Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

DONNERSTAG, 16. DEZEMBER 2004 i 
VOLKSI 
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INTERVIEW 
29 TAKINO Melancholisch skurrile Komöde SCHAAN - Sein Vater hätte ihm ein Auto geschenkt, um ihn vom Theologiestudium abzubringen. Doch Tobias hat es durchgezo­ gen und bewirbt sich auf eine Pfarrstelle in einem heruntergekommenen Stadtviertel. Reichlich naiv, doch voller Elan nimmt er seine Arbeit auf: Wenn schon niemand in die Kirche kommt, geht er eben von Tür zu Tür. In einem der Betonblocks lernt er Carola kennen, sie ist direkt, zuweilen ordinär, quer­ schnittgelähmt - und einfach hinreissend. Ist es ein Helferkomplex oder gar Amts­ missbrauch, wenn sich Tobias zu ihr hinge­ zogen fühlt? Überfordert von seinen Aufga­ ben und Gefühlen flüchtet er in den Schoss der wohlhabenden Schicht, der er entstammt. Skandinavische Filme haben ein Auge für soziale Themen und ein Gespür für Humor mit Tiefgang. In dieser Art fokussiert «Mif- fo» die unsichtbare Trennwand zwischen den sozialen Schichten und zeigt die Naivität von Gutmenschen 
sowie die Raffinesse sozial Deklassierter. Da sich der Film um einen jungen Pfarrer dreht, fragt er auch nach der Bedeutung von Kirche in der säkularen Ge­ sellschaft. Was nützt theologisches Studien­ wissen für die Beerdigung eines Säufers? (Nur so viel: Diese Beerdigung ist eine der Perlen des Films.) «Miffo» ist von heute Donnerstag bis kommenden Sonntag jeweils um 20 Uhr im Takino zu sehen. Dunkles Kapital amerikanischer Politik Der 11. September 1973 ist ein denkwür­ diges Datum: An diesem Tag wurde in Chile durch den US-amerikanischen CIA der de­ mokratisch gewählte Präsident Salvador Al­ lende gestürzt, die Demokratie durch eine der brutalsten Militärdiktaturen des 20. Jahr­ hunderts ersetzt. Der Chilene Patricio Guz- mdn hat diese Zeit als junger Filmemacher erlebt und in mehreren Filmen thematisiert. Jetzt nähert er sich in einem sehr persön­ lichen und einfühlsamen Porträt der Figur Salvador Allendes, der zu den raren integren Persönlichkeiten auf dem politischen Parkett gehörte. Guzmdn zeichnet mit eindrückli­ chem Bildmaterial den politischen Aufstieg Allendes bis hin zum Selbstmord vor dreis- sig Jahren nach. «Salvador Allende» ist am Samstag und Sonntag jeweils um 18 Uhr so­ wie am Montag und Dienstag um 20 Uhr im TaKino zu sehen. (TaKino) Latin Rock und Irish Folk zum Jahresende RÜTHI-BÜCHEL - Mit zwei Grütli-Spe- cials und einer gediegenen Silvesterparty in die Weihnachtszeit. Heisse Rhythmen, tradi­ tionelle Songs und Blues fürs Gemüt. Dazu wird im Dezember die offizielle Website www.gruetli.info aufgeschaltet. Am Montag 27. Dezember gehts härter zur Sache. Die 6-Mann starke Partie Santanico (NL) mit Ursprung Caracas, Venezuela gilt als die weitbeste Santana Coverband. Haupt­ beruflich sind die Jungs in der Hardrock- szene tätig und besetzen mit der Formation Laberirito einen 
Spitzenplatz in der Sparte Metalatino. Auftritte in den grossen Arenas in Europa und Südamerika (1997 WDR Rockpalast, Bizarre Festival Köln etc.) und diverse CD und Video-Produktionen sind Standard. Etwas ruhiger, jedoch mit viel Temperament stehen dann am 29. Dezember die Bachelors Walk aus Irland auf dem Pro­ gramm. Sie gehören zu den eingefleischten, bekannten und über Jahre sehr erfolgreichen Bands aus 
