Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

MSB DONNERSTAG, 30. DEZEMBER 2004 VOLKS| LAIIDTOL^U A CT INTERVIEW MIT PRINZ PHILIPP Win IOV^rlMr I WIRTSCHAFT KOMPAKT BLATT 
17 KOMPAKT Zukunft der Brauerei Cardinal in Freiburg FREIBURG - Ende Jahr läuft die Vereinba­ rung zwischen den Freiburger Behörden und Feldschlösschen aus, die den Erhalt der Brauerei Cardinal garantiert. Die Angestell­ ten müssen sich laut Feldschlösschen aber keine Sorgen um ihre Zukunft machen. «Ich kann ihnen versichern, dass Feldschlösschen am Standort Freiburg festhält», sagte Inte­ rims-Chef Thomas Metzger in einem Inter­ view mit der Freiburger Tageszeitung «La Libertö» von gestern Mittwoch. (sda) Bayer bringt Chemie-Tochter an die Börse LEVERKUSEN - Der Bayer-Konzern wird seine Chemie-Tochter Lanxess voraussicht­ lich am 31. Januar an die Börse bringen. Der entsprechende Prospekt wurde demnach bei der Frankfurter Wertpapierbörse eingereicht. Das teilte Bayer gestern Mittwoch mit. Auf der ausserordentlichen Generalversammlung der Bayer AG Mitte November hatten die Aktionäre dafür gestimmt, den neuen Che­ miekonzern im Wege einer Abspaltung (Spin-off) an die Börse zu bringen. (sda) Boom bei Kinderhotels auch 2004 ungebrochen KLAGENFURT - Der Boom bei Europas Kinderhotels war auch 2004 ungebrochen. Nach Angaben der Kooperationsgruppe be­ trug die Auslastung der 61 Mitgliedsbetriebe in der Schweiz, Österreich, Deutschland, Liechtenstein und Südtirol rund 90 Prozent. Dies erklärte Siegfried Neuschnitzer, Me­ diensprecher dieser Kooperationsgruppe, gegenüber der österreichischen Nachrichten­ agentur apa. In den vergangenen vier Jahren seien in den Kinderhotels Investitionen von insgesamt rund 80 Mio. Euro getätigt wor­ den. - (sda) Deutsche Bank verlegt Franken-Obligationenhandel ZÜRICH - Die Deutsche Bank (Zürich Branch) hat den Handel mit Franken-Obliga­ tionen von 
Zürich nach London verlegt. Die Verlegung soll stattfinden, sobald die neuen Prozesse eingeführt seien, teilte die Bank ges­ tern Mittwoch mit. Bis dahin werde das Han­ delsteam 
aus Zürich heraus weiter Kurse stellen. Die Verlagerung betreffe nur den Handel und nicht das Sales Team, das die ins­ titutionellen Kunden betreue. Dieses Team bleibe in Zürich. (sda) 
Nische zwischen Felsen LGT: Private Banking bewusst beschränkt auf bestimmte Kundensegmente Fluggesellschaften klagen [gegen Flughafen Lübeck j BERLIN/LÜBECK - Deutsche Fluggesell- | schaften wollen mit einer Klage gegen den ! Betreiber des Lübecker Flughafens angebli- > che Subventionen an den irischen Billigflie- ! ger Ryanair stoppen. Das Lübecker 
Landge- j rieht bestätigte gestern Mittwoch ,den Ein­ gang der Klage. 'V Nach Ansicht der Airlines erhält Ryanair seit Jahren unerlaubte staatliche BeihiÜfen in Millionenhöhe. Eingereicht wurde die Klage von Air Berlin mit der Unterstützung von den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Deut­ scher Luftifahrtunternehmen (ADL) ' (AP) 
Prinz Philipp von und zu Liechtenstein: Viele Unternehmen in Asien sind Famlllenunternehmen wie die LGT. VADUZ - Die LGT baut ihr Wealth-Management-Geschäft konsequent 
