VOLKS
BLATT
DIE WIRTSCHAFTSN ACH RICHTEN FÜR LIECHTENSTEIN
dienstag, 24. mai 2005
SEITE 9
ZUR K
Negativ
Wie Standard & Poor's
die Schweizer Vj^si-
cherungsbranche be
züglich Risiken ein
schätzt. 0
Ultimatum
Was die EU dem Soft-
war-JRiesen Microsoft
auf Monatsende für ei
ne Strafe angedroht
hat. 12
Verlust
Was der japanische
Autobauer Mitsubishi
Motors für einen Jah-
resabschluss vorgelegt
hat. «12
Rampenlicht
Welche Schweizer Ak
tie gestern an der
SWX-Börse im Ram
penlicht stand und wie
sie schloss. <|4
volks
blatt
NEWS
Jahrestagung der Europabank
VADUZ - Hans
jörg Frick (Bild),
bis vor kurzem In
haber des Ressorts
Wirtschaft, nahm
am 22. und 23.
Mai als Gouver
neur Liechten
steins bei der Eu
ropäischen Bank
für Wiederaufbau
und Entwicklung
(Ebwe) an der Jahrestagung des Gouver
neursrats in Belgrad teil. Er wurde begleitet
vom Stellvertretenden Gouverneur, Botschaf
ter Roland Marxer, Leiter des Amtes für Aus
wärtige Angelegenheiten. Liechtenstein ist
seit dem 28. März 1991 Mitglied der Ebwe.
Gouverneur Frick unterstrich in seiner
Intervention vor dem Gouverneursrat das
Interesse Liechtensteins an den Aktivitäten
der Bank und nahm zu einigen auch aus
liechtensteinischer Sicht wichtigen Aspekten
ng> perj^schaCUifibe
jzen Refft»
jlidem Wachst!
_ A
Russl^und'öfcrlCaulcasusstärtctiin
ihre Wirtschaft mit Hilfe der hohen Einkom
men aus dem Öl, während andere Teile der
Region erfolgreich waren bei der Verbesse
rung des Klimas für lokale und ausländische
Investoren. Die Bedeutung der Ebwe für die
betroffenen neuen EU-Länder wird mit dem
Beitritt der neuen acht Staaten zur EU nicht
gemindert. Liechtenstein tritt aber trotzdem
dafür ein, dass die anderen Empfängerländer
der Bank, die nicht oder noch nicht EU-Mit
glieder sind, möglichst in den vermehrten
Genuss der Unterstützung der Bank gelan
gen.
In Südosteuropa hat die Aussicht auf eine
künftige Mitgliedschaft in der EU oder auf en
gere Beziehungen zur EU die wirtschaftliche
Entwicklung begünstigt; die EU hat mit zwei
Staaten Beitrittsabkommen abgeschlossen,
die nun der Ratifikation bedürfen. In der
Ukraine und anderen Ländern haben ermuti
gende Schritte in Richtung auf mehr Demo
kratie stattgefunden. Auch dies ist eine Ent
wicklung, die von Liechtenstein mit grossem
Interesse verfolgt wird. Bezüglich der opera-
tionellen Ergebnisse der Bank für das vergan
gene Jahr kann festgehalten, werden, dass die
Bank sich zu Finanzbeiträgen verpflichtete,
die höher als je zuvor waren. Die Bank zeich
nete mehr Investitionen als jemals zuvor.
