01 TOURISMUS & FREIZEIT I 7
Gemütliches Wangen: Sommerfrische für Einheimische und Urlauber auf dem Markt und im Freibad.
Die Entdeckung der Langsamkeit
Um es gleich vorweg zu sagen: Schlösser und Kathedralen gibt es nicht in Wangen. Aber
auch der größte Hektiker findet seinen Frieden in dem schwäbischen Allgäu-Städtcherft
„Lass dir Zeit", steht mahnend unter
der Turmuhr am Lindauer Tor. Daran
halten sich die Bürger von Wangen. Die
Mittagsruhe /wischen 12 und 14 Uhr
ist ihnen immer noch heilig, und abends
schließen die hübschen kleinen Ge
schäfte im historischen Zentrum pünkt
lich um 18 Uhr. Von den eilfertigen Su
permärkten draußen im Gewerbegebiet
lässt man sich in Wangen nicht nervös
machen. Die Dinge sollen ihre Ordnung
behalten, wie es immer war, passend
zur liebevoll sanierten Altstadt mit ihre«
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bemalten Handwerkerhäusern und dem
barocken Rathaus direkt neben der Kir
che. In einer halben Stunde kann man
ganz gemütlich quer durch die Ober
stadt flanieren und Fotos machen von
den beiden Stadttoren, die, bemalt mit
Sankt Maria und der Himmelskönigin
Maria, aus dem Bilderbuch der heilen
Welt stammen.
■ Historische Schilder
Von den Zumutungen der Moderne
wird der Wangen-Besucher nicht beläs
tigt. Der inzwischen pensionierte
Oberbürgermeister Dr. Jörg Leist sorg
te dafür, dass nur mit historisch ein
wandfreien Schildern und Schnftzü-
gen geworben werden darf. Mit Aus
nahme eines sperrigen „Seelen-Mals"
hinter der Kirche fügt sich auch die
neuere Kunst dem konservativen Ge
schmack. Auf dem Saumarkt hütet ein
Bronze-Antonius seine Schweinchen,
in der lauschigen Gasse am Ufer des
Flüsschens Argen wäscht eine resolu
te Brunnenfrau ihrem .Männlein den
Kopf. Bescheidener Clou der Wange-
ner Stadtmöblierung ist Michael Neu
stifters Skulptur von sechs „verdruck-
Zeit nehmen und genieBen.
ten" Allgäuern, die am Marktplatz al
le lustig aufeinander liegen und be
weisen sollen, dass dieser etwas raue
Menschenschlag durchaus Humor
hat. Eine der Figuren spuckt deshalb
in Intervallen einen Wasserschwall auf
die Vorübergehenden, was immer wie
der für Heiterkeit sorgt. „Nix gsagt
ischtgnuagglobet" (Nichtsgesagt, ist
genug gelobt) gehört zwar zu den her
ben Lebensregeln der Region, aber
eingeborene Wangener hören gern ein
paar Komplimente über ihr liebens
würdiges Städtle.
■ Geschichte und Genuss
In einem leicht verstaubten Heimat
museum an der Eselmühle und einer
witzig hergerichteten historischen Bad
stube kann man einiges über die Ge
schichte des Ortes lernen, der im 14.
Jahrhundert als Reichsstadt direkt dem
Kaiser unterstand. Zum Glück ist der
Cappuccino im „Moritz" gleich neben
dem alten Mühlrad ganz von heute, man
kann hier wunderbar auf Korbstühlen in
der Sonne sitzen. Das beste Eis weit und
breit gibt es zwei Ecken weiter im „Cap-
ri" an der Herrenstraße. Und wer Ap
petit auf einen deftigen Imbiss hat, der
muss unbedingt zum traditionsreichen
„Fidelisbäck" an der Paradiesstraße,
um den Leberkäs zu probieren - natür
lich mit frischen Laugenbrezeln. Aber
schön langsam essen, denn Sie wissen
ja: „Lass dir Zeit!"
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Kontakt j
■ Wangen im Allgäu liegt ca. 25 Kilo-
j meter vom Bodensee entfernt an der A 96
i zwischen Lindau und Memmingen. Je den
Mittwoch, 7.30 bis 13 Uhr, gibt es in der j
Altstadt einen bunten Bauernmarkt mit I
frischen Produkten der Region. Stadt- j
führungen jeden Donnerstag (auch feier- '
. tags) von 15.30 bis 17 Uhr, in derSom- j
mersaison auch dienstags. Treffpunkt im !
! Leseraum des Gästeamts, Marktplatz 1. j
Informationen und Buchungen unter:
| Tel.++49 7522 74211
• E-Mail tourist@wangen.de
www.wangen.de |