Irland. Auch diese Truppe spielte bereits auf allen Kontinenten und 2001 am Open Air im Sittertobel. Am Silvester gibts den Grütli Blues Jam mit der Martin Ba- schung Blues Band und Stillwater. (PD) 
Freikarten zu gewinnen i Alt-Russische Weihnacht im Vaduzer Saal VADUZ - Das Liechtensteiner Volksblatt verlost sechsmal zwei Karten zum Gastspiel des Tanz- und Gesqngsensembles BUS aus dem russischen Wladi­ mir am Montag, 20.12. Geboten wird ein fröhlich-bunter Reigen um winterliche Feste und Bräu­ che aus Russland. •Arno löfflar Das Programm «Alt-Russische Weihnacht» des Tanz- und Gesangs­ ensembles RUS aus der ehemaligen russischen Hauptstadt Wladimir beschreibt in Tänzen und Liedern altrussische Weihnachtsbräuche und Winterfeste bis zur Fasnacht. Prachtvolle Kostüme unterstrei­ chen die optische Wirkung der Tän­ ze. Abgerundet werden die szeni­ schen Darbietungen durch Chorge­ sänge und Instrumentalmusik. Das zentrale Thema der Weihnachtszeit wird durch die musikalische und tänzerische Darstellung einer russi­ schen Hochzeit mit herrlichen Kos­ tümen erweitert. Höchste Virtuosität Das staatliche Tanz- und Gesangs- ensemble RUS feiert 2004 sein dreissigjähriges Jubiläum. Seine Mitglieder werden an einer eigenen Schule sowohl in Tanz als auch in Gesang und Instrumentaltechnik unterrichtet und können daher innerhalb der Gruppe vielfältig ein­ gesetzt werden. Die Musiker 
be-«Zieht 
euch warm an!» lautet eine alte russische Volksweisheit. herrschen bis zu fünf Instrumente virtuos, worauf die Ensemblelei­ tung grössten Wert legt. Mit gros­ sem Erfolg nahm das Ensemble 1980 am Kulturprogramm der Olympischen Spiele in Moskau teil, begeisterte wiederholt unter anderem an der Alten Oper in Frankfurt, im Grossen Festspiel­ haus in Salzburg, in Luzern und im Münchner Prinzregententheater. Neben Europatourneen folgten auch Einladungen nach Algerien, Zimbabwe und in den Libanon. Michail Firsow ist seit 1986 künstlerischer Leiter von RUS. Er 
wurde in den neunziger Jahren mit dem Russischen Staatspreis geehrt und 
als «Verdienter Künstler der Russischen Föderation» ausge­ zeichnet. Auch der musikalische Leiter Nicolaj Litvinow, seit 20 Jahren bei RUS aktiv, wurde mehrfach ausgezeichnet, unter an­ derem ebenfalls als «Verdienter Künstler der Russischen Födera­ tion». Im Rahmen seiner zwölften Wiederholungstournee gastiert das Ensemble am Montag, 20. Dezem­ ber 2004, um 19.30 Uhr, erstmals im Vaduzer Saal. Ein unvergess-licher 
Abend mit prachtvollen Kos­ tümen, zauberhaften Choreogra­ phien und artistischen Höhepunk­ ten steht bevor. VERLOSUNG Karten zu gewinnen Das Liechtensteiner Volksblatt verlost sechsmal zwei Karten für die «Alt-Russische Weihnacht». Einfach heute ab 14 Uhr die Nummer ,769 51 51 anrufen; die ersten sechs Anrufer gewinnen. Gleichnisse für die ganze Welt Der Schauspieler Gert Voss im Gespräch SCBAAN - Zum Einstieg ins An­ dersenjahr liest Gert Voss am Samstag ini TaK Märchen und Selbstzeugnisse des dänischen Dichters Hans Christian Ander­ sen (1805-1875). Das Volks­ blatt sprach mit dem in Wien le­ benden Schauspieler. • Arno lüffler Volksblatt: Zu Hans-Dieter SchUtt sagten Sie: «Im Theater erschaffen sich Spieler und Zu-. schaucr eine unwiedcrholbare, verdichtete