Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2004)

IUZ .HT:.. DIENSTAG, 30. NOVEMBER 2004 
VOLKS| |/J || T"I ID LESUNG BLATT I 
KULTUR FILMPREMIERE 
25 ERFOLGREICHE AUKTION Über 850 000 Euro für Nolde-Gemälde BERLIN - Emil Noldes Gemälde «Som­ merglut» ist in Berlin für 852 500 Euro (rund 1 278 750 Franken) und damit das Doppelte des 
Schätzpreises versteigert worden. Das Spitzenlos der Herbstauktion in der Villa Grisebach ging an einen norddeutschen Sammler, wie das Auktionshaus am Sonntag mitteilte. «Sommerglut» ist eines der letzten Ölgemälde des berühmten Expressionisten (1867 - 1956). Bei der viertägigen Herb­ stauktion kamen mehr als 1300 Kunstwerke und Fotografien mit einem Schätzwert von knapp 12 Millionen Euro unter den Hammer. Für Alexej von Jawlenskys «Abstrakter Kopf: Atonal» bezahlte ein italienischej^Pri- vatsammler mit 599 500 Euro den weltweit höchsten Preis für ein Werk aus der Gruppe der «Abstrakten Köpfe». Max Liebermanns «Strandbild» von 1901 ging für 576 500 Eu­ ro an eine Berliner Privatsammlung. Die Villa Grisebach bezeichnete die Herbst­ auktion als «besonders erfolgreich». Von den fünf Einzelauktionen habe jede ihren Ge­ samtschätzpreis übertroffen. Das Auktionshaus schliesst damit das Jahr mit einem Gesamtergebnis von 26,2 Millio­ nen Euro ab, was im Vergleich zum Vorjahr einer Umsatzsteigerung von mehr als 40 Pro­ zent entspreche. (sda) Adventskalender LONDON - Ein Engel ist in vielen Religio­ nen ein Wesen, das Gott zur Seite steht. Das Wort leitet sich vom griechischen «angelos» ab und bedeutet so viel wie «Bote» oder «Botschaften). Engel sind himmlische, mit Verstand und Willen begabte Wesen und - obwohl sie bisweilen in menschlicher Gestalt erscheinen - den Menschen weit überlegen und nichtan die Schranken und Bedingungen- der menschlichen Sinneswelt gebunden. Sie sind nach Hiob die Erstlinge der göttlichen Schöpfung und existieren in unermessHch grosser Anzahl. Hier ist einer von ihnen: Ein Model trägt an der London Fashion Week'an den Schultern angebrachte Engelsflügel. (sda) 
Wollene Unterhosen Der Schriftsteller Alex Capus las am Liechtensteinischen Gymnasium VADUZ - Der bekannte Schwei­ zer Schriftsteller Alex Capus («Munzinger Pascha») aus Ölten stattete gestern der Lehrer- und Schülerschaft des Liechtenstei­ ner Gymnasiums 
einen Besuch ab. »Tamara frömmel t Alex Capus ist eine interessante Er­ scheinung: Leger gekleidet, lange blonde Locken. Vor zehn Jahren er­ schien sein erstes Buch, eine Sammlung von Kurzgeschichten. Am Mittagessen mit einigen Lehr­ personen muss er erfahren haben, dass wohl nicht alle Schüler über ihn Bescheid wissen. Schulbiblio­ thekarin Ursula Oehri, die ihn vor­ stellte, wies darauf hin, dass seine Bücher bei ihr ausgeliehen werden können. Wie dem auch sei, Capus erklärte zuerst, wie sein Name aus­ gesprochen werde, nämlich franzö­ sisch, 
da er dort zur Welt gekom­ men sei und bis zum fünften Le­ bensjahr auch dort lebte. Nach der Scheidung seiner Eltern zog er mit seiner Mutter nach Ölten,' ein «nicht extrem anziehendes Städt­ chen», in dem er noch heute mit Frau und drei Söhnen lebt. Passend zur Schulaula, in welcher er lesen sollte, erzählte Capus erst mal von 