weiter aus. «Strate­ gie wird nicht zur Taktik, son­ dern bleibt Strategie», sagt Prinz Philipp uon ünd zu Liech­ tenstein, Präsident des Verwal­ tungsrates der LGT Bank in Liechtenstein. »Komella Pfeiffe r Volksblatt: Durchlaucht, die LGT Group hat neben der LGT Bank in Liechtenstein eine Bank in Singapur, eine in Deutschland und eine in der Schweiz. Wie lie­ fen 2004 die Geschäfte? S. D. Prinz Philipp: Wir haben das Budget übertroffen, auch wenn das Jahr mit tiefen Zinsmar­ gen nicht ganz einfach war. Wir konnten Neuzuflüsse an Kunden­ geldern verzeichnen und fast 60 Prozent der Vermögen von Direkt­ kunden 
verwaltet die LGT auch selbst. Banken folgen zunehmend ihren Kunden und bieten ihre Dienst­ leistungen vor Ort (Onshore) an. Nicht einmal die UBS konnte aber bisher beweisen, dass Schweizer Private Banking im Ausland ein Erfolgsmodell ist. Wie geht die Strategie der LGT auf in Deutschland, dem grössten Markt Europas? Die LGT ist ein Marathonläufer. Wir stellen uns auf einen weiten Horizont ein, Strategie wird nicht zur Taktik, sondern bleibt Strategie. Zugleich ist die LGT ein Nischen­ player, der sich auf Private Banking konzentriert. Der deutsche Markt ist geprägt von öffentlich-recht­ lichen Instituten. Wir versuchen uns zwischen diesen Riesenfels- brocken zu bewegen und beschrän­ ken uns auf bestimmte Kundenseg­ mente. So ist das Geschäft in Deutschland bisher, nach Plan ver­ laufen. Nun befindet sich der grosse Wachstumsmarkt weniger in Eu­ ropa als in Asien. Was tut sich bei der LGT im Private-Banking- Zentrum Singapur? Die Bank in Singapur ist seit et­ was mehr als einem Jahr eröffnet. Ein 
Grossteil der Gelder sind Neugelder vor allem aus Asien 
selbst. Anfang 2005 ziehen wir um und Werden personell kräftig auf etwa 30 Mitarbeiter aufsto­ cken, um von Singapur aus auch die Märkte in Südostasien und auf dem indischen Subkontinent zu bearbeiten. Was unterscheidet den asiati­ schen vom europäischen Markt? Viele Unternehmen in Asien sind Familienunternehmen wie die LGT. Das ist sicherlich ein Vorteil. Auch sind Asiaten stärker als Euro­ päer auf kurzfristigeres Handeln ausgerichtet und aktiver in der Um­ setzung ihrer Portfolios. • Die strategische Expansion der LGT im Jahr 2003 bezog auch die Schweiz mit ein mit dem Ziel, das Wealth Management auszu­ bauen. Wie wollen Sie in der Schweiz wachsen? Mit der Schweizer Bank können wir den Kunden der Schweizeri­ schen Treuhandgesellschaft auch Bankleistungen bieten. Auch in der Schweiz schränken wir uns auf Pri­ vate Banking ein. Wir sind damit gut positioniert, wachsen und wecken zunehmend Interesse bei Grosskunden und institutionellen Kunden. In absehbarer Zeit wird die LGT Bank zudem eine Nieder­ lassung in 
Genf eröffnen. Auf Interesse stösst zugleich der Behavioral-Finance-Ansatz, den LGT Capital Management in Europa am längsten vertritt. Diese Betrachtungsweise 
sieht den Men­ schen nicht nur als «homo oeco- nomicus», sondern als Menschen. Damit ist der Aktienmarkt nicht nur eine ökonomische Maschine, sondern auch ein psychologisches Tummelfeld, wo Trends und Gegenmoden entstehen und auf den Menschen miteinander oder gegeneinander reagieren aufgrund zum 
Teil bruchstückhafter Infor­ mationen. Unsere Teams analysie­ ren und reagieren auf diese Zu­ sammenhänge mit grossem Er­ folg. Die traditionellen Offshore-Zen- tren spielen trotz des Trends zum Onshore-Geschäft weiterhin eine grosse Rolle. Wie war das Jahr für die LGT in Liechtenstein? Nach der schwierigen^ Jahrtau­ sendwende für Liechtenstein sehen 