Wirklichkeit» - im Gegensatz zum Kino. Sie sind aber auch ein Kinofan und haben in Filmen mitgespielt. Gert Voss: Die Geschichten, die ich mir ausdachte, als Kind und als junger Mann, und aus denen ich einen Film machen wollte, waren geprägt von den vielen Filmen, die ich gesehen hatte. Aber alles, was im Theater stattfindet, findet im Moment und nie wieder statt, auch wenn das Theater immer so tut, als reproduziere es nur. Es ist wie bei einem Seiltänzer. Der geht jeden Abend aufs Seil hoch und könnte nicht hundertprozentig sagen, dass er 
nicht abstürzt. Dasjnacht Thea­ ter für mich so aufregend. Aber für mich ist Kino nicht weniger wert. Lieben Sie bewusst reduzierte In­ szenierungen? Ich mag Theater, das die Sub­ stanz eines Texts deutlich macht, das nicht ablenkt von der Sprache. Das schliesst nicht aus, dass man wunderbare Bühnenbilder und Kostüme dazu erfinden kann, aber heute ist so viel Ablenkung auf der Bühne. Fast in jeder Aufführung sind Videoschirme. Ich verstehe die Botschaft: Wir leben in einer elektronischen Zeit. Irgendwann muss das Theater anfangen, nicht 
«Wo Ist das Visionäre Im Theater?», Gert Voss, Schauspieler. 
Hörbücher nicht erklären. Wie weit steigen Sie in die Figu­ ren ein? Ich arbeite noch daran. Ich erzäh­ le es oder lese es - das ist ja ein an­ derer Vorgang, als wenn ich etwas richtig spiele. Sind die Grenzen nicht fliessend? Trotzdem ist der Gestus ein ande­ rer. Es ist ein bisschen so, wie es Brecht gewollt hat: Man stellt die Sprache vor sich hin und liest. Das muss man natürlich plastisch ma­ chen, sonst ist es langweilig. Aber wenn man ein Stück spielt, wie ich «Elisabeth II.», als ich eine Figur auf der Bühne erfunden und die oh­ ne Partner spielerisch hingestellt habe. Aber wenn Sie jetzt das Mär­ chen nehmen, da gibt es natürlich verschiedene Figuren. ANZEIGE nur abzubilden, was wir erleben. Es ist auch ein Ort der Behauptung und der Utopie und müsste wieder Mut haben, Dinge zu erzählen, die es nicht gibt. In seinen Themen ist das Kino inzwischen viel mutiger. Wo ist das Visionäre im Theater? Wie kamen Sie auf die Idee mit Andersen? Andersen hat ja demnächst sei­ nen 200. Geburtstag. An ihm faszi­ niert mich, dass er das Märchen re­ volutioniert hat, 
weil er aus seiner persönlichen Biographie, aus all seinen Nöten und seiner enormen Einsamkeit heraus erzählte. Sie lesen nicht nur die Märchen? Nein, und zwar um das Bild zu beieben und zu zeigen, wie Mär­ chen und sein Leben ineinander^ fliessen. Seine Märchen sind nicht 
so moralisch, sondern von einem sehr tiefschwarzen Humor. Ein Märchen ist theatralisch ungeheuer wirksam, auch durch die vielen di­ rekten Reden. Märchen sind Weltli­ teratur im eigentlichen Sinne und funktionieren über alle Alters- und Sprachgrenzen hinweg. Ist es nicht bequemer, ins Thea­ ter zu gehen, als ein Stück da­ heim zu lesen? Ja, aber das ist doch immer noch was anderes: Sie müssen einer Ge- schichte-und-den Gedanken der Leute folgen, die das inszeniert ha­ ben oder zusammen 
spielen. Im Ki­ no wird Ihnen das auf so unglaub­ lich verführerische Weise abge­ nommen. Die Leute wollen heute lieber ein Märchen als Bild sehen, als Animation, anstatt es zu lesen. Anders kann ich mir den Boom der 
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