Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

SAMSTAG, 11. DEZEMBER 2004 VOLKS I I IVlfl A IM PI 
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NACHRICHTEN 
11 KOPF DER WOCHE 
NACHRICHTEN Auftakt zu den Jugend­ feuerwehren in Liechtenstein VADUZ - Heute Samstag von 9 bis 12 Uhr in Vaduz und von 13 bis 16 Uhr in Eschen können sich Jugendliche von 12 bis 16 Jahren über die Feuerwehr erkundigen. In clen Depots werden die neuen Jugendfeuer­ wehren vorgestellt. An diversen Posten kann. in die Arbeit der Feuerwehren hineinge­ schaut werden. Am Samstag besteht die Möglichkeit, neben einem Rundgang durch die Depots, einmal den Wasserdruck an' ei­ nem Strahlrohr zu spüren. Mit einer einfa­ chen Kübclspritze soll auch ein Feuer ge­ löscht werden. Die richtige Löschtaktik stellt dabei im Vordergrund. Leitern werden bestiegen werden und mit den Funkgeräten kann die Übermittlung von Funksprüchen geübt werden. Ein Wettbewerb stellt dann das Wissen auf die Probe. Alle teilnehmen­ den Jugendlichen erhalten ein''Getränk und eine Verpflegung. Der Liechtensteinische Feuerwehrverband freut sich auf eine rege Teilnahme. (PD) Achte abendliche Katechese mit Erzbischof Wolfgang Haas VADUZ - Am Donnerstag. 16. Dezember, ist die nächste abendliche Katechese (Glau- bensvertielung) mit Erzbischof Wolfgang Haas. Sie beginnt um 19 Uhr mit der hl. Messe in der Pfarrkirche Schaan. Um 20 Uhr ist wiederum der Vortrag im Pfarreizen­ trum Schaan. Im Anschlüssen den Vortrag besteht die Möglichkeit zum Gedankenaus­ tausch. Die rege Teilnahme an den bisheri­ gen Glaubensabenden zeigt ein grosses Be­ dürfnis für eine christliche Glaubensvertie­ fung. Alle Interessierten, auch diejenigen, die bisher noch nicht teilgenommen haben, sind herzlich eingeladen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Für das Jahr 2005 sind folgende Daten vorgesehen: 20. Januar. 17. Februar, 17. März, 21. April, 19. Mai, 16. Juni, 25. Au­ gust, 22. September, 27. Oktober. 17. No­ vember und 15. Dezember. (Erzbistum) Rorate-Gottesdienst MAUREN - Am Dienstag, 14. Dezember, um 6 Uhr, findet in der Pfarrkirche Mauren ein Rorate-Gottesdienst zum Thema «Der Herr kommt» unter musikalischer Mitge- stallung der Hackbrettgruppe Schaanwald, statt. Die Frühgottesdiens^e in der Advents­ zeit sind immerein eindrückliches Erlebnis. Mit diesem ersten Rorate-Gottesdienst wol­ len wir lins gläubig vorbereiten auf das Kommen des Herrn. Alle sind herzlich ein­ geladen. Wir freuen uns, wenn recht viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene sich miteinander auf eine besinnliche Art und Weise auf die kommende Weihnachtszeit einstimmen. Anschliessend treffen wir uns zum gemeinsamen Frühstück im Gemeindc- saal. Den zweiten Rorate-Gottesdienst 
zum Thema «Freut euch, denn der Herr ist nahe» feiern wir am Dienstag, 21. Dezember. Kinder basteln Hirten und Schafe In dieser Adventszeit begleiteji uns die Hirten und ihre Schafe. Gemeinsam mit ih­ nen sind wir auf dem Weg nach Bethlehem. Während der ganzen Adventszeit dürfen die Kinder selbst gebastelte Hirten und Schafe in die Pfarrkirche Mauren oder in die There- sienkirche Schaanwald bringen und in den dafür bereitgestellten Korb legen. Die Hir­ ten, die als erste von der Geburt Jesu hörten und sich sogleich auf den Weg machten, zei­ gen uns den Weg zur Krippe. Bei der Kin­ dermette am 24. Dezember um 17.00 Uhr werden die Hirten und Schafe wieder an die Kinder verteilt. So können sie an Weihnach­ ten ihren Familienangehörigen sowie unse­ ren kranken und betagten Mitmenschen eine grosse Freude bereiten. Wir danken allen Kindern und wünschen ihnen viel Freude beim Basteln. Pfarreirat Mauren-Schaanvvald 
«Das Leben ist wundervoll» Adulf Peter Gobp über seinen Werdegang und als was ihn seine Enkel bezeichnen VADUZ - Morgen Sonntag wird die Neuauflage von «Brauchtum in Liechtenstein» im Rathaussaal in Vaduz präsentiert. Der Autor des 1986 erstmals erschienen Bandes, Adulf Peter Goop, hat sich fast sein Leben lang neben seiner Tätigkeit als Rechtsbera­ ter intensiv mit dem Brauchtum in Liechtenstein befasst. • Martin Bisc h Erfolgsgeschichten gibt es viele. Geschichten, die das Leben schrieb. Einige sind schon nieder-. geschrieben, andere harren noch und andere wiederum werden noch geschrieben. Jene von Adulf Peter Goop (83) wird noch geschrieben, täglich, von ihm selbst. Er