War selbst auch einmal Schüler und holte sich mit jedem Aufsatz Sech­ sen, aber nur damit: Alex Capus. seinem eigenen Schulbesuch, näm­ lich 25 Jahre, nachdem er selbst nicht mehr dort war. Ein versiffter Teppich Sein Ältester besucht die Schuie nun, verändert hat sich praktisch nichts. «Es schmeckt an keinem Ort der Welt so wie dort. Eine Mi­ schung aus Nadelfilzteppich und 
Schiilerschweiss.» Den Teppich gibt es immer noch, er ist «nur noch etwas versiffter», stellt Capus fest. Und in der Mensa gebe es noch immer diesen einen Stuhl, in den ein anonymer Vandale mit der Zirkelspitze den Namen «Alex» ritzte. «Geschichten entstehen, in­ dem man vom Bestehenden aus­ geht und etwas Neues daraus 
macht», erklärt Capus den Schü­ lern. Seine Geschichten spielen fast alle 
in einer Kleinstadt, das könne Ölten sein, aber auch St. Gallen oder Bregenz. Ein ruhiges Büro? Seine Arbeit sei unspektakulär, er stehe um 6 Uhr auf, schleiche hin­ unter, lese Zeitung und trinke Kaf­ fee. Wenn die restlichen Familien­ mitglieder das Haus verlassen ha­ ben, nimmt er in seinem Büro unter dem Dach Platz. Das hat er sich so ausgewählt, weil die Kinder, da­ mals im Windelalter, noch nicht heraufkommen konnten. «Jetzt schaffen sie es leider», sagt er und lächelt. Bevor Capus seine Lesung beginnt, bleibt Zeit für Schülerfra­ gen. Diese nutzen die Gelegenheit und wollen vom Schriftsteller alles Mögliche über seinen Beruf und seine Arbeitsweise erfahren. Eine tolle Geschichte Capus beantwortet alle Fragen geduldig und humorvoll, bis. ein Lehrer fragt, ob sie auch noch eine Geschichte zu hören bekämen. Ca­ pus wählt «Wollene Unterhosen», eine Erzählung über fünf Schüler,: die sich für etwas schämen und dies auch noch im Erwachsenenalter tun. Er erntet grossen Applaus. «Könnte überall geschehen» Der neue Spielfilm «II venditore ambulante» unter der Regie von Ralf Klossner RUGGELL - «II venditore ambu- ^ lante» (Der Hausierer) ist der dritte Spielfilm, den der Ruggel- ler Filmemacher Ralf Klossner produzierte. Er spielt im Valle Bavona, einem Seitental des Maggiatales im Tessin. • Tamara Froi Eines Tages las Ralf Klossner in ei­ ner Tessiner Zeitung eine Anzeige über den bekannten Hausierer Giu­ seppe, der vor vier Jahren verstor­ ben war. Klossner begann über die­ sen Mann zu recherchieren und ent­ schied sich, einen Film über den Alltag des Hausierers zu drehen. Ende September war der Film fer­ tig, am 30. November können Interessierte die Premiere in Rank­ weil sehen. «Rund 50-Mal bin ich ins Tessin gefahren», so Klossner. Das Team drehte während 40 Ta­ gen. «Wir| waren natürlich vom Wetter und\den Touristen abhän­ gig», sagt Klossner und lächelt. Der Drehort des Valle Bavona ergab sich dadurch, dass Giuseppe dort lebte. Die Charaktere für den Film hatte Klossner bereits im Kopf, als er Schauspieler suchte. Für die Hauptrolle des Hausierers konnte er den als Clown tätigen Schweizer Walter Galetti gewinnen, der «Ähn­ lichkeiten mit dem Aussehen und der Art des Hausierers» hat und be­ reits mit Klossner für Spielfilme zusammenarbeitete. In der weib­ lichen Hauptrolle ist Elisabeth Banziger zu sehen. Sie besuchte ei­ ne Schauspielschule in New York. Der in Altstetten lebende Ueli Bie­ tenhader hat bereits Theatererfah­ rung und spielt den Bruder von Giu­ seppe. 
