Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

SAMSTAG, 4. DEZEMBER 2004 
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l\UL I Un VORTRAG IM KUMULI 
32 IN KÜRZE Textilmuseum zeigt «Folget dem Stern» ST. GALLEN - Ob als christliches Symbol, Orientierungshilfe für Seefahrer, funkelndes Licht am Firmament.oder Schmuck: Sterne tauchen überall auf. «Folget dem Stern» heisst denn auch die neueste Weihnachtsaus­ stellung des St. Galler Textilmuseums. Sie sind gewoben, gehäkelt, gestickt, ge­ strickt oder gedruckt und stammen aus dem 15. bis hin zum 20. Jahrhundert: Wer dem goldenen Stern durch die Weihnachts-Aus­ stellung im Treppenhaus des Textilmuseums folgt, entdeckt die Sterne auf Decken, Hau­ benböden, als Spitzen oder als Weberei- und Druckentwürfe. Die Ausstellung will deutlich machen, dass die Sterne den Menschen seit jeher faszinier­ ten. Dabei dient dem Textilmuseum das alte und neue Testament als Hintergrund. Darin ist die Rede von einer Vielzahl von Sternen, dem einzigen Stern «Jesus» oder dem Leit­ stern für die heiligen drei Könige. Wer dem Stern, respektive dem Ausstel­ lungskonzept, folgt, erreicht schliesslich auf der zweiten Etage das «Himmelszelt»: Eine Filetspitzc aus dem 17. oder 18. Jahrhundert zeigt die Anbetung der Heiligen Drei Köni­ ge. Über ihnen schimmert durchs Tuch die moderne Variante der Sterne: Die elektri­ sche. (sda) Jazzbrunch im Alten Kino Mels MELS - Am kommenden Sonntag, 12. De­ zember, findet im Alten Kino in Meis der be­ liebte Jazzbrunch statt. Musikalisch wird dieser erstmals von der Gruppe Nicky Blue , Eyes bestritten. Zufalle entpuppen sich oftmals als Glücks­ falle: Die Formation Nicky Blue Eyes ent­ wickelte sich aus einer Zufallsbegegnung an­ lässlich der Zusammenarbeit an einer profes- , sionellen Musicalproduktion im Jahr 2003. Bereits nach wenigen Proben und Gesprä­ chen entwickelte sich ein musikalisches Konzept, das die fünf Musikerinnen und Mu­ siker überzeugte: Nicky Blue Eyes ist eine Mischung aus Jazz, Pop und Latin-Music, die sich wohltuend vom gängigen Sound ab­ hebt und sowohl in die Beine fahrt als auch das Herz erwärmt. Musik von Nicky Blue Eyes Nicky Blue Eyes besteht aus der Sängerin Nicole Hartmann, Daniel Maurizi (Gitarre), Prisca Schmid (Schlagzeug), Denise Stein- egger (Saxophon) und Pit Noi (Bass). Ein weiterer Zufall findet sich darin, dass alle Musikerinnen und Musiker - notabene zu ganz verschiedenen Zeiten - an der Jazz­ schule St. Gallen studierten. Eindeutige Stär­ ke der Formation ist die Interpretation von bekannten und weniger bekannten Klassi­ kern aus dem Jazz- und Pop-Repertoire, wo­ bei immer der Gesang in den Mittelpunkt ge­ stellt wird. Die lyrische und vielseitige Stimme von Nicole Hartmann wird als tragendes Element mit einem dicht gewobenen und dennoch transparenten Soundteppich unterlegt. Brunch von den Bäuerinnen Der schon traditionelle Jazzbrunch im Al­ ten Kino Mels ist eine wunderbare Gelegen­ heit, Nicky Blue Eyes live zu erleben. Wie gewohnt, kommt man auch kulinarisch nicht zu kurz: Dafür sind die Bäuerinnen der Web­ stube mit frischen, eigenen Produkten zu­ ständig. Beginn am Sonntag, 12. Dezember, ist um 10 Uhr (die Kassa ist ab 9.30 Uhr ge­ öffnet), Dauer bis zirka 13 Uhr. Unabdingbar ist eine Anmeldung bis Donnerstag, 9. De­ zember. Möglich ist dies telefonisch unter 081 723 73 30, per E-Mail (über die Home­ page  www.aiteskino.ch )  oder bei den Vorver­ kaufsstellen (Kinder- und Jugendbuchiaden Paprika in Mels sowie Schumachers Geträn- keabholmarkt in Sargans). (PD) 