öffnet die Türe zu seinem Bü­ ro und sagt mit einem verschmitz­ ten Lächeln, er arbeite so viel, dass ihni gar keine Zeit bleibe, um über Krankheit nachzudenken. Zielstre­ big geht er in den Raum, in dem sein Arbeitsmaterial gehortet liegt. Die Büroräumlichkeit in Vaduz ist mit Teppich ausgelegt. «Das strahlt einfach Wärme aus», sagt Goop. Wahllos öffnet er einen der zahlrei­ chen Ziehordner, die Erinnerungen enthalten. Bilder, Zeitungsaus­ schnitte, Notizzettel kommen zum Vorschein, alles Material, das Adulf . Goop für die nächste Ausgabe der «Eintracht» bereit hält. Verstehen und pflegen «Eintracht» ist die Publikation, die über das Brauchtum in Liech­ tenstein berichtet, dreimal jährlich erscheint und von Goop Und vier weiteren Personen herausgegeben wird. Die Ordner sind beschriftet: Oberland, Unterland,. Geburt, Tau­ fe. Andere wiederum benennen die Stationen des Kirchenjahres. Goop ist über die Jahre zum Brauchtums­ spezialisten in Liechtenstein ge­ worden und hat 1986 den Band «Bjauchtuni in Liechtenstein» her­ ausgebracht. An diesem Sonntag erscheint eine überarbeitete und er­ gänzte Neuauflage. «Das Brauchtum wird nur ge­ pflegt, wenn die Menschen es ver­ stehen», erklärt Goop. Er selber ha­ be in den 60er-Jahren zu verstehen begonnen. Immer mehr Bauern hät­ ten damals mit der Bewirtschaftung ihrer Höfe aufgehört. Ihm sei be- wusst geworden, dass dabei ein gr oss e Teil von gelebtem Brauch­ tum verloren zu gehen drohte. " «Hatten nichts...» «Dankbarkeit». Goop öffnet ei­ nen der Ordner und sagt: «Daran wird viel zu wenig gedacht.» Er sel­ ber scheint nicht nur dankbar zu sein, er strahlt Dankbarkeit aus. «Es ist schön, zurückzuschauen und man vergisst dabei die Zeit», wird er am Schluss der Begegnung sagen. Goop sitzt an seinem grossen Schreibtisch, der ihm früher auch als Konferenztisch gedient habe, und beginnt zu erzählen von seiner Kindheit in Schellenberg. Nach dem frühen Tod seiner ers­ ten Frau habe sich sein Vater, der damals durch die Kronenentwer­ tung um sein gesamtes Vermögen kam, noch einmal verliebt. «Zum • Glück», lacht Goop, «ich bin ein Produkt dieser Liebe.» Fünf Mäd­ chen aus erster Ehe und mit Adulf drei Knaben aus zweiter Ehe, das war die Familie, die in Schellen­ berg mehr recht als schlecht über die Runden kam. Dann starb der 
Adulf Peter Goop in seinem Büro in Vaduz: Das Thema Brauchtum beschäftigt ihn noch täglich. Vater. Eine Witwen- oder Waisen­ rente gab es noch nicht. «Wir hat­ ten alle nichts, und trotzdem waren wir zufrieden.» Adulf sitzt leicht nach hinten gelehnt auf dem dreh­ baren Bürosessel. Hinter ihm hängt ein Bild an der Wand. Ein junges Mädchen, Öl auf Leinen, scheint den Geschichten zu lauschen. Ein «Verreckerii» Er sei ein schmaler Wurf gewe­ sen, ein «Verreckerii», zu körper­ licher Arbeit ungeeignet. In der Grundschule fällt Adulfs eigentliche Begabung bald schon auf. Er hat ei­ ne schnelle Auffassungsgabe. In der Grossklasse, in der die verschiede­ nen Jahrgänge im selben Raum unterrichtet werden, lernt Adulf nicht nur seinen Stoff, sondern gleichzeitig auch jenen der älteren Schüler. Rückblickend lobt er den Pfarrer Albert Schlatter. Das sei ein toller Mensch gewesen. Goop er­ innert sich an viele Details aus sei­ ner Jugend und schwelgt in den schönen Erinnerungen: Das mit dem roten Ei, und damit sei man ja beim eigentlichen Thema des Treffens, dem Brauchtum in Liechtenstein. Wenn man früher in ein Mädchen verliebt gewesen sei und dieses ebenso in den Verehrer, dann sei es Brauch gewesen, dass das Mädchen dem Sehnsüchtigen ein rotes Ei zu­ gesteckt habe. Auch ihm sei das so widerfahren, doch hätten damals an­ dere Qualitäten gegolten. Weil er zu jener Zeit kein Haus, kein Erbe und noch keinen Beruf hatte, sei er eine schlechte Partie gewesen. Hätten die damaligen Verehrerinnen gewusst, dass... ja, dass der kleine Adulf ein­ mal .ein angesehener Rechtsberater in Liechtenstein werden würde. Bis dahin nahm Aduif Goop manche Hürde. Das Schicksal war ihm letztlich immer hold. Oder be- einflusste er, der aktiver Pfadfinder war, mit dem Pfadfinderspruch «Je­ den Tag eine gute Tat» sein Schick-, sal? Jedenfalls gilt und lebt er diese Grundeinstellung bis heute. Adulf besuchte die Realschule in Vaduz und nahm danach verschie­ dene Stellen an: Vom Schubkarren- schieben beim Bau von Wasserka­ nälen, Über Arbeiten im Steinbruch. 