Gouverneur Frick begrüsste auch ausdrück
lich, dass die Hauptabteilung der Bank für
Compliance eine vertiefte Überprüfimg des
Code of Conduct der Bank in die Wege gelei
tet hat. Die «Strategie für frühe Transitions
länder» wurde im Jahr 2004 gestartet, dies als
Antwort auf die neuerlichen internationalen
Besorgnisse angesichts der Probleme der Län
der des GUS mit dem tiefsten Einkommen
(Armenien, Aserbeidschan, Georgien, Kirgi
sien, Moldau, Tadschikistan, Usbekistan) und
auch angesichts der generellen Reduktion des
Geschäftsvolumens in dieser Region. Die Po
litik der Bank besteht darin, auch höhere Risi
ken bei Projekten einzugehen, solange aner
kannte Bankgrundsätze gelten. Die Europäi
sche Bank für Wiederaufbau und Entwicklung
spielt auch weiterhin im Zusammenhang mit
der Entwicklung der Volkswirtschaften der
Empfängerländer eine wichtige Rolle. Liech
tenstein begrüsst dies ausdrücklich. (pafl)
Gute Antenne entwickelt
Christian Hausmann, Geschäftsführer des KMU-Zentrums, über das Zentrum
VADUZ - Vor knapp zwei Jahren
hat dl« Regianing Hasler im
Rahmen der «Wlrtschaftsoffen-
shre» grünes Licht für den Auf
bau eines KMU-Zentrums (KMU:
kleine und mittlere Unterneh
men) an der nunmehrigen
Hochschule Liechtenstein gege
ben. Geschäftsführer Christen
Hausmann ist mit der Entwick
lung sehr zufrieden.
»Martin Fnwiwtlt
VOLKSBLATT: Herr Haus
mann, wie wird das KMU-Zen-
trum allgemein von der Wirt
schaft beansprucht? ,- (V .
Christian Hausmann: Das
KMU-Zentrum erhält von Seiten
der Wirtschaft einen sehr starken
Zuspruch, werden w ' r doch als
kompetenter Anfc^rechpartner $tr„
betriebliche Probleme wahrgenom
men oder sei es nur, um eine zwei
te Meinung einzuholen.
Wir glauben auch eine gute An
tenne für die Bedürfnisse der KMUs
entwickelt zu haben. Dies spiegelt
sich auch im Weiterbildungsangebot
des KMU-Zentrums, wie die beiden
Hochschullehrgängn KMU-Ma-
nagement und KMU-Marketing.
Inwieweit wird das KMU-Zen-
trum über den Businessplan-
Wettbewerb hinaus von den
Wettbewerbsteilnehmern zu Rate
gezogen?
Coaching von Jungunternehmen
ist eines der zentralen Aufgabenge
biete des KMU-Zentrums. Allein im
vergangenen Jahr wurden 200 Coa
chings durchgeführt, Tendenz stei
gend. Wir stehen nicht nur im Rah
men des Wettbewerbs zur Verfü
gung, wobei es mehrheitlich um
technische Aspekte des Businesspla
nes geht, sondern eben auch darüber
hinaus: Wenn die Gründung vor der
TQr steht als Geburtshelfer (Gewer
bebewilligungen, Ämterlauf etc.)
fWirer ta KMU-ZMtrams an
und dann danach, wobei wir uns
möglichst nicht ins operative Ge
schäft einmischen. Wir können aber
sehr viele Erfahrungswerte weiterge
ben, die den Jungunternehmer vor
unangenehmen Folgen schützt.
Was sind die hauptsächlichen
Fehler seitens gründungswilliger
Jungunternehmer?
Sicher der grundlegendste Fehler
ist, keinen Businessplan erstellt zu
haben. Sich also keine Gedanken
gemacht zu haben, an wen will ich
wie zu welchem Preis mein Pro
dukt/meine Dienstleistung verkau
fen. Sich also nach dem Prinzip
Hoffnung in ein wildes und teures
Abenteuer einzulassen. Ein Busi
nessplan kann davor schützen, in
dem man bereits im Vorfeld eine
vermeintlich gute Idee als schlecht
identifiziert.
Probleme entstehen aber vielfach
auch, dass sich die analysierten
Marktgegebenheiten nicht gemäss
Plan entwickeln. Das kann unter
schiedliche Gründe haben und ist
vielfach nicht beeinflussbar. Klassi
sches Beispiel für einen solchen Fall:
Ungenügende Recherche, ob es die
Geschäftsidee nicht schon gibt bzw.
die Zielgruppe mit einer alternativen
Methode das Bedürfnis auf eine bes
sere Art befriedigen kann.
Zweites Problem: Man verzettelt
sich mit der Idee. Aus der ursprüng
lichen Idee werden Nebenideen ge
boren und der Jungunternehmer
tanzt auf mehreren Hochzeiten.
Dies ist gerade in der Anfangsphase
verhängnisvoll. Da kann ich nur den
Tipp geben: Sich auf die Sache kon
zentrieren und die Idee konsequent
umsetzen. Dass dann zu einem spä
teren Zeitpunkt Nebenprodukte ent
stehen dürfen, ist unbestritten.
