so| farbig
»Probebänder» des Ostschwei
zers unter die Lupe nehmen, be
kommt er das Kompliment, was
ihm die grossen Schauspieler
immer prophezeiten. "Heute bin
ich froh, auf diese Leute gehört
zu haben. keineEintagsfliege zu
sein, sondern als professionel
ler Schauspieler anerkannt zu
werden-, unterstreicht Remo
Vinzens, der in Liechtenstein
die Lehre als Kaufmann absol
vierte.
Der Steinbockgeborene ist ge
genüber den Medien zurückhal
tend. «Ich bin nicht gerne in der
Presse. Aber wenn schon, dann
hat meine Region absoluten
Vorrang», sagt der sympathi
sche. Schauspieler und nimmt
Platz fürs sofa-Interview auf der
roten Couch.
Ihr Name wird in Verbindung
gebracht mit Marc Forster. Ar
thur Cohn oder Klaus Maria
Brandauer. Was macht Sie so
erfolgreich?
Ein Grund ist sicherlich, dass ich
immer meinen eigenen Weg ge
gangen bin und immer noch ge
he. Marc und Arthur bin ich für
die vielen Tipps dankbar, die für
einen Einsteiger sehr wichtig
sind. Und Klaus werde ich im
mer dankbar sein. Schau
spielerisch als Lehrer sowie
als Mensch auf eine ganz
persönliche Art.
Was waren die gross-
ten Erfolge?
Künstlerisch gesehen, dass
mich Klaus Maria Brandauer
auswählte, um mit ihm zu arbei
ten, zu lernen und zu spielen.
Menschlich gesehen: Dass ich
meine . Leidenschaft zum Beruf
machen konnte, das ist ein Privi
leg, das man sich immer vor Au
gen halten sollte.
Was sagt man Ihnen nach?
Das müssten Sie jemand fra
gen, der mit mir gearbeitet hat.
Ich sei streng oder ehrgeizig,
höre ich öfters. Manchmal
kommt auch das Wort arrogant,
wobei ich persönlich das mehr
als "ich weiss, was ich will»
auslege.
Ihr Lebensmotor?
Immer weiterzugehen, nie ste
hen zu bleiben. Wenn man
denkt, man weiss alles oder
man könne sich ausruhen, wird
es riskant. Sich nicht ablenken
zu lassen, für das, was man
will. Jeden Tag von Neuem.
Auch heute noch, jeden Tag.
Von nichts kommt nichts. Nie
mand hat auf dich gewartet,
das niuss schon klar sein.
Auf welche Leistung sind Sie
stolz?
Erst wenn ich mal ruhig dasitze
und die Zeit Revue passieren las
se. denke ich: Mein Gott, früher
wollte dich niemand und heute
erhältst du regelmässig Anfragen
für irgendeine Serie, einem Thea
ter oder was anderes. Früher wur
den deine Unterlagen und Bän
der direkt in den Mülleimer ge
schossen und heute nehmen
sich sogar die Produzenten Zeit,
ein Band von dir anzuschauen
und du liegst präsent bei ihnen
auf dem Schreibtisch. Da kommt
zwischendurch so etwas wie ein
Gefühl des Stolzes hoch.
Was bevorzugen Sie aus der
regionalen Küche?
Vieles. Die Hausmannskost mei
ner Mutter und die speziellen
Grabser Chäshörnli von meinem
Schwiegervater.
Was mochten Sie nie mehr
erleben?
Den Anfang meiner Karriere, als
ich mich dauernd bewerben
musste. aber mich niemand
wollte. Man hinterfragt sich je
den Tag. ob man was falsch
mache, ob man gut sei und.
und, und. Andererseits hat
genau diese Zeit mich vieles ge
lehrt. Hätte mich meine Frau
nicht immer wieder motiviert
und aufgebaut, ich wäre heute
nicht hier.
Was bringt Ihr Adrenalin in
Fahrt?
Da ich nicht von Brücken sprin
ge, habe ich vielleicht eine an
dere Auslegung von Adrenalin.
Meines gerät in Fahrt, wenn ich
im Kino sitze und sich plötzlich
Atmosphäre in einem Film ent
wickelt, der ich mich nicht mehr
entziehen kann. Ich muss ihn zu
Ende sehen, weil ich wissen will,
wie es endet. Ich glaube, so et
was kennt jeder von uns.
Wem würden Sie einen Or
den verleihen?
Vielen. Allen wahren Helden un
serer Zeit. Menschen, die ande
ren Menschen und Tieren hel
fen. ohne Rücksicht auf ihr eige
nes Wohlergehen.
Eine Lebensweisheit, die Sie
begleitet?
Es gibt ein tolles Lied: «You can
get it. if you really want!»
Die wichtigste Entscheidung,
die an Ihrem Esstisch gefällt
wurde?
Als ich im Jahr 1998 aufstand,
meinen Koffer packte und nach
Köln flog und mich als angehen
der Schauspieler vorstellte.
Oer schönste Tag in Ihrem
Leben?
Als ich meine Frau heiratete.
Wo gefällt Ihnen das Rhein
tat am besten?
Bei meiner Familie, bei meinen
Schwiegereltern oder bei guten
Freunden, die ich seit meiner
Kindheit kenne. Hier brauche ich
weder über Drehbücher noch
über Filmangebote zu diskutie
ren. Es ist für mich der Ruhepool
zur hektischen Filmbranche.
Was erinnert Sie an Liech
tenstein?
Vieles. Ich habe meine Ausbil
dung in Schaan absolviert und
da ich in Buchs aufgewachsen
bin. war es klar, dass man um
Liechtenstein nicht rundherum
kann. Ich habe schöne Erinne
rungen an Liechtenstein.
Text: Mario Heeb
Bilder: Erich Marxer, ProColora
Remo
Vinzens
Jahrgang:
1975
Sternzeichen: Steinbock
Beruf: Schauspieler
Berufliche Erfolge:
1999: Schüler von Kristi
na Walter, Köln
2001: «Die Gewehre der
Frau Carrar», Bertolt
Brecht
2000 bis 2002: Theater
Ensemble Rohrbach
2003: «Die Wahrheit im
Spiel» bei Klaus Maria
Brandauer
2003: «Drei Gentlemen»,
Süddeutschland
2004: Kinofilm «Penta
gramm - Der Film»
Mitgliedschaft Theater
Ensemble Rohrbach,
Schweizerischer Büh
nenkünstlerverband ,
Brandauer Ingenuus En
semble
Wohnort: Zürich, aufge
wachsen in Buchs
Internet:
www.vinzens.net