Er half bei Waldarbeiten und arbei­ tete als Lagerist bei einem Gros­ sisten. Unterstützte mit dem Lohn nicht hur seine Familie, sondern fi­ nanzierte sich die einjährige Han­ delsschule im Marianum in Vaduz. Dann, im Jahre 1939, erhielt er eine Stelle bei einem Notar in Feld­ kirch. «Das war mein Schicksals­ jahr», betont Adulf. Seine Fähig­ keiten, seine Genauigkeit wurden geschätzt und er lernte viel, da er vielfach selbstständig arbeiten durf­ te. Doch am I. September desglei­ chen Jahres erklärte Deutschland den Krieg gegen Polen. Der junge Liechtensteiner, der konsequent mit «Grüss Gott» grüsste und den Hit- ler-Gruss verweigerte, wurde von der NSDAP des Reiches verwiesen. Einziger Rechtsberater und Lebenskünstler Wieder im Land, fand er keine Anstellung. Er ging ins Welsch­ land, lernte Französisch. 1941 wollte es sein Schicksal, dass er nach Liechtenstein zurückkehrte. Er trat eine Stelle beim Fürstlichen Justizrat Dr. Ludwig Marxer in Va­ duz an. «Für mich war er ein toller Mensch und grossartiger Lehrmeis­ ter», hält Goop fest. Adulf Goop arbeitete sich vom 
Ausläufer hoch und erhielt vom Staat die Konzession als Rechtsbe­ rater und Treuhänder. Goop ist im Übrigen der Einzige in Liechten­ stein, der den Titel eines Rechtsbe­ raters trägt. «Rechtsagent tönte ein­ fach nicht gut», sägt Goop rück­ blickend. Um die Erfolgsgeschich­ te auf den Punkt zu bringen: Als Goop ins Anwaltsbüro Marxer ein­ trat, waren zwei Mitarbeiter tätig, als er 1988 als Partner die Geschäf­ te seinem Sohn übertrug, waren es 145. Dazwischen erlebte bezie­ hungsweise überlebte Adulf Goop 1953 eine schwere Tuberkuloseer­ krankung und im Jahr 2000 erlitt er einen Hirnschlag, von dem er sich überaus schnell und gut erholte. Nach der Familie gefragt, meint Goop: «Da, sehen Sie die Bilder auf dem Bürotisch.» Er empfiehlt, regelmässig Familienfotos inachen zu lassen. Mit einem breiten Grin­ sen legt er eine Visitenkarte auf den Tisch: «Diese Karte haben mir mei­ ne Enkel anfertigen lassen.» Was darauf geschrieben steht, über­ rascht nur auf den ersten Blick. Nach einem längeren Gespräch mit dem ehemaligen Rechtsberater wird es jeder unterschreiben: «Adulf Peter Goop, Lebens­ künstler.» ZUR PERSON Name: Adulf Peter Goop Alter: 83 3/4 Jahre Zivilstand: verheiratet Beruf: Rechtsberater i. R. Hobbys: viel zu viele. Brauch­ tunispflege, Bücher schreiben, Redaktor der Zeitschrift «Ein­ tracht»,; sammeln von Liech- tensteinensien, von verzierten Ostereiern von bedeutenden Per­ sönlichkeiten von Liechtenstein, von Künstlern'usw., insbesonde­ re von russischen Ostereiern aus der Zarenzeit, also vom letzten und vorletzten Jahrhundert, von. Büchern, Bildern und Grafiken über Liechtenstein und die Re­gion, 
von Werken von Louis Bleuler und vielen anderen. Schwächen:,; Nicht nein sagen können, wenn ich helfen kann oder wenn ich damit Frieden stiften kann, Wunsch für die Zukunft: Für die Familie Gesundheit und Gottes Segen, für Liechten­ stein, dass die Sitten und Bräu­ che die ihnen zukommende Be­ achtung finden und Liechten­ stein in 100 Jahren immer noch das Hebens- und liebenswerte Land iät wie heute. Das sagt er öfter am 1hg zu sich selbst: ; «Das Leben ist etwas Wunderba- res.» • -v
	        

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