Drittes Problem: zu schnelles
Wachstum. Man möchte es jedem
Jungunternehmer gönnen, aber ge
rade hierin liegt ein ernst zunehmen
des Problem: Starkes Wachstum
greift stark die Liquidität an. Ein
junges Unternehmen hat keine Re
serven und ist darauf angewiesen,
das Wachstum aus dem Cashflow
heraus zu bezahlen. Zahlt ein Kunde
verspätet oder gar nicht, ist man sel
ber in der Bredouille, nicht mehr
zahlen zu können. Hier hilft sicher
ein ausgefeilter Businessplan, der
einerseits solche Probleme als ein
mögliches Szenario durchgespielt
hat und andererseits wirkt er als Ent
scheidungsgrandlage fUr die Ban
ken, einen solchen Liquiditätseng-
pass zu überbrücken.
Was sind die nttchsten Projekte
des KMU-Zentrums?
Nächste Projekte sind das Erstel
len einer Machbarkeitsstudie zu ei
nem Gründerzentrum in Liechten
stein. Mehr möchte ich an dieser
Stelle noch nicht sagen, da wir ge
rade die Leitplanken und Voraus
setzungen evaluieren.
DennoC^ nachgefragt: Was be-
zwe«fct»u ein Gründerxentrum?
Wir haben im Rahmen der Arbeit
des KMU-Zentrums immer wieder
festgestellt, dass sich viele von der
Idee der Umsetzung ihrer Ge
schäftsidee aufgrund hoher An
fangsinvestitionen abbringen lassen.
Solche Anfangsinvestitionen bein
halten Büroausstattungen, Compu
ter, Netzwerk oder Kopierapparat
und Telefonanlage. Solch geartete
Anschaffungen gepaart mit einem
günstigen Mietpreis sollen nicht nur
die Hemmschwelle zur Selbststän
digkeit drücken, sondern in erster
Linie die Erfolgswahrscheinlichkeit
neuer innovativer Ideen erhöhen.
Die «Verweilzeit» in diesem
Gründerzentrum soll begrenzt sein,
bis die Neuunterpehmung erfolg
reich genug ist, um selbsttragend zu
sein. Des Weiteren sollen sich die
Unternehmungen in diesem Grün-
derzentrum gegenseitig ergänzen
und Synergieeffekte ausnutzen. Wir
arbeiten zurzeit ein Detailkonzept
aus, wie ein solches Gründerzentram
organisiert sein mtisste und weiden
zu gegebener Zeit informieren.
Weiterhin überwiegen negative Risiken
Standard & Poor's beurteilt Schweizer Assekuranz weiter skeptisch
PARIS - Auf dem Schweizer Ver-
sicherungsmarkt überwiegen
nach BnschMtzung der Rating-
agentur Standard 4 Poor's (SAP)
trotz bedeutenden Fortschritten
weiterhin die negativen Risiken.
In einem am Montag veröffentlich
ten Bericht hält S&P an ihrem ne
gativen Ausblick fest. Dies bedeu
tet, dass die Ratings für Schweizer
Versicherungsgesellschaften von
S&P nach unten korrigiert werden
könnten, falls die Erwartungen
nicht erfüllt werden sollten. Im
BVG-Geschäft wird das Fehlen ei
nes transparenten Mechanismus
zur Festlegung der Mindestverzin-
surtg als eine der wichtigsten Unsi
cherheiten bezeichnet. Allerdings
sei die Akzeptanz für weitere struk
turelle Veränderungen gestiegen.
Die Ratingagentur hält den Le
bensversicherern auch zu Gute,
dass sie dank bedeutenden Restruk-
turierungen auf dem Weg zur Erho
lung aus der Krise seien. Die in den
letzten beiden Jahren verbesserte
Profitabilität werde sich wahr
scheinlich stabilisieren. Niedriger
als im Lebengeschäft werden die
Risiken im Nichtlebengeschäft ein
gestuft. Die Konkurrenz bleibe aber
hart, und die Wachstumsmöglich
keiten seien immer noch be
schränkt. (AP)
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