«Isch wohr? Isch nit wohr?» Emil Steinberger mit einer «kabarettistischen Lesung» imTaK SCHAAN - Emil Steinberger, nach 20 Jahren endlich wieder auf de r Bühne des TaK, hat es tatsächlich geschafft, sich selbst neu zu erfinden. Ob seine Lügengeschichten wahr waren oder nicht: Zu erleben war am Donnerstag der währe Emil - wenn auch erfrischend anders als gewohnt. «Arno Löffle r Vor ca. 20 Jahren sei er zuletzt im TaK gewesen, als Fcuerwehrmaliir mit dem Programm «Füürobig». Das war so ziemlich die einzige un- umstössliche Wahrheit aus dem Munde des aus der langjährigen amerikanischen Versenkung wiederaufgetauchten Kabarettisten Emil Steinberger. Oder soll man «Emil» sagen? Das aktuelle Programm ist kein eigentliches Emil-Programm im klassischen Sinne. Steinberger sitzt nicht als Kunstfigur Emil auf der Bühne, sondern als qr selbst. Und doch signierte der Meister nach der Vorstellung mit «Emil» und zeigte auch sonst in seinem mit kurligen Anekdoten reich gespick­ ten Programm keine Berührungs­ ängste mit seiner kabarettistischen Vergangenheit. Es ging um ihn, um persönliche Erlebnisse des Men­ schen, der früher als Emil sehr er­ folgreich war. Und: Er heisst nun mal Emil. Allzu intime 
biographi-Kein 
Limburger am Sonntag - Emil Steinberger, Innerschweizer von Welt, referiert über besonders bizarre Ver­ bote im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten. sehe Enthüllungen waren aller­ dings nicht Gegenstand der bunten Mischung aus Erzähltem und Gele­ senem, vielmehr erfuhr das Publi­ kum im TaK von Steinbergers hu­ moristischen Anfängen als Schüler bei Klassenfahrten, von bizarren Tournee-Erlebnissen und von noch bizarreren Erfahrungen des sein In- cognito geniessenden USA-Reisen­ den. Mit der Wahrheit nimmt es Steinberger nicht so genau, oder irgendwie doch: In seinem neuen Buch «Wahre Lügengeschichten» 
sind von 30 Geschichten exakt sechs «erstunken und erlogen». Das Werk enthält eine Liste zum Kategorisieren in Wahr und Erlo­ gen - zum peniblen Selberausfiil- len. Um den Zuhörern die Wahr­ heitsfindung zu erleichtern, hob Steinberger nach jeder Geschichte, die für wahr gelten sollte, Daumen, Zeige- und Mittelfinger der linken (sie) Hand. «Drei Engel» nannte er das. Die eigentliche Schwurhand war leider aufgrund einer Verlet­ zung am dick bandagierten Mittel­finger 