Konzentriert: Der Filmemacher Ralf Klossner bei der Arbeit im schönen Valle Bavone. aber erfreut gewesen, wie viel Eli­ sabeth Banziger, die er einen ech­ ten Profi nennt, zur Arbeit mit dem Team beitragen konnte. Vom Leben gebeutelt Die Nebenrollen besetzte Kloss­ ner auch mit Laien. So spielen zum Beispiel sein 13-jähriger Sohn und seine 17-jährige Tochter im Film kleine Rollen. Klossner meint, es sei nicht einfach gewesen, die Lai­ enschauspieler anzuweisen, er sei 
Ralf Klossner, der aus Bern stammt und seit 25 Jahren in Liech­ tenstein lebt, filmt schon lange. Seit 15 Jahren ist er Präsident des Film- und Videoclubs Liechtenstein. Auch Walter Galetti ist im Vor­ stand. Klossner produziert auch be­ ruflich viele (Auftrags-) filme, meist im Werbebereich. «Ich versu­ che aber auch meine Spielfilme zu vermarkten», so Klossner. Der je­ weils letzte Film soll den jeweils nächsten finanzieren. «Man wird aber nicht reich damit», sagt er. Ein nächstes Filmprojekt hat Klossner tatsächlich bereits im Kopf. Er !' 
möchte im nächsten Sommer im französischen Burgund drehen. Der Arbeitstitel lautet «Die Mühle». «Es geht um einen Müller, der aus gesundheitlichen Gründen seine Arbeit aufgeben muss und dies nicht verkraften kann», erzählt Klossner. Er filme gerne Charakte­ re, die vom Leben gebeutelt sind. Grosser Aufwand . Die Schaaner Primarlehrerin Martina Hilti (kleines Bild) spielt in «11 venditore ambulante» eine «ganz kleine Nebenrolle», wie sie sagt. Seit einem Filmprojekt, das sie mit ihren Schülern durchführte, kennt sie Ralf Klossner. Er lud sie deshalb ein, bei der Produktion sei­ nes Filmes zuzusehen. «Es war sehr interessant, einmal hinter die Kulis­ sen zu sehen. Ich war überrascht, was für ein Aufwand hinter einem professionellen Film steckt», so Hilti. Verblüfft hat sie nicht nur die Technik, sondern auch, dass «zum Beispiel ein ganzer Tag lang für ei­ ne Szene von nur drei bis vier Mi­ nuten Länge gedreht wurde.» Es ha­ be ihr aber viel Spass bereitet, mit den anderen Darstellern zusammen zu arbeiten. «Es ist viel schwieriger, vor der Kamera zu stehen, als man denkt», so Hiltis Resümee. 
DER FILM Heute Premiere Das junge Mädchen Giovanna verdreht den Männern im Dorf den Kopf. Sie serviert im «Ris- torante La Froda», wo auch der Hausierer Giuseppe gerne ein- und ausgeht und auch lange ver­ weilt - was seine Frau Laura mit zunehmender Unruhe quit­ tiert. Im Kunstmaler Stefano sieht Giuseppe alsbald einen Nebenbuhler um das hübsche Fräulein. Die durchtriebene Giovanna weiss, wie sie die Männer ausnehmen kann und behauptet bei beiden, schwan­ ger zu sein und Geld für die Ab­ treibung zu brauchen: Ob ihr die beiden Männer auf die Schliche kommen und was sie verbindet, sieht man sich am besten selbst an. «Eine Geschichte, die über­ all geschehen sein könnte, dies­ mal allerdings in jenem abge­ schiedenen Tal, dem Valle Ba­ vona», steht in .der Filmbe­ schreibung. Premiere ist heute, um 20 Uhr im Alten Kino Rank­ weil. Filmdauer: 40 Minuten. Sprache: Deutsch.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.