt zu finanzieren. Reformen 
der altersbezogenen Ausgaben 
struktur wiederum sind gesell 
schaftlich schwer zu vermitteln - 
auch wenn sie 1 langfristig unum 
gänglich scheinen. Der Staat muss 
daher nicht nur geeignete Refor 
men ausarbeiten. Er muss auch um 
gesellschaftliche Akzeptanz für 
diese Massnahmen werben. 
Eine neue Balance ist gefragt in 
der Verteilung der Verantwortung 
zwischen Staat und jedem Einzel 
nen. Bis zur industriellen Revolu 
tion lag die Verantwortung für das 
eigene Wohlergehen noch beim In 
dividuum. Stück für Stück wurde 
die Verantwortung dann dem Staat 
übertragen.-Ausgehend vom Wirt 
schaftswunder der Nachkriegszeit 
entstand schliesslich ein umfassen 
der (Sozial-) Staat, der dem Einzel 
nen nur noch ein Mindestmass an 
Verantwortung Uberliess. 
Viele Industrienationen vermö 
gen es heute jedoch nicht mehr, all 
die Verantwortung zu finanzieren, 
die sie an sich gebunden haben. So 
stellt sich die Frage, was der Staat 
künftig noch leisten soll und vor al 
lem kann? In diesem Prozess ge 
winnt das Prinzip der Eigenverant 
wortung an Bedeutung. Dort, wo es 
den Staat nicht unmittelbar braucht, 
um ein Basis-Mass an sozialer Si 
cherheit zu gewährleisten, sollte er 
Teile der Verantwortung wieder an 
den Einzelnen zurückgeben. 
Gerade für das Individuum erge 
ben sich durch diese neuen Freihei 
ten vielfältige Chancen. Zuvor 
muss der Staat jedoch einen Rah 
men schaffen, der eigenverantwort 
liches Handeln tatsächlich ermög 
licht, belohnt und vor allem erstre 
benswert macht. Schliesslich ist es 
Eigenverantwortung, die eine aus 
gewogene Balance zwischen einer 
seits den sozialen und andererseits 
den ökonomischen Ansprüchen an 
ein nachhaltiges Gemeinwesen erst 
möglich macht.» 
Erfolgsmodell im Chancental 
Entrepreneui^Studenten erfahren Internationalisierung in der VAT Haag 
HAAG - Dia Intarnatlonallsle- 
rung aines Untarnehmans folgt 
bestimmten Regeln. Dia Studie 
randen das Mastar-Studlen- 
gangs Entrapranaurshlp an der 
Hochschule Liechtenstein sind 
mit erfolgreichen Hratenbossan 
dar Raglan Im Besprich. Dias 
mal auf dem Programm dla VAT 
Vakuumventile AG Haag. 
«Entwicklung, Beschaffung und 
Produktion greifen heute eng inein 
ander, so dass es widersinnig wäre, 
die Entwicklung von der Produk 
tion zu trennen», unterstreicht Ri 
chard Fischer. Also keine Auslage 
rung der Produktion nach Indien, 
während die Entwicklung weiter 
hin im Entrepreneurship-Rheintal 
verbleibt, präzisiert der Verwal 
tungsratspräsident der VAT Haag. 
Der erfolgreiche Unternehmer, der 
1984 den Betrieb für Vakuum-Ven 
tile als CEO übernahm und zu ei 
nem weltweit tätigen High-Tech- 
Unternehmen ausbaute, hat klare 
und von anhaltendem Erfolg unter 
mauerte Vorstellungen Uber Inter 
nationalisierung. Erst wenn eine so 
genannte «kritische Grösse» er 
reicht ist, lohnt sich nach seinen 
Worten die Gründung einer Ver- . 
triebsgesellschaft in einem Abneh 
merland. 