wir wieder Zuflüsse an Kundengel­ dern. Wir sind zufrieden. Das Zinsertragssteuerabkommen mit der EU bringt ziemlichen Aufwand für die Banken. Wird ein höheres Steueraufkommen den Aufwand rechtfertigen? Was erwarten Sie? Ein solch komplexes Gebilde kostet natürlich Geld, doch das Bankkundengeheimnis ist klar si­ chergestellt. Das EU-Zinsertrags­ steuerabkommen lässt zudem aus­ reichend Spielraum für zinssteuer­ freie Strukturen. Dennoch besteht die «Gefahr», dass Kunden mit ih­ ren Vermögen weg von Europa in andere Regionen ausweichen, nach Asien oder Nordamerika. Das wird sich in einer Verteuerung des Kapi­ tals in Europa niederschlagen. Die EU hält ja den Druck auf­ recht, den Informationsaus­ tausch zum internationalen Stan­ dard zu 
erheben. Wird das Bank­ geheimnis in zehn Jahren noch wie heute existieren? Ich bin überzeugt davon. Wenn nicht in der Schweiz und Liechten­ stein, dann eben in den USA, Sin­ gapur, Hongkong. Und irgendwann wird die EU feststellen müssen, dass auch sie einer globalen Ge­ setzmässigkeit unterworfen ist. Liechtenstein ist dem Haager Trust-Abkommen beigetreten, ei­ ne 
möderate Reform des Stif­ tungsrechts ist in Arbeit. Das Steuersystem ist im Gespräch. Was braucht es, um den Finanz­ platz 
wettbewerbsfähig zu hal­ ten? Im Stiftungswesen muss zwi­ schen Familienstiftung und ge­ meinnütziger Stiftung, die ihre wirtschaftliche, soziale, kulturelle, karitative Berechtigung hat, klar unterschieden werden. Was Trusts betrifft, wäre es sinnvoll, die Min­ destanforderungen deutlich per Ge­ setz zu formulieren. Auch das Steu­ errecht wird man überarbeiten und auf Herz und Nieren überprüfen müssen. Die unterschiedliche Be­ steuerung von inländischen Unter­ nehmen und Sitzgesellschaften wird vermutlich nur schwer zu ver­ teidigen sein. Ich gebe zu bedenken, dass viele Länder überlegen, eine «Fiat Tax» 
einzuführen. In manchen neuen EU-Ländern gibt es bereits nur ei­ nen Steuersatz und jedes Einkom­ men wird auch nur ein Mal besteu­ ert. Liechtenstein wird die Heraus­ forderung annehmen müssen, mög­ lichst effizient 
und wettbewerbsfä­ hig zu bleiben. 27 Adressen in Europa und Asien hat die LGT schon und sie zählt zur dünn gesäten Elite der Ver- mögensverwalter im deutsch­ sprachigen Raum. Welche Ziele verfolgen Sie für 2005 im Wealth Management? Ein weiteres Wachstum in Deutschland, Singapur, der Schweiz. Liechtenstein wird unser Heimmarkt und der «Maschinenraum» bleiben, von wo aus vieles entwickelt und ge­ steuert wird. Die Strategie wird sein, in drei bis vier Jahren 50-60 Prozent im Offshore- und 40 Prozent im Onshore-Markt und anderen Märk­ ten zu erwirtschaften. Wachstum im Ausland wird dabei Arbeitsplätze in Liechtenstein stärken. WIRTSCHAFT IM GESPRÄCH In; der Interview-Serie «Ort­ schaft im Gespräch» schauen Wirtschaftsfachleute der Indus­ trie, des Finanzplatzes, des Ge­ werbes auf das Jahr 2004 zu­ rück und wagen einen Blick in die nahe Zukunft. In der morgigen Ausgabe: Pius Baschera, Hilti AG Bisher erschienen: Wirtschaftsminister Hansjörg Frick Martin Meyer Arnold Matt, GWK Magnus 1\ior Alfred Fehr Herbert Steffen Ruth Büchel Norman Huber - Peter Marxer jun. Siegbert Lantpert f Matthias .Voigt >, . Hans Haumer Paul Büchel Stefan ^ternser, Thomas Handl Adolf Real" - Josef Fehr •' 
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