(!) nicht zu gebrauchen. Die Erklärung für die Blessur wechsel­ te mehrfach, bis sich Steinberger zuguterletzt den Verband vom plötzlich gesundeten Finger zog: Das sei die einzige Liige des heuti­ gen Abends gewesen. Das Lüge/Wahrheit-Thema wäre bei an­ deren schnell ausgelatscht gewe­ sen. Steinberger hingegen verstand es. etwas Wunderbares mit dem Thema, mit seiner - sanft zurecht­ gebogenen - Biographie und mit dem Publikum anzufangen. Poesie und organische Formen Vortrag von Ineke Phaf-Rheinberger über Ricardo Porro VADUZ - Vaduz birgt ein Kleinod moderner Architektur, das in der Fachliteratur seit seiner Entstehung 1974 grosse Beach­ tung geniesst: Das Centre d'art et de communication (CCC) von Bicardo Porro. Die an der FU Berlin lehrende Ineke Phaf- Rheinberger sprach am Don­ nerstag im Kunstmuseum Liechtenstein über Werk und Ideen Porros. »Arno Löffle r Der 1925 in Kuba geborene und 1966 emigrierte Stararchitekt Ri-- cardo Porro hat einen engen Bezug zu Liechtenstein. In seiner neuen Heimat Paris lernte er den dort und in Vaduz tätigen Kunstsammlcr und Financier Robert Altmann kennen und baute in dessen Auftrag 1974 mit dem CCC sein erstes Werk in Europa. In Porros über fünfzigjäh­ riger Werkgeschichte nimmt dieses • Gebäude eine herausragende Posi­ tion cip. Er habe sich und das.CCC in Vaduz «verortet», für Ineke Phaf-Rheinberger, Literaturwissen­ schaftsprofessorin mit Forschungs­ schwerpunkt Kultur- und Wissen­ schaftsgeschichte im postkolonia- . Icn Kontext an der University of Maryland und am Lateinamerikain- stitut der FU Berlin, ein Schlüssel­ begriff zum Verständnis Porros. Barocke und spätkoloniale Ele­ mente in der Architektur Havannas - geschwungene Formen und Lichteinfall von oben - haben Por­ ros Stil geprägt. Das Licht und die geschwungenen Eingänge seien Konstanten, die in der Literatur über Porro noch kaum erkannt seien, so Phaf-Rheinberger. Porros erster öffentlicher Auftrag war ein Komplex aus fünf Schulen für ver­ schiedene Künste, den er 1961-65 im Auftrag Castros in der roman-' 
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mation der Welt in das Wort zitiert, begreift seine Häuser als gebaute Poesie. Das Thema seiner Poesie ist der das Haus benützende Mensch. Die offene Architektur der Ballettschule in Kuba soll die Stu­ denten den Tod überwinden und in die Welt hinaustanzen lassen. Eine Kaserne der französischen brigades de choc hingegen strahlt unverliiill- te Aggressivität aus. Wo welches Porro-Haus steht, ist kein Zufall. L'Or du Rhin bildet im Schaffen Porros. der fasziniert ist von Geis­ tesgeschichte und Mythen ihT deutschsprachigen Raum, einen gleichrangigen Gegenpol zu seinen Werken in Kuba: Beide Pole stehen für den Willen einer Gesellschaft - ob sozialistisch oder kapitalistisch - zu schöpferischer Selbstverände­ rung. Schade, dass sein anthropo- morphes Vaduzer Jugendzentruni nie realisiert wurde. ANZiiica-: «I haue a definition of architecture as tfie creation of a poetlcal frame to the actlon of man.» Ineke Phaf-Rheinberger erläutert Porros theoreti­ schen Ansatz. tisch-rcvolutionären Phase des"kü- banischen Sozialismus baute. Porro, der in seinen Abhandlun­gen 
die Forderung Novalis' nach Romantisierung der Welt oder Höl­ derlins Poesiebegriff als Transfor­'Schaan 
/ Liechtenstein Heute, Sa, 4., & So, 5.12., 20.09 h, TaK Zeit Im Dunkeln Von Henning Mankell Volker Hesses Inszenierung für das MaxIm-GorM-Theater In Berlin Weitere Vorstellungen: 9., 10., 11. Dez. Vorverkauf Mo-fr, 9-11 +13.30-18 h Telefon (00423) 237 59 69 FM (00423)237 59 61
	        

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