Philosophie besprechen 
Die Internationalisierung von 
Unternehmen gehört zu den Modu 
len des Master-Studiengangs Entre 
preneurship der Hochschule Liech 
tenstein. Die Studierenden trafen 
sich mit VAT-Verwaltungsratspräsi 
dent Richard Fischer, um die Philo 
sophie des erfolgreichen Firmen- 
Chefs für den Ausbau in allen Kon 
tinenten zu erfahren und seine Er 
fahrungen mit der Internationalisie 
rung kennenzulernen. Die künfti 
gen Unternehmer, die sich das the 
oretische Rüstzeug im Master-Stu- 
diengang holen, haben die Gele 
genheit, im Entrepreneur-Valley 
Rheintal in Erfahrungsaustausch 
mit den Firmenchefs zu treten, die 
auf internationaler Ebene zu den 
Marktführern gehören. Die VAT hat 
sich auf die Herstellung von Vaku 
umventilen spezialisiert, die heute 
von der Halbleiterherstellung Uber 
die Werkzeugbeschichtung bis zur 
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Studenten des Mestor-Stadlongengi Entrepreneeislilp der lloduclwlo Liechtenstein Im Maleg mit Rkherd Fi 
scher, Venmltungsratsprlsldent der VAT Afi In Haag. 
Lasertechnik und die Raumsimula 
tion gebraucht werden. Zur Aus 
wahl hält der Marktführer der Ven 
til-Technik im Vakuumbereich 
mehr als 1000 Produkte bereit, die 
als Standardkomponenten in Pro 
duktionsanlagen sowie For- 
schungs- und Entwicklungseinrich 
tungen eingesetzt werden. 
Interessante Hrma 
Den Aspekt der Internationalisie 
rung am Beispiel der VAT in Erfah 
rung zu bringen, ist insofern inte 
ressant, als die Firma 1984 beim 
Eintritt von Richard Fischer bei 17 
Millionen Franken Umsatz schwer- 
punktmässig den europäischen 
Markt belieferte. In der Zwischen 
zeit stieg VAT weltweit zum Markt- 
leader auf, Europa steht als Absatz 
markt auf Platz drei hinter Japan 
und den USA, der Umsatz schnell 
te auf rund 200 Millionen hoch, mit 
starken Schwankungen. Der Auf 
bau von Vertriebsstrukturen in Ko 
rea und Taiwan befindet sich in vol 
lem Gange, den aufstrebenden 
Markt China hat die VAT schon im. 
Visier. Der Standort Haag bleibt 
nach den Ausführungen von Ri 
chard Fischer das Herzstück, weil 
im Entrepreneur-Valley Rheintal 
eine gute Ingenieur- und Facharbei 
terbasis aufgebaut wurde. 
I«. . f. I .j> ■ ■■ u * ^ «- 
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«Solange die Mitarbeiter bereit 
sind, zu den Kunden nach Korea 
oder China zu reisen, solange sie 
bereit sind, dort die. Wünsche der 
Produktabnehmer entgegenzuneh 
men, solange bleibt auch der Stand 
ortvorteil am Firmensitz erhalten», 
ist Fischer überzeugt. Wenn der 
Markt ergiebig genug ist, lohnt sich 
der Aufbau einer Vertriebsgesell 
schaft, die aber ausschliesslich mit 
Mitarbeitern aus dem jeweiligen 
Land arbeiten soll. Mit dieser Stra 
tegie, welche die länderspezifi 
schen Besonderheiten berücksich 
tigt, machte Fischer bisher gute Er 
fahrungen: In fast jedem Land 
konnte der Umsatz schon im ersten 
Geschäftsjahr verdoppelt werden, 
keine Vertriebsgesellschaft schrieb 
in der Aufbauphase rote Zahlen. 
Der Aufbau des Studiums Entre 
preneurship an der Hochschule 
folgt diesem Praxismuster von der 
Gründung eines Unternehmens 
Uber das Wachstum bis zum Wandel 
durch Internationalisierung. Die 
Schlüsselqualifikationen, nämlich 
unternehmerisches Denken und 
Handeln, werden durch Projekte in 
der Wirtschaft und durch Gespräche 
mit erfolgreichen Unternehmern 
gefördert. Geleitet wird das Modul 
«Internationalisierung von jungen, 
innovativen Unternehmungen» von 
Jan Smolarski, Professor an der 
Stockholm University. Die Studie 
renden des Master-Studiengangs 
Entrepreneurship hatten die Gele 
genheit, die Stockholm University 
zu besuchen und Gespräche mit 
schwedischen Unternehmern zu 
führen, deren Firmen auf den inter 
nationalen Märkten tatig sind. (PD)
	        

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